Alpinum

Alpinum

 

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Abb. 34: Übersicht des Alpinums. Es liegt direkt am Haupteingang des Gartens. Der linke Bereich umfaßt das geographische Alpinum, der rechte das ökologische. Am Hang unten und im Bild oben liegt das Alpinenhaus. Es wurden nur die größeren Bereiche beschriftet. Photo: Google Earth, 2007.

 

 

Geographische Reviere

 

Mehrere Großreviere im Freiland und in den Gewächshäusern des Tübinger Gartens sind überwiegend geographisch gegliedert, so das Alpinum (Abb. 34-37), das Tropicarium, das Sukkulenten- und Kanarenhaus. Geographisch abgegrenzte Bereiche sind auch die Schwä­bische Alb, der Jura, die Pannonische Flora, die asiatischen Gebiete incl. Himalaja und die Nordamerika-Abteilungen. Die in diesen Revieren gepflanzten Arten sind repräsentativ für ihre Herkünfte.

 

Das Tübinger Alpinum enthält drei Teile:
Geographisches Alpinum
Ökologisches Alpinum
Alpinenhaus
Es wurde 1976 ergänzt durch ein Alpinum und einen Lehrpfad mit heimischen Arten beim Berghaus Iseler in Oberjoch (siehe Anhänge „
Oberjoch ...“).

 

Geographische Gliederung des Alpinums
Europa
Alpen: Ost-, Süd- und Westalpen
Pyrenäen und iberische Halbinsel
Italien mit Apenninen
Karpaten
Balkan mit Griechenland

Afrika
Mediterrangebiet mit Nordafrika
Südafrika

Asien
Kaukasus
Vorderer Orient
Himalaja und Zentralasien
China
Japan

Amerika
Nordamerika
Südliches Südamerika und Anden

Arktisch/subarktischer Raum
Australien
Australien und Neuseeland

Von 1987 bis 1992 wurde das „Ökologische Alpinum“ von Gerhard Bialas durch massive vertikale Gliederung landschaftlich neu gestaltet (Abb. 38).

Es war zwingend, dass nach dieser Erneuerung auch das „Geogra­phische Alpinum“ an­gepasst und damit grundlegend umgestaltet werden musste, was von Karl-Heinz Märkle eindrucksvoll realisiert wurde. Die Verbindung zwischen beiden Teilen wurde durch das „Südalpen-Revier“ geschaffen. Ähnlich lassen sich die „Westalpen“ interpre­tieren.

 

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Abb. 35: Erste Alpinumsanlage im Neuen Botanischen Garten Tübingen 1969. Photo Anonymus.

 

All dies kann gut von der Aus­sichtskanzel aus überblickt werden (Abb. 15).

 

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Abb. 36: Teil des Geographischen Alpinums. Orig. 2.5.2005.

 

Es folgt ein kurzer Rundgang, der sich an die Abfolge der Reviere in der Anlage hält.

Eine ausführliche Darstellung findet sich in TüBG 4 Alpinum. Zusätzlich sind folgende, reich bebilderten Anhänge verfügbar:

Alpinum 1969-2006“ und

Alpinum geographisch“.

 

Am Haupteingang des Gartens befindet sich das Japan-Revier, von weitem erkennbar durch die mächtig herangewachsene japanische Sicheltanne, Cryptomeria japonica (Abb. 36). Eine ausführliche Darstellung der angepflanzten japanischen Pflanzen liefert ​​ der Anhang „Alpinum Japan“. Ferner sei auf den Anhang „Japan Pflanzen“ verwiesen, in dem die im Tübinger Garten bis 2007 kultivierten Arten aus Japan erfaßt sind.

 

Der zirkumpolare Tundrabereich ist im geographischen Alpinum besonders durch Kleingehölze vertreten (siehe Anhang „Alpinum Tundra“).

 

An das Japan-Revier schließt nach Süden „China“ an (siehe Anhang „Alpinum China“). Unterhalb des China-Reviers sind Arten aus dem Himalaja (siehe Anhang „Alpinum Himalaja“) und den Zentralasiatischen Gebirgen angepflanzt.

 

Unter den Pflanzen der iberischen Halbinsel (siehe Anhang „Alpinum Iberische Halbinsel“), gegenüber dem Mediterran-Revier gelegen, finden sich auffällige Polsterpflanzen.

 

Durch das Balkan-Revier zieht ein mächtiger Felsaufbau, der auf seiner Ostseite mit den Tertiärrelikten aus der Gloxinienfamilie (Gesneriaceae) bepflanzt ist (siehe Anhang „Alpinum Balkan“).

 

Im Karpaten-Revier des geographischen Alpinums wachsen Gebirgspflanzen, die nur in diesem Gebiet vorkommen (Endemiten; siehe Anhang „Alpinum Karpaten“).

 

Entlang des Haupteingangsweges schließt das Nordamerika-Revier an das japanische an und reicht bis zur Aussichtskanzel. Von dort aus erreichen wir nach wenigen Stufen unterhalb des Nordamerika-Bereiches das Kaukasus-Revier (siehe Anhang „Alpinum Kaukasus“).

 

Zwischen den Revieren des Balkan, Kaukasus und der Karpaten ist der „Vordere Orienteingebettet (siehe Anhang „Alpinum Vorderer Orient“).

 

An das Afrika-Revier schließt ein Bereich mit Pflanzen mediterraner Herkunft, unter besonderer Berücksichtigung der Apenninen, an (siehe Anhang „Alpinum Mediterran“).

 

Die Südhemisphäre ist im geographischen Alpinum durch Pflanzen aus Südamerika, Südafrika, Australien und Neuseeland vertreten.

 

Das kleine Afrika-Revier enthält wenige Pflanzen aus Nord- und Südafrika, die unter den Tübinger klimatischen Bedingungen ganzjährig im Freiland kultiviert werden können.

 

Im Revier mit Pflanzen des südlichen Südamerika und der Anden sind die Gehölze am auffälligsten.

 

Ökologisches Alpinum

 

 

Mehr als 10 Jahre habe ich mit dem damali­gen Reviergärtner Gerhard Bialas über das ehemalige ökologische Alpinum disku­tiert. Der Vielbeschäftigte hatte Zeit ge­braucht, um sich mit dem gewaltigen Vorha­ben einer höchst ungewöhnlichen Baumaß­nahme anzufreunden, die zu dem führte, was mit Recht als eines der Markenzeichen des Tübin­ger Botanischen Gartens bezeichnet werden kann. Schmunzelnd meinte Herr Bialas nachher, er habe das „Einverständnis der Obrigkeit“ gehabt.

Die Alpen werden oft in Ost- und Westalpen untergliedert. Die geographische Grenze verläuft vom Bodensee zum Comersee. Die Ostalpen sind annähernd spiegelsymmetrisch gebaut: Nördliche und südliche Kalkalpen, dazwischen die silikatischen Zentralalpen.

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Abb. 37: Hauptgesteine im Alpinum und Anpassungen von Pflanzenarten als kalkliebende, calciphile, oder kalkmeidende, säureliebende, acidophile Gewächse. Orig.

 

Wegen der Abhängigkeit vieler Pflanzen vom Substratchemismus (Abb. 37) ist die Ostalpen-Großglie­derung auch pflanzengeographisch relevant.

 

Die südlichen Kalkalpen werden im Tübin­ger Alpinum als eigenes Revier vorgestellt. Es kann zum geographischen Teil aber auch zum ökologischen gerechnet werden.

 

In der Übersichtsaufnahme (Abb. 38) sind Südalpen, Kalkalpin und Silikatalpin der Ostalpen umgrenzt. Die Westalpen sind auf diesem Bild nicht mehr zu sehen. Sie schließen nach rechts an (siehe Anhang „Alpinum Südalpen“).

 

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Abb. 38: Reviere des ökologischen Alpinums. Orig. 6.10.2002.

 

Im Tübinger ökologischen Alpinum werden Jurakalk und silikatischer Granit und Gneis als Hauptgesteine verwendet (Abb. 38).

 

Um das ökologische Alpinum kennenzulernen, ist eine kleine Bergtour empfehlenswert. Wir beginnen an der Waldgrenze.

 

Die subalpinen Wälder der silikatischen Zentralalpen werden großflächig vom Lärchenwald mit reichlichem Unterwuchs an Ericaceen gebildet. Es sind unterschiedliche Gesellschaften zu finden, wie Lärchen-Fichten­wälder, Larici-Piceetum und Zirbelkiefernwald, Larici-Pinetum cembrae, oft vermischt mit der Gesellschaft der Rostblättrigen Alpenrose, Rhododendro ferruginei-Vaccinietum, die sich auch über die Waldgrenze ausdehnt (siehe Anhang „Alpinum Lärchenwaldgrenze“).

Die Gesellschaft der Zwergwacholder-Bären­traubenheide, Junipero-Arctostaphy­le­tum, ist an der Waldgrenze der Silikatalpen zu hause. Oft handelt es sich um wärmebegünstigte Standorte. Gefördert wird ihre flächendeckende Entwicklung durch Entwaldung und Beweidung (siehe Anhang „Alpinum Bärentraubenheide“).

 

Grünerlen, Alnus alnobetula (viridis), treten bestandbildend in der subalpinen Zone auf dauerfeuchten, mergelig-tonigen und über­wiegend sauren Böden auf. Daher ist das Grünerlengebüsch, Alnetum viridis, besonders weit in den Zentralalpen verbreitet. Hier ersetzt die Grünerle die Funktion der Latsche in den Kalk- und Dolomitalpen oberhalb der Waldgrenze (siehe Anhang „Alpinum Feuchtbiotope“).

 

Im Frühjahrsaspekt des Silikatalpin ist das ​​ Wollgrasmoor durch die weiß-schopfig blühenden Pflanzen auffällig. Diese Vegetationseinheit ist durch das scheidige Wollgras, Erio­phorum vaginatum, bestimmt, das auf sehr nährstoffarmen Torfböden stockt. In den Randbereichen haben sich bereits Gehölze entwickelt, unter denen sich die Spirke, Pinus rotundata, die Moorbirke Betula pubescens und der Faulbaum, Frangula alnus finden (siehe Anhang „Alpinum Teich Moor“).

Auf mageren, saueren und oft durch Beweidung verdichteten Böden breitet sich der Borstgrasrasen, Nardion strictae, aus. Ob­wohl typisch für silikatischen Untergrund, kann die Gesellschaft auch über Kalk- und Dolomitgestein entstehen, wenn die Bodenauflage versauert. Im gut entwickelten Zustand wird das Borstgras vom Weidevieh gemieden (siehe Anhang „Alpinum Borstgrasrasen“).

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Von der subalpinen bis in die alpine Stufe sind besonders an exponierten Standorten die Horste der dreispaltigen Binse vegetationsbestimmend. Das Juncetum trifidi ist artenarm (siehe Anhang „Alpinum Dreispaltige Binsen Gesellschaft“).

 

Reich an Ericaceen ist die Kleinstrauchgesellschaft der Krähenbeerenheide, Empetro-Vaccinietum uliginosi. Sie kommt in den subalpinen und alpinen Bereichen der Silikatal­pen vor (siehe Anhang „Alpinum Krähenbeerenheide“).

 

Weitgehend waldfreie Silikat-Blockhalden der subalpinen und alpinen Stufe sind der Lebensraum der Rollfarnflur, Cryptogrammetum crispae. Der zwischen den Felsen angesammelte Humus erlaubt die Ansiedlung von Stauden. Häufig ist der Untergrund der Blockflur auch wasserzügig (siehe Anhang „Alpinum Rollfarnflur“).

 

Wasserzügiger Silikatschutt wird von der Säuerlingsflur, Oxyrietum digynae, besiedelt. Diese Pioniergesellschaft ist in der alpinen Stufe der Zentralalpen weit verbreitet (siehe Anhang „Alpinum Säuerlingsflur“).

 

Spalierförmig wachsende Kleingehölze und Strauchflechten sind die dominierenden Arten der Gemsheide, Loiseleurio-Cetrarietum. Ausgesetzte, windumpeitschte und lange schneefreie Silikatfelsen und Grate der zentralalpinen Höhen sind ihre Lebensräume (siehe Anhang „Alpinum Gemsheide“).

 

Silikatfelsen werden von zahlreichen Flechten und einigen spezialisierten Moosen besiedelt. Blütenpflanzen nutzen die Felsspalten, um sich zu verankern. Die Silikatfelsflur der behaarten Primel, Asplenio-Primuletum hir­su­tae, ist in den Zentralalpen besonders in der subalpinen Stufe verbreitet, ist aber auch im montanen Bereich und der alpinen Zone zu finden (siehe Anhang „Alpinum Behaarte Primel Gesellschaft“).

 

Auf alpinen bis nivalen, oft exponierten, silikatischen Schuttböden ist die Alpenmannsschildflur, Androsacetum alpinae, angesiedelt. Die Vegetationszeit ist meist äußerst kurz. Die meisten Arten der Alpenmannsschildflur sind in Tieflandkulturen äußerst schwer oder überhaupt nicht zu halten (siehe Anhang „Alpinum Alpenmannsschildflur“).

 

Auf humusreichen, feuchten, silikatischen Böden der alpinen Hochlagen mit langer Schneebedeckung ist die Krautweidenflur, Salicetum herbaceae, zu hause (siehe Anhang „Alpinum Krautweidenflur“).

 

Alpine Hochlagen flacherer Neigungen mit silikatischen Gesteinen werden großflächig vom Rasen der Krummsegge, Caricetum curvulae, bis über 3000 m Höhe besiedelt. Diese Gesellschaft ist an Blütenpflanzen vergleichsweise artenarm. Dafür treten nicht wenige, auffällige Strauchflechten auf (siehe Anhang „Alpinum Krummseggenrasen“).

 

An ausgesetzten Stellen alpiner Hochlagen über Silikat herrschen extreme klimatische Bedingungen. Die jährliche Schneebedeckung ist wegen starker Windeinwirkung vergleichs­weise gering, die Temperaturschwankungen zwischen Winterminima und Sommermaxima beinahe 100°C. Auch die täglichen Temperaturdifferenzen sind gewaltig. Unter diesen Be­dingungen sind nur noch wenige höhere Pflanzen lebenstüchtig, die als Arten des Nacktriedrasens, Elynetum, zusammengefaßt werden. Zunehmend werden sie von pionierfähigen Moosen und besonders von Flechten abgelöst (siehe Anhang „Alpinum Nackt­riedrasen“).

 

Serpentinpflanzen sind chemisch hoch spezialisierte Gewächse, die auf Serpentinit, der von allen anderen Arten gemieden wird, gedeihen können. Serpentinit ist meist ein olivgrün gebändertes, massiges bis schieferiges Silikatgestein, das aus Serpentin-Mineralien aufgebaut und oft von Calcitbändern durchzogen wird. Mehrere Serpentin-Mineralien sind reich an Chrom-, Magnesium oder Nickel-Verbindungen, die oft als die lebensfeindlichen Komponenten dieser Gesteine angesehen werden. In Europa gibt es Serpentinit-Lagerstätten u.a. in Spanien, Norwegen, Deutschland, Österreich, Italien und auf dem Balkan. Das Serpentinit-Revier in den Ostalpen des Tübinger ökologischen Alpinums wurde beim Neubau der zweiten Alpinumsanlage errichtet (siehe Anhang „Alpinum Serpentin“).

 

Die kalkhaltigen und meist mäßig nährstoffreichen Flach- und Niedermoore sind von Natur aus baumfrei. Sie werden durch das Grund­wasser dauerfeucht gehalten. Je nach Höhenlage und Nährstoffversorgung können unterschiedliche Pflanzengesellschaften ausgebildet sein, z.B. Davallseggen-Quellmoor, Caricetum davallianae; Knotenbinsenwiese, Juncetum subnodulosi; subalpines Kopfbinsenmoor, Schoenetum ferruginei; Tieflagen-Kopfriedsumpf, Schoenetum nigricantis (siehe Anhang „Alpinum Feuchtbiotope“).

 

In den dynamischen Kalk- und Dolomitschottern der Nord- und Südalpenflüsse wachsen die Arten der Deutschen Tamarisken-Knor­pelsalatflur, Myricario-Chondrilletum. Die unregelmäßig überschwemmten Uferschotter tragen typische Arten der steinigen Auwaldgesellschaften und wechselnde, unbeständige Schwemmlingsbesiedler aus der subalpinen und alpinen Region (siehe Anhang „Alpinum Feuchtbiotope“).

 

In der subalpinen Zone treten auf feinerde- und nährstoffreichen, wasserzügigen Böden Großstauden in charakteristischen Vegetationseinheiten auf. Diese Hochstaudenfluren können auf waldfreien Hängen stocken, z.B. die Alpendost-Hochstaudenflur, Adenostylo alliariae-Cicerbitetum alpinae. Manchmal sind sie Bachbegleiter, wie die Alpenlattich-Gesellschaft, Adenostylo-Cicerbitetum alpinae oder die Gesellschaft der großblättrigen Weide, Salicetum appendiculatae. Häufig sind auch Bestände der Bäumchenweide, Salicetum waldsteinianae, mit Hochstauden durchsetzt. Zumeist anthropogen bedingt sind die Lägerfluren, Senecietum alpini, und die Alpenampferfluren, Rumicetum alpini (siehe Anhang „Alpinum Hochstaudenflur“).

 

Auf kalkarmen oder kalkfreien, mergeligen Böden, besonders in den Zentralalpen, ist das Grünerlengebüsch, Alnetum viridis, oberhalb der Waldgrenze weit verbreitet. Es wird im Ökologischen Alpinum gesondert dargestellt.

 

In den Nördlichen Kalkalpen sind weiträumige Latschengürtel oberhalb der Waldgrenze ausgebildet. Schneeheide-Latschen-Vegeta­tio­nen, Erico-Pinetum mugi, Almrausch-Latschengebüsche, Rhododendro-Pinetum mugi und Almrauschheiden, Rhodothamno-Rhododendretum hirsuti, über Kalk und Dolomit bestimmen die subalpinen Krummholz- und Zwergstrauch-Gesellschaften (siehe Anhang „Alpinum Latschenvegetation“).

 

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Abb. 39: Schematischer Schnitt durch ein Hochmoor und Bedingungen, die für die nacheiszeitliche Entstehung von Hochmooren notwendig waren. Orig.

 

Die nacheiszeitlich entstandenen Hochmoore sind extreme Lebensräume, die von hoch spezialisierten Arten besiedelt werden. In dem Schema (Abb. 39) sind die wesentlichen zeitlichen, abio­tischen und biotischen Faktoren für die Entstehung eines Hochmoores enthalten.

Im ökologischen Alpinum gibt es einen knapp 40 Jahre alten Hochmoorkomplex im Latschengürtel des Kalkalpins (siehe Anhang „Alpinum Latschenvegetation“).

In den subalpinen und alpinen Kalk- und Dolomitschotterfluren der Hanglagen sind Arten der Alpenpestwurzflur, Petasitetum paradoxi, vereint, die an das sich bewegende Substrat bestens angepasst sind. In den Schuttrinnen erreichen sie oft die Tallagen und begleiten die Gebirgsbäche und -flüsse in ihren Schotterufern.

 

Auf Kalk- und Dolomitfelsen der alpinen Hochlagen ist die Gesellschaft des Polsterseggenrasens, Caricetum firmae, weit verbreitet. Die Standorte sind sonnen- und windexponiert, trocknen sehr schnell aus und haben zumindest in den Initialphasen sehr wenig Humusunterlage. Meist ist Carex firma die Pionierart, unter deren Polstern sich die erste Feinerde ansammelt. Der Polsterseggenrasen geht oft kontinuierlich in die Silberwurz-Polsterseggengesellschaft, Dryado-Fir­metum, über.

 

Die Extremstandorte von Felsspalten werden von wenigen Blütenpflanzenarten besiedelt. Dominiert werden diese Standorte von Blaualgen, Flechten und Moosen. Für Kalk- und Dolomitfelsenbewohner gibt es in mehreren Fällen deutliche Höhenpräferenzen. Manche Arten können allerdings mehrere Höhenstufen überspannen, so z.B. die Aurikel, Primula auricula (siehe Anhang „Alpinum Ostalpenkalk“).

 

Die Westalpen des ökologischen Alpinums sind durch einen Wiesenstreifen vom Mediterranrevier des geographischen Alpinums getrennt. Die prächtig gewachsene Zirbelkiefer, Pinus cembra, markiert den Standort. Neben den alpinen sind hier besonders submediterrane Arten des westlichen Alpenraumes gepflanzt. Sie verteilen sich auf Kalk- und Silikatfelsen und –böden (siehe Anhänge „Alpinum Westalpen Kalk“, „Alpinum Westalpen Silikat“)

 

 

Alpinenhaus

 

Das Alpinenhaus ist ein Kaltgewächshaus, das nicht beheizt wird (Abb. 40). Hauptzweck dieses Gewächshauses ist der Schutz empfindlicher Pflanzen vor zu großer Winternässe. Eine Besonderheit ist die Kalktuffwand, an der reichlich Arten der Primulaceen-Gattung Dionysia angepflanzt wurden.

Dass der lang gehegte Wunsch, ein Alpinen­haus bauen zu können, umgesetzt werden konnte, hatten wir dem Förderkreis zu ver­danken. Die Gelder der Jahresspenden wurden fast 10 Jahre lang angespart, was bei Jahresversammlungen zunehmend betonter zur Frage führte, warum diese Mittel nicht ausgegeben würden (siehe Anhänge „Alpinenhausbau“, „Alpinenhauspflanzen“).

Abb. 40: Das Alpinenhaus befindet sich unterhalb des Kalkalpins des ökologischen Alpinums. Orig. 5.11.2007.