Latschengürtel
Abb. 348: Hauptdolomit-Gebirgsstock von Iseler und Kühgund südöstlich von Oberjoch. Google-Satellit, 5.8.2015.
Abb. 349: Hauptdolomit-Schotterfluren am Iseler-Nordhang mit ausgedehnten Latschenbeständen. 15.6.2002. Orig.
Abb. 350: Bestand von Pinus mugo, Latsche. Blick vom Iseler bis zum markanten, schräg nach links abfallenden Hohen Ifen und dem darunter liegenden Gottesackerplateau. 3.10.2009. Orig.
In den nördlichen Kalkalpen sind weiträumige Bestände der Latsche, Pinus mugo, oberhalb der Waldgrenze ausgebildet. Damit ist erneut eine Ektomykorrhiza-Vergesellschaftung großflächig vegetationsbestimmend.
Pinus mugo (P. montana), Bergkiefer, Latsche, Legföhre
(Abb. 349, 350) MEu/Z-Apen/Balk; besonders an steinigen, kalkhaltigen Hanglagen der subalpinen Zonen der nördlichen und südlichen Kalkalpen; im Bestand ökologisch sehr wichtig als Krummholz-Schutzgürtel über der Waldgrenze; Charakterart des Alpenrosen-Legföhren-Gebüsches (Rhododendro hirsuti-Pinetum mugo); in den Zentralalpen zurücktretend und oft durch die Grünerle, Alnus alnobetula (A. viridis), ersetzt. – Der Name Legföhre für die Bergkiefer oder Latsche, Pinus mugo, bezieht sich auf die biegsamen Äste, die sich bei Schneedruck bis auf den Boden legen können, ohne zu brechen. Entsprechend ist die Hauptwuchsrichtung der Latschen der Hangneigung meist auffällig angepasst.
Ektomykorrhizapilze von Pinus mugo, Latsche
ECM-Pilze von Pinus sylvestris, Waldkiefer
Tabelle 107: ECM-Arten bei Pinus sylvestris, Kiefer:
Thelephora terrestris Erdwarzenpilz, Abb. 351
Tomentella spp.
Paxillus involutus kahler Krempling
Suillus bovinus Kuhröhrling
Xerocomus chrysenteron Rotfußröhrling
Lactarius picinus pechschwarzer Milchling
Lactarius rufus rotbrauner Milchling
Russula emetica Speitäubling, Abb. 315
Russula firmula scharfer Glanztäubling
Rhizpogon melanogastroides
Laccaria bicolor zweifarbiger Lacktrichterling
Cortinarius cinnamomeus Zimthautkopf
Cenococcum geophilum
Abb. 351: Thelephora terrestris. a Habitus, Meßbalken 1 cm; b Ausschnitt aus dem Hymenium mit unterschiedlich reifen Basidien und Basidiosporen, Meßbalken 20 μm; c-e Basidiosporen, Meßbalken 1 μm; c, d rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen; e Längsschnitt durch eine Basidiospore und den Apikulus; transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme. Nach Oberwinkler (2012), verändert.
Parasitische und saprobe Pilze von Pinus mugo, Latsche
Bei zu langer Schneebedeckung tritt oft der schwarze Schneeschimmel, Herpotrichia juniperi auf. Er bringt die Nadeln zum Absterben (Abb. 352). An abgestorbenen, aber noch berindeten Zweigen ist Lachnellula fuscosanguinea (Abb. 353) häufig.
Abb. 352: Herpotrichia juniperi auf den Nadeln von Pinus mugo, Latsche. Oberjoch, Iseler, 9.1983. Orig.
Abb. 353: Lachnellula fuscosanguinea auf der Borke von Pinus mugo, Latsche. Iseler, 21.9.1995. Orig.
Die Borke besiedelt ein weiterer, sehr häufiger Spezialist, Aleurodiscus scutellatus, Abb. 191, (Aleurocystidiellum subcruentatum?). Auf abgefallenen Zapfen kommt bevorzugt Strobilurus stephanocystis vor.
Abb. 354: Aleurodiscus scutellatus auf der Borke von Pinus mugo, Latsche. Iseler, Oberjoch, 28.9.1994. Orig.
Subalpine Krummholz- und Zwergstrauch-Gesellschaften
Schneeheide-Latschen-Vegetationen (Erico-Pinetum mugi), Almrausch-Latschengebüsche, (Rhododendro-Pinetum mugi) und Almrauschheiden (Rhodothamno-Rhododendretum hirsuti) über Kalk und Dolomit bestimmen die subalpinen Krummholz- und Zwergstrauch-Gesellschaften.
Salix waldsteiniana, Bäumchenweide
(Abb. 355) O-Alp/Balk auf Kalk- und Dolomitschotter und Böden der subalpinen Höhenzone vor. Sie ist eine Charakterart des subalpinen Knieweidengebüsches (Salicetum waldsteinianae). Salicaceae, Malpighiales.
Abb. 355: Bestand von Salix waldsteiniana, Bäumchenweide. Iseler bei Oberjoch, 15.6.2002. Orig.
Sorbus chamaemespilus, Zwergeberesche
(Abb. 356) In Mittel- und Südeuropa an kalk- und dolomithaltigen, meist auch trockeneren Standorten der subalpinen Zone; Charakterart des Alpenrosen-Legföhren-Gebüsches (Rhododendro hirsuti-Pinetum mugo). Rosales, Rosaceae.
Abb. 356: Fruchtender Sorbus chamaemespilus, Zwergeberesche. Steinplatte bei Lofer, 10.6.2003. Orig.
Sorbus aucuparia, Eberesche, Vogelbeere (siehe Buchen-Tannenwald, Abb. 112).
Rhododendron, Alpenrose
> 1000 S/M/OEu/Kauk/Him/OAs/Jap/SO-As/Neug/NAm; immer- oder sommergrüne Sträucher bis Bäume mit einfachen, ganzrandigen, wechselständigen Blättern, die meist an den Zweigenden gehäuft sind; Blüten meist in aufrechten Schirmtrauben, seltener einzeln; C meist (5), aber auch (6-10), rad-, glocken-, trichter- oder röhrenförmig, schwach zygomorph; A meist doppelt so viele wie C; G(5-20), septicide Kapseln; Insektenbestäubung; Windverbreitung; äußerst wichtige Ziergehölze mit sehr vielen Hybriden und Kulturformen; Name: Griech. rhódon - Rose, déndron - Baum. Ericaceae, Ericales.
Pilze: Der Alpenrosenrost Chrysomyxa rhododendri ist an der Waldgrenze besonders häufig. Er verursacht gelb-orange Flecken auf Rhododendronblättern und eine Fichtennadel-Vergilbung. – Blattgallen werden durch das spezifische Exobasidium rhododendri hervorgerufen (Abb. 357).
Abb. 357: Galläpfelartige Hypertrophien von Rhododendron hirsutum, bewimperte Alpenrose, durch Exobasidium rhododendri hervorgerufen. Oberjoch, Iseler, 8.7.1976. Orig.
Rhododendron hirsutum, bewimperte Alpenrose
(Abb. 358) Von den Alpen bis zur Tatra verbreitet; bevorzugt auf kalkhaltigen, aber auch neutralen Böden der Krummholzregion alpiner und subalpiner Lagen, selten als Schwemmling in tieferen Bereichen; Charakterart des Alpenrosen-Legföhren-Gebüsches (Rhododendro hirsuti-Pinetum mugo).
Abb. 358: Bewimpertes und unterseits grünes Blatt von Rhododendron hirsutum, bewimperte Alpenrose. Oberjoch, Iseler, 20.7.1993. Orig.
Rhodothamnus chamaecistus, Zwergrösel
(Abb. 359) Süd-, Nord- und Nordost-Alpen; auf kalkreichen Böden exponierter Felsfluren in wärmebegünstigten Lagen subalpiner, seltener montaner oder alpiner Regionen; charakteristisch für ostalpine Schneeheide-Alpenrosengebüsche (Erico-Rhododendretum hirsuti). Im Gebiet an der Westgrenze der nordalpinen Verbreitung. Ericaceae, Ericales.
Abb. 359: Rhodothamnus chamaecistus, Zwergrösel. TüBG, 10.5.2002. Orig.
Kleinsträucher im Latschengürtel
Daphne, Seidelbast
ca. 70 Eu/NAf/As/Aus/Pazif; Sträucher mit einfachen, meist wechselständigen Blättern, achselständigen oder terminalen, ährig angeordneten, zwittrigen Blüten; Hypanthium zylindrisch bis glockig, grün oder auffällig gefärbt; K4 C0, A4+4 an der Spitze des Blütenbechers inseriert; G einfächerig; Insekten- und Selbstbestäubung; Vogelverbreitung; mehrere Arten als Ziersträucher verwendet; nach einer griechischen Nymphe benannt und ursprünglich für den Lorbeer verwendet. Thymelaeaceae, Malvales.
Pilze: Aus dem Botanischen Garten Moskau ist auf Daphne mezereum Microsphaera gorlenkoi beschrieben worden. – Auf Daphne-Arten kommen keine falschen Mehltaupilze und keine Rost- und Brandpilze vor.
Ökologie von Daphne, Seidelbast
Tabelle 108: Daphne-Arten, Seidelbast und seine bevorzugten Standorte:
In Mischwäldern und in der Hochstaudenflur D. mezereum, Seidelbast
In Magerrasen, Zwergstrauchheiden und alpinen Matten
In Magerrasen und sonnig-warmen Wiesen D. cneorum, Heideröschen
In sonnig-warmen alpinen Matten und Zwergstrauchheiden D. striata, Steinröserl
Daphne striata, Steinröserl
(Abb. 360) Kommt in den Alpen auf kalkreichen, wechselfeuchten Böden in sonnig-warmen Lagen von Matten und Zwergstrauchheiden der subalpinen und alpinen Stufe vor; Charakterart des Alpenrosen-Legföhren-Gebüsches (Rhododendro hirsuti-Pinetum mugo).