Latschengürtel

Latschengürtel

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-10.6.16:  TüBG-9.6.16: TüBG Oberjoch aktuell-1.6.16: Oberjoch:Abb Oberjoch verkleinert:Iseler GS-8.5.15.jpg

Abb. 348: Hauptdolomit-Gebirgsstock von Iseler und Kühgund südöstlich von Oberjoch. Google-Satellit, 5.8.2015.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-1.7.16:  TüBG Oberjo-30.6.16: TüBG Oberjoch aktuell-30.6.16: Oberjoch-30.6.16:Abb Oberjoch verwendet:Landschaften verkleinert:Iseler Nordhang-15.6.02b.jpg

Abb. 349: Hauptdolomit-Schotterfluren am Iseler-Nordhang mit ausgedehnten Latschenbeständen. 15.6.2002. Orig.

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-1.5.17: Oberjoch-1.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Pinus mugo Iseler-3.10.09.jpg

 

Abb. 350: Bestand von Pinus mugo, Latsche. Blick vom Iseler bis zum markanten, schräg nach links abfallenden Hohen Ifen und dem darunter liegenden Gottesackerplateau. 3.10.2009. Orig.

 

In den nördlichen Kalkalpen sind weiträumige Bestände der Latsche, Pinus mugo, oberhalb der Waldgrenze ausgebildet. Damit ist erneut eine Ektomykorrhiza-Vergesellschaf­tung großflächig vegetationsbestimmend.

 

Pinus mugo (P. montana), Bergkiefer, Latsche, Legföhre

(Abb. 349, 350) MEu/Z-Apen/Balk; besonders an steinigen, kalkhaltigen Hanglagen der subalpinen Zonen der nördlichen und südlichen Kalkalpen; im Bestand ökologisch sehr wichtig als Krummholz-Schutzgürtel über der Waldgrenze; Charakterart des Alpenrosen-Legföh­ren-Ge­büsches (Rhododendro hirsuti-Pinetum mugo); in den Zentralalpen zurücktretend und oft durch die Grünerle, Alnus alnobetula (A. viridis), ersetzt. – Der Name Legföhre für die Bergkiefer oder Latsche, Pinus mugo, bezieht sich auf die biegsamen Äste, die sich bei Schneedruck bis auf den Boden legen können, ohne zu brechen. Entsprechend ist die Hauptwuchsrichtung der Latschen der Hangneigung meist auffällig angepasst.

 

 

Ektomykorrhizapilze von Pinus mugo, Latsche

 

ECM-Pilze von Pinus sylvestris, Waldkiefer

 

Tabelle 107: ECM-Arten bei Pinus sylvestris, Kiefer:

Thelephora terrestrisErdwarzenpilz, Abb. 351

Tomentella spp.

Paxillus involutuskahler Krempling

Suillus bovinusKuhröhrling

Xerocomus chrysenteronRotfußröhrling

Lactarius picinuspechschwarzer Milchling

Lactarius rufusrotbrauner Milchling

Russula emeticaSpeitäubling, Abb. 315

Russula firmulascharfer Glanztäubling

Rhizpogon melanogastroides

Laccaria bicolorzweifarbiger Lacktrichterling

Cortinarius cinnamomeusZimthautkopf

Cenococcum geophilum

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-26.4.17: Oberjoch-26.4.17:Abb Oberjoch verkleinert:Thelephora terrestris.jpg

 

Abb. 351: Thelephora terrestris. a Habitus, Meßbalken 1 cm; b Ausschnitt aus dem Hymenium mit unterschiedlich reifen Basidien und Basidiosporen, Meßbalken 20 μm; -e Basidiosporen, Meßbalken 1 μm; c, d rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen; e Längsschnitt durch eine Basidiospore und den Apikulus; transmissionselektronenmikroskopische Aufnahme. Nach Oberwinkler (2012), verändert.

 

 

Parasitische und saprobe Pilze von Pinus mugo, Latsche

 

 

Bei zu langer Schneebedeckung tritt oft der schwarze Schneeschimmel, Herpotrichia juniperi auf. ​​ Er bringt die Nadeln zum Absterben (Abb. 352). An abgestorbenen, aber noch be­rindeten Zweigen ist Lach­nellula fuscosangui­nea (Abb. 353) häufig.

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-5.5.17: Oberjoch-5.5.17:Abb Oberjoch zu verwenden:14 Hochmoor:Herpotrichia nigra-9.83.jpg

Abb. 352: Herpotrichia juniperi auf den Nadeln von Pinus mugo, Latsche. Oberjoch, Iseler, 9.1983. Orig.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-1.5.17: Oberjoch-1.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Lachnellula fuscosanguinea Pinus mugo Iseler-21.9.95.jpg

Abb. 353: Lach­nellula fuscosangui­nea auf der Borke von Pinus mugo, Latsche. Iseler, 21.9.1995. Orig.

 

Die Borke be­sie­delt ein weite­rer, sehr häufiger Spe­zialist, Aleuro­dis­cus scutellatus, Abb. 191, (Aleurocystidiellum subcruentatum?). Auf abge­fal­lenen Zapfen kommt bevorzugt Strobilurus stephanocystis vor.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-1.5.17: Oberjoch-1.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Aleurodiscus scutellatus Pinus mugo Oberjoch-28.9.94.jpg

Abb. 354: Aleurodiscus scutellatus auf der Borke von Pinus mugo, Latsche. Iseler, Oberjoch, 28.9.1994. Orig.

 

 

Subalpine Krummholz- und Zwergstrauch-Gesell­schaften

 

Schneeheide-Latschen-Vegeta­tio­nen (Erico-Pinetum mugi), Almrausch-Latschengebü­sche, (Rhododendro-Pinetum mugi) und Almrauschheiden (Rhodothamno-Rhododendre­tum hirsu­ti) über Kalk und Dolomit bestimmen die subalpinen Krummholz- und Zwergstrauch-Gesell­schaften.

 

Salix waldsteiniana, Bäumchenweide

(Abb. 355) O-Alp/Balk auf Kalk- und Dolomitschotter und Böden der subalpinen Höhenzone vor. Sie ist eine Charakterart des subalpinen Knieweidengebüsches (Salicetum waldsteinianae). Salicaceae, Malpighiales.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-11.5.16:  TüBG-11.5.16: TüBG aktuell-11.5.16:Alpinum Abb:GeoÖkoAlpinum Südalpen kompr:Salix waldsteiniana Iseler-15.6.02.jpg

Abb. 355: Bestand von Salix waldsteiniana, Bäumchenweide. Iseler bei Oberjoch, 15.6.2002. Orig.

 

 

Sorbus chamaemespilus, Zwergeberesche

(Abb. 356) In Mittel- und Südeuropa an kalk- und dolomithaltigen, meist auch trockeneren Standorten der subalpinen Zone; Charakterart des Alpenrosen-Legföhren-Gebüsches (Rhododendro hirsuti-Pinetum mugo). Rosales, Rosaceae.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-12.5.16:  TüBG-12.5.16: TüBG aktuell-12.5.16:Alpinum Abb:ÖkoAlpinum Latschengürtel kompr:Sorbus chamaemespilus Steinplatte-10.6.03.jpg

Abb. 356: Fruchtender Sorbus chamaemespilus, Zwerg­eberesche. Steinplatte bei Lofer, 10.6.2003. Orig.

 

Sorbus aucuparia, Eberesche, Vogelbeere (siehe Buchen-Tannenwald, Abb. 112).

 

 

Rhododendron, Alpenrose

> 1000 S/M/OEu/Kauk/Him/OAs/Jap/SO-As/Neug/NAm; im­mer- oder sommergrüne Sträucher bis Bäume mit einfachen, ganzran­digen, wechselständi­gen Blät­tern, die meist an den Zweigenden gehäuft sind; Blüten meist in auf­rechten Schirmtrauben, selte­ner ein­zeln; C meist (5), aber auch (6-10), rad-, gloc­ken-, trichter- oder röhren­förmig, schwach zygo­morph; A meist dop­pelt so viele wie C; G(5-20), septicide Kap­seln; Insektenbestäu­bung; Windverbreitung; äußerst wich­tige Zier­gehölze mit sehr vielen Hy­briden und Kultur­formen; Name: Griech. rhó­don - Rose, dén­dron - Baum. Ericaceae, Ericales.

Pilze: Der Alpenrosenrost Chry­so­myxa rhodo­dendri ist an der Wald­grenze be­son­ders häufig. Er verursacht gelb-orange Flecken auf Rho­do­dendron­blät­tern und eine Fichtenna­del-Vergil­bung. – Blatt­gallen werden durch das spezifi­sche Exobasidium rho­do­den­dri hervorge­ru­fen (Abb. 357).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-8.5.17: Oberjoch-8.5.17:Abb Oberjoch zu verwenden:6 Latschengürtel:Exobasidium rhododendri2 b.jpg

Abb. 357: Galläpfelartige Hypertrophien von Rhododen­dron hirsutum, bewimperte Alpenrose, durch Exobasidium rhododendri hervorgerufen. Oberjoch, Iseler, 8.7.1976. Orig.

 

Rhododendron hirsutum, bewimperte Alpenrose

(Abb. 358) Von den Alpen bis zur Tatra verbrei­tet; bevorzugt auf kalkhaltigen, aber auch neutralen Böden der Krummholzregion alpiner und subalpiner Lagen, selten als Schwemm­ling in tieferen Bereichen; Charakterart des Alpenrosen-Legföhren-Ge­büsches (Rhododendro hirsu­ti-Pinetum mugo).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-27.4.17: Oberjoch-27.4.17:Abb Oberjoch verkleinert:Rhododendron hirsutum Iseler-20.7.93b.jpg

Abb. 358: Bewimpertes und unterseits grünes Blatt von Rhododendron hirsutum, bewimperte Alpenrose. Oberjoch, Iseler, 20.7.1993. Orig.

Rhodothamnus chamaecistus, Zwergrösel

(Abb. 359) Süd-, Nord- und Nordost-Alpen; auf kalkreichen Böden exponierter Felsfluren in wärmebegünstigten Lagen subalpiner, seltener montaner oder alpiner Regionen; charakteristisch für ostalpine Schneeheide-Alpenrosen­gebüsche (Erico-Rhododendretum hirsuti). Im Gebiet an der Westgrenze der nordalpinen Verbreitung. Ericaceae, Ericales.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-26.4.17: Oberjoch-26.4.17:Abb Oberjoch verkleinert:Rhodothamnus-10.5.02b.jpg

Abb. 359: Rhodothamnus chamaecistus, Zwergrösel. TüBG, 10.5.2002. Orig.

 

 

 

Kleinsträucher im Latschengürtel

 

Daphne, Seidelbast

ca. 70 Eu/NAf/As/Aus/Pazif; Sträucher mit einfachen, meist wechselständigen Blät­tern, achselständigen oder terminalen, ährig ange­ord­neten, zwittrigen Blüten; Hypanthium zylindrisch bis glockig, grün oder auffällig gefärbt; K4 C0, A4+4 an der Spitze des Blütenbechers inseriert; G einfächerig; In­sekten- und Selbstbestäubung; Vogelverbrei­tung; meh­rere Arten als Ziersträucher verwen­det; nach einer grie­chischen Nymphe benannt und ursprünglich für den Lor­beer verwendet. Thymelaea­ceae, Malvales.

Pilze: Aus dem Botanischen Garten Moskau ist auf Daphne mezereum Microsphaera gorlenkoi beschrieben worden. – Auf Daphne-Arten kom­men keine falschen Mehltaupilze und keine Rost- und Brandpilze vor.

Ökologie von Daphne, Seidelbast

Tabelle 108: Daphne-Arten, Seidelbast und seine bevorzugten Standorte:

In Mischwäldern und in der Hochstaudenflur D. mezereum, Seidelbast

In Magerrasen, Zwergstrauchheiden und alpinen Matten

 ​​ ​​​​ In Magerrasen und sonnig-warmen Wiesen D. cneorum, Heideröschen

 ​​ ​​​​ In sonnig-warmen alpinen Matten und Zwergstrauchheiden D. striata, Steinröserl

 

 

Daphne striata, Steinröserl

(Abb. 360) Kommt in den Alpen auf kalkreichen, wechselfeuchten Böden in sonnig-war­men Lagen von Matten und Zwergstrauchheiden der subalpinen und alpinen Stufe vor; Charakterart des Alpenrosen-Legföhren-Gebüsches (Rhododendro hirsuti-Pinetum mugo).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-12.5.16:  TüBG-12.5.16: TüBG aktuell-12.5.16:Alpinum Abb:ÖkoAlpinum Latschengürtel kompr:Daphne striata Alp Flix-29.6.02.jpg

Abb. 360: Blütenstände von Daphne striata, Steinröserl, Alp Flix, Graubünden. Orig. 29.6.2002. Orig.

 

 

Weiter Kleingehölze in der Latschenregion:

 

Dryas octopetala, Silberwurz (s. Silberwurz-Polstergesellschaft)

Erica carnea, Schneeheide (s. Kiefernwälder)

Vaccinium myrtillus, Heidelbeere (s. Fichtenwälder)

Vaccinium vitis-idaea, Preiselbeere (s. Fichtenwälder)

 

 

Krautige Arten im Latschengürtel

 

Selaginella, Moosfarn

ca. 750 Arten über­wiegend ausdau­ernder, bodenbewohnen­der, sel­ten epi­phytischer Kräuter, die sub­kosmopoli­tisch, ins­besondere aber in den Tropen verbreitet sind. Gameto­phyten stark re­duziert und großen­teils in den Sporen entstehend. Männlicher Ga­metophyt (Mikro­gameto­phyt) mit 1-2 An­theridien, in der Mikro­spore gebil­det. Weib­licher Gametophyt (Megagameto­phyt) in der Me­ga­spore entste­hend und diese spren­gend, mit einigen Arche­gonien. Spermato­zoiden zwei­geißelig. Sporo­phyt krie­chend bis aufrecht oder klim­mend, über­wiegend abge­flacht (dorsiventral) beblät­tert, mit klei­neren Ober- und größeren Unter- oder Sei­tenblättern. Blätter mit je einem ober­seiti­gen, wasserauf­neh­menden Blatt­häut­chen (Li­gu­la). Sporan­gien ein­zeln in den Ach­seln von Sporo­phyllen, verschie­den gestaltet: Mikro­spo­rangien mit vielen kleinen, männli­chen Sporen, Me­gasporan­gien mit meist vier großen, weib­lich determi­nierten Spo­ren (hete­rospor).

Der Name ist die Verklei­nerungsform von selago, einer im Griechischen und Rö­mi­schen für Bär­lappe und Wa­cholder verwen­de­ten Bezeichnung.

Auf Moosfarnen kommen keine falschen und echten Mehl­taupilze, sowie keine Rostpilze vor: Bisher ist nur eine Brand­pilzart von Selaginella aus Indien beschrie­ben worden.

 

Selaginella selaginoides, gezähnter Moosfarn

(Abb. 361) NHem; auf wechselfeuchten bis feuchten, meist kalk­haltigen Böden; in Matten, Wiesen und Magerrasen von der montanen bis in die al­pine Region; typisch für Kalkflachmoore (Tofieldietalia) und alpine Blaugras­ge­sellschaften (Seslerion caeruleae).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-19.10.17:   Oberjoch-19.10.17:Abb Oberjoch verkleinert:selaginella selaginoides2.jpg

 

Abb. 361: Selaginella selaginoides, Moosfarn: a Habitus; b Ausschnitt mit Makrosporangien (Ma) und Mikrosporangien, Bl Blättchen; c Längsschnitt durch den Sporangienstand. Oberjoch, Iseler, 12.7.1995. Orig.

 

Ökologie von Saxifraga, Steinbrech

 

Tabelle 109: Saxifraga-Arten, Steinbrech und seine bevorzugten Standorte:

Im Tiefland und in montanen Gebieten

 ​​ ​​ ​​​​ Über trockenen, ruderalen Sanden und Schottern S. tridactylites, Dreifingersteinbrech

 ​​ ​​ ​​​​ In feuchten Kies- und Schotterfluren S. mutata, Kiessteinbrech

In der Hochstaudenflur und in Krummholzbeständen S. rotundifolia, rundblättriger Steinbrech

Im subalpinen und alpinen Bereich

 ​​ ​​​​ An nassen Stellen, auch in tieferen Lagen S. stellaris, Sternsteinbrech

 ​​ ​​​​ An nassen Stellen, Quellhorizonten, bis in Flußuferkiese der Tallagen S. aizoides, Fetthennensteinbrech

 ​​ ​​​​ Auf Kalk- und Dolomitgesteinen

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ In Spalten von Kalk- und Dolomitfelsen, auch als Schwemmling in Tallagen S. caesia, blaugrüner Steinbrech

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ In Spalten von Kalk- und Dolomitfelsen, auch in tieferen Lagen S. paniculata, rispiger Steinbrech

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ Über Kalkgesteinsböden S. aphylla, stängelloser Steinbrech

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ Auf Kalkfelsen, im Schotter und steinigen Rasen S. moschata, Moschussteinbrech

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ In feuchten Schotterfluren und auf Schneeböden S. androsacea, Mannsschildsteinbrech

Auf kalkfreien Böden und in Silikatschotterfluren

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ Über durchnäßten Silikatschottern und -felsen S. oppositifolia, roter Steinbrech

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ An Silikatgestein S. bryoides, Moossteinbrech

 

Saxifraga, Steinbrech

ca. 370 NHem/SAm; meist Stauden, seltener einjährige Kräuter; vegetativ sehr ver­schieden: Blattsukkulente, Polsterpflanzen, mit aus­dau­ernden Rosetten oder nur sommer­grüner Be­blätterung; Blüten meist in rispigen oder traubigen In­floreszenzen, überwiegend 5zählig, Stamina 10, G2 meist ober­stän­dig und nur partiell verwachsen, mit freien und sprei­zen­den Enden; Insektenbestäubung; viele Zierarten und -hy­briden; Saxifragaceae, Saxifragales.

Saxifraga rotundifolia, rundblättriger Steinbrech

(Abb. 362) MEu; auf nährstoffreichen Böden der Hochstauden-, Gebüsch- und Krummholzgesellschaften subalpiner und montaner Lagen; nicht selten auch als Begleiter von Flußauengesellschaften oder in der Blockhaldenflur alpiner Hochlagen; Charakterart der Hochstaudenfluren (Adenostylion).

 

 

Abb. 362: Teilblütenstand von Saxifraga rotundifolia, rundblättriger Steinbrech. Oberjoch, 3.6.2005. Orig.

 

Ökologie von Potentilla, Fingerkraut

 

Tabelle 110: Potentilla-Arten, Fingerkraut und seine bevorzugten Standorte:

Im Wasser von Tümpeln, Teichen, Schlenken P. palustris (Comarum p.), Sumpfblutauge

In stickstoffreichen Ruderalgesellschaften P. anserina, Gänsefingerkraut; P. reptans, kriechendes Fingerkraut

In unterschiedlichsten Wiesen- und Rasengesellschaften P. erecta, Blutwurz

In trockenen Rasen- und Magerrasen

 ​​ ​​​​ Auf kalkhaltigen Böden P. heptaphylla, rötliches Fingerkraut; P. pusilla, sternhaariges Fingerkraut

 ​​ ​​​​ Auf besonnten, steinig-sandigen Böden P. tabernaemontani, Frühlingsfingerkraut

In lichten Laubmischwäldern und Trockenrasen  P. sterilis, Erdbeerfingerkraut

Im subalpinen und alpinen Bereich

 ​​ ​​​​ Auf Kalkgestein und kalkahltigen Böden

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ An Kalkfelsen P. caulescens, Stängelfingerkraut

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ In Kalk- und Dolomitschotterfluren

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ Typisch für Kalkschneeböden P. brauneana, Zwergfingerkraut

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ Typisch für die Polsterseggenflur und den Nacktriedrasen P. crantzii, zottiges Fingerkraut

 ​​​​ Auf kalkarmen bis -freien Böden, oft im Borstgrasrasen und in Zwergstrauchheiden P. aurea, Goldfingerkraut

 

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-27.4.17: Oberjoch-27.4.17:Abb Oberjoch verkleinert:Potentilla erecta Zipfelsalm-3.10.09.jpg

Abb. 363: Potentilla erecta, Blutwurz. Iseler, Zipfelsalm, 3.10.2009. Orig.

 

Potentilla, Fingerkraut

ca. 300 NHem; überwie­gend Rhizomstauden, häufig basal verholzend, gele­gentlich aber auch ein- bis zweijährige Kräuter oder Sträucher; Blätter fiedrig oder fingerig zerteilt, in ba­sa­len Rosetten und an den Stängeln verteilt; Stipeln auf­fällig, mit den Blattstielen verwachsen; Blüten überwie­gend gelb, aber auch weiß oder selten rosa, mit Außen­kelchen; Blütenboden trocken schwammig, nicht flei­schig (Gegensatz zu Fragaria), aufgewölbt, mit ein­sami­gen Früchtchen besetzt; Insektenbestäubung, Tierver­brei­tung; mehrere Arten in der Volks­medizin verwendet (Name: Lat. potens - mächtig, auf die Heilkraft ver­weisend; -illa - Diminutiv­form). Rosaceae, Rosales.

Pilze: Wirte für den Chytridiomyceten Synchytrium aureum. – Auf mehreren Rosaceen kommt Podosphaera aphanis vor. Der aus­schließ­lich auf Potentilla-Arten parasitierende echte Mehltau Erysiphe thuemenii ist bisher nur aus Asien bekannt. ­– Wirte des autoeci­schen (0, I, II, III) Rostes Phrag­mi­dium poten­tillae. Bemerkenswert ist der Neunachweis von Fromeella mexicana auf eingebürgerten Populationen von Duchesnea indica in Ober­österreich und Graz.

Potentilla erecta, Blutwurz

(Abb. 363) Eu/As/Neuf; stel­lenweise häufig in unterschiedlichsten Wiesengesell­schaften von trockenen über wechselfeuchte bis zu nassen Standorten in Moorwiesen; in allen Höhenstu­fen, mit Ausnahme der alpinen Lagen; Heilpflanze (Wurzel).

Pilze: Gelbe Pu­steln an Stängeln und Blättern werden durch Taphri­na potentillae hervor­ge­rufen. – Wirt des spe­zifi­schen Rostes From­meella tormentillae (From­mea potentillae, F. obtusa; 0, IIa = primäre Uredos anstatt von Aecidien, IIb, III: Brachy-Typ).

 

Biscutella, Brillenschötchen

10-40 M/SEu; meist aus­dauernde, selten ein­jährige Kräuter steiniger und meist auch wär­merer Standorte; nach der unge­wöhnli­chen Schötchenform (Lat. bis - doppelt, scu­tel­lum - Schild­chen: brillenartig) benannt. Brassica­ceae, Brassicales.

Pilze: Wird vom spe­zifischen falschen Mehl­tau Pero­no­spora biscutellae befallen. – Wirt für den ech­ten Mehltau Erysiphe cruci­ferarum. – Poten­tieller Wirt für den mi­kro­zyklischen (III) Rost Puccinia biscutellae (von Spani­en be­schrieben; Angabe von Bozen zweifelhaft).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-27.4.17: Oberjoch-27.4.17:Abb Oberjoch verkleinert:Biscutella laevigata Bschiesser-Ponten-25.7.79b.jpg

Abb. 364: Bestand von Biscutella laevigata, Brillenschötchen. Iseler bei Oberjoch, 14.6.2002. Orig.

 

Biscutella laevigata, glattes Brillenschötchen

(Abb. 364) M/W/SEu; trocken-steinige Kalk- und Dolomitfluren der subalpinen und alpinen Stu­fen; oft auch als Schwemmling, Fluß- und Bachbegleiter in tie­fe­ren Lagen; Charakterart alpi­ner Blaugrasgesellschaften (Seslerion caeruleae).

Laserpitium, Laserkraut

ca. 35 Ka­nar/Med/Eu/SW-As; große Stauden mit fiedrigen Blät­tern, zusam­men­ge­setzten Dolden, weißen Blüten und kahlen, ge­flü­gel­ten Früchten; Insektenbestäubung; an kalkhalti­gen und troc­kenen Stand­orten; Name aus dem Lateini­schen (laser - harzi­ger Saft) und Griechischen (pitizo - trop­fen) zu­sam­menge­setzt. Apiaceae, Apiales.

Pilze: Wirte für den falschen Mehltaupilz Plasmopara laserpitii. Wirte für den Umbelliferen-Mehltau Erysiphe heraclei. – Wie viele andere Um­belliferen von Protomyces macro­sporus und Ta­phri­dium umbelliferarum befallen.

 

 

Abb. 365: Laserpitium latifolium, breitblättriges Laserkraut. Hinterstein, 7.1984. Orig.

 

Laserpitium latifolium, breitblättriges Laserkraut

(Abb. 365) Eu; bevor­zugt kalkhaltige, wechselfeuchte Böden lichter Stand­orte in Wiesen, Gesteinsfluren und von Gehölzrändern der mon­tanen und subalpinen Lagen; Charakterart der Haldengesellschaft des Laserkrauts und Bergreitgrases (Laserpitio latifolii-Calama­gros­tie­tum variae).

Knautia, Witwenblume

ca. 50 NAf/Eu/WAs; Stau­den, aber auch einige Annuelle mit Blattrosetten und aufrechten Stängeln; Blätter einfach bis fiederig ge­teilt; Infloreszenzen kopfig, mit zweireihigen Hüllblät­tern; Blüten blau bis purpur, von Insekten bestäubt; Kelch 8-16grannig; Kronen der Rand­blüten verlängert und zy­go­morph; A4, frei; Insektenbestäubung; Früchte be­haart, mit basalen Elaio­somen (Ameisenverbreitung); nach den deutschen Ärzten und Botani­kern Christoph (1638-1694) und Bruder Christian Knaut (1654-1716) benannt. Dipsacaceae, Dipsacales.

Pilze: Der falsche Mehltau Peronospora knautiae verursacht Blattflecken; Kronblätter werden von Peronospora violacea befallen. – Wirte für den echten Mehltau Erysi­phe knautiae. – Wirte für die An­the­renbrände Microbotryum flosculorum und Microbotryum sca­biosae (Abb. 366).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-3.5.17: Oberjoch-3.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Microbotryum Knautia dipsacifolia Pfaffenberg-27.5.12b.jpg

Abb. 366: Microbotryum scabiosae auf Knautia dipasacifolia. Pfaffenberg bei Rottenburg, 27.5.2012. Orig.

 

Knautia dipsacifolia, Waldwitwenblume

(Abb. 366) MEu; auf wechselfeuchten, nährstoffeichen Böden halbschattiger Lagen in Wäldern und an Gehölzrändern aller Höhenstufen, besonders aber der montanen und subalpinen Bereiche; Charakterart der Waldska­bio­sen-Gesellschaft (Knautietum sylvaticae).

 

Bellidiastrum, Alpenmaßliebchen

1; kleine Rhizomstaude mit grundständiger Blattrosette und ein­köpfi­gen Stängeln; Blätter einfach, in einen schwach geflügelten Stiel zusammengezogen; Köpfchen­hülle doppelt, Köpfchen­boden ohne Spreu­blätter und ohne Haare; Strahlenblüten weiß, Röh­renblüten gelb; Pap­pus aus 2-3 Reihen rauher Borsten; Insek­tenbe­stäu­bung; Windverbreitung; Name: Lat. bellus - schön, di - ähnlich (Suffix), astrum - Stern. Asteraceae, Asterales.

Pilze: Wirt für den echten Mehltau Podo­sphae­ra fusca. – Haplontenwirt für die Rostpilze des For­menkrei­ses der Puccinia firma: P. firma (II, III: Carex firma) und Puccinia capillaris (II, III: Carex capillaris; bisher nur von Grau­bünden be­kannt). Puccinia belli­di­astri (III) ist spezifisch. – Belli­di­astrum kann von dem Brand­pilz En­ty­loma belli­diastri (helle Blatt­flecken) befallen wer­den.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-27.4.17: Oberjoch-27.4.17:Abb Oberjoch verkleinert:Bellidiastrum michelii Iseler-14.6.02+.jpg

Abb. 367: Bellidiastrum michelii, Alpenmaßliebchen. Iseler bei Oberjoch, 14.6.2002. Orig.

 

Bellidiastrum michelii (Aster bellidiastrum), Alpenmaßliebchen

(Abb. 367) Jura/Schwa/W/Alp/Apen/Karp/ Balk; auf meist kalkhaltigen, wechsel­feuchten bis feuchten Böden der montanen bis alpinen Lagen; typisch für alpine Steinrasen (Seslerietalia).

Homogyne alpina, Alpenlattich

(Abb. 368) In Mittel- und Südeuropa auf wechselfeuchten, humosen Böden von Matten, Rasen, Weiden und Zwergstrauchheiden der alpinen und subalpinen Region, sowie in montanen Bergwäldern (Homogyno alpinae-Piceetum). Asteraceae, Asterales.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-12.5.16:  TüBG-12.5.16: TüBG aktuell-12.5.16:Alpinum Abb:ÖkoAlpinum Latschengürtel kompr:Homogyne alpina Alp Flix-28.6.02.jpg

Abb. 368: Bestand von Homogyne alpina, Alpenlattich. Alp Flix, Graubünden, 28.6.2002. Orig.

 

 

 

Alpiner Buntsandstein

 

Das Iseler-Kühgund-Massiv (Abb. 5) hat eine bemerkenswerte Gesteinsabfolge. Oberjoch liegt im Hauptdolomit (obere Trias), der bis über das Berghaus Iseler hinaufreicht und vom Plattenkalk abgelöst wird, der deutlich aus dem Gelände herausragt, daher auch nicht als Almwiese genutzt werden konnte. Dieses schmale Gesteinsband ist vom Bergwald bestockt. Darauf folgen die Kössener Schichten des unteren Rhät, gekennzeichnet durch feuchte Almwiesen. Sie werden nach oben durch die Oberrhätriffkalke begrenzt, auf denen das Iselerplatzhaus steht (vgl. Abb. 237).

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Abb. 369: Hauptgesteine in den Alpen und Anpassungen von Pflanzenarten als kalkliebende, calciphile, oder kalkmeidende, säureliebende, acidophile Gewächse. Orig.

 

Auf gleicher Höhe tritt geringmächtig und über weite Strecken unterbrochen Buntsandstein (untere Trias) an die Erdoberfläche. Dies ist ein drastischer Bruch in der zeitlichen geologischen Schichtenabfolge. Darüber erhebt sich erneut der mächtige Hauptdolomit der Iseler-Kühgund-Gipfel­region. Das zweimalige Auftreten des Hauptdolomits wird durch eine schuppenförmige Überfaltung während der Alpenentstehung gedeutet.

 

 

Abb. 370: Landkartenflechte, Rhizocarpon sp., auf Buntsandstein unter dem oberen Hauptdolomit am Iseler beim Iselerplatzhaus, 2.10.2003. Orig.

 

Buntsandstein ist ein Kalk- und Dolomit-freies Gestein, das dementsprechend von basiphoben und acidophilen Organismen besiedelt wird. Am auffälligsten wird das durch die Gruppe der Landkartenflechten, Rhizocarpon spp., mit ihren oft gelben und schwarzgefelderten Thalli, sichtbar (Abb. 370).

 

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Abb. 371: Geologische Formationen zwischen Füssen ­- Immenstadt und Nesselwang - Weißenbach im Lechtal. Der weiße Pfeil markiert die Lage von Oberjoch. Geologische Karte von Bayern 1954.

 

 

 

Geologische Schichtenfolge im Oberallgäu

 

dw - Würmmoränen

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ usm - unt. Süßwassermolasse

kro - Oberkreide 100-70 Ma

ce - Cenoman 100-90 Ma

kru - Unterkreide 140-100 Ma

fh - Flysch Ultrahelvetikum

f - Flysch 150-50 Ma

jk - Jurakalk 150 Ma

jm - Juramergel 200 Ma

rh - Rhät 200 Ma

 ​​ ​​ ​​ ​​ ​​ ​​​​ Kössener Schichten (nicht ausgewiesen)

pk - Plattenkalk

hd - Hauptdolomit

rs - Raibler Schichten

wk - Wettersteinkalk 230 Ma

m - Muschelkalk 240 Ma

s - Buntsandstein ​​ 250 Ma (nicht signiert)

 

Geologische Schichtenfolge von alt (unten) nach jünger (oben) im weiteren Umfeld von Oberjoch (weißer Pfeil), von der Trias (Buntsandstein - Rhät), zum Jura (Kalke und Mergel), der Kreide (Cenoman - Oberkreide), dem Tertiär (untere Süßwassermolasse) und dem Quartär (Jungmoränen der Würmeiszeit). Altersangaben in Millionen Jahren (Ma), gemittelt.

 

 

 

 

 

 

Allgemeines zum Latschengürtel

 

 

​​ natürliche Ektomykorrhiza-Vegetation des subalpinen Bereiches mit gelegentlichen Ausweitungen in Tallagen und in die alpine Region

 

● ​​ Anpassung von Pinus mugo, Latsche, an hohe und lange anhaltende Schneebelastung durch äußerst biegsame Äste

 

● ​​ vergesellschaftet mit weiteren ECM–Arten, wie Salix spp., Weiden, Dryas octopetala, Silberwurz

 

● ​​ vergesellschaftet mit ericoid mykorrhizierten Gehölzen, Rhododenron spp., Alpenrose, und Vaccinium spp., Heidelbeere und Preiselbeere

 

​​ an verflachten Hängen durch Almwiesen und Weiden zurückgedrängt

 

● ​​ an vernäßten und versauerten Stellen durch Alnus alnobetula, Grünerle, ersetzt