Phylogenie der Ustilaginomycotina, Brandpilze
Abb. 161: Phylogenie der Ustilaginomycotina, echte Brandpilze, mit repräsentativen Taxa und deren Wirten sowie Standortshinweisen. Dendrogramm stark vereinfacht und verändert, in Anlehnung an Begerow et al. 1997, 2014). Erläuterungen im folgenden Text und an weiteren, einschlägigen Textstellen.
Brandpilze sind durch molekularphylogenetische Analysen in zwei Großgruppen zerlegt worden, die Unterabteilung Ustilaginomycotina und die Klasse Microbotryomycetes, die den Pucciniomycotina angehört (Abb. 15, 16). Die Pucciniomycotina werden jetzt als echte Brandpilze bezeichnet (Abb. 161). Es sind Pflanzenparasiten, die nur auf Angiospermen, Bedecktsamern, vorkommen und typischerweise einen dimorphen Entwicklungsgang besitzen (Abb. 162).
In der Evolution der Brandpilze sind bemerkenswerte Substratspezifitäten, wie auch ökologische Standortsanpassungen zum Tragen gekommen. Als monophyletische Wirtsgruppe stechen die Poaceae, Süßgräser, für die artenreiche Gattung Ustilago, Flugbrände, aber auch für Tilletia, Steinbrände, hervor.
Unter den Cyperaceae, Sauergräser, nimmt die Wirtsgattung Carex, Segge, eine Vorrangstellung für Arten der Gattung Anthracoidea ein, die hohe Art–Art–Spezifitäten evolviert hat (Tabelle 57).
Andererseits bilden die Angiospermen, Bedecktsamer, ein sehr breites Wirtsspektrum für die Gattungen Entyloma, Melanotaenium und Urocystis.
Exobasidium ist in der heimischen Flora schwerpunktmäßig auf Ericaceae, Erikagewächse, konzentriert. Ähnliches trifft für Microstroma zu, das in gemäßigten Breiten Quercus und Juglans (Fagales) als Wirte besiedelt, in subtropisch-tropischen Gebieten aber auch auf Fabales übergeht.
Erstaunlich ist, dass die Hauptgruppe der auf Wasserpflanzen, Alisma (Froschlöffel), Butomus (Schwanenblume), Callitriche (Wasserstern), Limosella (Schlammling), Nymphaea (Seerose), Sagittaria (Pfeilkraut), Sparganium (Igelkolben) hinsichtlich ihrer Brandpilzparasiten (Doassansia, Doassinga, Nannfeldtiomyces, Rhamphospora) offensichtlich eine monophyletische Abstammungsgemeinschaft bilden.
Ein konvergente Parallele dazu stellt die Gattung Doassansiopsis dar, deren Wirte sich auf Alismataceae, Limnocharitaceae, Menyanthaceae, Nymphaeaceae und Potamogetonaceae verteilen.
Abb. 162: Normalentwicklungsgang von Brandpilzen am Beispiel von Ustilago-Arten, Parasiten von Poaceae, Süßgräser: Brandsporen keimen mit Meiosporangien, Basidien, die Sporidien, Basidiosporen, abgliedern. Diese knospen Hefezellen ab, die sich in dieser saproben Phase zu Hefekolonien weiterentwickeln können. Nach Konjugation kompatibler Hefezellen entsteht eine Dikaryophase mit Hyphen, die geeignete Wirte infizieren und parsitieren. In den Wirten werden zuallermeist organspezifisch Lager ausgebildet, in denen die Brandsporen entstehen, die als Verbreitungseinheiten dienen. Blau – saprobe, rot – parasitische Stadien. Orig.
Carex, Segge
ca. 2000 kosm; Rhizomstauden mit dreikantigen, kompakten Stängeln und linealisch-grasartigen, meist gekielten Blättern; Blattbasis meist scheidig und mit Blatthäutchen; Infloreszenz ein- oder mehrährig und dann rispig; Blüten eingeschlechtig, in einblüigen Ährchen, die von je einer Spelze getragen werden; männliche Blüten mit 2-3 Stamina; G(2-3), oberständig, von einer Hülle (Utriculus) umgeben; männliche und weibliche Blüten in getrennten Infloreszenzen und überwiegend einhäusig verteilt (Abb. 165); außerordentlich wichtige Pflanzen von Wiesen und Matten-Vegetationen; viele Arten sind hervorragende Bioindikatoren. Cyperaceae.
Carex-Arten werden von vielen Rost- und Brandpilzen befallen, die nicht selten artspezifisch auftreten. Bei Pucciniales handelt es sich überwiegend um Puccinia-Arten, die meist Compositen, sowie Ribes- und/oder Urtica-Arten als Haplontenwirte haben. Daneben ist im Gebiet nur eine Uromyces-Art (U. caricis-sempervirentis) vertreten.
Es wird die Gäumannsche (1959) Gliederung des äußerst komplexen des Formenkreises von Puccinia urticae ∩ ferrugineae (Puccinia urticae ∩ caricis) verwendet:
Puccinia urticae ∩ acutae (II, III: Carex elata, gracilis),
Puccinia urticae ∩ acutiformis (II, III: Carex acutiformis),
Puccinia urticae ∩ flaccae (II, III: Carex flacca),
Puccinia urticae ∩ frigidae (II, III: Carex frigida),
Puccinia urticae ∩ hirtae (II, III: Carex hirta),
Puccinia urticae ∩ inflatae (II, III: Carex rostrata),
Puccinia urticae ∩ pallescentis (II, III: Carex pallescens, Carex spp.),
Puccinia urticae ∩ paniceae (II, III: Carex panicea),
Puccinia urticae ∩ umbrosae (II, III: Carex umbrosa),
Puccinia urticae ∩ vesicariae (II, III: Carex vesicaria).
Abb. 163: Der Brandpilz Anthracoidea irregularis auf Carex digitata, bei der einzelne „Früchte“ in schwarze, ballenförmige Brandsporenlager umgewandelt sind. Karlstein bei Bad Reichenhall, 17.5.2013. Orig.
Carex brizoides, Zittergrassegge
Fra/MEu/W-OEu; auf wechselfeuchten bis nassen, lehmig-humosen Böden in Wäldern, Lichtungen, auch an schattigen Gehölzrändern der tieferen Lagen.
Pilze: Dikaryontenwirt von Puccinia silvatica (Haplontenwirt: Taraxacum officinale). – Früchte können von Anthracoidea arenaria befallen werden.
Carex digitata, Fingersegge
(Abb. 163) Eu/Kauk/Mands/Jap; bevorzugt auf kalkhaltigen, steinig-humosen, wechselfeuchten bis trockenen Böden lichter Laub- und Nadelmischwälder der kollinen, montanen und subalpinen Stufe; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Pilze: Dikaryontenwirt von Puccinia ribesii ∩ digitatae (Haplontenwirte: Ribes spp.). Früchte können von Anthracoidea irregularis (Abb. 163) und Blätter von Schizonella melanogramma befallen werden.
Carex flacca, blaugrüne Segge
(Abb. 164) NAf/Eu/Isl/WAs; auf kalkhaltigen bis versauerten, nassen bis trockenen, meist lehmig-schweren Böden von Wiesen-, Wald- und Randgesellschaften aller Höhenlagen; sehr häufig, weit verbreitet und offensichtlich wenig spezialisiert.
Pilze: Dikaryontenwirt von Puccinia ribesii ∩ diversicoloris (Haplontenwirte: Ribes spp.) und Puccinia urticae ∩ flaccae (Haplontenwirte: Urtica dioica, U. urens). – Früchte können von Anthracoidea pratensis (Abb. 164). und Blätter von Schizonella cocconii sowie von Urocystis fischeri befallen werden.
Abb. 164: Teilfruchtstand von Carex flacca, mit einzelnen, durch Anthracoidea pratensis befallenen „Früchten“. Iseler, 31.8.1984. Orig.
Brandpilze sind hauptsächlich durch die Cyperaceen-spezifische Gattung Anthracoidea zahlreich repräsentiert. Ihre kugeligen, schwarzen Sporenlager werden um junge Fruchtknoten herum gebildet, sodaß sie nur in den weiblichen Fruchtständen zu finden sind (Abb. 163, 164). Sie sind besonders häufig in der subalpinen und alpinen Zone (s. Anthracoidea).
Farysia thuemenii bildet Sori unterhalb der Fruchtknoten von Carex-Arten. Arten der Gattung Farysia sind durch sterile Hyphenbündel, die aus den Sporenlagern auswachsen, gut erkennbar.
Tolyposporium aterrimum ist ein spezifischer Brand in männlichen Carex-Blüten.
Urocystis fischeri, die Streifenbrände der Gattung Schizonella und krustig wachsende Arten der Gattung Orphanomyces kommen nur auf Carex-Blättern vor.
Wirte von Schizonella
Tabelle 55: Schizonella-Arten und Wirte nach Gattungen und Arten:
Carex atrata S. caricis-atratae
Carex flacca S. cocconii
Carex intercedens S. intercedens
Carex ssp. S. melanogramma
Kobresia myosuroides S. elynae
Ökologie von Carex, Seggen
Tabelle 56: Carex-Arten, Seggen und ihre bevorzugten Standorte:
Wasserpflanzen
In Moorschlenken
Im Wasser C. heleonastes, Schlenkensegge; C. limosa, Schlammsegge
Zuwachsende Moorschlenken C. chordorrhiza, Fadenwurzelsegge; C. dioica, zweihäusige Segge
Kalkreiche Flach- und Quellmoore C. davalliana, Davalls Segge
In Ufervegetationen und Verlandungszonen
Seichtes Wasser bis durchnäßte Böden C. acutiformis, Sumpfsegge; C. canescens, graue Segge
Seichtes Wasser bis durchnäßte Torfböden C. lasiocarpa, Fadensegge
Stehende bis langsame fließende Gewässer C. elata, steife Segge; C. rostrata, Schnabelsegge
Stehende bis langsame fließende Gewässer C. vesicaria, Blasensegge
Landpflanzen
Standorte feucht
Hochmoorbulte C. pauciflora, wenigblütige Segge
Flachmoore, Quellhorizonte C. appropinquate, Schwarzschopfsegge; C. echinata, Igelsegge
Staunasse Zwischen- und Flachmoore C. dioica, zweihäusige Segge; C. hostiana, Saumsegge
Staunasse Zwischen- und Flachmoore C. nigra, Schwarzsegge
Klakreiche Flachmoore C. pulicaris, Flohsegge
Sickernasse, kalkhaltige Böden C. acuta, Spitzsegge; C. panicea, Hirsesegge
Feuchtwiesen, Uferbereiche C. buxbaumii, Buxbaums Segge; C. demissa, gebogene Segge
Feuchtwiesen, Uferbereiche C. distans, entferntährige Segge; C. hartmannii, Hartmanns Segge
Feuchtwiesen, Uferbereiche C. pseudocyperus, Scheinzypergrassegge
Dauernasse Böden, Gewässerränder C. paniculata, Rispensegge, C. vulpina, Fuchssegge
Dauernasse Böden C. diandra, Drahtsegge; C. disticha, Kammsegge; C. flava s.l., gelbe Segge
Dauernasse Böden C. lepidocarpa, Schuppensegge
Standorte wechselfeucht bis trocken
Magerwiesen C. caryophyllea, Frühlingssegge; C. ericetorum, Heidesegge
Nährstoffarme, versauerte Wiesen C. ovalis, Hasenfußsegge; C. pallescens, bleiche Segge
Nährstoffreiche, basische Wiesen C. muricata, sperrfrüchtige Segge
Trockenrasen C. humilis, niedrige Segge
Rand- und Trittgesellschaften C. flacca, blaugrüne Segge; C. hirta, behaarte Segge; C. viridula, grünliche Segge
Waldpflanzen oder an Waldrändern und in angrenzenden Biotopen
Gewässerränder und Quellhorizonte C. pendula, Hängesegge
Feuchte, nasse Waldböden schattiger Stellen C. remota, Winkelsegge C. umbrosa, Schattensegge
Gehölzverlichtungen, Mähwiesen C. tomentosa, filzige Segge
Wechselfeuchte Stellen C. sylvatica, Waldsegge
Wechselfeuchte bis nasse Waldböden C. brizoides, Zittergrassegge; C. elongata, Walzensegge
Wechselfeuchte bis trockene Waldböden C. digitata, Fingersegge; C. ornithopoda, Vogelfußsegge
Gestörte Vegetationen, bes. Waldlichtungen C. spicata, dichtährige Segge
Lichte Wälder, sandige Böden C. pilulifera, Pillensegge
Trockene Wald- und Wiesenränder C. alba, weiße Segge; C. montana, Bergsegge
Subalpine und alpine Standorte
Kalkflachmoore C. capillaris, Haarsegge
Quell- und Bachfluren C. frigida, Eissegge
Durchnässte Böden von Schneetälchen C. aterrima, große Schwarzsegge
Versauerte, humoos-torfige, kalkfreie Böden C. brunnescens, bräunliche Segge
Matten und Gesteinsfluren
Kalkhaltige bis versauerte Böden C. atrata, Schwarzsegge
Kalkhaltige, humose Böden C. rupestris, Felsensegge
Kalk-, Dolomitfelsspalten C. brachystachys, kurzährige Segge; C. mucronata, stachelspitzige S.
Wechselfeuchte, kalkhaltige Böden
Wiesen und Matten C. ferruginea, Rostsegge; C. sempervirens, Horstsegge
Kalkgeröllgesellschaften C. firma, Polstersegge; C. ornithopodioides, Alpenvogelfußsegge
Wasserzügige Kalkgerölle C. parviflora, kleinblütige Segge
Abb. 165: Blütenorgane von Juncaceae, Binsengewächse und Cyperaceae, Sauergräser, die mit einer Handlupe im Gelände gesehen werden können und die in dieser Gegenüberstellung als Blütendiagramme in einer Reduktionsreihe, von unten links nach oben rechts, dargestellt sind: Die Juncaceae haben eine zweimal dreigliedrige und einhetiliche Blütenblatthülle, Perigon. Dieses ist bei den Simsen und Wollgräsern der Cyperaceae zu Borsten reduziert. Bei den Seggen fehlt es vollständig. – Bei den Juncaceae sind zwei dreigliederige Staubblattkreise vorhanden, bei den Cyperaceae nur ein einziger Kreis. – Reduktionen des Fruchtknotens betreffen den Übergang vom dreifächerigen, syncarpen, bei der Binse, zum einfächerigen, paracarpen, bei der Hainsimse, und den nachfolgenden Gattungen der Cyperaceae, bei denen die Samenlagen auf eine einzige reduziert wurden. – Schließlich erfolgte bei der Evolution der Gattung Segge ein Trennung der Geschlechter, sodaß die Blüten eingeschlechtig wurden. Orig.
Abb. 166: Weiblicher Teilblütenstand von Carex sylvatica, Waldsegge. Oberjoch, 13.7.1993. Orig.
Carex sylvatica, Waldsegge
(Abb. 166) NAf/Eu/OAs; auf humosen und wechselfeuchten Böden in Laubmischwäldern und an Gehölzrändern der kollinen und montanen, seltener der subalpinen Stufe.
Wirte von Anthracoidea
Tabelle 57: Auswahl von Anthracoidea-Arten und Wirten nach Gattungen und Untergattungen sowie Arten mit gleichen Parasiten:
Kobresia myosuroides A. elynae
Trichophorum A. scirpi
PRIMOCAREX
Carex davalliana A. karii
Carex dioica A. turfosa
Carex pauciflora A. caricis-pauciflorae
Carex pulicaris A. pulicaris
VIGNEA
Carex appropinquata, chordorrhiza, diandra A. aspera
Carex arenaria, brizoides, leporina A. arenariae
Carex curvula A. curvulae
Carex brunnescens, echinata, paniculata A. karii
Carex brunnescens, canescens, diandra A. fischeri
Carex leersii, muricata A. vankyi
Carex rupestris A. ruspestris
CAREX
Carex atrata A. atratae
Carex buxbaumii A. buxbaumii
Carex hostiana, flava, lepidocarpa A. hostianae
Carex lasiocarpa A. intercedens A. lasiocarpae
Carex panicea A. paniceae
Carex capillaris A. capillaris
Carex alba A. caricis-albae
Carex digitata, ornithopoda A. irregularis
Carex pallescens A. pseudirregularis
Carex montana, pilulifera A. caricis
Carex tomentosa A. tomentosae
Carex flacca A. pratensis
Carex hirta A. angulata
Carex limosa A. limosa
Carex firma, ferruginea, sempervirens A. sempervirentis
Carex elata A. heterospora
Carex elata, nigra A. liroi
Carex acuta, elata, nigra A. echinospora
Carex rostrata A. inclusa
Carex acutiformis, riparia, vesicaria A. subinclusa
Poales, Süßgräser
Familie der Poales (Süßgrasartige Gewächse) mit ca. 650 Gattungen und etwa 10.000 Arten einjähriger und ausdauernder Kräuter, sowie strauchartiger und baumförmiger Gräser, die kosmopolitisch verbreitet sind. Blätter flach, an Halmknoten entspringend und zweizeilig angeordnet, in Scheiden und Spreiten gegliedert; am Übergang der Scheide zur Spreite ist ein Blatthäutchen (Ligula) ausgebildet. Stängel (Halm) rundlich, in Knoten (Nodien) und Internodien gegliedert; Internodien meist hohl; Knoten sind zum Aufrichten der Halme befähigt. Blüten unscheinbar und reduziert, in komplexen Infloreszenzen angeordnet; in Ähren-, Ährenrispen- und Rispengräser gegliedert.Grundeinheit der Teilblütenstände ist das "Ährchen" (Abb. 167): es wird von (meist zwei) Hüllspelzen eingehüllt; Deckspelzen (bei vielen Arten begrannt) fungieren als Tragblätter der Einzelblüten; die zweikielige Vorspelze kann als Verwachsungsprodukt zweier äußerer Blütenhüllblätter (ursprünglich 3) angesehen werden, während die beiden Schwellkörper aus 2 inneren Tepalen hervorgegangen sein können (dritter Schwellkörper bei Bambuseen erhalten); es sind meist 3, selten 6, 2 oder nur ein Staubblatt vorhanden; der oberständige Fruchtknoten besteht aus 3 oder 2 verwachsenen Fruchtblättern und enthält eine Samenanlage, die mit den Fruchtknotenwänden zu einer Einheit (Karyopse) verwächst. Süßgräser sind weltweit von außerordentlicher Bedeutung als Lieferanten von Grundnahrungsmittel (Getreidegräser), sowie als Futtergräser und wichtigste Elemente in Grasvegetationen. Ziergräser gewinnen zunehmend an Bedeutung. Der Name stammt aus dem Griechischen (póa - Futter, Gras, Kraut).
Pilze: Auf Süßgräser ist der Grasmehltau Blumeria graminis (Erysiphe graminis) spezialisiert. Er ist außerordentlich weit verbreitet und von enormer landwirtschaftlicher Bedeutung. Poaceen sind in der heimischen Flora die einzigen monokotylen Wirte für echte Mehltaupilze. Der Pilz ist in Europa u.a. von Arten folgender Gattungen nachgewiesen: Achnatherum, Aegilops, Agropyron, Agrostis, Aira, Alopecurus, Anthoxanthum, Apera, Arrhenatherum, Avena, Brachypodium, Briza, Bromus, Calamagrostis, Corynephorus, Cynodon, Cynosurus, Dactylis, Danthonia, Deschampsia, Digitaria, Elymus, Eragrostis, Festuca, Glyceria, Helictotrichon, Hierochloë, Holcus, Hordelymus, Hordeum, Koeleria, Lagurus, Lamarckia, Leymus, Lolium, Melica, Mibora, Milium, Molinia, Phalaris, Phleum, Phragmites, Poa, Polypogon, Puccinellia, Secale, Sesleria, Setaria, Stipa, Trisetum, Triticum, Vulpia.
Abb. 167: Schematische Darstellung eines zweiblütigen Ährchens der Poaceae, Süßgräßer, und Diagramm einer Blüte. Hüllspelzen umschließen das Ährchen. Deckspelzen, bei diesem Beispiel begrannt, sind die Tragblätter der Einzelblüten. Die Vorspelze, ein Verwachsungsprodukt aus zwei Spelzen, entspricht zwei äußeren Blütenhüllblättern, ein drittes Blütenhülllblatt ist ausgefallen (*). Zwei Schwellkörper, ein drittes Organ ist ausgefallen (*), bewirken ein Auseinanderspreizen der Spelzen und damit ein Öffnen der Blüte bei Reife der drei Staubblätter mit ihren terminalesn Staubbeuteln, Antheren, und des einfächrigen, einsamigen Fruchtknotens, dessen drei Fruchtblätter durch drei Narben erkennbar werden. – Dieser Blütenbauplan entspricht dem Grundtyp der Monokotylen mit drei Organen pro Wirtel, wie aus dem Blütendiagramm (rechts) ersichtlich ist. Orig.
Der giftige, medizinisch genutzte Mutterkornpilz, Claviceps purpurea, kommt ebenfalls nur auf Süßgräsern vor (Abb. 440). Von ihm werden junge Fruchtknoten infiziert, die dann zu auffälligen, schwarzen, meist hornförmig gekrümmten Sklerotien (Mutterkörner: vegetative Überwinterungsstadien) auswachsen. Erst im nächsten Frühjahr entwickeln sich aus den abgefallenen Sklerotien gestielte Sammelfruchtkörper, die in ihren Köpfchen die Pilzfruchtkörper (Perithecien) bilden. In diesen entstehen die Ascosporen. Die Größe der Sklerotien ist offensichtlich mit der Größe der Grasfruchtknoten korreliert. Für alle Poaceen, incl. der Getreidegräser, wird nur eine einzige Mutterkornart angenommen.
Mit dem Mutterkorn verwandt sind ein weiterer Süßgrasparasit, Epichloë typhina und andere Graskernkeulen (Tabelle 58, n. Schardl and Leuchtmann 2005; Saikkonen et al. 2016), (Abb. 168), deren auffällige gelb-orange Stromata mit eingesenkten Perithecien Grashalme umwachsen. – Wohl alle Süßgräser, die mit Faulbaum und Kreuzdorn-Arten vergesellschaftet sein können, sind potentielle Wirte (II, III) von Puccinia coronata (0, I: Frangula, Rhamnus), Kronenrost, einer Sammelart komplexer Sippen, die bisher nicht ausreichend analysiert wurden. Charakteristisch sind die kronenartigen Auswüchse der terminalen Teleutosporenzellen. Von enormer wirtschaftlicher Bedeutung ist Puccinia graminis (II, III auf den meisten Grasarten auftretend; 0, I: Berberis), der Schwarzrost der Süßgräser, der auf Getreidegräsern solche Schäden hervorruft, daß beträchtliche Ernteausfälle eintreten.
Überwiegend mit lilioiden Monocotylen (0, I) wirtswechselnde Puccinien (Teleutolager bedeckt, Teleutosporenstiele fest) werden in dem Formenkreis der Puccinia sessilis (P. digraphidis, hordei, orchidearum ∩ phalaridis, phalaridis, schmidtiana, smilacearum ∩ festucae, winteriana) zusammengefaßt.
Zahlreiche Gräser sind II, III-Wirte für Puccinia striiformis, Haplophase erst 2010 auf Berberis chinensis, B. koreana und „Esmerald Carousel“ nachgewiesen (Jin et al. 2010). –
Gräser sind auch die Dikaryontenwirte (II, III) von Arten des Formenkreises von Uromyces dactylidis (U. agrostidis, airae-flexuosae, alopecuri, brizae, dactylidis, festucae, phlei-michelii, poae, poae-alpinae; 0, I: Ranunculus), mit bedeckten Teleutolagern und glatten, nicht papillaten Teleutosporen. – Der Streifenbrand auf Blättern von Süßgräsern, Ustilago striiformis, ist von vielen Wirtsarten diverser Gattungen bekannt.
Abb. 168: Epichloë sylvatica, Waldzwenken-Kernpilz, auf Brachypodium sylvaticum, Waldzwenke: a, b Stromata mit eingesenkten Perithecien umwachsen die Halme der Wirte; c Längsschnitt durch einen infizierten Grashalm mit den peripheren Stromata und Perithecien; d Ascus mit Ascosporen und verdickter Apikalregion; e frei liegende Ascosporen. a TüBG, 10.7.2003; b-e Oberjoch 9.9.1986. Orig.
Wirte von Epichloë, Graskernpilz
Tabelle 58: Epichloë-Arten, Graskernpilze und ihre Wirte:
Agrostis spp., Straußgräser; Calamagrostis villosa, wolliges Reitgras E. baconii
Anthoxanthum, Ruchgras; Arrhenatherum, Glatthafer; Brachypodium, Zwenke E. typhina
Dactylis, Knäuelgras; Lolium, Lolch; Phleum, Lieschgras; Poa, Rispengras E. typhina
Brachypodium sylvaticum, Waldzwenke E. sylvatica
Bromus spp., Trespen, Hordelymus europaeus, Haargerste E. bromicola
Festuca arundinacea, Rohrschwingel E. coenphiala
Festuca, Schwingel; Koeleria, Schillergras; Lolium, Lolch E. festucae
Holcus lanatus, wolliges Honiggras E. clarkii
Festuca, Schwingel
ca. 450 gemZ/tropHGbg; ausdauernde, einzeln oder horstförmig wachsende Gräser mit flachen und/oder borstigen Blättern und überwiegend rispigen, gelegentlich auch traubigen Infloreszenzen; Ährchen 3- bis mehrblütig, mit abgerundeten Spelzen; Hüllspelzen kürzer als die Ährchen; Deckspelzen meist begrannt; Name: Lat. festuca – Grashalm; systematisch außerordentlich komplexe Gattung mit teilweise sehr schwer unterscheidbaren Arten. AMF-assoziiert (Dalpé and Alken 1998), Poaceae.
Festuca altissima (Drymochloa), Waldschwingel
(Abb. 169) Eu/Sib; auf wechselfeuchten, locker-humosen Böden der Bergmischwälder, bis in die subalpine Stufe reichend; typisch auch für Rotbuchenwälder (Fagion).
Pilze: Wirte für den Grasmehltau Blumeria graminis. – Dikaryontenwirte (II, III) für Puccinia festucae (0, I: Lonicera), Puccinia petasiti ∩ pulchellae (0, I: Petasites) und Puccinia smilacearum ∩ festucae (0, I: Convallaria, Paris, Polygonatum). Wirt für Puccinia gibberosa (II, III; Haplophase unbekannt).
Ökologie von Festuca, Schwingel
Tabelle 59: Festuca-Arten, Schwingel und ihre bevorzugten Standorte:
Böden nass, nährstoffreich, besonders in Auwäldern F. arundinacea (Lolium a.), Rohrschwingel
Böden wechselfeucht bis trocken
Wiesen und Rasen
Fett- und Magerwiesen F. pratensis, Wiesenschwingel
Magerwiesen, Trockenrasen, felsige Stellen F. ovina, Schafschwingel; F. rupicola, Felsenschwingel
Gestörte Standorte, kultivierte Flächen, Ruderalgesellschaften F. rubra, Rotschwingel
Waldpflanzen oder an Waldrändern und in angrenzenden Biotopen
Kiesige Flächen in offenen Kiefernwäldern F. amethystina, Amethystschwingel
In Mischwäldern an halbschattigen Stellen auf versauerten Böden F. altissima, Waldschwingel
In Mischwäldern auf feuchten Böden F. gigantea, Riesenschwingel
Subalpine und alpine Standorte
Gebirgswiesen der Hochlagen F. melanopsis, schwärzlicher Schwingel
Gebirgswiesen der Hochlagen F. nigrescens, schwärzender Schwingel; F. pulchella, schöner Schwingel
Kalkgeröll- und Dolomitfluren F. alpina, Alpenschwingel
Steinige, alpine Hochlagen F. quadriflora, niedriger Schwingel
Abb. 169: Blatthäutchen, Ligula, von Festuca altissima, hoher Schwingel. Bad Reichenhall, 8.7.1995. Orig.
Hordelymus, Haargerste
1; ausdauerndes Ährengras mit länglich-zylindrischen Infloreszenzen (Name: Lat. hordeum - Gerste, Griech. elymos - Hirse), aus Dreiergruppen von sitzenden, 1-(2)blütigen Ährchen zusammengesetzt; Ährchen mit seitlich zusammengedrückten Rhachillafortsätzen; Hüllspelzen basal verwachsen, grannenartig; Deckspelzen grannenspitzig.
Pilze: Wirt für den Grasmehltau Blumeria graminis. – Dikaryontenwirt von Puccinia aconiti ∩ rubrae (0, I: z.B. Aconitum, Actaea, Hepatica, Trollius). – Wirt für den Brandpilz Ustilago hypodytes.
Abb. 170: Blühender Hordelymus europaeus, Wald-Haargerste. Ornach bei Oberjoch, 18.7.1995. Orig.
Hordelymus europaeus, Wald-Haargerste
(Abb. 170) NAf/Eu/Kauk; auf nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden in Mischwäldern der unteren und mittleren Höhenlagen; typisch für Rotbuchenwälder (Fagion).
Abb. 171: Bestand von Milium effusum, Flattergras. TüBG, 23.5.1982. Orig.
Milium, Flattergras
4 gemEu/As/O-NAm; einjährige oder ausdauernde Rispengräser mit flachen Blättern und lockeren, überhängenden Infloreszenzen; Ährchen klein, flach-oval, ohne Grannen; Hüllspelzen die übrigen Spelzen überdeckend; Name: Lat. milium - Hirse.
Pilze: Wirt für den Grasmehltau Blumeria graminis. – Wirt für den Streifenbrand Ustilago striiformis.
Milium effusum, Flattergras
(Abb. 171) Eu/As/O-NAm; auf nährstoffreichen, humosen, wechselfeuchten Böden von Laubmischwäldern, seltener in Nadelwäldern und Hochstaudenfluren, von den Tieflagen bis in die subalpine Zone; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Pilze: AMF-Mykorrhiza ging nach Düngung verloren (Turnau et al. 1992).
Poa, Rispengras
ca. 500 subkosm; zumeist ausdauernde, aber auch einige einjährige Rispengräser mit überwiegend flachen, selten borstigen Blättern; Blattspitzen häufig kapuzenförmig zusammengezogen; Hüll- und Deckspelzen und damit auch die Ährchen auffällig stark gekielt, aber nicht begrannt; bei mehreren Arten wachsen die Spelzen der Ährchen vegetativ zu Jungpflanzen aus ("Viviparie"). Die 11 im Gebiet vorkommenden Arten werden in Tabelle 60 nach ihren bevorzugten Standorten gruppiert.
Pilze: Barni et Siniscalco (1999) haben die AMF Vegetationsdynamik der W-italienischen Alpen untersucht. – Wirte für den Grasmehltau Blumeria graminis. – Dikaryontenwirt (II, III) von Puccinia petasiti ∩ pulchellae (0, I: Petasites) und Puccinia thalictri ∩ poarum (0, I: Thalictrum). Die für die Wirtswechsel benötigten Wirte finden sich zumeist an den gleichen Standorten (vgl. z.B. folgende Rostpilze von Poa nemoralis, Hainrispengras).
Ökologie von Poa, Rispengräser
Tabelle 60: Poa-Arten, Rispengräser und ihre bevorzugten Standorte:
Böden nass, nährstoffreich, besonders in Auwäldern P. palustris, Sumpfrispengras
Böden wechselfeucht bis trocken
Wiesen und Rasen
Fettwiesen P. pratensis, Wiesenrispengras; P. trivialis, Rispengras
Magerwiesen, Trocken- und Steppenrasen P. compressa, flaches Rispengras
Gestörte Standorte, kultivierte Flächen, Ruderalgesellschaften P. annua, einjähriges Rispengras
Waldpflanzen oder an Waldrändern und in angrenzenden Biotopen
Humosig steinige Böden in Laubwäldern P. nemoralis, Hainrispengras
Subalpine und alpine Standorte
Feucht-humöse Böden schattiger Hochstauden und Zwerggehölze P. hybrida, Bastardrispengras
Nährstoffreiche Wiesen und Matten P. alpina, Alpenrispengras
Stickstoffreiche, feuchte Böden gestörter Gesellschaften P. supina, Lägerrispengras
Kalkgeröll- und Dolomitfluren P. cenisia, Mont Cenis-Rispengras; P. minor, kleines Rispengras
Abb. 172: Bestand von Poa nemoralis, Hainrispengras. Bad Kreuznach, 6.6.2011. Orig.
Poa nemoralis, Hainrispengras
(Abb. 172) NgemZ; auf humosen bis steinigen Böden lichter Laubmischwälder und Gehölzränder aller Höhenstufen.
Pilze: Dikaryontenwirt (II, III) von Puccinia poae ∩aposeridis (0, I: Aposeris foetida), Puccinia poarum (0, I: Tussilago), Uromyces poae (0, I: Ranunculus). – Wirt für die Brandpilze Tilletia paradoxa, Tilletia poae, Tilletia sterilis, Urocystis poae, Ustilago striiformis.
Magnoliatae (Dicotyle), zweikeimblättrige Pflanzen
Asarum, Haselwurz
ca. 70 NHem; Zwergstauden schattiger bis halbschattiger Laubmischwälder, mit kriechenden Stängeln (Name: Griech. ásaron – unverzweigt), schuppigen Niederblättern und gestielten, nieren-, herz- oder pfeilförmigen, glänzenden, lederigen und ausdauernden Blättern; Blüten einzeln, radiär, glockig, P3 A12 G(6) unterständig (Abb. 173), kugelige, mehrsamige Kapseln; reich an ätherischen Ölen vom Phenylpropan- und Sesquiterpentyp.
Pilze: AMF-Pilze wurden u.a. in Asarum canadense nachgewiesen (Brundrett and Kendrick 1990).
Abb. 173: Asarum europaeum, Haselwurz, Blüte längs geschnitten. MüBG, 4.1968. Orig.
Asarum europaeum, europäische Haselwurz
(Abb. 173) W/OEu/Sib; nährstoffreiche, kalkhaltige und wechselfeuchte Böden in Laubmischwäldern der kollinen bis montanen Stufe; typisch für Buchenlaubwälder (Fagetalia); Käfer- und Selbstbestäubung; Ameisenverbreitung.
Pilze: Wirt für den gebietsweise häufigen, mikrozyklischen (III) Rost Puccinia asarina (Abb. 174).
Abb. 174: Teleutosporen von Puccinia asarina, Rostpilz auf Asarum europaeum, Haselwurz. Meßstriche 1 μm, Großgmain bei Salzburg, 29.7.2007. Orig.
Actaea, Christophskraut
7 NgemZ; schattenliebende Stauden; Frühjahrsblüher mit weißen Blüten in gedrängten Blütenständen; früh abfallende Kronblätter und schmale Nektarblätter; giftige (?) Beeren; Insektenbestäubung, Vogelverbreitung; mit einem griechischen Pflanzennamen (aktaia) belegt.
Pilze: AMF-Mykorrhizierung bei Actaea rubra (Brundrett and Kendrick 1990). – Wirt für den echten Mehltau Erysiphe aquilegiae (Tabelle 18). – Haplontenwirt von Puccinia actaeae ∩ agropyri (II, III: Festuca nigrescens, F. violacea). – Kann von dem Brandpilz Urocystis carcinodes befallen werden.
Abb. 175: Blühende Pflanze von Actaea spicata, Christophskraut. Allgäu, Weißensee, 13.5.2012. Orig.
Actaea spicata, ähriges Christophskraut
(Abb. 175) Eu/As; besonders in Schlucht- und Mischwäldern der kollinen bis montanen Bereiche in lockeren, humosen bis lehmigen und kalkreichen Böden; Charakterart des Bergahorn-Eschen-Schluchtwaldes (Aceri pseudoplatani-Fraxinetum).
Anemone, Windröschen
ca. 120 N/SgemZ; zumeist durch Protoanemonin giftige Stauden mit geteilten, grundständigen Blättern und 3-4 quirligen Stängelblättern; Blüten radiär, zwittrig, mit 5-20 Kronblättern, vielen Staubblättern und zahlreichen freien, einsamigen Karpellen; Nüßchen mit kahlen und zur Fruchtzeit nicht verlängerten Griffeln (Unterschiede zu Pulsatilla-Arten); Pollenscheibenblumen, Insektenbestäubung; Name: Griech. ánemos - Wind. – Wirte für den echten Mehltau Erysiphe ranunculi.
Abb. 176: Bestand von Anemone nemorosa, Buschwindröschen. Tübingen, Hagelloch, 10.4.2012. Orig.
Anemone nemorosa, Buschwindröschen
(Abb. 176) Eu/OAs; bestandbildend in Laubmischwäldern, gelegentlich auch in Nadelwäldern, durchaus häufig in Baum- und Obstgärten, sowie in halbschattigen, waldnahen Wiesen der kollinen und montanen Regionen, gelegentlich bis in alpine Höhen aufsteigend; Ameisenverbreitung.
Pilze: AMF-Art (Harley et Harley 1986). – Wirt für den falschen Mehltau Plasmopara pygmaea. Peronospora ficariae (Peronospora anemones?) soll auch auf dem Buschwindröschen vorkommen. – Der Chytridiomycet Synchytrium anemones ruft blauschwarze Pusteln an Stängeln und Blättern hervor. –Sclerotinia tuberosa, , Anemonenbecherling (Abb. 179a-e), parasitiert auf den Rhizomen; die becherigen, braunen Fruchtkörper durchwachsen zeitig im Frühjahr mit langen Stielen den Humus. – Haplontenwirt für Ochropsora ariae (Ochropsora sorbi; II, III: Aruncus, Sorbus; Abb. 192) und Tranzschelia pruni-spinosae (II, III: Prunus) und Wirt für den mikrozyklischen (0, III) Rost Tranzschelia anemones (Tranzschelia fusca; Tabelle 61). – Kann von dem Brandpilz Urocystis anemones befallen werden.
Anemone ranunculoides, gelbes Windröschen
(Abb. 177) Eu/Kauk/W-Sib; bevorzugt lehmig-humose, kalkhaltige, wechselfeuchte Böden von Laubmischwäldern (gelegentlich in benachbarte Wiesen auswandernd) der kollinen bis montanen Zonen.
Abb. 177: Anemone ranunculoides, gelbes Windröschen. Tübingen, Hagelloch, 25.3.2003. Orig.
Pilze: Wirt für den falschen Mehltau Plasmopara pygmaea. – Haplontenwirt des Rostes Ochropsora ariae (Ochropsora sorbi; II, III: Aruncus, Sorbus; Abb. 192) und von Tranzschelia pruni-spinosae (II, III: Prunus; Tabelle 61). Wirt für den spezifischen (?), mikrozyklischen (III) Rost Puccinia singularis. – Kann von dem Brandpilz Urocystis anemones befallen werden.
Wirte von Tranzschelia
Tabelle 61: Wirte von Tranzschelia:
Anemone nemorosa (III) T. anemones
Anemone blanda (0, I),
Prunus spp. (II, III) T. pruni-spinosae
Anemone ranunculoides (0, I),
Prunus spp. (II, III) T. discolor
Pulsatilla spp. (III) T. pulsatillae
Thalictrum spp. (III) T. thalictri
Ökologie von Anemone, Windröschen
Tabelle 62: Anemone-Arten, Windröschen und ihre bevorzugten Standorte:
Waldpflanzen oder an Waldrändern, Parkanlagen und Obstgärten, bis in die subalpine Zwergstrauchregion
Humosig Böden in Laubwäldern A. nemorosa, Buschwindröschen
In Laubwäldern und Gebüschen, oft in Gewässernähe A. ranunculoides, gelbes Windröschen
Subalpine und alpine Standorte A. narcissiflora, Berghähnchen
Abb. 178: Blüten von Hepatica nobilis, Leberblümchen. Bad Reichenhall, Nonnerau, 18.3.2003. Orig.
Hepatica, Leberblümchen
3-6 NgemZ; kleine, giftige Stauden mit grundständigen, gelappten Blättern und ungeteilten, kelchartigen Hochblättern; Blüten vor den Blättern erscheinend, blau bis violett, seltener rosa oder weiß, radiär, zwittrig, mit 3 kelchartigen Hochblättern, 5-10 Kronblättern und vielen Staub- und Fruchtblättern; Pollen-Scheibenblumen, Insektenbestäubung; Nüßchen selbst aussäend, mit ölhaltigen Zellen: Ameisenverbreitung; Name: Griech. hépar, hépatos - Leber (Blattform, aber auch frühere, volksmedizinische Verwendung).
Pilze: Dumontinia tuberosa auf Anemone nemorosa, Buschwindröschen (Abb. 179a-e).
Abb. 179: Auswahl von Gattungen der Helotiales mit repräsentativen Arten aus den Familien Sclerotiniaceae, Rutstroemiaceae, Vibrisseaceae und Dermateaceae. Sclerotiniaceae: a-e Dumontinia tuberosa auf Anemone nemorosa, Buschwindröschen, TüBG, 19.4.2005; f Monilinia fructicola auf Prunus avium, Süßkirsche, Tübingen, 5.2005; g Triebspitzendürre auf Prunus cerasus, Sauerkirsche, hervorgerufen durch Monilinia laxa, Tübingen. 5.2004; Rutstroemiaceae: h-i Rutstroemia bulgarioides, Tübingen, 26.5.1983; Vibrisseaceae: j Apostemidium guernesacii, Oberjoch, 1.9.1984; k Vibrissea truncorum, Milde Arboretum, Bergen, 1.5.1995; Dermateaceae: l Leptotrochila astrantiae auf Astrantia major, Oberjoch, 5.10.1984; m Podophacidium xanthomelum, Iseler, 29.9.2009; n, o Pseudopeziza trifolii auf Trifolium pratense, Oberjoch, 23.9.1991; p Mollisia sp., auf morschem Holz, Oberjoch, 3.9.1984; q Tapesia sp., auf morschem Holz, Oberjoch, 2.9.1984. Orig.
Hepatica nobilis, Leberblümchen
(Abb. 178) M/OEu/OAs/Jap; bevorzugt wärmere Standorte in Laubmischwäldern, seltener Nadelwäldern, mit kalkhaltigen und lehmigen Böden der kollinen bis montanen Stufen; Lehmzeiger; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Abb. 180: Sporenballen des Brandpilzes Urocystis syncocca auf Hepatica nobilis, Leberblümchen. Ein Teilstrich = 1 μm. Großgmain bei Salzburg, 29.7.2007. Orig.
Pilze: Wirt für AMF-Pilze (Opik et al. 2008) und den falschen Mehltau Plasmopara pygmaea. – Haplontenwirt (0, I) von Puccinia aconiti ∩ rubrae (II, III: Festuca nigrescens, violacea). – Wirt für den Brandpilz Urocystis syncocca (Abb. 180; Tabelle 63).
Ranunculus, Hahnenfuß
ca. 400 kosm; einjährige oder meist ausdauernde Kräuter, häufig mit geteilten, selten mit ungeteilten Blättern; Blüten radiär, zwittrig; K5 selten 3-7, C meist 5, selten 0-20, A∞, G∞, Nüßchen mit bleibenden Griffeln. Ranunculus-Arten sind hervorragende Standortzeiger, deren Vertreter im Gebiet in Tabelle 64 zusammengestellt sind.
Pilze: Wirte für den echten Mehltau Erysiphe ranunculi. – Haplontenwirte (0, I) von Arten des Formenkreises von Uromyces dactylidis (Uromyces agrostidis, alopecuri, brizae, dactylidis, festucae, phlei-michelii, poae, poae-alpinae; II, III: Poaceen der Gattungen Agrostis, Dactylis, Deschampsia, Festuca, Phleum, Poa, Trisetum).
Abb. 181: Bestand von Ranunculus lanuginosus, wolliger Hahnenfuß. Schönbuch bei Tübingen, 5.1982. Orig.
Wirte von Urocystis
Tabelle 63: Urocystis-Arten und Wirte nach Familien und Gattungen:
COLCHICACEAE
Colchicum U. colchici
LILIACEAE
Lloydia U. picbaueri
MELANTHIACEAE
Paris U. paridis
ALLIACEAE
Allium U. magica
AMARYLLIDACEAE
Galanthus U. galanthi
Leucojum U. leucoji
CONVALLARIACEAE
Polygonatum U. miyabeana
HYACINTHACEAE
Muscari U. muscaridis
Gagea, Ornithogalum U. ornithogali
Scilla U. scillae
IRIDACEAE
Crocus, Gladiolus U. gladiolicola
CYPERACEAE
Carex U. fischeri
JUNCACEAE
Juncus bufonius U. junci
Juncus compressus U. junci
Juncus U. junci, U. tothii
Luzula U. luzulae
POACEAE
Agrostis U. agrostidis
Agrostis U. agrostidis, U. tesselata
Alopecurus U. alopecuri
Anthoxanthum U. roivainenii
Arrhenatherum U. avenae-elatioris
Avenula, Avenastrum, Helictotrichum U. avenastri
Calamagrostis U. calamagrostidis
Bromus U. bromi
Dactylis U. dactylidina
Elymus, Elytrigia U. agropyri
Festuca U. ulei
Lolium U. bolivari
Melica U. melicae
Phleum U. phlei-alpini
Poa U. poae
Poa palustris U. poae-palustris
Secale U. occulta
Trisetum U. triseti
RANUNCULACEAE
Aconitum U. irregularis
Actaea U. carcinodes
Anemone U. anemones
Aquilegia U. aquilegiae
Clematis alpina U. mustaphae
Delphinium U. delphinii
Helleborus U. floccosa
Hepatica U. syncocca
Pulsatilla U. pulsatillae
Ranunculus acris U. nivalis
Ranunculus arvensis U. radiciola
Ranunculus auricomus U. ranunculi-auricomi
Ranunculus ficaria U. ficariae
Ranunculus spp. U. ranunculi
Thalictrum U. sorosporoides
Trollius U. trollii
VIOLACEAE
Viola U. violae
Viola arvensis, tricolor U. kmetiana
ROSACEAE
Filipendula ulmaria U. ulmariae
Filipendula vulgaris U. filipendulae
PRIMULACEAE
Cortusa U. cortusae
Primula elatior, veris, vulgaris U. primulae
Primula farinosa U. primulicola
OROBANCHACEAE
Odontites U. schizocaulon
Orobanche U. orobanches
Ökologie von Ranunculus, Hahnenfüße
Tabelle 64: Ranunculus-Arten, Hahnenfüße, des Gebietes und ihre bevorzugten Standorte:
Wasserpflanzen
In stehenden Gewässern
Freies Wasser R. aquatilis, Wasserhahnenfuß
In Fischteichen, Tümpeln und seichtem Wasser von Seen R. circinatus, spreizender Wasserhahnenfuß
Besonders in Teichröhrichten R. flammula, brennender Hahnenfuß
In fließendem Wasser
Zügige Gewaässer R. fluitans, flutender Hahnenfuß
Nährstoffreiches Wasser, montan bis subalpin R. trichophyllus, haarblättriger Wasserhahnenfuß
Alpin R. confervoides, wurzelnder Wasserhahnenfuß
Landpflanzen
Standorte feucht
Schlammböden von Gräben und abgelassenen Teichen R. sceleratus, Gifthahnenfuß
Lehmige Waldböden R. serpens, wurzelnder Hahnenfuß
Feuchtwiesen, Uferbereiche R. aconitifolius, eisenhutblättriger Hahnenfuß
Nährstoffreiche Hochstauden, Grünerlengebüsche R. platanifolius, platanenblättriger Hahnenfuß
Standorte wechselfeucht bis trocken
Fettwiesen R. acris, scharfer Hahnenfuß
Magerwiesen R. nemorosus, Hainhahnenfuß
Trockenrasen R. bulbosus, knolliger Hahnenfuß
Gestörte Standorte
Trittgesellschaften R. repens, kriechender Hahnenfuß
Getreide-Wildkraut-Gesellschaften R. arvensis, Ackerhahnenfuß
Waldpflanzen oder an Waldrändern und in angrenzenden Biotopen
Waldränder und angrenzende Wiesen R. polynthemos, vielblütiger Hahnenfuß
Besonders im Gebüschunterwuchs R. ficaria, Scharbockskraut
Gehölzunterwuchs, halbschattig R. auricomus s.l., Goldhahnenfuß
Schattige, wechselfeuchte Waldstandorte R. lanuginosus, wolliger Hahnenfuß
Subalpine und alpine Standorte
Matten, Rasen, Schneetälchen auf Kalk und Dolomit R. alpestris, Alpenhahnenfuß
Wechselfeuchte, kalkhaltige Böden, öfter bei Mooren auch in tiefeeren Lagen R. montanus, Berghahnenfuß
Borstgrasmatten R. villarsii, Greniers Hahnenfuß
Kalkgerölle und Rasen, auch in tieferen Lagen R. breyninus, Gebirgshahnenfuß
Silikatgeröll und kalkarme Schotter der alpinen Höhen R. glacialis, Gletscherhahnenfuß
Ranunculus lanuginosus, wolliger Hahnenfuß
(Abb. 181) M/SEu/Kauk/Ruß; zumeist feuchte und tiefgründige Waldböden in schattigen Lagen der Mischwälder; von der kollinen bis in die subalpine Stufe; typisch für Buchen- (Fagion) und Linden-Ahorn-Wälder (Tilio-Acerion).
Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Peronospora ranunculi befallen. – Haplontenwirt (0, I) für Puccinia perplexans (II, III: Alopecurus), Schroeteriaster alpinus (II, III: Rumex), Uromyces dactylidis (II, III: Dactylis), Uromyces poae (II, III: Poa). – Wirt für die Brandpilze Entyloma microsporum, Entyloma ranunculi-repentis, Entyloma verruculosum, Urocystis ranunculi-lanuginosi.
Abb. 182: Ranunculus nemorosus, Hainhahenfuß im Regen. Graubünden, Partnun, 18.6.2011. Orig.
Ranunculus nemorosus, Hainhahnenfuß
(Abb. 182) S/M/OEu; in natürlichen Magerwiesen und grasigen Waldlichtungen, von den Tieflagen bis an die Waldgrenze; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Pilze: Der Einfluß der Düngung auf AMF wurde von Titus et Leps (2000) untersucht, Wird von dem falschen Mehltau Peronospora ranunculi befallen. – Wirt für die Brandpilze Entyloma ranunculi-repentis und Entyloma microsporum, Urocystis ranunculi.
Thalictrum, Wiesenraute
ca. 250 NgemZ/SAm/Af; Stauden mit aufrechten Stängeln, gefiederten Blättern und meist vielblütigen Infloreszenzen; Blüten radiär, meist zwittrig, mit 4-5 unscheinbaren, früh abfallenden Kronblättern und vielen, häufig auffällig gefärbten Staubblättern (Schaufunktion) und mehreren Nüßchen; Name: Griech. thaliktron – grünes Kraut. Ranunculaceae.
Pilze: Wirte für den echten Mehltau Erysiphe ranunculi. Sphaerotheca thalictri ist nur von Thalictrum-Wirten (alpinum, aquilegifolium, minus, simplex) bekannt. – Haplontenwirte (0, I) für Rostpilze aus dem Formenkreis der Puccinia triticina: Puccinia alternans (II, III: Bromus), Puccinia persistens (II, III: Agropyron), Puccinia thalictri ∩ distichophylli (II, III: Trisetum), Puccinia thalictri ∩ koeleriae (II, III: Koeleria), Puccinia thalictri ∩ poarum (II, III: Poa), Puccinia triticina (II, III: Triticum). Wirte für den mikrozyklischen (III) Rostpilz Tranzschelia thalictri.
Ökologie von Thalictrum, Wiesenraute
Tabelle 65: Thalictrum-Arten, Wiesenrauten und ihre bevorzugten Standorte:
Waldpflanzen oder an Waldrändern T. aquilegifolium, akeleiblättrige Wiesenraute
Auf feuchten bis nassen Böden, oft in Gewässernähe T. flavum, gelbe Wiesenraute
Auf trocken-steinigen, kalkhaltige Böden in besonnten Lagen
In Rasen- und Gebüschvegetationen T. minus, kleine Wiesenraute
In felsigenTrockenrasengesellschaften T. saxatile, Felsenwiesenraute
Abb. 183: Thalictrum aquilegifolium, akeleiblättrige Wiesenraute. Oberjoch, Iseler, 14.6.2002. Orig.
Thalictrum aquilegifolium, akeleiblättrige Wiesenraute
(Abb. 183) Eu/As/Jap; auf wechselfeuchten, nährstoffarmen Böden in lichten Wäldern und Gebüschen, an Gehölzrändern und in Hochstaudenfluren (Adenostylion), von den Tieflagen bis über die Waldgrenze; Charakterart der Grauerlenaue (Alnetum incanae); Pollenblume, Insekten- und Windbestäubung; Windverbreitung.
Pilze: Blattflecken werden durch den Brandpilz Entyloma thalictri und Pusteln an Blättern und Stengeln durch Urocystis sorosporioides bedingt.
Corydalis, Lerchensporn
200-300 meist NgemZ; Knollen- und Rhizomstauden mit geteilten bis gefiederten Blättern und zygomorphen Blüten in endständigen Trauben; äußeres, oberes Kronblatt gespornt, unteres lippenartig; die beiden inneren Petalen apikal verwachsen; A2+2, die inneren halbiert und je eine Hälfte mit den Filamenten der äußeren Stamina verwachsen; G(2), eine mehrsamige, schotenförmige Kapsel; Name: Griech. korydalis - Haubenlerche (Ähnlichkeit mit der Blütenform). Tabelle 66; Fumariaceae.
Pilze: Shi et al. (2006) haben im Junggar Wüstengebiet für Corydalis glaucescens AMF nachgewiesen.
Corydalis cava, hohler Lerchensporn
(Abb. 184) M/SEu; nährstoffreiche, lehmhaltige Böden halbschattiger bis schattiger Laubwälder, Wiesen in Gärten und Parks; von den Tieflagen bis in die montane Region; typisch für Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion) und Rotbuchenwälder (Fagion); Bienenbestäubung, Ameisenverbreitung.
Pilze: Wirt für Peronospora bulbocapni. Wird von den Blattflecken bildenden Brandpilzen Entyloma corydalis und Entyloma urocystoides befallen. – Haplontenwirt (0,I) für Melampsora magnusiana (II, III: Populus).
Corydalis intermedia, mittlerer Lerchensporn
Eu; nährstoffreiche, lehmige und feuchte Böden von Laubwäldern (Fagetalia) und schattigen Wiesen der montanen bis subalpinen Zonen; Ameisenverbreitung.
Pilze: Wirt für Peronospora corydalis intermediae. Haplontenwirt (0,I) für Melampsora magnusiana (II, III: Populus).
Abb. 184: Corydalis cava, hohler Lerchensporn. Tübingen, Hagelloch, 17.3.2014. Orig.
Ökologie von Corydalis, Lerchensporn
Tabelle 66: Corydalis-Arten, Lerchensporne und ihre bevorzugten Standorte:
Waldpflanzen oder an Waldrändern und Weiden
In Laubmischwäldern, Gärten und Parks C. bulbosa, hohler Lerchensporn
Von Gehölzrändern, Gesteinsfluren bis zum Almweiden C. intermedia, mittlerer Lerchensporn
An Mauern und auf steinigen Böden C. lutea (Pseudofumaria l.), gelber Lerchensporn
Chrysosplenium, Milzkraut
ca. 55 NAf/Eu/As/NAm/Chile/Feu; niederliegende Stauden, seltener Annuelle, meist mit unter- oder oberirdischen Ausläufern, mit gestielten, gezähnten, wechsel- oder gegenständigen Blättern und gelblichen, die Blüten umgebenden Hochblättern (Name: Griech. chrysós - golden, splen - Milz); Blüten meist 4zählig, apetal, zwittrig oder eingeschlechtig; Stamina verdoppelt, G(2) einfächerig, ober- oder unterständig, mit 2 parietalen Plazenten und vielen Samenanlagen. Saxifragaceae.
Pilze: Wirt für den mikrozyklischen (III) Rost Puccinia chrysosplenii. – Milzkräuter werden von dem spezifischen Brand Entyloma chrysosplenii befallen, der Blattflecken verursacht (Abb. 203a).
Abb. 185: Bestand von Chrysosplenium alternifolium, wechselblättriges Milzkraut, im bodenfeuchten Mischwald. Bad Reichenhall, Kirchholz, 22.3.2008. Orig.
Chrysosplenium alternifolium, wechselblättriges Milzkraut
(Abb. 185) NAf/Eu/Him/OAs/Can/Grönl; humose, lehmige und durchnässte Böden in schattigen Wäldern, Schluchten und Hochstauden; vom Tiefland bis in die subalpine Stufe; Charakterart der Erlen-Ulmen-Wälder (Alno-Ulmion) kommt in Kalk- und Dolomitgebieten in kalkarmen Substraten vor; das acidophile C. oppositifolium kommt nur an kalkfreien Standorten vor, fehlt daher im engeren Gebiet; Insektenbestäubung.
Viola, Veilchen
ca. 400 subkosm; ausdauernde bis einjährige Kräuter, selten Halbsträucher mit wechselständigen Blättern und Stipeln; Blüten zumeist einzeln stehend, zygomorph, 5zählig; Sepalen mit basalen Anhängseln; unteres Petalum und 2 untere Stamina gespornt; G(3) oberständig, mit nach oben verdicktem Griffel, 3fächerig, vielsamig; Insekten- und Selbstbestäubung; Schleuder- und Ameisenverbreitung; einige Arten und Hybriden als Zierpflanzen sehr beliebt und weit verbreitet. Tabelle 67, Violaceae.
Ökologie von Viola, Veilchen
Tabelle 67: Viola-Arten, Veilchen und ihre bevorzugten Standorte:
In Feuchtwiesen, Flachmooren, vernässten Waldstellen V. palustris, Sumpfveilchen
An trockenen bis wechselfeuchten Standorten
In Getreidefeldern und angrenzendem Brachland
Äcker und Umgebung V. arvensis, Ackerstiefmütterchen
Äcker und Umgebung V. tricolor, Stiefmütterchen
In Magerwiesen und Rasen von Gehölzrändern
An besonnten, trockenen Standorten V. hirta, behaartes Veilchen; V. riviniana, Hainveilchen
Auf kalkarmen bis kalkfreien Böden V. canina, Hundsveilchen
Bevorzugt auf kiesig-sandigenen Böden, auch auf Felsen V. rupestris, Steinveilchen
In Wäldern
Besonders in Auwäldern der Tieflagen
Oft Begleiter von Fließgewässern V. mirabilis, Wunderveilchen
Auch in Parks V. odorata, wohlriechendes Veilchen
Meist in Mischwäldern unterer Höhenlagen und an halbschattigen Stellen V. collina, Hügelveilchen
In Laubmischgehölzen und Bergwäldern V. reichenbachiana, Waldveilchen
Subalpine und alpine Standorte
Bevorzugt in der Felsblock- und Hochstaudenflur, Gewässerläufen talwärts folgend V. biflora, gelbes Veilchen
Gebirgswiesen und Matten und deren Randvegetationen V. saxatilis, Felsenstiefmütterchen
In der Kalk- und Dolomitschotterflur und in alpinen Rasen V. calcarata, Spornveilchen
Pilze: Veilchen können von dem polyphagen echten Mehltaupilz Erysiphe orontii (= Erysiphe polyphaga) befallen werden. Ein spezifischer Veilchenmehltau, Podosphaera violae (Sphaerotheca v.), ist nur aus Nordamerika bekannt. – Die meisten Veilchen-Arten werden von dem autoecischen (0, I, II, III) Rost Puccinia violae parasitiert.
Abb. 186: Blüte von Viola reichenbachiana, Waldveilchen. Oberjoch, 3.6.2005. Orig.
Viola reichenbachiana, Waldveilchen
(Abb. 186) Kanar/NW-Af/Eu/As; auf wechselfeuchten, nährstoffreichen und humosen Böden schattiger bis halbschattiger Waldstandorte der kollinen und montanen Stufe, selten darüber; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Pilze: Die Brandsporenlager von Urocystis violae verursachen meist Blattstiel-Anschwellungen.
Abb. 187: Bestand von Viola riviniana, Hainveilchen. Bad Reichenhall, Nonn, 20.4.2003. Orig.
Viola riviniana, Hainveilchen
(Abb. 187) Eu/Med/WAs; auf wechselfeuchten bis trockeneren Böden halbschattiger bis schattiger Waldstandorte von der Ebene bis in die subalpine Stufe.
Ökologie von Euphorbia, Wolfsmilch
Tabelle 68: Euphorbia-Arten, Wolfsmilch und ihre bevorzugten Standorte:
Im Ackerland und in Gärten
In Gärten und im Umfeld E. lathyris, kreuzblättrige Wolfsmilch; E. peplus, Gartenwolfsmilch
Auf Äckern und Feldern E. exigua, kleine Wolfsmilch; E. helioscopia, Sonnwendwolfsmilch
Auf Äckern und Feldern E. platyphyllos, breitblättrige Wolfsmilch
In Wiesengesellschaften
In Magerrasen, an sonnig-warmen Böschungen und Waldrändern E. cyparissias, Zypressenwolfsmilch
In Wäldern
Auwaldpflanzen, auch an Ruderalstellen E. stricta, steife Wolfsmilch
Auf mageren Böden Flußbegleiter im Alpenvorland E. verrucosa, Warzenwolfsmilch
In Laubmischwäldern E. dulcis, süße Wolfsmilch
Euphorbia, Wolfsmilch
ca. 2000 subkosm; Milchsaft führende Pflanzen mit eingeschlechtigen, einhäusig verteilten Blüten; vegetative Baupläne äußerst variabel: Bäume, Sträucher, Stauden und einjährige Kräuter, darunter auch Sukkulente mit kaktoiden Wuchsformen; Blätter einfach, selten auch fehlend, ohne Stipeln; Perianth fehlend; Scheinblüten (Cyathien) mit becherartig verwachsenen Hochblättern und Nektardrüsen; männliche Blüten mit je einem Staubblatt mit Filament und Blütenstiel; pro Cyathium 1 zentrale weibliche Blüte G(3), 3fächerig, pro Fach mit 1 Samenanlage; Cyathien in zusammengesetzten Gesamtblütenständen; Insektenbestäubung; mehrere Arten als beliebte Zierpflanzen verwendet. Euphorbiaceae.
Euphorbia dulcis, süße Wolfsmilch
(Abb. 188) Eu; auf nährstoffreichen und kalkhaltigen Böden lichterer Laubmischwälder der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart von Buchenlaubwäldern (Fagetalia).
Pilze: Von mehreren Euphorbia-Arten sind AVM-Pilze nachgewiesen (Harley & Harley 1987). – Einzige Wirte des echten Mehltaus Podosphaera euphorbiae. – Euphorbien werden von autoecischen Melampsora-Arten befallen, die in dem Formenkreis der Melampsora euphorbiae zusammengefaßt werden können. Puccinien kommen auf Euphorbien nicht vor, wohl aber viele Uromyces-Arten, die mehreren Formenkreisen zugewiesen werden, u.a.: Uromyces pisi (heteroecische Roste mit Aecidien auf Euphorbien und Dikaryonten auf Fabaceae); Uromyces scutellatus. Wirt für Melampsora euphorbiae-dulcis, Uromyces euphorbiae-dulcis (III).
Abb. 188: Euphorbia dulcis, süße Wolfsmilch. Bad Reichenhall, 20.4.2003. Orig.
Mercurialis, Bingelkraut
8 Med/gemEu/As/SO-As; Rhizomstauden, aber auch Annuelle mit wässerigem Milchsaft, einfachen, gegenständigen Blättern und kleinen Stipeln; Blüten eingeschlechtig, männliche in blattachselständigen, lang gestielten Ähren, P3 A9-15; weibliche Blüten einzeln oder knäuelig, blattachselständig, P3 G(2-3), oberständig, gefächert, mit einer Samenanlage pro Fach; windbestäubt; nach dem Götterboten Merkur benannt. Euphorbiaceae.
Pilze: Glasige Pusteln an Stängeln und Blättern werden durch den Chytridiomycten Synchytrium mercurialis hervorgerufen. – Dikaryontenwirt (II, III) von Melampsora rostrupii (0, I: Populus tremula).
Abb. 189: Bestand von Mercurialis perennis, ausdauerndes Bingelkraut, im Bergmischwald. Bad Reichenhall, 12.4.2002. Orig.
Mercurialis perennis, ausdauerndes Bingelkraut
(Abb. 189) NAf/Eu/KlAs; auf nährstoffreichen, kalkhaltigen, wechselfeuchten Böden, bevorzugt in Laubmischwäldern, seltener in Nadelwäldern aller Höhenstufen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Pilze: Synchytrium mercurialis ruft glasige Pusteln hervor. – Melampsora populnea 0, I auf Chelidonium, Corydalis, Mercurialis; II, III auf Populus. Melampsora rostrupii 0, I auf Mercurialis perennis, II, III auf Populus sp.
Oxalis, Sauerklee
ca. 800 subkosm, bes. M/SAm/SAf; einjährige und ausdauernde Kräuter, meist mit Rhizomen, schwach sukkulenten Stängeln und 3zähligen, kleeähnlichen Blättern; Blättchenbasen mit Gelenken, Blättchenbewegungen (Nastien) in wenigen Minuten; oft mit hohem Oxalsäuregehalt und dann schwach giftig; einige Arten werden als Zierpflanzen verwendet. Tabelle 69, Hauptgattung der Oxalidaceae.
Pilze: Der aus Nordamerika stammende Mehltau Erysiphe russelii, spezialisiert auf Sauerklee-Arten, ist u.a. auch nach Europa verschleppt worden. Golovinomyeces orontii (Erysiphe polyphaga) ist polyphag, Leveillula oxalidicola offensichtlich spezifisch. – Haplontenwirt für den Maisrost, Puccinia sorghi (= Puccinia maydis; II, III: Zea). – Durch den Brandpilz Thecaphora oxalidis werden befallene Samen zu Sporen–lagern umgebildet. Melanoxa oxalidella ist sepzifisch auf Oxalis acetosella.
Ökologie von Oxalis, Sauerklee
Tabelle 69: Oxalis-Arten, Sauerklee und ihre bevorzugten Standorte:
In Wäldern auf verauerten Böden O. acetosella, Sauerklee
Im Ackerland, in Gärten und an Ruderalstellen O. corniculata, Hornsauerklee; O. stricta, aufrechter Sauerklee
Abb. 190: Blühende Oxalis acetosella, Sauerklee. Bad Reichenhall, 20.4.2003. Orig.
Oxalis acetosella, Sauerklee
(Abb. 190) Eu/As/Jap; auf wechselfeuchten, humosen, oft versauerten Böden schattiger Gehölze aller Höhenlagen, außer der alpinen Stufe; Scheibenblumen mit Nektar; Dipteren- und Käferbestäubung, auch Selbstbestäubung; Schleuderfrüchte; Ameisenverbreitung; vegetative Vermehrung durch Ausläufer; typisch für Buchenlaubwälder (Fagetalia) aber auch sehr häufig in sekundären Fichtenforsten.
Aruncus, Geißbart
4 NHem; Großstauden mit dicken Wurzelstöcken und ausladenden, 2-3fach fiedrigen, stipellosen Blättern; Blüten klein, weiß, in langen Ähren, die zu spreizenden Rispen zusammengesetzt sind (Name: Lat. aruncus - Ziegenbart); K5 C5 A15-30 G3; Karpelle frei, fruchtend zurückgekrümmt; in der Blüte dekorative Zierpflanzen. Rosaceae.
Abb. 191: Aruncus dioicus, Waldgeißbart mit Teil des Blütenstandes. Hinterstein, 15.6.2002. Orig.
Abb. 192: Schnitt durch eine Basidienschicht (Teleutosporenlager) von Ochropsora ariae, mit sitzend gebildeten Basidiosporen; auf Aruncus dioicus, Waldgeißbart. Bad Reichenhall, Thumsee, 19.9.2000. Orig.
Aruncus dioicus, Waldgeißbart
(Abb. 191) NgemZ; Art feucht-humoser Böden der kollinen und montanen Regionen; bevorzugt Schluchtwälder mit Laubhölzern, aber auch zusammen mit Sträuchern und an Waldrändern; Charakterart des Hochstauden-Bergmischwaldes (Acero-Fagetum) und allgemein typisch für Rotbuchenwälder (Fagion); Insektenbestäubung, Windverbreitung.
Pilze: Dikaryontenwirt des Rostpilzes Ochropsora ariae (Ochropsora sorbi; II, III: Basidien mit sitzenden Sporen, Abb. 192); 0, I: Anemone).
Ökologie von Epilobium, Weidenröschen
Tabelle 70: Epilobisum-Arten, Weidenröschen und ihre bevorzugten Standorte:
In Gewässernähe und an feuchten Standorten
Auf Kiesbänken von Bächen und Flüssen E. fleischeri, Kiesweidenröschen
An Gewässerrändern, Feuchtstellen ...E. hirsutum, zottiges Weidenröschen; E. obscurum, dunkles Weidenröschen; ......E. palustre, Sumpfweidenröschen; E. parviflorum, Bachweidenröschen; E. tetragonum, vierkantiges Weidenr.
Besonders in Bachröhrichten E. roseum, rosarotes Weidenröschen
Sonnig-trockene Stellen
Besonders ansteinigen Orten und auf Felsen E. collinum, Hügelweidenröschen
Auf Schlagflächen und ähnlichen Pionierstandorten E. angustifolium, schmalblättriges Weidenröschen
Subalpin bis alpin
In Hochstaudengesellschaften und Lägerfluren E. alpestre, quirlblättriges Alpenweidenröschen
Auf steinigen, wasserzügigen Böden, besonders in Quellfluren E. alsinifolium, mierenblättriges Weidenröschen
Auf sauren, dauerfeuchten Böden E. nutans, nickendes Weidenröschen
Typisch für Schneebodengesellschaften E. anagallidifolium, Gauchheilweidenröschen
Standortwahl indifferent
Typisch für nährstoffreiche Mischwälder E. montanum, Bergweidenröschen
Neubürger aus NAm an verschiedensten Standorten E. ciliatum, drüsiges Weidenröschen
Epilobium, Weidenröschen
> 200 subkosm, bes. gemZ/arktalp; Stauden mit einfachen, mindestens in den unteren Stängelabschnitten gegenständigen Blättern, gelegentlich auch in Dreier-Wirteln; obere Stängelblätter häufig wechselständig; Blüten meist schräg aufrecht und einzeln blattachselständig, aber auch in terminalen Ähren und Trauben mit Hochblättern, 4zählig, mit kurzen Hypanthien; Sepalen frei, Petalen meist 2lappig; Fruchtknoten unterständig (Name: Griech. epi - auf, lóbion - kleine Frucht), Kapsel 4fächerig, loculizid, vielsamig; Samen mit langen Haaren, durch den Wind verbreitet. Tabelle 70, Myrtaceae.
Epilobium montanum, Berg-Weidenröschen
(Abb. 193). Eu/ZAs; häufig auf nährstoffreichen, aber auch steinigen Böden an halbschattigen bis lichten Wald- und Gebüschstandorten, von den Tieflagen bis in die subalpine Zone; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Abb. 193: Blüte von Epilobium montanum, Berg-Weidenröschen. Tübingen, Steinenberg, 1.7.2009, Orig.
Pilze: Auf Epilobium-Arten ist der echte Mehltau Podosphaera epilobii spezialisiert. – Dikaryontenwirte für Pucciniastrum epilobii (= Pucciniastrum pustulatum; 0, I: Abies). Wirte für den autoecischen (0, I, II, III) Rost Puccinia pulverulenta. - Wird von dem falschen Mehltau Plasmopara epilobii befallen.
Primula, Primel, Schlüsselblume
ca. 550 Af/Eu/ As/Java/Am; meist Stauden mit grundständigen Blättern, blattlosen Blütenstängeln und traubigen, ährigen, doldigen, wirteligen bis kopfigen Blütenständen, seltener mit Einzelblüten; Blüten sympetal, meist heterostyl; Kronen weiß, gelb, rosa bis purpur, trichter- oder radförmig, mit eingeschlossenen Stamina; Griffel fädig, mit kopfiger Narbe; hauptsächlich von Bienen und Schmetterlingen bestäubt; Windverbreitung; viele Arten, Hybriden und Kulturformen als Zierpflanzen weit verbreitet und sehr beliebt. Tabelle 71, Primulaceae.
Primula elatior, Schlüsselblume
(Abb. 194) Eu/ZAs; auf wechselfeuchten bis feuchten Böden von Wiesen und lichten Gehölzen aller Höhenlagen.
Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Peronospora oerteliana befallen. - Wirt für den brachyzyklischen (0, II, III) Rost Puccinia primulae. - In den Kapseln können sich die Sporenlager des Brandpilzes Urocystis primulae entwickeln.
Abb. 194: Bergwiese mit Primula elatior, Schlüsselblume. Oberjoch, 3.6.2005, Orig.
Ökologie von Primula, Primel, Schlüsselblume
Tabelle 71: Primula-Arten, Schlüsselblumen und ihre bevorzugten Standorte:
An Kalk- und Dolomitfelsen und angrenzenden Böden P. auricula, Aurikel
In Wiesen und lichten Wäldern und offenen Vegetationen
In wechselfeuchten bis feuchten Wiesen und Gehölzen P. elatior, hohe Schlüsselblume
Auf nassen, kalkhaltigen bis torfigen, oft offenen Böden P. farinosa, Mehlprimel
Auf trockenen, meist kalkhaltigen Böden in sonnigen Lagen P. veris, echte Schlüsselblume
Galium, Labkraut
ca. 400 subkosm; einjährige bis ausdauernde Kräuter mit 4-10 linealischen Blättern in Quirlen und blattähnlichen Stipeln; Blüten klein und zumeist 4zählig, meist zahlreich in blattachselständigen und endständigen Infloreszenzen; Kelch unscheinbar, ringförmig; Krone radiär, mit kurzer Röhre, manchmal trichterig; G(2) unterständig; Blüten mit Nektar, durch Insekten bestäubt; Name: Griech. gála - Milch (Labkraut wurde zum Gerinnen der Milch verwendet). Tabelle 72, Rubiaceae.
Ökologie von Galium, Labkräuter
Tabelle 72: Galium-Arten, Labkräuter und ihre bevorzugten Standorte:
Böden nass und schlammig oder überflutet
Auch im Wasser G. palustre, Sumpflabkraut
In Gräben, Naß- und Moorwiesen G. uliginosum, Moorlabkraut; G. wirtgenii, Feuchtwiesenlabkraut
Böden wechselfeucht bis trocken
Wiesen und Rasen
Fettwiesen und in magere Bereiche übergreifend G. album, weißes Labkraut
Moorige Böden von Weiden und Wiesen G. boreale, nördliches Labkraut; G. saxatile, Harzer Labkraut
Magerwiesen G. pumilum, niedriges Labkraut; G. verum, echtes Labkraut
Nährstoffreiche, trockener Böden warmer Südlagen G. mollugo, Wiesenlabkraut
Gestörte Standorte, Ackerflächen
Getreide-Wildkraut-Gesellschaften G. spurium, kleines Klettenlabkraut
Kultivierte Flächen, Ruderal- und Wildkraut-Gesellschaften G. aparine, Klettenlabkraut
Waldpflanzen oder an Waldrändern und in angrenzenden Biotopen
Halbschattige, nährstoffreiche Laubwälder G. sylvaticum, Waldlabkraut
Wechselfeuchte Waldstandorte G. odoratum, Waldmeister
Versauerte Böden von Nadelwäldern G. rotundifolium, rundblättriges Waldkraut
Subalpine und alpine Standorte
Kalkgeröllgesellschaften und Matten G. anisophyllum, ungleichblättriges Labkraut
Kalkgeröll- und Dolomitfluren G. megalospermum, Schweizer Labkraut
Galium odoratum, Waldmeister
(Abb. 195) NAf/Eu/Sib; auf wechselfeuchten, humosen Böden in Laubmischwäldern der Niederungen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia), im besonderen des Waldmeister-Buchenwaldes (Asperulo odoratae-Fagetum).
Abb. 195: Falscher Mehltau, Peronospora calotheca, auf der Unterseite der Blätter von Galium odoratum, Waldmeister. Herzberg, 14.5.2010, Orig.
Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Peronospora calotheca (Abb. 195) und dem echten Mehltau Neoerysiphe galii befallen. – Wirt für den autoecischen (0, I, II, III) Rost Puccinia punctata, der eine Sammelart darstellt, die taxonomisch nicht geklärt ist. Es werden diverse, wirtsspezifische formae speciales unterschieden. Wirt für den spezifischen, autoecischen (I, II, III) Rostpilz Puccinia asperulae-odoratae.
Wirte von Neoerysiphe
Tabelle 73: Auswahl von Neoerysiphe-Arten mit ihren Wirten:
Galeopsis, Lamiastrum, Lamium N. galeopsidis
Origanum, Stachys N. galeopsidis
Galium N. galii
Wirte von Golovinomyces
Tabelle 74: Auswahl von Golovinomyces-Arten mit ihren Wirten:
Boraginaceae G. cynoglossi
Lamiaceae G. biocellatus
Lamiastrum G. orontii
Verbascum G. verbasci
Plantago G. sordidus
Valeriana G. valerianae
Achillea, Tanacetum G. macrocarpus
Arctium, Centaurea G. depressus
Artemisia G. artemisiae
Aster, Solidago G. asterum
Carduus, Cirsium G. montagnei
Prenanthes G. prenanthis
Senecio doronicum G. senecionis
Senecio vulgaris G. fischeri
Sonchus G. sonchicola
Cichorioideae G. cichoriacearum
Galeobdolon (Lamiastrum), Goldnessel
1; Stauden mit oberirdischen Ausläufern (Unterschied zu Lamium), nesselartigen, häufig gefleckten Blättern und blattartigen Hochblättern mit achselständigen, dichtblütigen, quirligen Infloreszenzen; Kelch röhrig mit 5 gleichen Zähnen; Krone gelb, 2lippig; Unterlippe 3lappig, Mittellappen nur schwach größer (winzige Seitenlappen bei Lamium); A4, Antheren kahl; Insektenbestäubung; Ameisenverbreitung; Formen mit silberfleckigen Blättern als Bodendecker verwendet.
Pilze: Wird von den echten Mehltaupilzen Neoerysiphe galeopsidis und Golovinomyces orontii (= Erysiphe orontii) befallen.
Galeobdolon montanum, Berg-Goldnessel
(Abb. 196) Eu/Med; auf nährstoffreichen, wechselfeuchten Böden in der Krautschicht von Laubmischwäldern; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Abb. 196: Blütenquirl von Galeobdolon montanum, Berg-Goldnessel. TüBG, 3.6.2005, Orig.
Ökologie von Veronica, Ehrenpreis
Tabelle 75: Veronica-Arten, Ehrenpreise und ihre bevorzugten Standorte:
Böden nass und schlammig oder überflutet
Auch im Wasser V. beccabunga, Bachbungenehrenpreis
In Gräben und Naßwiesen V. anagallis-acquatica, Gauchheilehrenpreis
Im Ufer- und Verlandungsbereich V. scutellata, Schildehrenpreis
Böden wechselfeucht bis trocken
Wiesen und Weiden
In Wirtschaftswiesen eingebürgert V. filiformis, fädiger Ehrenpreis
In nährstoffreichen Wiesen- und Saumgesellschaften V. chamaedrys, Gamanderehrenpreis
Auf nährstoffreichen Böden in lückigen Wiesen und Weiden V. serpyllifolia, Quendelehrenpreis
Auf trockenen Böden sonnig warmer Wiesen und Rasen V. teucrium, großer Ehrenpreis
Gestörte Standorte, Ackerflächen
Nährstoffreiche, offene Böden V. hederifolia, Efeuehrenpreis, V. peregrina, fremder Ehrenpreis
Nährstoffreiche, offene Böden V. persica, persischer Ehrenpreis; V. polita, glänzender Ehrenpreis
Getreide-Wildkraut-Gesellschaften V. agrestis, Ackerehrenpreis; V. arvensis, Feldehrenpreis
Waldpflanzen oder an Waldrändern und in angrenzenden Gesellschaften
Feuchthumose, nährstoffreiche Böden in schattiger Lage V. montana, Bergehrenpreis
Feuchte, humose Waldstandorte und Hochstaudenfluren V. urticifolia, nesselblättriger Ehrenpreis
Trockene, versauerte Böden in lichten Lagen V. officinalis, Waldehrenpreis
Subalpine und alpine Standorte
Meist in kalkreichen Schotterfluren V. fruticulosa, halbstrauchiger Ehrenpreis
In Matten, Rasen, Schneetälchen auf Kalk und Dolomit V. aphylla, rosettenblättriger Ehrenpreis
Kalkarme Böden sonniger Lagen, an und auf Felsen V. fruticans, strauchiger Ehrenpreis
Silikat-Schneeböden V. alpina, Alpenehrenpreis
Wechselfeuchte, saure Böden, Zwergstrauchheiden V. bellidioides, Maßliebchenehrenpreis
Veronica, Ehrenpreis
ca. 300 subkosm; einjährige und ausdauernde Kräuter oder kleine Sträucher mit gegenständigen Blättern und blattachselständigen oder terminalen, traubigen Blütenständen; K4, selten 5; C4 mit winziger Röhre und 4 Kronzipfeln, oberer Zipfel breiter, aus 2 verwachsenen Petalen gebildet; A2; Kapsel seitlich zusammengedrückt; Insekten- und Selbstbestäubung; mehrere Arten als Zierpflanzen verwendet; wahrscheinlich zu Ehren der Heiligen Veronika benannt. Tabelle 75, Plantaginaceae.
Pilze: Auf Veronica-Arten ist der echte Mehltau Sphaerotheca fuliginea spezialisiert.
Abb. 197: Teilblütenstand von Veronica urticifolia, nesselblättriger Ehrenpreis. Iseler, 15.6.2002, Orig.
Veronica urticifolia, nesselblättriger Ehrenpreis
(Abb. 197) M/SEu/Kauk; bevorzugt auf kalkhaltigen, feuchten und humosen Böden in Mischwäldern und Hochstaudenfluren der montanen und subalpinen Region; typisch für Rotbuchenwälder (Fagion).
Pilze: Wird vom falschen Mehltau Peronospora grisea befallen. – Wirt des mikro- bis leptozyklischen (III) Rostes Puccinia veronicarum.
Pulmonaria, Lungenkraut
12 Eu/ZAs; früh im Jahr blühende Rhizomstauden mit aufrechten Stängeln und einfachen, rauen, wechselständigen Blättern; nach der Blüte sterile Blattbüschel vom Rhizom aus gebildet; Blattoberseiten oft hell-fleckig; Blüten radiär, 5zählig; Kelch glockenförmig; Krone basal zylindrisch, darüber trichterig, mit Haarbüscheln über den Ansatzstellen der Stamina, häufig rot aufblühend und dann nach violett bis blau verfärbend; Griffel heterostyl; Insektenbestäubung besonders durch Bienen und Hummeln; Ameisenverbreitung; im Mittelalter gegen Lungenleiden verwendet (Name: Lat. pulmo - Lunge). Boraginaceae.
Pilze: Wirte für den echten Mehltau Geolovinomyces cynoglossi. . – Wird vom falschen Mehltau Peronospora pulmonariae befallen. – Haplontenwirt (0, I) für den Rostpilz Puccinia symphyti ∩ bromorum (II, III: Bromus).
Abb. 198: Blütenstand von Pulmonaria officinalis, geflecktes Lungenkraut. TüBG, 11.3.2003, Orig.
Pulmonaria officinalis, geflecktes Lungenkraut
(Abb. 198) MEu; auf wechselfeuchten, lehmigen und nährstoffreichen Böden von Laubmischwäldern der Niederungen und mittleren Höhenlagen; Charakterart von Buchenlaubwäldern (Fagetalia).
Abb. 199: Bestand von Sanicula europaea, Waldsanikel. Klausbach bei Ramsau, 6.7.2013, Orig.
Sanicula, Sanikel
37 subkosm excl. Aus; Rhizomstauden mit grundständigen, radiär eingeschnittenen, selten ungeteilten oder fiedrigen Blättern und zusammengesetzten Dolden, aber auch mit trauben- oder rispenartigen Teilblütenständen; Blüten zwittrig, meist sitzend oder männlich und deutlich gestielt; Petalen weiß bis rötlich; Früchte kugelig und dicht stachelig, ohne Fruchtträger; Name: Lat. sanare - heilen, auf die frühere Verwendung als Wundheilmittel verweisend. Apiaceae.
Pilze: Der spezifische, Blattflecken verursachende Brandpilz Entyloma saniculae ist bisher in Europa nicht nachgewiesen. – Wirt für den spezifischen, autoecischen (0, I, II, III) Rost Puccinia saniculae.
Sanicula europaea, Waldsanikel
(Abb. 199) Eu/Af/M/OAs; bevorzugt lehmige Böden in Laubmischwäldern, von den Tieflagen bis in die subalpine Zone; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Plasmopara saniculae befallen.
Ökologie von Phyteuma, Teufelskralle
Tabelle 76: Phyteuma-Arten, Teufelskrallen und ihre bevorzugten Standorte:
In Mischwäldern, lockeren Gehölzanpflanzungen P. spicatum, ährige Teufelskralle
In Rasen und Matten von der montanen bis zur alpinen Stufe
Auf mageren, kalkhaltig-steinigen Böden von Wiesen und Weiden P. orbiculare, rundköpfige Teufelskralle
Bergwiesen bis in Hochstaudenfluren P. ovatum, Hallers Teufelskralle
Auf kalkarmen Böden von Bergwiesen und Matten P. betonicifolium, Betonienteufelskralle
Auf humosen, sauren Böden alpiner Matten und in Felsspalten P. hemisphaericum, halbkugelige Teufelskralle
Abb. 200: Blütenstand von Phyteuma spicatum, Teufelskralle. Tübingen, Hagelloch, 23.5.2012, Orig.
Phyteuma, Rapunzel, Teufelskralle
ca. 50 Eu/ WAs; Stauden mit häufig rübenartig verdickten Wurzeln, aufrechten Stängeln, einfachen, wechselständigen Blättern und dicht-ährigen bis kopfigen, von Hüllblättern umgebenen Infloreszenzen; Blüten 5zählig; Petalen zunächst basal und apikal verwachsen, dazwischen frei, dann apikal auftrennend; Stamina mit der Krone verwachsen, untereinander frei; G(2-3) unterständig; Frucht porizid; mit einem griechischen Pflanzennamen benannt. Tabelle 76, Campanulaceae.
Pilze: Mehrere Arten sind als Wirte für den falschen Mehltau Peronospora phyteumatis bekannt. – Wirte für die Haplophase (0, I) von Uromyces caricis-sempervirentis (II, III: Carex sempervirens) und den leptozyklischen (III) Rost Uromyces phyteumatum.
Phyteuma spicatum, ährige Teufelskralle
(Abb. 200) Eu; auf nährstoffreichen, humosen, wechselfeuchten Böden in Laubmischwäldern der niederen und mittleren Höhenlagen, selten bis in den subalpinen Bereich aufsteigend; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Petasites, Pestwurz
18 NHem, bes. NAs; Rhizomstauden mit großen, gestielten Grundblättern (Name: Griech. pétasos - Sonnenhut, -schirm), aufrechten, schuppig beblätterten Stängeln und dicht traubig, seltener rispig stehenden Köpfchen; Hülle zylindrisch mit mehrreihigen, annähernd gleich langen Hüllblättern; Köpfchenboden ohne Spreublätter; Blüten überwiegend röhrenförmig, selten randständige Zungenblüten; Achänen 4-6kantig; Pappus rauhborstig, Insektenbestäubung; Windverbreitung. Tabelle 77, Asteraceae.
Abb. 201: Fruchtstand von Petasites albus, weiße Pestwurz. Oberjoch, 2.6.2005, Orig.
Pilze: Wirte für die echten Mehltaupilze Golovinomyces cichoriacearum und Podosphaera fusca. – Der Rostpilz Coleosporium petasitis (0, I: Pinus; II, III: Petasites) ist in den Alpen sehr häufig; nicht selten sind die Unterseiten der Pestwurzblätter von dichtstehenden, orange Pusteln der Basidienlager bedeckt.
Haplontenwirte (0, I) für Puccinia kummeri (II, III: Agrostis stolonifera), Puccinia petasiti ∩ melicae (II, III: Melica), Puccinia petasiti ∩ pendulae (II, III: Carex pendula), Puccinia petasiti ∩ poarum (II, III: Poa), Puccinia petasiti ∩ pulchellae (II, III: Agrostis, Festuca, Melica, Phleum, Poa).
Petasites albus, weiße Pestwurz
(Abb. 201) Eu/ZAs; besonders in Schluchtwäldern an feuchten, humos-nährstoffreichen, locker bestockten, halbschattigen Lagen der montanen Stufe; Charakterart des Alpenlattich-Gesellschaft (Petasito albi-Cicerbitetum alpinae).
Ökologie von Petasites, Pestwurz
Tabelle 77: Petasites-Arten, Pestwurzen und ihre bevorzugten Standorte:
In Mischwäldern und häufig in Gewässernähe
Oft an Gebirgsbächen in Schluchten P. albus, weiße Pestwurz
Meist bestandbildende Ufervegetationen von Fließgewässern P. hybridus, Pestwurz
In alpinen, wasserzügigen Kalk- und Dolomitschotterfluren, oft herabgeschwemmt P. paradoxus, Alpenpestwurz
Aposeris, Hainsalat
1; Milchsaft führende Kleinstaude mit grob gesägten Blättern in grundständiger Rosette; BlütenstandStängel blattlos, einköpfig; nur gelbe Zungenblüten; Insektenbestäubung; Pflanze riecht beim Reiben unangenehm (Griech. apo – weg von, serís – Salat); schattenliebende Pflanze der Laubmischwälder. Asteraceae.
Abb. 202: Aposeris foetida, blühender stinkender Hainsalat. Iseler, 27.6.2008. Orig.
Wirte von Entyloma
Tabelle 78: Auswahl von Entyloma-Arten mit ihren Wirten:
Delphinium E. winteri
Myosurus E. myosuri
Nigella E. nigellae
Ranunculus E. microsporum, E. ranunculi-repentis
Ranunculus E. verruculosum
Ranunculus ficaria E. ficariae
Thalictrum E. thalictri
Chelidonium E. chelidonii
Papaver E. fuscum
Corydalis E. corydalis
Corydalis cava E. urocystoides
Fumaria E. fumariae
Pseudofumaria E. corydalis-luteae
Chrysosplenium E. chrysospleniii
Linum E. lini
Lathyrus sylvestris E. feurichii
Polygonum E. polygoni-amphibii
Borago, Symphytum E. serotinum
Myosotis E. fergussonii
Linaria E. linariae
Tozzia alpina E. tozziae
Veronica E. veronicae
Plantago E. plantaginis
Callitriche E. ulei?
Berula, Oenanthe, Sium E. helosciadii
Pastinaca E. pastinacae
Achillea E. achilleae
Antennaria, Gnaphalium, Helichrysum E. magnusii
Arnica montana E. arnicale
Aster alpinus E. asteris-alpini
Bellidiastrum alpinum E. bellidiastri
Bellis E. bellidis
Calendula E. calendulae
Dahlia E. dahliae
Erigeron E. erigerontis
Erigeron annuus E. fischeri
Eryngium E. eryngii
Eryngium alpinum E. eryngii-alpini
Gaillardia E. gaillardianum
Glebionis E. scalianum
Leucanthemopsis, Matricaria E. matricariae
Tanacetum E. tanaceti
Tripleurospermum E. matricariae
Crepis E. crepidis-rubrae
Crepis tectorum E. crepidis-tectori, E. zacintha
Cichorium E. cichorii
Aposeris foetida E. aposeridis
Hieracium E. hieracii
Hypochoeris E. maireanum
Leontodon, Scorzoneroides E. leontodontis
Picris hieracioides E. picridis
Sonchus E. sonchi
Taraxacum E. taraxaci
Tragopogon E. tragopogonis
Aposeris foetida, stinkender Hainsalat
(Abb. 202) MEu/Rußl; auf wechselfeuchten, kalkhaltigen, humosen Waldböden von den Tieflagen bis in den subalpinen Bereich, bevorzugt in Bergwäldern; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia), im besonderen des Hainsalat-Buchen-Tannenwaldes (Aposerido-Fagetum).
Pilze: Weißliche Pusteln werden von Albugo tragopogonis, "Weißrost" (Oomycota), hervorgerufen. – An den Blättern können knotige Verdickungen des spezifischen Protomyces kreuthensis (Taphrinales, Protomycetaceae, Abb. 24a) gebildet werden. – Wirt für den echten Mehltau Golovinomyces cichoriacearum. (Tabelle 74). Dikaryontenwirt für den unauffälligen (III orange-fleckige Blattunterseiten) und bisher nur für Slowenien bekannten, aber auch für die Nordalpen (Bad Reichenhall) nachgewiesenen Rostpilz Coleosporium aposeridis (0, I: Pinus). Haplontenwirt (0, I) für Puccinia poae ∩aposeridis (II, III: Poa nemoralis). – Der Hainsalat kann vom Brandpilz Entyloma aposeridis (helle Blattflecken) befallen werden.
Hieracium, Habichtskraut
ca. 1000 subkosm excl. Aus; mehrjährige Kräuter; Blattrosetten und Ausläufer vorhanden oder fehlend; ein bis mehrere Stängel mit oder ohne Stängelblätter; ein- bis mehrköpfig; Hüllblätter unterschiedlich angeordnet, Spreuschuppen fehlend, Achänen nie geschnäbelt, Pappus 1/2-reihig; Pappusstrahlen ungleich, brüchig, weiß bis hellbräunlich; Name: Griech. híerax - Habicht; Insektenbestäubung; Windverbreitung. Samen entwickeln sich oft apomiktisch, d.h. ohne vorherige Befruchtung der Samenanlagen. Daraus resultieren weitestgehend identische Nachkommen. Die durch gelegentliche Rekombinationen und Mutationen entstandenen Varianten können so manifest und als konstante Sippen erhalten bleiben. Dies trifft besonders für Taxa der Untergattung Hieracium zu. Die Artsystematik ist dementsprechend extrem schwierig und vielfach nicht eindeutig geklärt. Bei Arten der Untergattung Pilosella ist sexuelle Fortpflanzung durchaus häufig, apomiktische Vermehrung aber nicht ausgeschlossen. Entsprechend sind in dieser Gruppe Hybri-den zu erwarten. Tabelle 79, Asteraceae.
Ökologie von Hieracium, Habichtskräuter
Tabelle 79: Hieracium-Arten, Habichtskräuter und ihre bevorzugten Standorte:
In Wiesen und Rasen sowie offenen Vegetationen und Ruderalstandorten
In Magerrasen, kiesigen Offenstellen, bis in die subalpine Zone H. pilosella, kleines Habichtskraut
Von moorigen Stellen über Magerrasen zu Ruderalstellen H. caespitosum, Wiesenhabichtskraut
In Magerrasen, Ruderalstellen, Borstgrasmatten und verwildert H. aurantiacum, orangerotes Habichtskraut
Auf mageren, versauerten Böden, in Moorweisen, mageren Viehweiden H. lactucella, Öhrchenhabichtskraut
Wald- und Waldrandpflanzen
In Mischwäldern H. glaucinum, frühblühendes Habichtskraut; H. murorum, Waldhabichtskraut
In Mischwäldern, Hochstauden H. jurassicum, Jura-H.; H. prenanthoides, Hasenlattichhabichtskraut
Auf kalkfreien Böden von Mischwäldern bis zu sauren Magerrasen H. laevigatum, glattes Habichtskraut
Auf humosen Böden von Mischwäldern bis zu sauren Magerrasen H. umbellatum, doldiges Habichtskraut
Von Mischwäldern über Brachwiesen zu Ruderalorten H. lachenalii, Lachenals Habichtskraut
In Waldlichtungen, an Waldrändern, auch an Sekundaärstandorten H. sabaudum, Savoyer Habichtskraut
An Felsen und in der Schotterflur
An und auf Felsen
Besonders in Felsspalten H. amplexicaule, Stängelumfassendes H.; H. humile, niedriges H.
Auf Kalkfelsen H. chondrillifolium, knorpelblättriges Habichtskraut
Auf Schotterflächen
In offenen Kies- und Schotterfluren H. bupleuroides, Hasenohrhabichtskraut; H. glaucum, blaugrünes H.
In offenen Kies- und Schotterfluren H. piloselloides, Florentiner Habichtskraut
Steinige Rasen H. bifidum, gabeliges Habichtskraut; H. caesium, blaugrünes Habichtskraut
In der subalpinen und alpinen Region
Von Hochlagennadelwäldern über Hochstaudenfluren bis zu Almwiesen H. umbrosum, schattenliebendes H.
Von sauren, nährstoffreichen Almwiesen bis Hochstaudenfluren H. prenanthoides, Hasenlattichhabichtskraut
Alpine Rasengesellschaften
Blaugrasrasen H. dentatum, gezähntes H., H. glabratum, verkahlendes H.
Blaugrasrasen H. pallescens, verbleichendes H.; H. pilosum, haariges H.; H. valdepilosum, Waldenser H.
Alpine Magerrasen und Borstgrasgesellschaften
Magerrasen H. hoppeanum, Hoppes Habichtskraut; H. vulgatum, dünnstängeliges Habichtskraut
Versauerte Rasen H. alpinum, Alpenhabichtskraut; H. piliferum, haartragendes Habichtskraut
Besonders in Borstgrasrasen H. sphaerocephalum, kugelköpfiges Habichtskraut
Kalkreiche, schottrige Böden von alpinen Rasen und in Felsfluren H. villosum, zottiges Habichtskraut
Kalkarme bis silikatische Böden
Zwergstrauchheiden und Borstgrasbestände H. picroides, bitterkrautähnliches Habichtskraut
Schottrige Böden von alpinen Rasen und in Felsfluren H. glaciale, Gletscherhabichtskraut
Silikatische oder kalkarme, alpine Felsfluren H. intybaceum, Zichorienhabichtskraut
Pilze: Für mehrere Hieracien ist der falsche Mehltau Bremia lactucae (Oomycota) nachgewiesen. – Von vielen Habichtskräutern sind der Körbchenblütlermehltau, Golovinomyces cichoriacearum s.str., sowie Podosphaera erigerontis-canadensis bekannt. – Arten der Untergattung Hieracium (= Euhieracium) sind Wirte für den autoecischen (0, II, III) Rostpilz Puccinia hieracii, diejenigen der Untergattung Pilosella werden von Puccinia piloselloidarum (0, II, III) parasitiert. – Der Blattflecken verursachende Brandpilz Entyloma hieracii ist auf Hieracium-Arten spezialisiert (Abb. 203k, l).
Hieracium murorum (H. sylvaticum), Waldhabichtskraut
(Abb. 204) Eu/WAs/Sib; häufig auf wechselfeuchten Böden lichter Wälder und Gebüsche; bevorzugt in den Gehölz-Saumgesellschaften, von den Tieflagen bis in die subalpine Zone.
Abb. 203: Artenauswahl der Brandpilzgattung Entyloma: a Blattflecken auf Chrysosplenium alternifolium, wechselblättriges Milzkraut, verursacht durch die Brandsporenlager von Entyloma chrysosplenii, Bad Reichenhall, 14.7.2007; b die Brandsporenlager von Entyloma ficariae verursachten die Blattflecken auf Ranunculus ficaria, Scharbockskraut, Tübingen, 2.4.1988; c Brandsporenlager von Entyloma matricariae auf Tripleurospermum perforatum, geruchlose Kamille, Münsingen, 10.1986; d, e Entyloma arnicale verursacht Blattflecken (e) auf Arnica montana, Bergwohlverleih; e Brandsporen, Oberjoch, 9.1986; f Blattlängsschnitt von Aposeris foetida, stinkender Hainsalat, mit kugeligen Brandsporen von Entyloma aposeridis im Blattgewebe, Oberjoch, 12.9.1987; g-i Entyloma calendulae auf Calendula officinalis, Ringelblume, Großgmain bei Salzburg, 29.7.2007: g Blattflecken verursacht durch die Brandsporenlager; h Brandsporen im Blattgewebe des Wirtes, Skalenabstände 20 μm; i im Wirt mit einer Basidie gekeimte Brandspore mit terminalen, sitzenden Basidiosporen, die ihrerseits keimen; eine Keimhyphe durchwächst die Spaltöffnung des Wirtes und bildet eine langestreckte, sichelförmige Konidie; j mit einer Basidie gekeimte Brandspore von Entyloma dahliae auf Dahlia Hybride, TüBG, 19.10.1986; k, l Entyloma hieracii auf Hieracium murorum, Waldhabichtskraut, Oberjoch, 9.1987: k Schnitt durch ein Wirtsblatt mit kugeligen Brandsporen; l gekeimte Brandspore mit einer Basidie und terminalen, sitzenden Basidiosporen; m, n Entyloma gaillardianum auf Gaillardia aristata, Kokardenblume, TüBG, 6.7.2003: m durch Brandsporenlager bedingte Blattflecken auf dem Wirt; n im Wirt wachsende, generative Hyphen mit unterschiedlich entwickelten, jungen Brandsporen. Orig.
Abb. 204: Hieracium murorum, Waldhabichtskraut; Graubünden, Alp Flix, 30.6.2002, Orig.
Mycelis, Mauerlattich
35 Af/Eu/As; ein- bis mehrjährige Kräuter mit aufrechten, hohlen Stängeln und locker rispigen Infloreszenzen; Hülle zylindrisch, mit sehr kurzen äußeren und langen inneren Hüllblättern; Köpfchen überwiegend 3-5blütig, ohne Spreublätter, nur mit gelben Zungenblüten; Achänen abgeflacht, dünn geschnäbelt; Pappus mit langen, weißen inneren und sehr kurzen, kaum sichtbaren, äußeren Haaren (Name: Griech. mycelium - Fadengespinst); Insektenbestäubung; Windverbreitung. Asteraceae.
Abb. 205: Blüten- und Fruchtstand von Mycelis muralis, Mauerlattich. Großgmain bei Salzburg, 14.8.2008, Orig.
Pilze: Wird vom falschen Mehltau Bremia lactucae und von den echten Mehltauen Golovinomyces cichoriacearum und Podosphaera fusca befallen. – Dikaryophytenwirt für Coleosporium sonchi (0, I: Pinus); Haplontenwirt (0, I) für Puccinia opizii (II, III: Carex muricata s.l.); Wirt für den autoecischen (0, I, II, III) Rostpilz Puccinia chondrillae.
Mycelis muralis, Mauerlattich
(Abb. 205) Eu/NW-Af/KlAs/Kauk; bevorzugt schattige, wechselfeuchte Standorte mit nährstoffreichen Böden in Wäldern oder an Gehölzrändern der kollinen und montanen Stufen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Prenanthes, Hasenlattich
40 NgemZ/Kanar/ tropAf/tropAs; Stauden mit hoch aufrechten, verzweigten und beblätterten Stängeln; Köpfchen hängend (Name: Griech. prenés - überhängend, nickend; ánthos - Blüte) mit zylindrischen Hüllen und nur Zungenblüten; Achänen zylindrisch, gestutzt mit 2reihig angeordneten Pappusborsten. Asteraceae.
Pilze: Wird von den echten Mehltauen Golovinomyces cichoriacearum und Podosphaera fusca befallen. Wirt für den autoecischen (0, I II, III) Rostpilz Puccinia maculosa (Puccinia prenanthis, Puccinia prenanthis-purpureae).
Abb. 206: Blütenstand von Prenanthes purpurea, Hasenlattich. Thumsee bei Bad Reichenhall, 16.7.2006, Orig.
Prenanthes purpurea, Hasenlattich
(Abb. 206). M/SEu; im schattliebenden Unterwuchs von Gehölzen, aber auch in der Hochstaudenflur auf wechselfeuchten und häufig kalkarmen, humosen Böden von den Tieflagen bis in die subalpine Stufe; typisch für Rotbuchenwälder (Fagion).
Weitere Kryptogamen
Flechten und Moose der Bergwälder und folgender Vegetationseinheiten sind außerordentlich reich und ökologisch hoch spezialisiert. Sie werden daher, wie auch Beispiele der folgenden Kapitel, in Teil III, Flechten und Moose, gesondert behandelt.
Anmerkungen zu Tannen-Buchenmischwälder
Der Buchen-Tannenwald ist Teil der in der Nordhemisphäre weit verbreiteten und Klimaxwälder dominierenden Ektomykorrhiza-Vegetationen (ECM-Wälder). Deren Verbreitung reicht von den Tieflagen bis an die Waldgrenze und kann mit den Verbreitungsgebieten der Kieferngewächse, Pinaceae, der buchenartigen Gewächse, Fagales, Weidengewächse, Salicaceae, Linden, Tilia, Silberwurz, Dryas und Knöllchenknöterich, Bistorta vivipara, gleichgesetzt werden.
Der Tannen-Buchenmischwald
● ist der ursprüngliche Klimaxwald im hochmontanen und subalpinen Bereich des Gebietes
● ist von organismischen Interaktionen abhängig, welche die Funktionsfähigkeit dieses Ökosystems gwährleisten; diese beinhalten:
ECM-Bindungen und mit diesen vernetzten, weiteren Bodenorganismen;
parasitische und saprobe pilzliche und tierische Partner, insbesondere bei den komplexen Vorgängen der Holzzersetzung und der Humusbildung
● ist kleinräumig in Schluchtwäldern erhalten
● wurde großflächig durch Fichtenforste ersetzt
● ist nur nur bei verträglichem Rotwildbestand möglich
● ist an verflachten Hängen durch Almwiesen und Weiden stark reduziert