Magnoliidae, Magnolienartige Verwandtschaft

Magnoliidae, Magnolienartige Verwandtschaft

 

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-11.3.16:  TüBG-11.3.16:Abb-10.3.16:Abb4 verkleinert-#.12.15:System Magnoliids.jpg

Abb. 102: Systemreviere im neuen Botanischen Garten. Es sind nur die wichtigsten Ordnungen eingetragen. Die unterstrichenen und gelb geschriebenen Namen verweisen auf die Ordnungen, die im Folgenden behandelt werden. Photo: Google Earth, 2007.

 

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Abb. 103: Magnoliidae nach Cronquist (1988). Zum Vergleich mit molekularphylogenetischen Vorstellungen siehe Text.

 

Wie der molekularphylogenetische Stammbaum (Abb. 19) zeigt, bilden Ein­keimblättler, Monocotyledoneae, eine Ab­stammungsge­meinschaft, sie sind also mo­nophyletisch, nicht aber die Zweikeimblätt­ler, Dicotyledoneae (APG II 2003, APG III 2009).

Die Unterklasse der Magnoliidae, magnolienartige Verwandtschaft, umfaßte ursprünglich neben den Magnoliales, Laurales und Piperales, auch die Aristolochiales, Illiciales, Nymphaeales, Ranunculales und Papaverales (Abb. 103). Nach molekularphylogenetischen Hypothesen bilden jedoch nur die Magnoliales, Laurales und Piperales (incl. der Aristolochiales als Familie Aristolochiaceae), zusammen mit den Chloranthales und Canellales ein Monophylum (Massoni et al. 2014, 2015). Die Nymphaeales wurden als Vertreter der basalen Angiospermen bereits vorgestellt, ebenso wie die Austrobaileyales (Illiciales), zu denen die Schisandraceae gestellt werden (siehe oben). Die Papaverales wurden als Familie (Papaveraceae) in die Ranunculales eingegliedert (Fay et Christenhusz 2012, Hoot et al. 2015).

Traditionelle systematische Einteilungen von Engler (1892, 1903), Hutchinson (1959), Takhtajan (1959), Melchior (1964), Cronquist (1981, 1988) und Huber (1991) stimmen in vielen Gruppierungen auch mit den molekularphylogenetischen Hypothesen überein.

Arten der Magnoliidae mit den Magnoliales, Laurales und Piperales sind auf der dritten Ter­rasse der Tübinger Systemanlage angepflanzt (Abb. 102).

Magnoliales, Magnolienartige Gewächse

 

 

Abb. 104: Familien der Magnoliales incl. Winterales: Dendrogramm nach Sequenzen des Plastidengenoms. Verändert nach Donoghue in tree of life (1996).

 

Ordnung ursprünglicher, dikotyler, zumeist holziger und immergrüner Pflanzen ohne Stipeln, aber oft mit tütenartigen Blattscheiden.

Systematik und Phylogenie (Abb. 104): Die Familien Annonaceae, Degeneriaceae, Eupomatiaceae, Himantandraceae, Magnoliaceae und Myristicaceae werden in der Ordnung Magnoliales zusammengefaßt. Ihre verwandtschaftlichen Beziehungen sind in unterschiedlichen molekularen Analysen uneinheitlich (Doyle et Endress 2000, Soltis et al. 2000, Magallón et al. 2015).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-6.3.16:  TüBG-7.3.16:Abb-7.3.16:Abb4 verkleinert-#.12.15:Liriodendron tulip TüBG-12.6.2002b.jpg

Abb. 105: Blüte von Liriodendron tulipifera, Tulpenbaum, TüBG. Orig. 12.6.2002.

 

Magnoliaceae, Magnoliengewächse

(Abb. 104-106). Fami­lie der Magnoliales (Magnolienartige Ge­wächse) mit 2-12 Gattungen und etwa 220 Arten von Holzgewächsen, die in Wäldern Süd-, Ost- und Südostasiens sowie im südöstli­chen Nordamerika und in Mittel- und Südamerika vorkommen. Blätter einfach, wech­selständig, mit großen, stängelumfassen­den, hinfälligen Stipeln; Blüten auffällig, groß, mit freien, nicht in Kelch und Krone ge­gliederten Blütenhüllblättern und vielen, an deutlich konisch verlängerten Blütenachsen spi­ralig stehenden Staub- und Fruchtblättern (Abb. 106); Fruchtblätter frei oder zu Sammelfrüchten ver­wachsen. Wichtige Holzlieferanten und Zier­gehölze. Benannt nach dem französischen Botaniker Pierre Magnol (1638 -1715). Gattungsauswahl: Magnolia, Michelia, Liriodendron.

Phy­logenie: Die Magnoliaceae sind eine mono­phyletische Familie der Magnoliales mit den Myristicaceae als nächste Verwandte (Doyle et Endress 2000, Soltis et al. 2000). Durch molekulare Daten ist die traditionelle Gattungsgliederung der Magnoliaceae in Frage gestellt worden.

Siehe Anhang „Lieblingspflanze 16. Tulpenbaum“. Vgl. Teil 3 Arboretum, 12 Magnoliaceae.

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Abb. 106: Teillängsschnitt einer Blüte von Magnolia x soulangiana (M. denudata x M. liliiflora). P gleichgestal­tete Blütenblätter, A Staubblätter, G Frucht­knoten. Orig.

 

Vgl. Teil 3 Arboretum, 12 Magnoliaceae.

Laurales, Lorbeerbaumartige Gewächse

 

 

Abb. 107: Familien der Laurales: Dendrogramm nach Sequenzen des Plastidengenoms. Verändert nach Donoghue in tree of life (1996).

 

Hauptmerkmale der Laurales sind: Überwiegend immergrüne Gehölze mit einfachen, lederigen Blättern, ohne Stipeln, gelegentlich mit Blattscheiden. Blütenhüllen schraubig oder in 2 bis mehreren Wirteln, meist freiblättrig. Festigungsgewebe der Samenschale - wenn vorhanden - vom äußeren Integument abgeleitet.

Systematik und Phylogenie (Abb. 107): Die Verwandtschaftsverhältnisse der Laurales wurden von Renner (1999) morphologisch und molekular analysiert. Die Ordnung wurde auch mit den nah verwandten Magnoliales (= Annonales) vereint.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-6.3.16:  TüBG-7.3.16:Abb-7.3.16:Abb4 verkleinert-#.12.15:Laurus nobilis-25.2.2006.jpg

Abb. 108: Teilblütenstand von Laurus nobilis, Lorbeerbaum. TüBG. Orig. 25.2.2006.

Lauraceae, Lorbeergewächse

(Abb. 107, 108). Familie mit ca. 50 Gattungen und etwa 2500 Arten von Gehölzen und parasitischen Lianen mit fadenförmigen Stängeln. Die Lauraceen sind besonders in der Neotropis und in Südostasien verbreitet, darüber hinaus kommen sie aber auch in Afrika, dem süd- und ostasiatischen Bereich, in Indomalesien, Australien und Neuseeland vor. Blätter meist ungeteilt, ohne Stipeln, lederig, wechselständig, selten gegenständig oder quirlig. Blüten klein, zyklisch, zwittrig oder eingeschlechtig, meist 3zählig, Blütenachse verbreitert bis becherig; P3+3 oder selten 2+2, sehr selten 0; A meist 3-12, auf 4 Kreisen, die Glieder eines oder mehrerer Kreise auch staminodial; Antheren mit Klappen (2-4) aufspringend; G(3) meist mittelständig, selten unterständig, einfächerig, mit oder ohne Griffel; einsamige Beeren oder Steinfrüchte, meist von der Blütenachse (Cupula) teilweise oder ganz umgeben; die Cupula kann auch abfallen. Die Familie enthält wichtige Nutzpflanzen (Holz, Früchte, Gewürze: aromatische Blätter mit ätherischen Ölen, darunter toxische, wie Campher oder Safrol) und Ziergehölze, aber auch chlorophylllose Parasiten der Gattung Cassytha. Mit dem lateinischen Namen für Lorbeer benannt. Gattungsauswahl: Cinnamomum, Laurus, Lindera, Litsea, Ocotea, Persea.

Phylogenie: Verwandtschaften und ihre Verbreitungsmuster wurden von Chanderbali ​​ et al. (2001) untersucht. Die Lauraceae sind die Schwestergruppe der Monimiaceae innerhalb der Laurales (Renner 2005). ​​ 

Vgl. Teil 3 Arboretum, 17 Lauraceae.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-6.3.16:  TüBG-7.3.16:Abb-7.3.16:Abb4 verkleinert-#.12.15:Calycanthus fertilis Blaufge-4.6.2010.jpg

Abb. 109: Blüte von Calycanthus fertilis, Gewürzstrauch. Mehrere Blütenblätter wurden entfernt um die Staubblätter sichtbar zu machen. TüBG. Orig. 4.6.2010.

Calycanthaceae, Gewürzstrauchge­wächse

(Abb. 107, 109, 110). Familie mit 4 Gattungen und 7 Arten winterharter Sträucher, die gegen­ständig beblättert sind. Das Gesamtareal umfaßt 4 disjunkte Gebiete: Ostasien, Nord­­australien, sowie zwei Teilare­ale in SO- und SW-Nordame­ri­ka. Die zahlreichen, freien Fruchtblätter sind in einen deutlichen Blütenbe­cher eingesenkt. Der aus dem Griechi­schen abgeleitete Name bedeutet Kelch­­­blüte. Gattungen: Calycanthus, Chimonanthus, Idiospermum, Sinocalycanthus.

​​ Phylogenie: Die Caly­canthace­ae bilden das basale Monophylum der Laurales (Renner 2005).

 

Vgl. Teil 3 Arboretum, 10 Calycanthace­ae.