Kiefernwälder
Abb. 314: Lichter Bestand von Pinus sylvestris, Waldkiefer, mit Cypripedium calceolus, Frauenschuh, im Unterwuchs. Martinau bei Elmen im Lechtal, 30.5.2014. Orig.
Pinus, Kiefer
(Abb. 314, 323) 80-100 NHem/Sum; immergrüne, monoecische Nadelbäume, deren Nadeln in der Länge und Zahl pro Kurztrieb artmäßig sehr unterschiedlich ausgebildet sind; weibliche Zapfen endständig oder subterminal, meist für die Art sehr charakteristisch; wichtige Nutzholz- und Zierbäume.
Ökologie von Pinus, Kiefer
Tabelle 95: bevorzugte Standorte von Pinus-Arten im Gebiet:
In tieferen bis mittleren Höhenlagen
Trockenwälder bis Moorränder P. sylvestris, Waldkiefer
Hochmoore P. rotundata, Moorspirke
Besonders in Kleinstrauchvegetationen der subalpinen Hochlagen P. cembra, Zirbelkiefer
Im Latschengürtel oberhalb der Waldgrenze, auch darunter an felsig-keisigen Standorten P. mugo, Latsche
Ektomykorrhizapilze von Pinus sylvestris, Waldkiefer
Kiefern bilden mit mehreren Pilzen, besonders höheren Basidiomyceten, obligate Ektomykorrhizen. Häufig sind dies Arten der Boletales, z.B.:
ECM-Pilze von Pinus sylvestris, Waldkiefer
Tabelle 96: ECM-Arten bei Pinus sylvestris, Kiefer:
Chroogomphus rutilus kupferroter Gelbfuß
Gomphidius roseus rosa Schmierling
Boletus pinicola Kiefernsteinpilz
Chalciporus piperatus Pfefferröhrling
Leccinum vulpinum Fuchsraufuß
Suillus bovinus Kuhröhrling
Suillus granulatus Körnchenröhrling
Suillus luteus Butterpilz
Suillus variegatus Sandröhrling
Lactarius deliciosus echter Reizker
Lactarius sanguifluus Blutreizker
Lactarius musteus Heidemilchling
Russula caerulea Buckeltäubling
Russula emetica Speitäubling, Abb. 315
Russula sanguinea Bluttäubling, Abb. 316
bevorzugt bei Pinus sylvestris:
Rhizpogon luteolus gelbliche Wurzeltrüffel
Tricholoma caligatum Krokodilritterling, Abb. 317
Tricholoma fracticum fast beringter Ritterling
Tricholoma imbricatum feinschuppiger R., Abb. 318
Tricholoma stans rotfleckiger Kiefernritterling
Abb. 315: Standort von Russula emetica, Speitäubling, vergesellschaftet mit Blechnum spicant, Rippenfarn. Söller im Kleinwalsertal, 1.10.2013. Orig.
Abb. 316: Russula sanguinea, Bluttäubling. Oberjoch, 12.9.1986. Orig.
Abb. 317: Tricholoma caligatum, Krokodilritterling, Schönbuch bei Tübingen, 6.10.1994. Orig.
Abb. 318: Tricholoma imbricatum, feinschuppiger Ritterling, Unterjoch, 2.10.1997. Orig.
Pucciniales, Rostpilze, von Pinus sylvestris, Waldkiefer
Kiefern sind die Haplontenwirte für verschiedene Rostpilze der Gattungen Coleosporium, Cronartium und Melampsora. Die Sporenlager an Nadeln bzw. Zweigen und Stämmen werden von Hüllen (Peridien: "Blasenroste") umgeben. Die Basidienlager auf Blattunterseiten der Dikaryontenwirte sind bei Coleosporium-Arten (hauptsächlich Asteraceae, Campanulaceae, Scrophulariaceae), wachsig und orange, kleinfelderig, aber nicht selten spreitendeckend und damit sehr auffällig (Abb. 319).
Wirte von Coleosporium
Tabelle 97: Coleosporium-Arten und ihre Wirte:
Pinus ∩ Pulsatilla C. pulsatillae
Pinus ∩ Campanula C. campaulae
Pinus ∩ Cerinthes C. cerinthes
Pinus ∩ Euphrasia C. euphrasiae
Pinus ∩ Odontites, C. euphrasiae
Pinus ∩ Rhinanthus C. euphrasiae
Pinus ∩ Melampyrum C. melampyri
Pinus ∩ Campanula C. campanulae
Pinus ∩ Phyteuma C. campanulae
Pinus ∩ Adenostyles C. cacaliae, Abb. 319c
Pinus ∩ Aposeris C. aposeridis
Pinus ∩ Inula C. inulae
Pinus ∩ Petasites C. petasitis
Pinus ∩ Senecio C. senecionis, Abb. 319a
Pinus ∩ Sonchus C. sonchi
Pinus ∩ Tussilago C. tussilaginis
Coleosporium aposeridis ist unauffällig und deswegen wohl übersehen, aus Slowenien beschrieben, aber auch für Bad Reichenhall nachgewiesen.
Coleosporium cerinthes ist weitgehend unbekannt; aus Schlesien beschrieben, aber auch für Linz nachgewiesen.
Coleosporium inulae gilt als selten, kann aber im Gebiet erwartet werden.
Coleosporium pulsatillae ist wenig beachtet worden, gilt daher als selten; die Art kommt nicht auf alpinen Pulsatillen vor.
Cronartium- incl. Endocronartium-Arten besitzen Teleutosporensäulen auf den Dikaryontenwirten (Säulenroste; z.B.Weymouthskiefern-Blasenrost = Johannisbeersäulenrost).
Die Gattung Cronartium ist mit 2 Arten vertreten, die von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung sind (Dikaryontenwirte besonders Gentianaceae, Asclepiadaceae, Scrophulariaceae, aber auch Paeoniaceae):
Weymouthskiefern-Blasenrost, Cronartium ribicola (II, III: Ribes); und
Kiefernrinden-Blasenrost, Cronartium flaccidum (II, III: Gentiana asclepiadea, Vincetoxicum hirundinaria, aber auch auf "exotischen" Wirten, wie Impatiens, Paeonia, Tropaeolum).
Als Peridermium pini (Endocronartium pini wird ein autoecischer Blasenrost der Kiefer bezeichnet, dessen Aecidiosporen wieder die Kiefer infizieren können. Er ist der Erreger des Kiefernzopfes von Pinus mugo, P. nigra und P. sylvestris. Für nordamerikanische Blasenroste, deren Aecidiosporen mit Basidien keimen, wurde die Gattung Endocronartium eingeführt.
Melampsora pinitorqua bildet Dikaryophasestadien (II, III) auf Populus tremula).
Abb. 319: Die Rostpilzgattung Coleosporium mit den Wirten Kiefer und Körbchenblütler. a Coleosporium senecionis, mit Aecidien (I) auf Latschennadeln (a), Pinus mugo; Schweiz, Schynige Platte, 21.6.1998; b Längsschnitt durch eine Basidienschicht („Teleutosporenlager“ III) auf dem Fuchs-Greiskraut, Senecio fuchsii; verdickte Probasidien (Teleutosporen) fehlen, die Basidienspitzen sind mit Schleimkappen bedeckt; Oberjoch, 29.9.1999; c Coleosporium cacaliae, Basidienlager (III) auf der Unterseite eines Blattes vom geöhrten Alpendost, Adenostyles alliariae, Iseler, 24.8.1979. Orig.
Abb. 320: Phaeolus schweinitzii, Kiefernbraunporling: a Hutoberseite; b Hutunterseite mit Poren; c Teillängsschnitt durch den Fruchtkörper; d Hymenium mit unterschiedlich entwickelten Basidien und Cystiden, Subhymenium und Trama und Basidiosporen; e Tramahyphen; f von der Hutoberfläche abstehende Hyphen. Schönbuch bei Tübingen, 6.10.1986. Orig.
Abb. 321: Lophodermium pinastri auf Nadeln von Pinus sylvestris (a, b): c, d Nadelquerschnitt mit subepidermalen Konidienlager; e Querschnitt durch Ascoma und Kiefernnadel; f junge Stadien der Ascusentwicklung; g junger Ascus mit Paraphyse; h, i Asci mit Ascosporen und Paraphysen. Schwarzwald, Zavelstein, 21.2.2014. Orig.
Abb. 322: Ascocorticium anomalum: a Fruchtkörper, der Innenseite einer Kiefernborke, Pinus sylvestris, anliegend; b Längsschnitt durch die gesamten Fruchtkörperdicke mit einer Abfolge der Ascusentwicklung von links nach rechts, mit zunächst plasmatischen Inhalten, dann beginnender Ascosporenbildung und schließlich einem reifen Sporenpaket; Tübingen Rosenau, 29.10.1984. Nach Oberwinkler (2012), verändert.
Häufig und leicht kenntlich ist Herpotrichia juniperi (= Herpotrichia nigra, Schwarzer Schneeschimmel) von Koniferen der subalpinen bis alpinen Hochlagen, im Gebiet besonders häufig auf der Latsche. Die Nadeln von Zweigabschnitten werden von braunem Myzel überzogen und dicht miteinander versponnen. Dies wird durch lange Schneebedeckung begünstigt.
Phacidium infestans (Weißer Schneeschimmel) bewirkt eine fahle bis graue Verfärbung der Nadeln von Hochlagenkiefern.
Auf der Borke absterbender Äste siedelt der Kiefernspezialist Peniophora pini und
auf abgefallenen, zumeist vergrabenen Kiefernzapfen wächst Auriscalpium vulgare, der Ohrlöffelstacheling.
Pinus sylvestris, Waldkiefer, Föhre
(Abb. 314, 323) Eu/As; auf unterschiedlichen Böden kalkhaltiger bis saurer Substrate; überwiegend an Trockenstandorten der kollinen bis subalpinen Stufen und dann meist lockere Bestände bildend; typisch für den Heidekraut-Kiefernwald (Erico-Pinion); daneben auch auf feuchten bis moorigen Böden; forstlich wichtiger Nutzholzbaum.