Sordariomycetes
Abb. 80: Übersicht einer molekular begründeten Hypothese zur Phylogenie der Sordariomycetes. Die Farben der Namen weisen auf die hauptsächlichen Substratspezialisierungen: schwarz – saprob, rot – pflanzenparasitisch, violett – tier- und mykoparasitisch. Einzelne Taxa werden an zutreffenden Stellen des Textes behandelt, wobei auf diese Übersicht verwiesen wird. Phylogramm stark vereinfacht und verändert nach Zhang and Wang (2015).
Abb. 81: Fruchtkörper und Mikromorphologie einiger Arten der Xylariales: a Sammelfruchtkörper von Daldinia concentrica s.l., Kohlenkugelpilz, von außen und im Schnitt, Madeira, Faja de Nogeira, 31.3.1984; b Diatrype bullata auf entrindetem Ast von Salix elaeagnos, Lavendelweide, Grüntensee bei Wertach, 2.10.1994; c Schnitt durch einen Sammelfruchtkörper von Diatrype disciformis auf Fagus sylvatica, Buche, mit fünf angeschnittenen Perithecien, aus denen die Asci zum Teil herausquellen, Tübingen, Schönbuch, 10.1987; d flacher Sammelfruchtkörper von Diatrype stigma, deren Perithecien als Warzen zu erkennen sind, mit orange Punkten von Nectria episphaeria, Tübingen, Schönbuch, 1.10.1087; e halbkugelige Sammelfruchtkörper von Hypoxylon fragiforme auf Fagus sylvatica, Buche, Tübingen, Schönbuch, 9.10.2002; f flach-stromatischer Sammelfruchtkörper von Hypoxylon rubiginosum, Kenzingen, 1.10.1986; g Sammelfruchtkörper von Kretschmaria deusta, Taiwan, Menglun, 10.8.1995; h clavarioide Sammefruchtkörper von Xylaria hypoxylon mit Perithecien in den basalen, schwarzen Teilen und Konidienbildung in den weiß-staubigen, apikalen Bereichen, Tübingen, Schönbuch, 24.10.2004; i klobig-keulige Sammelfruchtkörper von Xylaria polymorpha, Tübingen, Schönbuch, 6.10.1989, j gestielter Sammelfruchtkörper von Xylaria longipes, 24.9.2005; k Asci von Xylaria longipes in verschiedenen entwicklungsstadien, Oberjoch, 20.9.1991. Orig.
Abgefallene Buchenblätter werden von unterschiedlichsten Pilzen als Substrate benutzt. Darunter sind zahlreiche Arten der Asco- und Basidiomycota. Sie tragen maßgeblich zur Humusbildung im Waldboden bei. Unter den Ascomyceten sind viele kleine bis kleinste, offensichtlich spezialisierte Pyreno- und Discomyceten (Abb. 82) zu finden, unter ihnen die auf lebenden Blättern parasitierende Apiognomonia errabunda. Dazu (Kloidt et al. 1987):
Dothideomycetes, Capnodiales: Mycosphaerella punctiformis; Microthyriales: Microthyrium fagi, M. inconspicuum, M. microscopicum; Pleosporales: Alternaria
Eurotiomycetes, Eurotiales: Penicillium
Leotiomycetes, Helotiales: Lachnum fuscescens, Naeviopsis carneopallida
Sordariomycetes, Chaetosphaeriales: Phaeostalagmus; Glomerellales: Colletotrichum; Hypocreales: Trichoderma, Trichothecium; Melanosporales: Harzia; Xylariales: Discosia
Auch die Basidiomyceten sind durch viele winzige Arten, aber auch durch große Blätterpilze, wie Lepista nuda, Rötelritterling, vertreten.
Abb. 82: Calycellina spp., Helotiales, Pezizellaceae, auf abgestorbenen Blättern von Fagus sylvatica, Buche, die bei Reife die Epidermis des Wirtes deckelartig aufklappen (a, d). Sie besitzen inoperculate Asci mit amyloiden Porenringen (Pfeile) und jeweils acht Ascoporen mit Öltropfen (c, g). Die Paraphysen der beiden Arten (b, f) sind sehr verschieden.: a-c Calycellina sp., Schwabmünchen bei Augsburg, 18.9.1966; d-f Calycellina fagina, Bad Reichenhall, 5.9.1963, det. H.-O. Baral. Orig.
Quercus, Eiche
450-600, NgemZ/SO-As/Indon/MAm/Eku; sommer- und immergrüne, tiefwurzelnde Bäume, seltener Sträucher mit meist fiederlappigen, selten nur gezähnten oder ganzrandigen, wechselständigen Blättern und eingeschlechtigen Blüten mit 6-8teiligen, einfachen Blütenhüllen; A6-10 in hängenden Ähren; G(3) zu 1-5 kopfig-ährig gedrängt, aufrecht; Nußfrucht von Cupula umgeben; wichtige Nutz- und Zierbäume.
Pilze: Eichen sind mit diversen Ektomykorrhizabildnern (Tabelle 20) obligat assoziert.
Quercus robur, Stieleiche
(Abb. 72c, 83c) NAf/Eu/KlAs; wichtige Baumart der Laubmischwälder der Tieflagen und wärmebegünstigter, montaner Standorte mit nährstoffreichen, tiefgründigen Böden; typisch für Eichenmischwälder (Quercion roboris) und Charakterart des Eichen-Hainbuchenwaldes (Querco roboris-Carpinetum betuli).
ECM-Mykobionten an Quercus, Eiche
Tabelle 20: Auswahl von Quercus-ECM-Mykobionten:
Lactarius azonites rauchfarbener Milchling
Lactarius chrysorrheus Goldmilchling
Lactarius insulsus schönzoniger Milchling
Lactarius mairei braunzottiger Milchling
Lactarius quietus Eichenmilchling
Russula pseudointegra ockerblättriger Zinnobertäubling
Leccinum quercinum Eichenraufuß
Tricholoma pardinum Tigerritterling
Amanita phalloides grüner Knollenblätterpilz
Eichenblätter werden intensiv von Erysiphe alphitoides, Eichenmehltau, parasitiert (Abb. 72b, c). – Apiognomonia quercina (Tabelle 16), Erreger der Eichenblattbräune, ruft flächige Blattnekrosen hervor. – Für den nur auf Eichenblättern bekannten Rostpilz Uredo quercus (Cronartium quercuum) kann eine Haplophase auf Kiefern vermutet werden.
Wirte von Cronartium
Tabelle 21: Rostpilze der Gattung Cronartium und ausgewählte Wirte:
Cronartium flaccidum 0, I: Pinus spp., II, III: Paeonia, Bartsia, Odontites, Pedicularis, Verbena
Cronartium ribicola 0, I: Pinus cembra, P. strobus, II, III: Ribes spp.
Cronartium quercuum 0, I: Pinus sylvestris, Pinus spp., II, III: Quercus spp.
Abb. 83: konsolenförmige, parasitische Basidiomyceten an Quercus robur, Steileiche: a, b Fistulina hepatica, Leberreischling, Tübingen, Spitzberg, 10.10.1984; a Schnitt durch den Fruchtkörper, die Röhrenschicht auf der Unterseite; b voneinander isolierte Röhren auf deren Innenseiten die Hymenien liegen; c mehrere, unterschiedlich alte Konsolen von Fomitiporia robusta, Eichenfeuerschwamm, an einer durch Blitzeinschlag geschädigten Eiche; Tübingen, Schönbuch, 3.1995. Orig.
Ein ungewöhnlicher und spezifischer Stammparasit der Eiche ist Fistulina hepatica, Leberreischling (Abb. 83a, b)). Diese Art ist durch saftig-fleischige Konsolen ausgezeichnet, auf deren Unterseiten viele freie Röhren stehen, deren Innenseiten die Hymenien tragen.
Fomitiporia robusta (Phellinus r.), Eichenfeuerschwamm (Abb. 83c), parasitiert bevorzugt Eichen (vgl. Tabelle 6). Er soll auch auf Castanea vesca, Eßkastanie, vorkommen. Seine langjährig ausdauernden Konsolen finden sich oft in Etagen an alten, häufig durch Blitzschlag geschädigten, Bäumen. – An alten Stammbasen und Stubben tritt Daedalea quercina, Eichenwirrling (Abb. 84), häufiger auf.
Die Borke lebendener Eichen wird, ohne Beeinträchtigung der Bäume, manchmal durch individuenreiche Populationen des spezifischen Aleurocystidiellum disciforme (Russulales, Abb. 34b, Tabelle 4) besiedelt, einer Art, die an schnelles und lang andauerndes Austrocknen bestens angepaßt ist.
Wirte von Peniophora
Tabelle 22: Auswahl von Peniophora-Arten und ihren Substraten (Abb. 85):
P. junipericola Juniperus communis, Wacholder
P. piceae Abies, Tanne; Picea, Fichte
P. pini Pinus sylvestris, Waldkiefer
P. pithya Nadelholz
P. aurantiaca Alnus alnobetula, Grünerle
P. erikssonii Alnus, Erle
P. laeta Carpinus betulus, Hainbuche
P. limitata Fraxinus excelsior, Esche
P. quercina Quercus, Eiche
P. rufomarginata Tilia, Linde
P. incarnata Laubholz
Abb. 84: Daedalea quercina, Eichenwirrling: a Habitus; b Längsschnitt durch den Konsolenrand mit unterschiedlich breiten Poren; c Ausschnitt aus dem Hymenium und Subhymenium mit trimitschem Hyphensystem; d dickwandige Hyphen des Konsolenfleisches; e Hyphen der Konsolenoberfläche. Schweden, Vestergötland, Götene, leg. A. Bresinsky 24.8.1965, Orig. 17.3.1970.
Wirte von Vuilleminia, Rindensprenger
Tabelle 23: Hauptwirte von Vuilleminia-Arten, Rindensprenger (Abb. 86):
Acer V. pseudocystidiata, Ahornrindensprenger
Alnus glutinosa V. alni, Erlenrindensprenger
Cornus V. macrospora, Kornelkirschenrindensprenger
Corylus avellana V. coryli, Haselrindensprenger
Crataegus V. cystidiata, Weißdornrindensprenger
Quercus V. comedens, Eichenrindensprenger
Absterbende Äste sind fast immer von Vuilleminia comedens, Rindensprenger (Tabelle 23), befallen, der bevorzugt in der kalten Jahreszeit an den Astunterseiten mit grau-weißen, gelatinösen Krusten fruktifiziert. An dünneren Ästen brechen die häufigen, meist etwas gestreckten Fruchtkörper von Colpoma quercinum (Rhytismataceae, Tabelle 24) durch die Rinde.
Die Erstbesiedelung liegender Äste und Stämme erfolgt unter feuchten Bedingungen rasch durch Stereum hirsutum, die Laubholzschwesterart von Stereum sanguinolentum, blutender Schichtpilz, die in Kürze ausgedehnte Populationen krustig-konsoliger Fruchtkörper entwickelen (Tabelle 12). Oft kommen in dieser Phase auch Exidia truncata, , schwarzer Eichendrüsling (Auriculariales), und die ebenfalls schwarze, gallertige Bulgaria inquinans, Schmutzbecherling (Helotiales, Abb. 79a-c), vor.
Aus Zweigen brechen die braunen Becher von Rutstroemia firma hervor. Dieser Becherling ist offensichtlich auf diversen Arten verschiedener Kätzchenblütlergattungen (z.B. Erle, Haselnuß) verbreitet. An Stielen und Blattrippen vorjähriger Eichenblätter wächst Rutstroemia sydowiana (Rutstroemiaceae).
Abb. 85: Auswahl von Peniophora-Arten: a Peniophora piceae auf Picea abies, Fichte, Oberjoch, 27.9.1993; b Peniophora erikssonii auf Alnus incana, Grauerle, Hinterstein, 3.9.1984; c Peniophora aurantiaca auf Alnus alnobetula, Grünerle, Kleinwalsertal, Söller, 2.9.2013; d Peniophora laeta auf Carpinus betulus, Hainbuche, Bad Reichenhall, 18.8.2007; e Peniophora quercina auf Quercus robur, Stieleiche, Tübingen, Schönbuch, 28.10.2002; f Peniophora violaceolivida auf Salix elaeagnos, Lavendelweide, Wertach, Grüntensee, 23.9.1995. Orig.
Abb. 86: Auswahl von Vuilleminia-Arten, Rindensprenger: a, c Vuillemina comedens auf Quercus robur, Stieleiche, a Habitus auf der Unterseite eines Eichenastes; c Schnitt durch das Hymenium mit Dikaryophysen und Basidien in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, Tübingen, Schönbuch, 28.10.02; b Vuilleminia alni auf der Unterseite eines Astes von Alnus incana, Grauerle, Wertach, Pfeiffermühle, 10.10.1996. Orig.
Abb. 87: Mycena mucor: a Fruchtkörper auf Blatt von Alnus incana, Grauerle, Wertach, Pfeiffermühle, 1.10.1996; b-i rasterelektronenische Aufnahmen der Fruchkörperentwicklung: b Primordium; c, d junge Stadien des Stieles und Hutes; e aufgespannter Hut mit wenigen, leistenartigen Lamellen; f Stieloberfläche mit bestachelten Hyphen; g Lamellenschneide mit Basidien und bestachelten Cheilocystiden; h Basidien in unterschiedlichen Entwicklungsstadien; i bestachelte Hyphen der Huthaut. Auf Blatt von Quercus robur, Stieleiche, Tübingen, Schönbuch, 11.1984. Orig.
Wirte von Colpoma
Tabelle 24: Auswahl von Colpoma-Arten mit ihren Wirten:
Abies, Picea C. crispum
Juniperus C. juniperi
Quercus C. quercinum
Wirte von Propolis
Tabelle 25: Auswahl von Propolis-Arten mit ihren Wirten (Daten nach Baral in Jaklitsch et al. 2015):
Picea P. hillmanniana
Pinus cembra P. juniperi
Quercus P. quercina nom. prov.
Salix P. rubella
Borke, Holz Nadel-, Laubgehölze P. farinosa Abb. 77f
Standorte von Mycena, Helmling
Tabelle 26: Auswahl von Myena-Arten, Helmlinge, mit ihren bevorzugten Standorten:
Dryopteris M. pterigena, Farnhelmling, Abb. 96#
Abies-Fagus-Wälder M. flavoalba, weißgelber H.
Nadelwälder M. adonis, korallenroter Helmling
Nadelwälder M. capillaripes, Nitrathelmling
Nadelwälder M. rosella, rosaschneidiger Helmling
Nadelwälder M. vulgaris, klebriger Helmling
Nadelwälder M. zephirus, rostfleckiger Helmling
Fagus M. haematopus, großer Bluthelmling
Fagus M. renati, gelbstieliger Nitrathelmling
Fagus-Laub M. pelianthina, schwarzgezähnelter H.
Fagus-Wälder M. crocata, gelborangemilchender H.
Fagus-Wälder M. rosea, rosa Rettichhelmling
Fagus-Quercus-Laub M. mucor, Abb. 87
Fagus-Quercus-Laub M. stylobates, Postamenthelmling
Quercus-Holz M. inclinata, buntstieliger Helmling
Quercus-Holz M. polygramma, rillstieliger H.
Salix M. guldeniana
Betula, Birke
ca. 60 NgemZ; sommergrüne ECM-Bäume oder Sträucher mit einfachen, selten gelappten, wechselständigen Blättern; Blüten einhäusig; zweiflügelige Nußfrüchte; mehrere Arten als Zierbäume verwendet.
Ökologie von Betula, Birke
Tabelle 27: bevorzugte Standorte von Betula-Arten im Gebiet:
In Mischwäldern, an Waldrändern, eist in Einzelbäume B.pendula, Hängebirke
In Hochmooren und Torfstichen B. pubescens, Moorbirke
Moorwiesen, Zwischen- und Hochmoore B. humilis, Strauchbirke, B. nana, Zwergbirke
Wirte von Melampsoridium
Tabelle 28: Rostpilze der Gattung Melampsoridium und ausgewählte Wirte:
Melampsoridium betulinum 0, I: Larix spp., II, III: Alnus spp., Betula spp.
Melampsoridium hiratsukanum 0, I: Larix spp., II, III: Alnus spp.
Melampsoridium carpini II, III: Carpinus betulus, Corylus avellana
Abb. 88: Kätzchen männlicher Blüten von Betula pendula, Hängebirke. Bad Reichenhall, 20.4.2003. Orig.
Betula pendula (B. verrucosa), Hängebirke
(Abb. 88) Eu/KlAs; besonders auf nährstoffarmen, wechselfeuchten Böden; von den Tieflagen bis in die subalpine Zone; Holz- und Borkennutzung; Blätter für Tee verwendet.
Pilze an Betula, Birke
Mit Birken können mehrere spezifische Ektomykorrhizapilze vergesellschaftet sein (Tabelle 29).
Birken-Hexenbesen werden durch Taphrina betulina hervorgerufen (Tabelle 48). – Der echte Mehltau Erysiphe ornata (Microsphaera o., Tabelle 18) ist spezifisch für europäische und asiatische Birkenarten. Birken werden auch von Phyllactinia guttata befallen (Tabelle 17). Dikaryontenwirt (II, III) für den Rostpilz Melampsoridium betulinum (0, I: Larix)
ECM-Mykobionten von Betula, Birke
Tabelle 29: Auswahl von Betula-ECM-Mykobionten:
Lactarius fascinans Zaubermilchling
Lactarius mammosus Buckelmilchling
Lactarius pubescens Birkenreizker
Lactarius vietus graufleckender Milchling
Russula aeruginea grasgrüner Täubling
Russula flava gelber Graustieltäubling
Russula gracilis zierlicher Täubling
Russula nitida glänzender Täubling
Russula versicolor verschiedenfarbiger Täubling
Leccinum holopus Moorbirkenröhrling
Leccinum oxydabile rötender Birkenröhrling
Leccinum percandidum weißlicher Birkenröhrling
Leccinum scabrum Birkenröhrling
Leccinum subcinnamomeum dunkelrotbrauner B.
Leccinum testaceoscabrum schwarzschuppige Rotkappe
Leccinum variicolor buntfärbender Birkenröhrling
Tricholoma album strohblasser Ritterling
Cortinarius triumphans Birkenschleierling
In seinem Vorkommen auf Birken beschränkt ist Piptoporus betulinus, der Birkenporling (Abb. 75, 374). Er ist im Areal der Birken auf der Nordhalbkugel weit verbreitet und wächst als Parasit auf lebenden und als Schwächeparasit auf absterbenden Birken sowie auf toten, am Boden liegenden Birkenstämmen.
Abgestorbenes Birkenholz wird von zahlreichen saproben, meist unspezifischen Arten der Asco- und Basidiomyceten besiedelt. Erstaunlich häufig sind auf der Unterseite morscher, feuchter Birkenstämme krustenförmige (corticioide), rosafarbige Basidiomyceten zu finden, die Tulasnella-Arten sind (Abb. 375).
ECM-Mykobionten von Carpinus, Hainbuche
Tabelle 30: Auswahl von Carpinus-ECM-Mykobionten:
Lactarius fluens braunfleckender Milchling
Lactarius pterosporus flügelsporiger Milchling
Lactarius zonarius blaßzoniger Milchling
Russula carpini Hainbuchentäubling
Leccinum griseum Hainbuchenraufuß
Carpinus, Hainbuche, Weißbuche
Ca. 35, NgemZ/MAm; sommergrüne ECM-Bäume, seltener Sträucher, mit einfach gesägten, zweizeilig stehenden Blättern; männliche Blüten in hängenden Kätzchen; Frucht mit dreilappigem oder tief eingeschnittenem Hochblatt verwachsen; mit einem römischen Pflanzennamen benannt.
Die Hainbuche wird von den echten Mehltaupilzen Oidium carpini und Phyllactinia guttata befallen.
Dikaryontenwirt (II, III) für den Rostpilz Melampsoridium carpini (0, I: Larix).
Carpinus betulus, Hainbuche
(Abb. 89) Eu/Iran; wichtige Art der Eichen-Hainbuchenwälder, sonst zerstreut in nährstoffreichen, wechselfeuchten Laubmischwäldern der kollinen Stufe, nur gelegentlich in den montanen Bereich aufsteigend; Charakterart der Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion und Querco roboris-Carpinetum betuli); Verjüngung durch Stockausschläge, daher früher Schnaitelnutzung häufig; rasche Laubzersetzung fördert die Bodenverbesserung;
Abb. 89: Carpinus betulus, Hainbuche: a männliche Blüte; b Frucht mit Tragblatt; c Fruchtstand. Bad Reichenhall, 14.8.2007. Orig.
Tilia, Linde
(Abb. 91, 92) ca. 50 NgemZ; laubwerfende Bäume ohne terminale Knospen, daher mit sympodialem Wuchs; Blätter mit herzförmigen Spreiten, wechselständig, zweizeilig; Stipeln (Knospenschuppen) hinfällig; am Infloreszenzstiel ein auffälliges, längliches Hochblatt, mit dem Stiel lang verwachsen, dann abstehend, dient für den abfallenden Fruchtstand als Flügel; Blüten radiär, 5zählig, duftend, durch verschiedene Insekten bestäubt; A∞, frei oder gebündelt und dann epipetal; Filamente oft apikal gegabelt; Griffel mit 5lappiger Narbe; wichtige Holzbäume für Spezialverwendungen und seit altersher häufig als Zierbäume gepflanzt.
Wirte für den auf diversen Gehölzen auftretenden echten Mehltau Phyllactinia. (Abb. 72, Tabelle 17).
Auf absterbenden und abgefallenen Zweigen findet sich eine charakteristische Pilzgemeinschaft: Der Discomycet Encoelia tiliacea, Pyrenomyceten mit eingesenkten Perithecien (Cryptodiaporthe hranicensis, Diaporthe velata, Hercospora tiliae, Pseudomassaria chondrospora, Splanchnonema ampullaceum) und der discoide Heterobasidiomycet Platygloea disciformis (Abb. 90).
Dagegen kommen auf Linden keine Rost- und Brandpilze vor.
ECM-Mykobionten von Tilia, Linde
Tabelle 31: Auswahl von ECM-Mykobionten, die bei Tilia gefunden wurden:
Russula cyanoxantha Frauentäubling
Russula delica Weißtäubling
Russula grisea grauvioletter Täubling
Russula nigricans dickblättriger Schwärztäubling
Russula parazurea blaugrüner Reiftäubling
Russula pectinatoides Kammtäubling
Russula vesca Speisetäubling
Boletus aereus weißer Bronzeröhrling
Boletus appendiculatus gelber Bronzeröhrling
Boletus impolitus fahler Röhrling
Boletus luridus netzstieliger Hexenröhrling
Boletus pseudosulphureus zitronengelber Röhrling
Boletus pulverulentus schwarzblauender Röhrling
Boletus queletii glattstieliger Hexenröhrling
Boletus radicans Bitterschwamm
Scleroderma bovista rotbäunlicher Kartoffelbovist
Cortinarius cephalixus körnighäutiger Schleimkopf
Cortinarius cinnabarinus zinnoberroter Hautkopf
Cortinarius infractus bitterer Schleimkopf
Cortinarius ochroleucus trockener Schleimfuß
Hygrophorus chrysodon Goldzahnschneckling
Inocybe patouillardii ziegelroter Risspilz
Abb. 90: Platygloea disciformis, Platygloeales, auf Tilia platyphyllos, Sommerlinde: a-c Fruchtkörper, durch die Rinde des Lindenastes brechend; d, e Ausschnitt aus Subhymenium und Hymenium mit Dikaryophysen und unterschiedlich reifen Basidien; f Basidienspitzen mit Sterigmen und jungen Basidiosporen; g Basidiosporen mit Sekundärsporenbildung und Hyphenkeimung. Tübingen, Hagelloch, 8.1987. Orig.
Abb. 91: Blühende Tilia cordata, Winterlinde. Bad Reichenhall, 8.7.1995. Orig.
Tilia cordata, Winterlinde
(Abb. 91) Eu/WAs/Sib; zumeist auf kalkhaltigen, humosen, wechselfeuchten Böden an geschützten bis wärmeren Standorten von Hang- und Schluchtwäldern der tieferen Höhenlagen; Charakterart der Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion).
Abb. 92: Blühende Tilia platyphyllos, Sommerlinde. Bad Reichenhall, 9.6.2003. Orig.
Tilia platyphyllos, Sommerlinde
(Abb. 92) M/SEu/WAs; auf nährstoffreichen, meist kalkhaltigen, tiefgründigen, wechselfeuchten Böden von Laubmischwäldern geschützter und wärmebegünstigter Standorte der Tieflagen, selten in den montanen Bereich aufsteigend; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia) und des Lindenmischwaldes (Aceri-Tilietum).
Arbuskuläre Mykorrhizen, AMF
Abb. 93: Pellia endiviifolia, Pelliaceae, Lebermoose; a Habitus; b Schnitt durch den Thallus mit intrazellulären, stark verzweigten Hyphen eines arbuskulären Mykobionten. a Japan, Hakone, 11.9.2007; b Allgäu, Oib, 21.9.1991. Orig.
Abb. 94: Arbuskuläre Mykorrhiza (AMF) von Taxus baccata, Eibe. a lichtmikroskopische Aufnahme, b transmissionselekronenmikroskopische Aufnahme. Ar Arbuskel, iH intrazelluläre Hyphen, Zw Zellwand. Nach Wubet et al. (2003), verändert.
Abb. 95: Sehr vereinfachende, schematische Darstellung der Mykorrhizierung von Landpflanzen unter besonderer Berücksichtigung der Lebermoose und Samenpflanzen. Hellblau – Mucoromycotina, Jochpilze; rosa – arbuskulär Mykorrhizen, AMF, der Glomeromycota; hellgrün – Ektomykorrhizen, ECM, Ascomycota und besonders der Basidiomycota; gelbgrün – Orchideenmykorrhizen, ORM. Mucoromycotina und Glomeromycota sind die primären Mykobiotnen der Landpflanzen, gefolgt von ECM-Mykorrhizierer und Orchiden-Mykorrhizabildnern. Die Überlappung von ECM mit AMF und ORM soll andeuten, dass unterschiedlich mykorrhizierte Pflanzen in gemeinsamen Vegetationen vorkommen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass die boreo-nemoralen ECM-Wälder Klimaxvegetationen darstellen. Weiters im folgenden Text. Orig.
Die Besiedelung und Eroberung des Landes durch Pflanzen ist eine Erfolgsgeschichte der Symbiosen mit Mykobionten (Kottke and Nebel 2005; Bidartondo et al. 2011; Nebel 2011). Arbuskuläre Mykorrhizapilze sind durch Fossilstrukturen aus dem Ordoviz nachgewiesen (Redecker et al. 2000).
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Taxus, Eibe
7-8 NHem/Mex/Indon; immergrüne, meist dioecische, kleine bis mittelgroße Koniferen mit rotbrauner, alt abblätternder Borke; Stämme oft zu mehreren verwachsend, mit Stockausschlägen; Nadeln abgeflacht, weich und leicht biegsam; männliche Blüten einzeln blattachselständig, mit 6-14 Staubblättern; weibliche Blüte von Schuppenkomplex umgeben und Same von rotem Mantel (Arillus) eingehüllt; gesamte Pflanze, mit Ausnahme des Arillus, durch Pseudoalkaloide (Taxine) extrem giftig; häufig als Zierbäume und Sträucher mit einer Vielzahl von Kulturformen verwendet. – Da Eiben nicht ektomykorrhiziert sind, sondern arbuskuläre Mykosymbionten besitzen (Abb. 94, Wubet et al. 2003, Anhang Taxus AMF 2003) fehlen an ihren Standorten die sonst im Nadel- und Laubmischwald typischen Symbiosepilze.
Taxus-Arten werden, wie die übrigen Koniferen, nicht von echten Mehltaupilzen befallen; ferner fehlen Brand- und Rostpilze als Parasiten.
Abb. 96: Taxus baccata, Eibe, im dichten Bergwald. Bad Reichenhall, Hochstaufen, 30.7.2002. Orig.
Taxus baccata, Eibe
(Abb. 96, 97) Eu/Made/NAf/KlAs/Kauk/N-Iran; wächst vereinzelt in Mischwäldern der kollinen bis montanen Stufe; benötigt kalkreiche, lehmige Böden und luftfeuchte, geschützte Standorte, ist dafür aber besonders schattentolerant; typisch für den Seggen-Buchenwald (Carici-Fagion) und den Linden-Ahornwald (Tilio-Acerion).
Abb. 97: Taxus baccata, Eibe, Samen von auffällig rotem, fleischigem und nicht giftigem Arillus umgeben. TüBG, 8.10.2002. Orig.
Die folgenden Gehölze und krautigen Pflanzen wachsen in der dominierenden Ektomykorrhiza-Vegetation (ECM) als Klimaxwald, sind aber selbst überwiegend arbuskulär (AMF) mykorrhiziert.
Crataegus, Weißdorn
200-300 NAm/As/Eu; sommergrüne, meist bedornte Sträucher und Bäume mit sehr hartem Holz (Name: Griech. krataiós - fest) und oft fiederschnittigen oder -geteilten, aber auch mit ungeteilten Blättern; Blüten meist in Doldenrispen, seltener einzeln; Apfelfrüchte mit apikal frei bleibenden Karpellen; Insektenbestäubung und Vogelverbreitung; Heilpflanzen zur Gewinnung von Herzmitteln; einige Arten werden als Ziersträucher verwendet.
Pilze: Von Crataegus pontica haben Mirzaei et al. (2014) 13 AMF-Arten isoliert. – Der echte Mehltau Phyllactinia mali parasitiert Arten der Rosaceen-Gattungen Amelanchier, Crataegus, Cydonia, Malus und Pyrus. Podosphaera clandestina ist u.a. spezialisiert auf Wirtsarten von Amelanchier, Crataegus, Cydonia, Malus, Mespilus, Prunus, Sorbus, Spiraea. – Auf vorjährigen, mumifzierten Früchten können die Apothecien von Monilinia johnsonii entstehen; das zugehörige, imperfekte Monilia-Stadium verursacht auch auf lebenden Blättern braune bis schwarze Flecken, die gebietsweise häufig auftreten. Ein besonderer Spezialist vergrabener Früchte ist Xylaria oxyacanthae mit zerteilten Stromata, in die Perithecien eingesenkt sind. – Taphrina crataegi verursacht blasige Anschwellungen der Blattränder. – Von Gitterrosten finden sich auf Weißdorn Haplophasen (0, I; Tabelle 31): Gymnosporangium clavariiforme (II, III: Juniperus communis, J. nana), Gymnosporangium confusum (II, III: Juniperus sabina, J. virginiana).
Wirte von Gymnosporangium, Gitterrost
Tabelle 32: Rostpilze der Gattung Gymnosporangium, Gitterrost und ausgewählte Wirte (vgl. Tabelle 96):
G. amelanchieris 0, I: Amelanchier ovalis; II, III: Juniperus communis
G. clavariiforme 0, I: Crataegus spp.; II, III: Juniperus communis
G. cornutum 0, I: Sorbus spp; II, III: Juniperus communis
G. torminali ∩ juniperini 0, I: Sorbus spp; II, III: Juniperus communis
G. tremelloides 0, I: Cydonia, Malus, Pyrus, Sorbus ssp.; II, III: Juniperus communis
G. gaeumannii II, III: Juniperus communis
G. confusum 0, I: Crataegus spp., Sorbus spp.; II, III: Juniperus sabina
G. fusisporum 0, I: Cotoneaster spp.; II, III: Juniperus sabina
G. sabinae 0, I: Pyrus spp.; II, III: Juniperus sabina, J. chinensis, J. virginiana
Abb. 98: Blütenstand von Crataegus laevigata, zweigriffeliger Weißdorn. Oberjoch, 3.6.2005, Orig.
Crataegus laevigata (C. oxyacantha), zweigriffeliger Weißdorn
(Abb. 98) N/MEu/Pyr/Ital/Balk; Pionierstrauch auf unterschiedlichen Böden; in lockeren Waldgesellschaften, an Waldrändern, in Gebüschen und Hecken, von der kollinen in die montane Stufe; typisch für Hecken und Gebüsche (Prunetalia).
Crataegus monogyna, eingriffeliger Weißdorn
(Abb. 99) Bevorzugt etwas trockenere und wärmere Lagen als die Schwesterart, deckt sich aber ansonsten weitgehend mit deren Standortsansprüchen; typisch für Gebüsche und Hecken (Prunetalia).
Abb. 99: Blütenstand von Crataegus monogyna, eingriffeliger Weißdorn. Oberjoch, 3.6.2005, Orig.
Rosa, Rosa
100-200, NgemZ/subtrop, bes. artenreich in W/ZAs; fast ausnahmslos bestachelte, sommergrüne, selten immergrüne Sträucher mit unpaarig gefiederten Blättern und ein- bis wenigblütigen Infloreszenzen; Blüten meist 5zählig mit vielen Staub- und Fruchtblättern; Karpelle in einen krugförmigen Blütenbecher eingesenkt, durch dessen Öffnung die Griffel hervorragen; zur Fruchtzeit wird der Blütenboden fleischig (Hagebutte); Insektenbestäubung, Vogelverbreitung; Artsystematik sehr schwierig; seit alters her äußerst wichtige Zierpflanzengattung mit einer unübersehbaren Fülle von Kultursorten und jährlichen Neuzüchtungen. Es werden mehrere Arten aufgeführt, die für das Gebiet nicht nachgewiesen, jedoch zu erwarten sind. –Pilze: Negative Auswirkungen von Trockenheit konnte bei Rosa damascena durch AMF-Pilze reduziert werden (Abdel-Salam et al. 2017). – Der Rosenmehltau, Podosphaera pannosa (Tabelle 38), ist auf Rosen spezialisiert und verursacht erhebliche Schäden auf Zierrosen. Daneben kommt er auf einigen Prunus-Arten (u.a. P. amygdalus, armeniaca, laurocerasus, persica) vor. – Rosen sind Wirte der autoecischen (0, I, II, III) Roste des Formenkreises von Phragmidium mucronatum (Ph. fusiforme, mucronatum, tuberculatum, Tabelle 33).
Ökologie von Rosa, Rose
Tabelle 33: Auswahl weniger Rosa-Arten, Rosen, mit ihren bevorzugten Wuchsorten:
In Gebüschen und an Gehölzrändern R. arvensis, kriechende Rose; R. canina, Hundsrose
An Waldrändern und wärmebgünstigten Standorten R. tomentosa, Filzrose; R. villosa, Apfelrose
An trockenen, felsigen Standorten R. glauca, bereifte Rose; R. majalis, Zimtrose
In lichten Bergwäldern und Krummholzvegetationen R. pendulina, Gebirgsrose
Rosa arvensis (R. repens), kriechende Rose
(Abb. 100) S/W/MEu; auf nährstoff- und kalkhaltigen Böden, in Gebüschen und an Gehölzrändern der kollinen und montanen Bereiche; Charakterart des Ackerrosen-Gestrüpps (Rosetum arvensis) und der Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion).
Abb. 100: Blütenstand von Rosa arvensis, kriechende Rose. TüBG, 20.6.2006. Orig.
Abb. 101: Blütenstand von Rosa canina, Heckenrose. TüBG, 3.6.2002. Orig.
Rosa canina, Heckenrose
(Abb. 101) NAf/Eu/ZAs; wechselfeuchte, lehmig-steinige Böden lichter Wälder und Gebüsche, meist an Randlagen der kollinen und montanen Stufen; Charakterart der Hecken und Gebüsche (Prunetalia).
Pilze: Kann vom falschen Mehltau Peronospora sparsa befallen werden (Tabelle 36). – Wirt des autoecischen (0, I, II, III) Rostpilzes Phragmidium tuberculatum (Tabelle 34).
Abb. 102: Fruchtstand von Rosa glauca, bereifte Rose. TüBG, 16.8.1992. Orig.
Rosa glauca (R. ferruginea, R. rubrifolia), bereifte Rose
(Abb. 102) Pyr/MEu/Balk; an sonnigen und steinigen Standorten in Gebüschgesellschaften der montanen und subalpinen Lagen; Charakterart des Felsenbirnengebüsches (Cotoneastro-Amelanchiertum).
Rosa majalis (R. cinnamomea), Zimtrose
(Abb. 103) Eu/WAs; auf feuchten und lehmigen Böden der Auwälder, aber auch an trockeneren und felsigen Standorten von den Tieflagen bis in die subalpine Zone; Charakterart der wärmeliebenden Gebüsche auf Kalk (Berberidion).
Pilze: Wirt des autoecischen (0, I, II, III) Rostes Phragmidium tuberculatum.
Abb. 103: Rosa majalis, Zimtrose. TüBG, 27.5.2006. Orig.
Abb. 104: Rosa tomentosa, Filzrose. Berchtesgaden, Grundübelau, 6.7.2013. Orig.
Rosa tomentosa, Filzrose
(Abb. 104) Eu/KlAs; auf kalkhaltigen, sandig-lehmigen Böden, von der kollinen bis zur montanen Stufe; Charakterart der Hecken und Gebüsche (Prunetalia).
Rosa villosa (R. pomifera), Apfelrose
(Abb. 105) Eu/WAs/Kauk; öfters angepflanzt, vielleicht auch verwildert; Charakterart der wärmeliebenden Gebüsche auf Kalk (Berberidion).
Abb. 105: Rosa villosa, Apfelrose. TüBG, 10.6.1986. Orig.
Rosa pendulina (s. Abb. 497, 498).
Wirte von Phragmidium
Tabelle 34: Auswahl von Phragmidium-Arten mit ihren Wirten:
Potentilla fruticosa. P. andersonii
Potentilla spp.. P. fragariae, P. potentillae
Potentilla sterilis. P. sterilis
Rosa arvensis, R.canina, R. glauca, etc. P. mucronatum
Rosa gallica, R. glauca, R.majalis. P. fusiforme
Rosa canina, R. glauca P. rosae-pimpinellifoliae
Rosa majalis, R. rubiginosa P. rosae-pimpinellifoliae
Rosa pendulina, R. villosa. P. fusiforme
Rosa spp. P. tuberculatum
Rubus caesius, Rubus spp. P. bulbosum
Rubus canescens, R. constrictus P. candicantium
Rubus fruticosus P. bulbosum
Rubus idaeus P. rubi-idaei
Rubus saxatilis P. acuminatum
Rubus spp. P. violaceum
Sanguisorba. P. sanguisorbae
Rubus, Brombeeren, Himbeere
ca. 700 NgemZ/Af/Aus/Neus/PazIn; sommer- und immergrüne, aufrechte, bogig wachsende, niederliegende oder kletternde Sträucher, selten Stauden, meist mit Stacheln; Blätter gefiedert, handförmig geteilt, einfach und gelappt, mit angewachsenen Stipeln; Blüten weiß bis rosa, 5zählig, Kelch bleibend, A∞, G∞ auf vorgewölbtem Blütenboden; meist endständige Rispen oder Doldentrauben; Steinfrüchte als Sammelfrucht sich meist vom Fruchtboden lösend; Insekten- und Selbstbestäubung, Tierverbreitung; Nutz- und Ziersträucher; Name: Lat. ruber - rot (bezieht sich auf die Farbe der Früchte einiger Arten). Es werden mehr Brombeer-Arten aufgeführt, als nachgewiesen sind. Die Artsystematik dieser Gattung ist außerordentlich schwierig, so daß sie nur von wenigen Spezialisten beherrscht wird. Zur Verbesserung der Kenntnis ist eine weitergehende floristische Erforschung notwendig. Hierfür ist sorgfältig gesammeltes Material unerläßlich. Zur genauen Bestimmung sind folgende Teile einer Pflanze erforderlich: Blütenstand mit Blüten und jungen Früchten; der Mittelteil eines diesjährigen, sterilen Triebes (Schößling).
Pilze: Die ausschließlich AMF-Vergesellschaftung von Rubus spp. wurde von Põlme et. al. (2016) molekular analysiert. – Mehrere Rubus-Arten werden von dem falschen Mehltau Peronospora rubi befallen (Abb. 25, Tabelle 36). – Für Rubus wird der echte Mehltau Podosphaera aphanis (Sphaerotheca a.) angegeben. Diese Art ist für diverse Rosaceen nachgewiesen, die nicht zur Rubus-Verwandtschaft zählen (Tabelle 38). Die Zuordnung erscheint zweifelhaft. Für Rubus caesius und R. idaeus wird aus Osteuropa Microsphaera rubi angegeben. Rubus caesius und R. fruticosus s.l. sind Wirte für Phyllactinia guttata; (Sammelart auf vielen dikotylen Gehölzen). – Diverse Rubus-Arten können durch den autoecischen Rost Kuehneola uredinis (Kuehneola albida, 0, II primär und sekundär, III) befallen werden. Arten des Rostpilz-Formenkreises von Phragmidium violaceum (0, I, II, III; P. acuminatum, bulbosum, candicantium, rubi-idaei, violaceum; Tabelle 34) kommen auf vielen Brombeeren vor und sind gebietsweise häufig. – Saprobe Hyaloscyphaceae, Helotiales, auf abgestorbenen Rubus-Stängeln: Brunnipila clandestina; Lachnum clavigerum, Lachnum fasciculare, Lachnum rubi (Capitotricha rubi), Lachnum virgineum.
Ökologie von Rubus, Brombeeren, Himbeere
Tabelle 35: Auswahl weniger Rubus-Arten, Brombeeren und Verwandte, mit ihren bevorzugten Wuchsorten:
In feuchten, kalkhaltigen Wäldern R. caesius, Kratzbeere
An Waldrändern und -schlägen R. fruticosus, Brombeere
In Waldlichtungen und an Waldrändern R. idaeus, Himbeere
Auf steinig-felsigen Böden in lichten Wäldrn R. saxatilis, Steinbeere
aphrinaWirte von Peronospora auf Rosaceae, Rosengewächse
Tabelle 36: Wirte von Peronospora-Arten, die auf Rosaceae, Rosengewächsen, parasitieren:
Agrimonia eupatoria, A. procera P. agrimoniae
Alchemilla spp. P. alchemillae
Aphanes arvensis P. oblatispora
Fragaria spp. P. fragariae
Geum spp. P. gei
Potentilla spp. P. potentillae
Potentilla anserina P. potentillae-anserinae
Potentilla reptans P. potentillae-reptantis
Potentilla sterilis P. potentillae-sterilis
Rubus caesius, R. fruticosus, R. idaeus P. rubi
Rosa canina, R. rubiginosa, R. rugosa P. sparsa
Sanguisorba minor, S. officinalis P. sanguisorbae
Abb. 106: Rubus caesius, Kratzbeere. Bad Reichenhall, Saalachauen, 15.9.2003. Orig.
Rubus caesius, Kratzbeere
(Abb. 106) Eu/WAs; häufig auf feuchten und kalkhaltigen Böden der Tieflagen, besonders in Auwaldgesellschaften, aber auch im montanen Bereich.
Abb. 107: Rubus fruticosus, Brombeere. Tübingen, Hagelloch, 21.6.2002. Orig.
Rubus fruticosus s.l., Brombeere
(Abb. 107) Sammelart für die in dieser Zusammenstellung nicht weiter aufgeschlüsselten, zumeist schwer unterscheidbaren Kleinarten.
Rubus idaeus, Himbeere
(Abb. 108) Eu/Sib; häufig auf nährstoffreichen, wechselfeuchten Böden von Waldlichtungen und -rändern, auch in ruderalen Gesellschaften von den Tieflagen bis über die Waldgrenze; im alpinen Bereich selten.
Pilze: Wirt des autoecischen (0, I, II, III) Rostpilzes Phragmidium rubi-idaei (Abb. 109, 110).
Abb. 108: Sammelfrucht von Rubus idaeus, Himbeere. Tübingen, Hagelloch, 15.7.2003. Orig.
Abb. 109: Teleutosporenlager von Phragmidium rubi-idaei auf Rubus idaeus, Himbeere. Iseler, 5.10.2004. Orig.
Abb. 110: Teleutosporen von Phragmidium rubi-idaei auf Rubus idaeus, Himbeere. Iseler, 5.10.2004. Orig.
Abb. 111: Blütenstand von Rubus saxatilis, Steinbeere. Oberjoch, Wildbachtobel, 2.7.1997. Orig.
Rubus saxatilis, Steinbeere
(Abb. 111) Eu/OAs; verbreitet auf kalkhaltigen, lockeren und steinigen Böden in lichten Wäldern, von der kollinen bis in die subalpine Stufe.
Pilze: Wirt der spezifischen Roste Arthuriomyces peckianus (Gymnoconia nitens, G. interstitialis, G. peckiana; 0, I, III) und Phragmidium acuminatum (I, II, III), die in Nordeuropa häufig sind, im Süden aber nur selten auftreten.
Sorbus, Eberesche, Mehlbeere, Vogelbeere
Ca. 100, NgemZ; sommergrüne AMF-Bäume (Harley and Harley 1990, Otto und Winkler 1995, Raspé et al. 2000,) und Sträucher mit einfachen, geteilten oder unpaarig fiedrigen Blättern mit Stipeln; Blüten meist weiß, 5zählig, in zusammengesetzten, endständigen Doldentrauben; A15-20; G2-5 teilweise bis ganz verwachsen; kleine Apfelfrüchte mit 1-2-samigen Karpellen; als Nutz- und Ziergehölze verwendet; Name vom keltischen Ausdruck sor – herb, ableitbar (Lat. sorbere – verschlucken; arab. sorbet, sherbet – Getränk aus Sorbus-Beerensaft). Die Gattung soll zwischen 50-35 Ma alt sein (Li et al. 2017); Rosaceae.
Ökologie von Sorbus, Eberesche, Vogelbeere
Tabelle 37: bevorzugte Standorte von Sorbus-Arten im Gebiet:
In Mischwäldern und frei stehend meist als Einzelbäume S. aucuparia, Vogelbeere
In wärmebegünstigten Laubmischwäldern, oft an felsigen, exponierten Stellen S. aria, Mehlbeere
Im Latschen- und Grünerlengürtel S. chamaemespilus, Zwergmehlbeere
Auf Viehweiden und bei Grünerlen S. doerriana, Dörrs Bergmehlbeere
Abb. 112: Blühende Sorbus aucuparia, Vogelbeere. Iseler bei Oberjoch, 3.6.2005. Orig.
Sorbus aucuparia, Vogelbeere
(Abb. 112). Eu/KlAs/Sib; in Laubmischwäldern auf unterschiedlichen, meist aber versauerten Böden, vom Tiefland bis in die Krummholzregion; Insektenbestäubung, Bienenweide, Tierverbreitung.
Pilze: Der echte Mehltau Podosphaera aucupariae (Tabelle 38) ist nur von Sorbus-Arten bekannt; er ist morphologisch von P. clandestina schwer unterscheidbar, gilt aber als wirtsspezifisch. – Haplontenwirt für die Gitterroste Gymnosporangium confusum (II, III: Juniperus) und Gymnosporangium cornutum (II, III: Juniperus communis). – Dikaryontenwirt des Rostpilzes Ochropsora ariae (Ochropsora sorbi; II, III: Basidien mit sitzenden Sporen; 0, I: Anemone, Aruncus, Abb. 192).
Wirte von Podosphaera
Tabelle 38: Auswahl von Podosphaera-Arten mit ihren Wirten:
Adonis, Consolida, Delpinium, Trollius P. delphinii
Thalictrum P. thalictri
Ribes P. mors-uvae
Saxifraga oppositifolia P. apina
Erodium P. erodii
Geranium P. fugax
Euphorbia P. euphorbiae
Linum P. lini
Salix P. schlechtendahlii
Alchemilla, Geum, Potentilla P. aphanis
Amelanchier P. amelanchieris
Aruncus, Spiraea P. spiraeae
Astragalus, Hedysarum P. astragali
Crataegus, Cydonia, Mespilus, P. clandestina
Pyrus, Spiraea P. clandestina
Dryas P. volkartii
Filipendula P. filipendulae
Malus, Pyrus P. leucotricha
Prunus P. tridactyla
Rosa, Prunus P. pannosa
Sanguisorba P. ferruginea
Sorbus aria P. nieslii
Humulus P. macularis
Sorbus P. aucupariae
Betula P. erineophila
Impatiens noli-tangere P. balsaminae
Epilobium P. epilobii
Arabis, Capsella, Draba P. drabae
Helianthemum P. helianthemi
Vaccinium P. myrtillina
Polemonium P. polemonii
Orobanchaceae, Scrophulariaceae P. phtheirospermi
Plantago P. plantaginis
Veronica P. fuliginea
Solanum P. solanacearum
Dipsacus, Knautia, Scabiosa P. dipsacacearum
Doronicum P. fusca
Senecio P. senecionis
Asteraceae P. erigerontis-canadensis
Asteridae P. xanthii
Ulmus, Rüster, Ulme
45 NgemZ; sommergrüne AM-Bäume (Cartmill et al. 2012), selten Sträucher mit einfachen, gezähnten, wechselständigen, zweizeilig ausgerichteten Blättern; Spreitenbasis meist deutlich asymmetrisch; Blüten meist vor den Blättern entwickelt, zwittrig, mit glockigen Blütenhüllen; einsamige, geflügelte Nuß; Flügelsaum apikal ausgebuchtet. Fossilien der Ulmaceae sind aus Nordamerika vom mittleren Eozän bis ins Miozän, 50-20 Ma, bekannt (Denk and Dillhoff, 2005).
Abb. 113: Blühende Ulmus glabra, Bergulme, mit Staub- und Fruchtblättern und roten Narben. TüBG, 24.4.2006. Orig.
Ulmus glabra, Bergulme
(Abb. 113). Eu/KlAs/Kauk/Iran; auf kalk- und nährstoffreichen, wasserzügigen Böden, in Schlucht-und Auwäldern der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia), im besonderen des Hochstauden-Bergmischwaldes (Acero-Fagetum).
Pilze: Phyllactinia guttata wird, neben vielen anderen holzigen Dikotylen auch für Ulmus angegeben. – An lebenden Blättern entstehen helle Auftreibungen durch Taphrina ulmi. – Das Ulmensterben wird durch den Ascomyceten Ceratocystis ulmi , , Microascales, Sordariomycetes (Abb. 80), bedingt und durch Ulmenborkenkäfer (Scolytus scolytus und S. multistriatus) verbreitet. Die Krankheit bewirkt zunächst ein Triebsterben und schließlich das Absterben der Bäume. Dadurch sind Ulmen selektiv und großflächig vernichtet worden.
Acer, Ahorn
ca. 130 NgemZ/SO-As/Indon; meist sommergrüne, ausnahmsweise immergrüne AMF-Bäume (Kubisch et al. 2016), seltener Sträucher mit gegenständiger Beblätterung; Blattspreitenform zumeist arttypisch; mehrere Arten als Ziergehölze verwendet; Insektenbestäubung; Bienenweide; Windverbreitung; Monophylum (früher Aceraceae) innerhalb der Sapindaceae, Sapindales, die nach molekularen Daten zwischen 70 und 90 Ma alt geschätzt werden (Muellner-Riehl et al. 2016).
Pilze: Hexenbesen bewirkt Taphrina acericola. Blattflecken werden dagegen von Taphrina polyspora hervorgerufen (Tabelle 48).
Ökologie von Acer, Ahorn
Tabelle 39: bevorzugte Standorte von Acer-Arten im Gebiet:
Im Bergwald meist als Einzelbäume und in Flußauen der Täler Acer pseudoplatanus, Bergahorn
In Laubmischwäldern der unteren Höhenlagen A. platanoides, Spitzahorn
An Waldrändern und wärmebgünstigten Standorten im Tiefland A. campestris, Feldahorn
Abb. 114: Blüte von Acer pseudoplatanus, Bergahorn. MüBG, 4.1968. Orig.
Acer pseudoplatanus, Bergahorn
(Abb. 114) Eu/Kauk; auf humosen, nährstoff- und basenreichen Böden in luftfeuchten, meist auch schattigeren Laub- und Nadelmischwäldern, besonders in Schluchtwäldern aller Höhenstufen bis an die Baumgrenze; Charakterart des Hochstauden-Bergmischwaldes (Aceri-Fagetum); typisch für den Bergahorn-Eschen-Schluchtwald (Aceri pseudoplatani-Fraxinetum) und für Rotbuchenwälder (Fagion).
Acer platanoides, Spitzahorn
(Abb. 115) Eu/Kauk; auf nährstoff- und basenreichen, wechselfeuchten bis feuchteren Böden in Misch- und Schluchtwäldern, auch in Auwaldgesellschaften der kollinen und montanen Stufen; Charakterart des Lindenmischwaldes (Aceri-Tilietum); häufig als Zier- und Alleebaum kultiviert.
Pilze: Helle Blattflecken werden durch die spezifische Taphrina pseudoplatani hervorgerufen.
Abb. 115: Blühender Acer platanoides, Spitzahorn. TüBG, 5.1986. Orig.
Acer campestre, Feldahorn
(Abb. 116) Eu/KlAs; auf nährstoffreichen, kalkhaltigen oder -freien Böden wärmerer Standorte an Waldrändern und in lichten, sonnigen Mischwäldern der tieferen Lagen; typisch für Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion); häufig angepflanzt und nicht selten als Hecken gezogen..
Abb. 116: Herbstblätter von Acer campestre, Feldahorn. Oberjoch, 6.10.2002. Orig.
Wirte von Rhytisma
Tabelle 40: Auswahl von Rhytisma-Arten mit ihren Wirten:
Acer R. acerinum, R. punctatum
Salix R. salicinum, R. umbonatum
Andromeda R. andromedae
Wirte von Sawadaea
Tabelle 41: Auswahl von Sawadaea-Arten mit ihren Wirten:
Acer campestre, A. pseudoplatanus P. bicornis
Acer platanoides P. tulasnei