Flußbegleiter
Abb. 473: Die Schotterflächen des mäandrierenden Lechs bei Weißenbach südwestlich von Reutte in Tirol werden von einer jährlich sich ändernden Tamarisken- und Knorpelsalatflur bestockt. 5.8.2015, Google Satellitenaufnahme.
Abb. 474: Der Lech mit seinen Schotterfluren südwestlich von Weißenbach und den Lechtaler Alpen im Hintergrund. 25.7.2001. Orig.
In den dynamischen Kalk- und Dolomitschottern (Abb. 473, 475) der Nord- und Südalpenflüsse wachsen die Arten der deutschen Tamarisken- und Knorpelsalatflur. Die unregelmäßig überschwemmten Uferschotter tragen typische Arten der steinigen Auwaldgesellschaften und wechselnde, unbeständige Schwemmlingsbesiedler aus der subalpinen und alpinen Region.
Gehölze der Fluß-Schotterfluren
Hippophaë, Sanddorn
3 Eu/As; laubwerfende, dornige Sträucher und kleine Bäume mit schmalen Blättern und kleinen, eingeschlechtigen, dioecisch verteilten Blüten; weibliche Blüten mit 2 kurzen Sepalen und deutlichen Hypanthien, in kurzen, blattachselständigen Ähren, Achsen oft in Dornen umgewandelt; männliche Blüten mit 2 langen Sepalen und kurzen Hypanthien; A4; Griffel fädig; Beeren reich an Vitamin C; bilden mit Stickstoff fixierenden Arten der Gattung Frankia Wurzelknöllchen. Elaeagnaceae, Rosales.
Hippophaë rhamnoides, Sanddorn
(Abb. 475, 476) Eu/As; in Schotter- und Geröllfluren, besonders in kiesigen Flußbetten, mit Grundwasserkontakt, an steinigen Hängen und in lichten, sonnig warmen Gehölzen der kollinen und montanen Stufen; Charakterart des Sanddorn-Lavendelweidengebüsches (Hippophao-Salicetum incanae).
Pilze: Der echte Mehltau Phyllactinia hippophaës ist nur von dieser Wirtsart bekannt.
Abb. 475: Dornen und alten männliche Blütenstände von Hippophae rhamnoides, Sanddorn, im TüBG, 1.7.2006. Orig.
Abb. 476: Aufgeschnittene männliche Blüte von Hippophae rhamnoides, Sanddorn, im Botanischen Garten München-Nymphenburg. 4.1968. Orig.
Abb. 477: Myricaria germanica, deutsche Tamariske, in den Lechschottern bei Weißenbach. 20.7.2000. Orig.
Abb. 478: Myricaria germanica, deutsche Tamariske, in den Lechschottern bei Weißenbach. 2.7.1995. Orig.
Myricaria, Rispelstrauch
10 Eu/As; sommergrüne Sträucher mit aufrechten Ästen, kleinen, nadel- bis schuppenförmigen, sitzenden, dickfleischigen, wechselständigen Blättern und kleinen, radiären, 5(4)zähligen Blüten; K4-5 C4-5 A5+5 G(3) mit sitzenden Narben, einfächerig und mit vielen Samenanlagen; Same mit scheitelständigem, gestielten Haarschopf; Insekten- und Selbstbestäubung; Windverbreitung; von einem griechischen Pflanzennamen (myrike) abgeleitet. Tamaricaceae, Caryophyllales.
Myricaria germanica, deutsche Tamariske
(Abb. 477, 478) Sehr zerstreut in Eu/As auf sandig-kiesigen, dauerfeuchten oder periodisch überschemmten Schotterfluren der Bäche und Flüsse im montanen und subalpinen Bereich auftretend; Charakterart der deutschen Tamariskenflur (Salici-Myricarietum).
Pilze: Wirt des autoecischen (I, II, III) Rostpilzes Puccinia thuemeniana, der von Südtirol beschrieben wurde.
Weitere Gehölze siehe unter:
Alnus incana, Grauerle (s. Ufervegetationen)
Salix elaeagnos, Lavendelweide (s. Ufervegetationen)
Salix purpurea, Purpurweide (s. Ufervegetationen)
Krautige Arten der Fluß-Schotterfluren
Achnatherum (Lasiagrostis), Raugras
Einige Arten in Eu/OAs; wärmeliebende Horstgräser mit in Knospenlage gerollten (bei Stipa-Arten gefalteten) Blättern und vielästigen Rispen; Ährchen seitlich abgeflacht; Deckspelzen lang (bis 4 mm) und weiß-haarig, begrannt (Name: Griech. áchne - Spreu, ather - Granne); Granne gerade oder basal schwach gekniet, bis 1 cm lang; mit Stipa nah verwandt und häufig auch in diese Gattung gestellt; als Ziergräser verwendet. Poaceae, Poales.
Pilze: Wirt für den Grasmehltau Blumeria graminis. – Kann von dem Brandpilz Ustilago hypodytes befallen werden.
Abb. 479: Bestand von Achnatherum calamagrostis, Raugras, auf Lechschotter südlich von Weißenbach. 10.7.2000. Orig.
Achnatherum calamagrostis, Raugras
(Abb. 479) In Südeuropa und dem südlichen Mitteleuropa auf kalk- und dolomithaltigen, steinig-felsigen Böden, bevorzugt in Schotterfluren, Geröllhalden und Schwemmkies von Bächen und Flüssen an sonnigen Standorten wärmerer Täler ("Föhnpflanze"); an geeigneten Stellen auch bis in die subalpine Zone aufsteigend; Charakterart der Raugrasflur (Stipetum calamagrostis).
Pilze: Wirt des Rostpilzes Puccinia coronata (II, III).
Saxifraga aizoides, Fetthennensteinbrech
(Abb. 480) In den Pyrenäen und Alpen, auf dem Balkan und im arktischen Nordeuropa vorkommend; in Ufernähe und an Feuchtstellen von Quellhorizonten basisch bis neutraler Böden in alpinen und subalpinen Lagen, gelegentlich auch im montanen Bereich; Charakterart der Kalk-Quelltuff-Gesellschaften (Cratoneurion).
Abb. 480: Saxifraga aizoides, Fetthennensteinbrech, in den Lechschottern bei Weißenbach. 20.7.2000. Orig.
Abb. 481: Saxifraga caesia, blaugrüner Steinbrech, in den Lechschottern bei Weißenbach, 20.7.2000. Orig.
Saxifraga caesia, blaugrüner Steinbrech
(Abb. 481) Von den Pyrenäen zu den Alpen, dem Apennin bis zu den Karpaten verbreitet; in Kalkfelsfluren und an steinigen Dolomit-Graten der alpinen und subalpinen Zonen; gelegentlich auch im Flußgeröll der Talauen; Charakterart des Polsterseggenrasens (Caricetum firmae).
Anthyllis, Wundklee
ca. 50 Eu/NAf/WAs; sommer- oder immergrüne Stauden und Sträucher mit dreizähligen oder gefiederten, seltener reduziert einfachen Blättern; Kelch nach der Blüte aufgeblasen; Hummelblumen; Tierverbreitung; einige Arten als Zierpflanzen verwendet; Name: Griech. ánthos - Blüte, ioulos - Bartflaum. Fabaceae, Fabales.
Pilze: Wirte für den Chytridiomyceten Synchytrium alpicola. – Wird vom Schmetterlingsblütlermehltau Erysiphe trifoliorum befallen. – Dikaryontenwirte (II, III) von Uromyces anthyllidis (0, I: Euphorbia).
Anthyllis alpestris, Alpenwundklee
(Abb. 482) Von Spanien über die Alpen zum Balkan und den Karpaten reichend; Matten, Weiden, Geröllfluren und felsige Standorte der subalpinen und alpinen Region; Charakterart alpiner Steinrasen (Seslerietalia).
Pilze: Wirte für den Chytridiomyceten Synchytrium alpicola. – Wird vom Schmetterlingsblütlermehltau Erysiphe trifoliorum befallen. – Dikaryontenwirte (II, III) von Uromyces anthyllidis (0, I: Euphorbia).