Ustilaginomycotina, Echte Brandpilze
Abb. 10: Phylogenetisches System der Ustilaginomycotina nach morphologischen und ultrastrukturellen Merkmalen. Aus Bauer et al. (1997). Die Ordnungen werden, mit Ausnahme der Entorrhizales, in der Abfolge von links nach rechts besprochen.
Die Anhebung der Klasse Ustilaginomycetes (Bauer et al. 1997) zur Unterabteilung der Basidiomycota wurde von Bauer et al. (2006) vorgeschlagen. Morphologische und ultrastrukturelle Merkmale wurden kladistisch ausgewertet um ein phylogenetisches System der echten Brandpilze zu erhalten. Dieses System wurde durch molekulare Daten phylogenetisch untermauert (Begerow et al. 1997, Bauer et al. 1998, Begerow et al. 2006). Moore’s „Ustomycota“ sind von Bauer & Oberwinkler (1997) kritisch besprochen worden. Ihre Abspaltung von den übrigen Basidiomyceten wurde begründet zurückgewiesen. Den damals aktuellen Kenntnisstand über Brandpilze haben Bauer et al. (2001a) in einem Übersichtsartikel zusammengefaßt. Morphologische Daten und Sequenzen von Brandpilzen wurden von Piepenbring & Oberwinkler (2003) hinsichtlich ihrer Eignung für eine optimierte phylogenetische Interpretation besprochen. In der phylogenetischen Systematik der gesamten Pilze (Hibbett et al. 2007) wurde unser System der Ustilaginomycotina übernommen. – Zur Charakterisierung von Brandpilzen hat Deml (1977a) für seine Dissertation Feinstrukturuntersuchungen an Zellwänden und Zellsepten durchgeführt. Bei Tilletia- und Entyloma-Arten konnte er Doliporen ohne Parenthesome nachweisen. Von vier verschiedenen Brandpilz-Sideraminen konnten Ferrichrom, Ferrichrom A und Ferricrocin identifiziert werden. Aus Schizonella melanogramma isolierte er neue Antibiotika und stellte sie rein dar. Diese bis dahin unbekannten Glycolipide wurden Schizonellin A und B genannt (Deml et al. 1980). Sie besitzen antibiotische Aktivitäten gegen Gram-positive und Gram-negative Bakterien sowie gegen einige Pilze. – Deml (1986) hat die Basidiosporenenstehung mehrerer Brandpilze vergleichend untersucht. Er fand sitzende, aus dem Meiosporangium ausknospende Basidiosporen bei Arten der Gattungen Microbotryum und Sphacelotheca. Bei Anthracoidea-, Sporisorium- und Ustilago-Species entstehen die Sporen dagegen an kurzen, sterigmenartigen Auswüchsen. – Die Verwendbarkeit der Brandsporenmorphologie für die Taxonomie der Ustilaginales hat Vánky (1991d) diskutiert und (1998a) auf die Sporenballen bildenden Taxa bezogen. Für Europa hat Vánky (1994a) 400 Brandpilzarten aus 28 Gattungen im traditionellen Sinne erfaßt und mit 1003 Abbildungen illustriert. Weitere 70 Arten wurden von ihm neu beschrieben. – Thema der Dissertation von Piepenbring (1994) waren die Brandpilze Costa Ricas. Sie konnte 52 Arten aus 16 Gattungen für das Land nachweisen, mikroskopisch und ultrastrukturell untersuchen sowie auf das Keimverhalten überprüfen. Über Costa Ricanische Ustilaginales hat Piepenbring (1995a, 1996b) taxonomisch weiter gearbeitet, aber auch deren Ökologie, saisonale Variabilität und Höhenverbreitung untersucht (Piepenbring 1996a). Die Brandpilze von Kuba haben Piepenbring (1999) und Piepenbring & Rodriguez (1998a,b) bearbeitet. Über neue neotropische Arten hat Piepenbring (2000a) berichtet, dann über Ustilaginomycetes und Microbotryales von Panama (Piepenbring 2001). – Sporenfreisetzung und –verbreitung bei Arten der Ustilaginales und Tilletiales, aber auch von Microbotryum, haben Piepenbring et al. (1998d) behandelt. – Die Ontogenie, Sporenwand- und Ornamentbildung sowie die Keimporen der Brandsporen wurden von Piepenbring et al. (1998a,b,c) an 120 Arten von 37 Gattungen transmissionselektronenmikroskopisch untersucht. – Die Septenbildung in Basidien von Ustilago-Arten verläuft irisblendenartig bis ein schmaler Porus resultiert, der dann durch Zellwandauflagerungen verschlossen wird. Bauer et al. (1989) haben diese Septenontogenie untersucht und mit derjenigen von Sphacelotheca polygoni-serrulati verglichen. Bei dieser Art, die zu den Microbotryales gehört, werden keine Poren in Basidiensepten ausgebildet. – Die subzellulären Differenzierungen der Wirt-Brandpilz-Interaktionen haben Bauer & Oberwinkler (2004) in einem Übersichtsartikel dargestellt. – Basierend auf molekularen Daten haben Begerow et al. (2000) Brandpilzhefen in phylogenetische Hypothesen integrieren können. – Die Besiedelung geernteter Äpfel durch Brandpilzhefen wurde von Boekhout et al. (2006) studiert.
Urocystales