Auswahl weiterer agaricoider Holzzersetzer
Weitere häufige Gattungen mit Arten holzzersetzender Blätterpilze in Nadel- und Mischwäldern sind (vgl. Abb. 63 mit anschließendem Text):
Hypholoma, Schwefelköpfe (Abb. 260c-e), mit mehreren häufigen Arten, die Holzzersetzer sind, aber auch einige, die in Moosgesellschaften leben (vgl. Tabelle 88).
Kuehneromyces mutabilis, Stockschwämmchen (Abb. 260f), ein häufiger Stubbenbewohner vom Frühjahr bis in den Winter. Verbeitet ist auch K. lignicola, glattstieliges Stockschwämmchen, besonders auf Nadelholz in Bergwäldern (Moser 1994).
Pholiota, Schüpplinge, (Abb. 261; Tabelle 87).
Abb. 260: Pholiota, Schüpplinge, Hypholoma, Schwefelköpfe und Kuehneromyces, Stockschwämmchen: a, b Pholiota squarrosa, sparriger Schüppling; a an der Stammbasis eines Apfelbaumes; b Subhymeniun und Hymenium mit Cystide, Basidien und Basidiosporen; c, d Hypholoma sublateritium, ziegelroter Schwefelkopf; c Habitus; d Subhymeniun und Hymenium mit Cystide, Basidien und Basidiosporen; e Kuehneromyces mutabilis; f Hypholoma capnoides, rauchblättriger Schwefelkopf; alle Tübingen, Schönbuch: a, b 17.11.2004; c, d 9.10.2003; e 8.10.2002; f 24.10.2004. Orig.
Abb. 261: Pholiota cerifera, hochwachsender Schüppling, an Fagus sylvatica, Buche: a Standort; b Büschel von Fruchtkörpern; c Basidie und zwei Basidiosporen; Maßstabteilstriche in μm. Oberjoch, Iseler-Nordhang, 23.9.2008. Orig.
Ökologie einiger Pholiota- und Hemipholiota-Arten, Schüpplinge
Tabelle 87: bevorzugte Standorte von ausgewählten Pholiota- und Hemipholiota-Arten, Schüpplinge:
Auf Holz
Auf Nadelholzstrünken Ph. flammans, Feuerschüppling
Auf Laubholz
Besonders an den Stammbasen von Obstbäumen Ph. squarrosa, sparriger Schüppling
An Stämmen und Stümpfen von Buche Ph. adiposa, schleimiger Schüppling
Meist hoch an noch lebenden Stämmen Ph. cerifera, hochwachsender Schüppling, Abb. 261
Meist an Populus H. populnea, Pappelschüppling
Auf Boden, Erde
Bei Alnus und Betula Ph. alnicola, Erlenschüppling
Auf Torfböden H. myosotis, Scheinschüppling
Auf Brandflächen und alten Feuerstellen Ph. highlandensis, Kohlenschüppling
Ökologie einiger Hypholoma-Arten, Schwefelköpfe
Tabelle 88: bevorzugte Standorte von ausgewählten Hypholoma-Arten, Schwefelköpfe:
Auf Nadelholz H. capnoides, rauchblättriger Schwefelkopf; H. radicosum, wurzelnder Schwefelkopf
Auf Nadelholz, Holzresten und Nadelstreu H. marginatum, natternstieliger Schwefelkopf
An Nadel- und Laubholz H. fasciculare, grünblättriger S.; H. sublateritium, ziegelroter S.
Zwischen Moosen
Zwischen Laubmoosen, Atrichum, Polytrichum etc. H. polytrichi, Moosschwefelkopf
Zwischen Torfmoosen, Sphagnum H. elongatum, Torfmoosschwefelkopf
Abb. 262: Mycena-Arten, Helmlinge: a Mycena stipata, büscheliger Nitrathelmling, aus einem liegenden Nadelholzstamm hervorwachsend; b Mycena crocata, gelbmilchender Helmling, befallen von Spinellus fusiger, Mucorales, Zygomycota. a Tübingen, Schönbuch, 8.10.2002; b Tübingen, Schönbuch 24.10.2004. Orig.
Pilze in der Spätphase des Braunfäuleabbaues
In der späten Zersetzungsphase der Braunfäule sind einige spezialisierte Basidiomyceten beteiligt, darunter Repetobasidium-Arten (Abb. 263 c), Sphaerobasidium minutum (Abb. 263a, b) und Lobulicium occultum. Die Fruktifikationen bestehen nur aus wenigen Substrathyphen, einem sehr dünnen Subhymenium und einem glatten Hymenium, das neben Basidien auch Cystiden enthalten kann. Repetobasidium bildet keine Basidienkandelaber, vielmehr werden absporulierte Basidien von jungen durchwachsen, sodaß Basidiensäulen entstehen.
Abb. 263: Fichtenmoderholz besiedelnde Mikro-Basidiomyceten: a, b Sphaerobasidium minutum, a Fruchtkörper auf rotfaulem Moderholz eines Fichtenstumpfes; b Schnitt durch den gesamten Fruchtkörper mit basalen Hyphen, Cystiden, Basidien in unterschiedlichen Entwicklungstadien und Basidiosporen; c säulenartige Abfolge der Basidien von Repetobasidium. a Bad Reichenhall, Hochstaufen, 14.10.2004; b aus Oberwinkler (1965). Orig.
Zapfen- und Nadelzeresetzer
Abb. 264: Koniferenzapfen bewohnende Blatterpilze: a Baeospora myosura, Mäuseschwanzrübling, in einer Kolonie unterschiedlich alter Fruchtkörper auf einem Fichtzapfen; b Strobilurus esculentus, Fichtenzapfenrübling, ist auf Zapfen von Picea abies, Fichte, spezialisiert. a Tübingen, Schönbuch, 30.9.1986; b Kärnten, Greifenburg, Pobersach, 9.4.2007. Orig.
Zeitig im Frühjahr erscheinen nur auf abgefallenen Fichtenzapfen die dunkelolivbraunen Scheiben von Rutstroemia bulgarioides, Fichtenzapfenbecherling (Abb. 179h-i) und im Sommer die rosa bis braunroten Apothecien von Ombrophila janthina (Helotiales, Gelatinodiscaceae), Fichtenzapfengallertkreisel. Strobilurus esculentus, Fichtenzapfennagelblättling, (Abb. 264b) wächst ebenfalls im Frühjahr nur auf abgefallenen Fichtenzapfen; er ist ein Doppelgänger von Strobilurus tenacellus, Kiefernzapfen-Nagelblättling. Auch Baeospora myosura, der Mäuseschwanzblättling, (Abb. 264a) ist ein Zapfenspezialist, allerdings nicht auf Fichtenzapfen beschränkt.
Abb. 265: Mycena-Arten auf Fichtennadelstreu: a Bestand von Mycena rosella, rosa Helmling; b Mycena galopus, weißmilchender Helmling; c Mycena sanguinolenta, purpurschneidiger Bluthelmling; d Mycena aurantiomarginata, orangeschneidiger Helmling. a, d Oberjoch, Isler, 2./3.10.2004; b Tübingen, Schönbuch, 6.10.1994; c Oberjoch, Iseler, 1.10.2001. Orig.
Abb. 266: Micromphale perforans, Nadelschwindling, auf Fichtennadeln wachsend. Unterjoch, 16.9.1992. Orig.
Die Fichtennadelstreu wird von einer Schar von Substratspezialisten besiedelt. Besonders auffällig sind die Herden mehrerer Helmlinge und Schwindlinge, z.B. Mycena aurantiomarginata, orangeschneidiger Helmling (Abb. 265d), M. galopus, milchender Helmling (Abb. 265b), M. rosella, rosa Helmling (Abb. 265a), M. sanguinolenta, purpurschneidiger Bluthelmling (Abb. 265c), oder der nur auf Nadeln wachsende Micromphale perforans, Nadelschwindling, (Abb. 266). Durchaus selten ist dagegen die ebenfalls auf Nadeln wachsende Heyderia abietis, , Nadelhaubenpilz, ein gestielt-kopfiger Ascomycet (Helotiales, Cenangiaceae). Lophodermium piceae, Erreger der Fichtennadelröte (s. oben und Tabelle 98), tritt zwar bereits als Endophyt und dann als Parasit auf, bildet seine langgestreckten, spaltlippenartigen Fruchtkörper aber erst auf abgefallenen Nadeln am Boden aus.
Aus lebenden wie aus abgestorbenen Fichtennadeln sind zahlreiche Pilze isoliert worden, die zuallermeist den Ascomycota angehören. Unter diesen überwiegen nach Haňáčková et al. (2015) Arten der
Dothideales (Scleroconidioma sphagnicola, Hormonema dematioides),
Eurotiales (Thysanophora penicillioides),
Hypocreales (Cylindrocarpon magnusianum, Trichoderma spp.) und
Helotiales (Ceuthospora pinastri, Chalara spp.).
Saprobe Pilze unterschiedlicher Standorte
Abb. 267: In Laub- und Nadelwäldern häufig: a Mycena pura, Rettichhelmling; b Macrolepiota procera, Parasol; a, b Tübingen, Schönbuch, 8.10.2002. Orig.
Abb. 268: Stropharia aeruginosa, Grünspanträuschling: a, b Habitus; c Hyphen der Hutrama; d verschleimende Huthaut; e Lamellentrama und Hymenium mit Cystide und Basidien; f Basidiospore mit apikalem Keimporus. Wellenburg bei Augsburg, 5.9.1970. Orig.
Ökologie von Stropharia, Träuschlinge
Tabelle 89: bevorzugte Standorte von ausgewählten Stropharia-Arten, Träuschlinge:
Auf verrottendem Nadelholz St. aeruginosa, Grünspanträuschling, Abb. 268; St. hornemannii, üppiger T.
In Grasflächen und an Wegrändern St. coronilla, Krönchenträuschling
Auf gedüngten Böden und Dung
In Feldern St. rugosoannulata, rotbrauner Riesenträuschling
In gedüngten Wiesen St. luteo-nitens, riechender Träuschling
Auf Dung St. semiglobata, halbkugeliger Träuschling
Stropharia-Arten sind in ihren ökologischen Anpassungen vielfältig. Neben Zersetzern von Moderholz und Laubstreu, sind andere Dungbewohner (Tabelle 89), manche auf Nematodenfang spezialisiert.
An Grenzstandorten und gestörten Stellen, wie Vegetationslücken, Anrissen und Wegrändern, aber auch neben Laub- oder Ast und Zweighäufen können sehr unterschiedliche saprobe Blätterpilze fruktifizieren.
Anmerkungen zu ausgewählten Arten:
Phaeolepiota aurea, Glimmerschüppling (Abb. 269; Cortinariaceae, vgl. Anhang Agaricales), ist in der nördlichen Hemisphäre zerstreut, aber weit verbreitet, bevorzugt in Rand- und Sekundärvegetationen mit stickstoffreichen Böden, daher oft mit Urtica dioica, Brennnessel, und großblättrigen Stauden vergesellschaftet.