Gewächshäuser
Tropicarium
Abb. 79: Phylogenie der Farne und farnartigen Pflanzen, die durch repäsentative Arten im Garten und besonders im Tropicarium vertreten sind. Geeignete deutsche Namen wurden fett hervorgehoben. Näheres im Anhang „Tropicarium Farne“. Stammbaum nach Pryer et al. 2004, Smith et al. 2006, verändert.
Das Besondere des großen Tübinger Gewächshauses, des Tropicariums (Abb. 14, 19, 31, 40, 41, 45, 47, 60, 61, 62, 68, 74, 77), ist die Darstellung tropischer Wälder auf engstem Raum mit einer möglichst naturnahen Bepflanzung. Der Blick auf den indischen Riesenbambus, Bambusa arundinacea, den Kapokbaum, Ceiba pentandra, oder den karibisch-mittelamerikanischen Sternapfelbaum, Chrysophyllum cainito, mit seinen goldbraunen Blattunterseiten, den benachbarten Balsaholzbaum, Ochroma pyramidale, und den bedornten Assacu, Hura crepitans, macht deutlich, was gemeint ist.
Die Anordnung der Pflanzen im Tropicarium ist geographisch, mit Ausnahme der Farne und farnartigen Gewächse (Abb. 80) und der tropischen Nutzpflanzen, die gesondert gruppiert sind. Der ursprünglich für die tropischen Farne vorgesehene Raum auf dem gestelzten Teil des Tropicariums erwies sich wegen zu starker Sonneneinstrahlung als ungeeignet.
Abb. 80: Farnrevier im Tropicarium. Orig. 12.2.2006.
Viel geeigneter waren die nordseits und nordwestlich im Haus gelegenen Standorte, die durch die übrigen Anpflanzungen weitgehend beschattet sind. Die Artenauswahl ist reich und erlaubt damit einen sehr repräsentativen Überblick über die Vielfalt dieser Sporenpflanzen, deren Phylogenie in Abb. 79 dargestellt ist. Beispiele hierzu werden im Anhang „Tropicarium Farne“ behandelt. Besonders auffällig sind die auf Trägerpflanzen epiphytisch wachsenden Hirschgeweihfarne, Platycerium spp., aber auch die Bodendeckerarten der Moosfarne, Selaginella spp., die in den Tropen mit hunderten von Arten ihren Verbreitungsschwerpunkt haben. Wenn gut entwickelt, ist auch der größte zu unserer Zeit wachsende Schachtelhalm, der Riesenschachtelhalm, Equisetum giganteum, nicht zu übersehen.
Ausgewählte tropische Nutzpflanzen sind in einem eigenen Teilrevier vereint, das in der Südwestecke des Hauses über eine Treppe zugänglich ist und meist „gestelzter Teil des Tropicariums“ genannt wird. Darunter finden sich die Ananas (Ananas comosus), der Karambolabaum mit seinen Sternfrüchten (Averrhoa carambola), der Orleansbaum mit dem roten Anattofarbstoff in den fleischigen Samenschalen (Bixa orellana), der Kaffee (Coffea arabica), der Colabaum (Cola acuminata), die Mangostane (Garcinia mangostana), der Mangobaum (Mangifera indica), Maniok (Manihot esculenta), die Banane (Musa x paradisiaca), das Zuckerrohr (Saccharum officinarum), der Rosenapfel (Syzygium jambos), die Vanilleorchidee (Vanilla planifolia). Ein reichlich fruchtender Kakaobaum (Theobroma cacao) ist im regionalen Revier der Neotropen, nächst dem Eingang zum Tropicarium, zu finden. Diese und weitere Arten werden im Anhang „Tropicarium Nutzpflanzen“ vorgestellt.
In der Mitte des Tropicariums befinden sich zwei Wasserbecken, das runde als Wuchsort für die neotropische Victoria gedacht und das eckige mit palaeotropischen Mangrove- Pflanzen besetzt. Die altweltlichen Tropen decken im Haus den zentralen Bereich ab. Einer der auffälligsten Bäume ist das schon erwähnte Süßgras, der indische Riesenbambus, Bambusa arundinacea, an dem sich eine Zuwachs-Meßlatte befindet, die dokumtiert, dass bei maximaler Entwicklung der Sprosse 20 cm pro Tag zugelegt werden können. Das hat aber auch zur Folge, dass Bambushalme immer wieder abgesägt werden müssen bevor sie am Tropicariumsdach anstossen.
Passend zum Gmelin-Jahr 2005 hatte schon im Januar die altweltliche Gmelina asiatica ihre Blüten geöffnet. Der dornige Strauch wurde von Carl von Linné zu Ehren von Johann Georg Gmelin beschrieben. Beide Gelehrte pflegten einen regen Briefwechsel.