Arboretum, Baumgarten
Abb. 27: Systematisches Arboretum des Tübinger Botanischen Gartens. In eine Google-Satellitenaufnahme von 2007 wurden die Familienreviere durch Nummern eingetragen. Die Nummernabfolge beginnt beim Haupteingang und schlägt eine Route vor, die alle Reviere erfaßt.
Zweikeimblättrige Bedecktsamer:
1 Buxaceae, Buchsgewächse
2 Eucommiaceae
3 Moraceae, Maulbeerbaumgewächse
4 Cannabaceae, Cannabinaceae, Hanfgewächse
5 Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse
6 Polygonaceae, Knöterichgewächse
7 Schisandraceae, Spaltstaubblattgewächse
8 Menispermaceae, Mondsamengewächse
9 Tetracentraceae, Spornfruchtgewächse
10 Calycanthaceae, Gewürzstrauchgewächse
11 Lardizabalaceae, Leberwurstbaumgewächse
12 Magnoliaceae, Magnoliengewächse
13 Annonaceae, Flaschenbaumgewächse
14 Aceraceae, Ahorngewächse
15 Aristolochiaceae, Osterluzeigewächse
16 Ulmaceae, Ulmengewächse
17 Lauraceae, Lorbeergewächse
18 Ranunculaceae, Hahnenfußgewächse
19 Grossulariaceae, Johannisbeergewächse
20 Paeoniaceae, Pfingstrosengewächse
21 Hydrangeaceae, Hortensiengewächse
22 Philadelphaceae, Pfeifenstrauchgewächse
23 Platanaceae, Platanengewächse
24 Altingiaceae, Amberbaumgewächse
25 Hamamelidaceae, Zaubernußgewächse
26 Cercidiphyllaceae, Katsurabaumgewächse
27 Salicaceae, Weidengewächse
28 Viscaceae, Mistelgewächse
29 Berberidaceae, Berberitzengewächse
30 Vitaceae, Weingewächse
31 Juglandaceae, Walnussgewächse
32 Fagaceae, Buchengewächse
33 Betulaceae, Birkengewächse
34 Rosaceae, Rosengewächse
35 Caesalpiniaceae, Johannisbrotbaumgewächse
36 Mimosaceae, Mimosengewächse
37 Fabaceae, Schmetterlingsblütler
38 Daphniphyllaceae, Lorbeerblattgewächse
39 Elaeagnaceae, Ölweidengewächse
40 Tiliaceae, Lindengewächse
41 Simaroubaceae, Bitterholzgewächse
42 Tamaricaceae, Tamariskengewächse
43 Aquifoliaceae, Stechpalmengewächse
44 Anacardiaceae, Sumachgewächse
45 Hippocastanaceae, Roßkastaniengewächse
46 Coriariaceae, Gerberstrauchgewächse
47 Rhamnaceae, Kreuzdorngewächse
48 Staphyleaceae, Pimpernußgewächse
49 Cornaceae, Hartriegelgewächse
50 Celastraceae, Spindelbaumgewächse
51 Meliaceae, Zedarachgewächse
52 Ebenaceae, Ebenholzgewächse
53 Styracaceae, Storaxgewächse
54 Araliaceae, Efeugewächse
55 Buddlejaceae, Schmetterlingsstrauchgewächse
56 Oleaceae, Ölbaumgewächse
57 Lamiaceae, Lippenblütler
58 Davidiaceae, Taubenbaumgewächse
59 Rutaceae, Rautengewächse
60 Sapindaceae, Seifenbaumgewächse
61 Malvaceae, Malvengewächse
62 Verbenaceae, Eisenkrautgewächse
63 Actinidiaceae, Kiwigewächse, Strahlengriffelgew.
64 Thymelaeaceae, Seidelbastgewächse
65 Hypericaeae, Johanniskrautgewächse
66 Bignoniaceae, Trompetenbaumgewächse
67 Scrophulariaceae, Rachenblütler
68 Periplocaceae, Baumschlingengewächse
69 Caprifoliaceae, Geißblattgewächse
70 Asteraceae, Körbchenblütler
Einkeimblättrige Bedecktsamer:
71 Dioscoreaceae, Yamswurzelgewächse
72 Smilacaceae, Stechwindengewächse
Nacktsamer:
73 Ephedraceae, Meerträubelgewächse
74 Cephalotaxaceae, Kopfeibengewächse
75 Taxaceae, Eibengewächse
76 Cupressaceae, Zypressengewächse
77 Pinaceae, Kieferngewächse
78 Ginkgoaceae, Ginkgogewächse
Sonderreviere:
79 Pomarium, Apfelbaumsammlung
80 Baumschule
81 Lichter Kiefernwald
Nach dem System auf den Terrassen vor dem Tropicarium besuchen wir das Arboretum, den Baumgarten, die umfangreichste systematische Abteilung des Tübinger Botanischen Gartens, das die Hälfte der Fläche der gesamten Anlage einnimmt. Dieses Revier erstreckt sich auf einem Südost-Hang oberhalb der Nordring-Straße (Abb. 12, 13, 27). Der Untergrund besteht aus Knollenmergel, der nach lang anhaltenden Regenfällen zu Hangrutschungen neigt. Im mittleren Teil des Arboretums gibt es eine Geländesenkung, die Vernässung zeigt.
Abb. 28: Reviergärtner Hans Schäfer pflanzt die Himalaja-Tränenkiefer Pinus wallichiana, den ersten Baum im Arboretum. Photo Joachim Richter, 4.1969.
Abb. 29: Koniferen im Arboretum. Kieferngewächse links und Mitte, Zypressengewächse rechts. Orig. 14.4.2005.
Die in einem System für Gehölze gewählte Anordnung der Teilreviere und Pflanzengruppierungen bleibt im wesentlichen für den gesamten Zeitraum des Bestehens eines Arboretums erhalten. Die Tübinger Anlage deckt das gesamte System der Samenpflanzen, Spermatophyta, mit Vertretern der gemäßigten Breiten ab. Die Gehölze wurden nach Familienzugehörigkeit gruppiert und in jeweils eigenen Arealen gepflanzt. Um eine Orientierung zu erleichtern, wurden die Familien entlang eines empfohlenen Rundganges nummeriert (Abb. 27). Die gewählte Anordnung der Familien läßt unschwer erkennen, dass, so weit es möglich war, das System von Adolf Engler als Grundlage diente.
Das Arboretum wird als eigener Teil ausführlich behandelt (TüBG 3 Arboretum). Zusätzliches zum Baumgarten ist in den Anhängen
„Arboretum Rosengewächse“ und
„Arboretum Übersicht“ zu finden.
Die Nacktsamer, Koniferen, Hüllsamer und Ginkgo (Abb. 27: 73-78, Abb. 29), wurden im Südwestteil des Reviers gepflanzt. Einkeimblättrige Vertreter (Abb. 27: 71, 72) sind nur durch zwei Familien vertreten, die in der oberen, nordwestlichen Ecke der Bedecktsamer zu finden sind.
Abb. 30: Ahorn-Revier im Arboretum. Orig. 23.4.2006.
Die beiden artenreichsten Familien im Arboretum sind die Ahorngewächse (Abb. 27: 14, Aceraceae, Abb. 30) und die Rosengewächse. Diese werden durch ein Revier für Apfelbaumsorten, Pomarium, ergänzt (Abb. 27: 79, Pomarium Abb. 31), das im Anhang „Arboretum Apfelsorten“ ausführlich dargestellt ist.
Entsprechend der Evolution der Landpflanzen wäre es naheliegend, einen Rundgang durch den Baumgarten bei den Nadelgehölzen zu beginnen. Diese sind aber im Westteil des Arboretums angepflanzt, das vom Haupteingang um eine Gartenlänge entfernt ist (Abb. 27).
Naturgemäß wird in einem Baumgarten am wenigsten geändert, da die Anpflanzungen von Gehölzen für nachfolgende Generationen bestimmt sind.
Abb. 31: Pomarium im Arboretum. Orig. 24.4.2006.
Reservat „Lichter Kiefernwald“ (Abb. 27, 32).
Der Südwestteil des Hanges, auf dem sich das Arboretum ausdehnt, ist nicht mehr Teil des Gartens, wurde aber von Anbeginn als eingezäuntes und nicht öffentlich zugängliches Areal von den Mitarbeitern des Gartens gepflegt. Der lockere, wärmebegünstigte Kiefernwald mit seiner halbnatürlichen Vegetation blieb nicht nur erhalten, er hat sich vielmehr zu einem Reservat entwickelt, in dem mehrere heimische Orchideen reichlich vorkommen.
Abb. 32: Reservat „Lichter Kiefernwald“. Orig. 27.12.2006.
Eigentlich gäbe es im Anschluß an den vorhandenen Baumgarten auch noch die räumliche Möglichkeit für ein ökologisches Arboretum (Abb. 33)! Schon Herrn Präsidenten Theis hatte ich empfohlen, mit der Stadt eine Übereinkunft zu treffen, den Wald zwischen Botanischem Garten, Heuberger Tor und Studentenwohnheim (Studo) für ein künftiges ökologisch-pflanzengeographisches Arboretum reservieren zu lassen. Leider ist diese Chance 2007 wegen internen Widerstandes vertan worden. Wenn schon die Universität nicht versteht, worum es heutzutage in der Biologie geht, kann wenigstens erhofft werden, dass das Verständnis zur Ökologie in der grünen Stadt Tübingen weiter wächst, um diesen Gedanken möglichst bald wieder aufzugreifen, um ihn in einem kooperativen Projekt zwischen Land, Stadt, Forst, der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und der Universität anzugehen und umzusetzen.