Lärchen- und Zirbenwälder

Lärchen- und Zirbenwälder

 

 

In Hochlagenwäldern sind unterschiedliche Gesellschaften zu finden, wie Lärchen-Fichten­wälder, Larici-Piceetum und Zirbelkiefernwald, Larici-Pine­tum cembrae, oft vermischt mit der Gesellschaft der rostblättrigen Alpenrose, Rhodo­den­dro ferruginei-Vaccinie­tum, die sich auch über die Waldgrenze ausdehnt. Der Unterwuchs ist reich an Ericaceen.

 

Larix, Lärche

ca. 10 NgemZ; sommergrüne Na­delbäume mit weichen, nicht stechenden Nadeln, die an Kurz- und Langtrieben stehen; Holz harzreich und schwer, mit hartem, dunklem Kern und hellem Splint; Zapfen aufwärts ge­krümmt; im jungen Zapfen Deck­schuppen groß, Samen­schuppen klein, im reifen Zap­fen umgekehrt; Zapfen oft meh­rere Jahre nach Samen­reife am Baum bleibend; mit dem römi­schen Namen für Lärche benannt.

 

Larix decidua (L. europaea), europäische Lärche

(Abb. 507, 508) Alp/Karp/Pol; bevorzugt tiefgründige, lehmige Böden und lich­te Standorte in der subalpinen Region; in den Zen­tral­alpen häufig Pionier­baum an der Waldgrenze; Cha­rakterart des Zirbelkie­fernwaldes (Larici-Pine­tum cem­brae); als wichtiger Forst­baum auch in den Tieflagen weit verbreitet.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-18.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Larix Jenner-23.10.02.jpg

Abb. 507: Bestand von Larix decidua, Lärche. Jenner im Nationalpark Berchtesgaden, 23.10.2002. Orig.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-18.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Larix Zapfen jg Staufen-30.7.02.jpgAbb. 508: Junge Zapfen von Larix decidua, Lärche. Hochstaufen bei Bad Reichenhall, 30.7.2002. Orig.

 

ECM-Mycobionten mit Larix decidua,  ​​ ​​​​ Lärche

 

Tabelle 135: ECM-Mycobionten mit Larix decidua, Lärche:

Lactarius porninsis Lärchenreizker, Abb. 509

Suillus aeruginascens Lärchenröhrling

Suillus cavipes Hohlfußröhrling

Suillus grevillei Goldröhrling, Abb. 510

Suillus nuëschii Lärchenröhrling

Suillus tridentinus rostroter Lärchenröhrling

Gomphidius maculatus fleckender Schmierling

Hygrophorus speciosus Lärchenschneckling

Hygrophorus queleti Quélets Lärchenschneckling

Tricholoma psammopus Lärchenritterling

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-18.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Lactarius porninsis Hagelloch-22.10.06c.jpg

Abb. 509: Lactarius porninsis, Lärchenreizker bei Larix decidua, Lärche. Schönbuch bei Tübingen, 22.10.2006. Orig.

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-18.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Suillus grevilei Reinhartshausen-24.8.70.jpg

Abb. 510: Suillus grevillei, Goldröhrling, bei Lärche. Bobingen, Reinhartshausen, 24.8.1970. Orig.

 

Pilzparasiten auf Larix, Lärche

 

Lärchennadeln wer­den von Melamp­sora-Dika­ryo­phasen (Ha­plon­tenwirte: Salix-, Popu­lus-Arten) befallen:

Me­lampsora caprearum (= Melampsora larici caprea­rum: II, III: Salix spp.),

Melampsora larici epitea (II, III: Salix spp.),

Melampsora larici populina,

Me­lampsora larici tremulae;

 

Außerdem wird Larix von Me­lampsoridium alni und Me­lampsoridium betulinum (Ha­plon­ten­wir­te Alnus- und Betula-Arten; Tabelle 28) parisitiert.

 

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Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-20.5.17: Oberjoch-20.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Laetiporus -16.5.03b.jpg

 

Abb. 511: Der weit verbreitete Laetiporus sulphureus, Schwefelporling ist als Parasit vieler Laubgehölze, besonders von Obstbäumen, bekannt. Es ist nicht geklärt, ob der auf Lärche vorkommende Schwefelporling identisch ist. a Habitus auf Prunus avium, Kirsche; b Längschnitt durch eine Konsole mit der Porenschicht; c, d Ausschnitte des Hymeniums und Subhymeniums mit teilweise verdickten und unterschiedlich stark verzweigten Tramahyphen; e Ausschnitt der Hutschicht. Tübingen, 16.5.2003. Orig.

 

Bräunungen und nachfolgen­des Abster­ben von Nadeln verursacht der Erreger der Lärchen­schütte (Myco­sphae­rella laricina). Besonders an Säm­lingen und Jung­pflanzen feuchter Lagen kann die Meria-Lär­chen­schütte, hervorgerufen durch Meria lari­cis, zu er­heb­lichen Ausfällen führen. Lärchentrieb­sterben, be­dingt durch Ascocalyx laricina, ist in sub­al­pi­nen Be­ständen weit verbreitet. Krebsartige An­schwel­lun­gen, häufig verbunden mit Harzfluß, verur­sacht der forst­pa­tholo­gisch bedeutsame Lärchenkrebs ​​ (Lachnellula will­kom­mii) mit orangefarbenen, weißran­di­gen Becher­chen. Saprob wächst da­ge­gen die eben­falls lärchen-spezi­fische Schwe­sterart Lachnellula occi­dentalis. Der Lär­chen­porling (Laricifomes offi­cinalis) bil­det seine weiß­lich-grauen Konsolen an ural­ten Lärchen der sub­alpi­nen Hochlagen. Der früher volks­medizinisch ver­wen­dete Pilz ist äußerst selten gewor­den und im Ge­biet bisher nicht nachge­wiesen. Bemerkenswert oft para­sitiert der Schwefelporling (Lae­ti­porus sulphureus, Abb. 511). die Lärche. Diese Art ist omnivag mit offensichtlicher Vor­liebe für Laubbäume; dagegen ist sie kaum an an­de­ren Nadelgehöl­zen zu finden.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-18.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Pinus cembra Krottenköpfe-11.7.95.jpg

Abb. 512: Bestand von Pinus cembra, Zirbelkiefer, an der Waldgrenze. Im Hintergrund die Krottenköpfe, 11.7.1995. Orig.

 

 

Abb. 513: Subalpiner Bergmischwald mit Pinus cembra, Zirbelkiefer, und Larix decidua, Lärche. Hahntenn­joch, 16.6.2012. Orig.

 

Pinus cembra, Zirbelkiefer, Arve

(Abb. 512–514) Alp/Karp; sehr lang­sam wach­sender Hochlagenbaum der subalpinen Zo­ne, auf Rohhumusböden über verschiedenen Ge­stei­nen; wegen Holznutzung und Waldweide in vielen Ge­bieten der Alpen stark zurückge­drängt und gefähr­det; Charakterart des Zirbel­kiefernwaldes (Larici-Pine­tum cembrae); im Gebiet nicht vorhanden, aber als Zier­baum an­gepflanzt.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-18.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Pinus cembra Nadeln TüBG-22.2.07.jpg

Abb. 514: Kurztriebe von Pinus cembra, Zirbelkiefer, mit jeweils fünf Nadeln. TüBG, 22.2.2007. Orig.

 

ECM-Mycobionten von Pinus cembra,  ​​ ​​​​ Zirbelkiefer

 

Tabelle 136: ECM-Mycobionten von Pinus cembra, Zirbelkiefer:

Chroogomphus helveticus filziger Gelbfuß

Suillus plorans Zirbenröhrling

Suillus sibiricus beringter Zirbenröhrling

Suillus placidus Elfenbeinröhrling

Suillus placidus, Elfenbeinröhrling ​​ ist auch mit der Weymouthskiefer (Pinus strobus), einer eben­falls fünfnadeligen Kiefer, assoziiert.

 

Cronartium ribicola, Johannisbeer-Säulenrost

 

Die Arve ist der ursprüngliche Haplontenwirt von Cro­nartium ribico­la, der daher zunächst besser als Zirbel­kiefern-Blasen­rost (= Johan­nis­­beerensäulenrost) zu be­nennen wäre. Da die­­ser Rost weitere fünfnadelige Kiefern als Haplon­tenwirt be­nutzen kann, ist nach An­pflan­zen der nord­ame­rikanischen Weymouths­kiefer (Strobe, Pi­nus stro­bus) in Europa ein neuer Wirt für den Bla­sen­rost verfügbar gewor­den. Der Rost ist damit auch aus den natürli­chen Arealen (Alpen, Sibirien) in die Anbau­gebiete der Jo­han­nisbee­ren ausgewandert. Mit infizier­ten, jungen Wey­mouthskiefern wurde der Blasenrost 1909 nach Nord­amerika ver­schleppt, wo der Parasit bis dahin nicht vor­kam. Dort hat er zu einer ver­hee­renden Epi­de­mie an der Strobe in deren natürlichem Areal geführt.

 

 

Begleitgehölze des Lärchen-Zirbenwaldes

 

Clematis alpina, Alpenwaldrebe

(Abb. 515) Alp/Apen/Karp/Balk/OAs; über wechselfeuchten bis trockeneren Bö­den und an halbschattigen Standorten im Gesträuch und lichten Nadelwäldern der subalpinen Zone; sel­te­ner in montanen oder alpinen Bereichen; ty­pisch für den Al­penrosen-Zirbenwald (Rho­do­dendri-Pinetum cem­brae) Nektarscheibenblu­men (äußere Staminodien als Nekta­rien).

Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Plasmo­para pygmaea befallen. – Wirt für die spe­zifi­schen, mikrozyklischen (III) Roste Puccinia atragenes (III blatt­oberseits und pulverig) und Puccinia atragenicola (III kompakt). Der Clematis-spezifische Brandpilz Urocystis mustaphae verursacht Beulen an Blättern und Stängeln.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-18.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Clematis alpina Pinus cembra Gschragenhardt Alm-22.6.12b.jpg

Abb. 515: Die Liane Clematis alpina, Alpenwaldrebe, windet sich an Pinus cembra, Zirbelkiefer, empor. Unterhalb der Geißlerspitzen im Vilnößtal, 22.6.2012. Orig.

 

Lonicera, Geißblatt, Heckenkirsche

200 NgemZ; sommer- bis immergrüne Sträucher und rechtswin­den­de Lia­nen mit meist einfachen und ganz­randigen Blät­tern; Blüten der Sträucher zu zweien ach­selstän­dig, oft mit verwachse­nen Fruchtknoten; Blüten der Lianen in 6blütigen Quirlen (zu dreien ach­selstän­dig sitzend); Krone ra­diär, meist jedoch zygo­morph, Röhre höcker- bis sackartig erweitert; bestäubt durch Insekten, bes. Bienen, Hummeln, Wespen; meist Vogelverbreitung; we­nigsa­mige, meist giftige Bee­ren oder Doppelbeeren; häufig als Zierpflanzen ver­wendet; nach dem deut­schen Arzt A. Lonicer (1528-86) benannt.

Pilze: Nur auf Lonicera-Arten kommen die echten Mehltaue Erysiphe lonicerae und Erysiphe magnusii vor. Wirte für Phyllacti­nia guttata. – Haplontenwirte (0, I) für Puc­cinia festucae (II, III: Festuca).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-20.5.17: Oberjoch-20.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Lonicera coerulea3-5.4.02.jpgAbb. 516: Teilblütenstand von Lonicera caerulea, Alpenheckenkirsche. TüBG, 5.4.2002. Orig.

 

Lonicera caerulea, blaue Heckenkirsche

(Abb. 516) M/NEu; bevor­zugt kalkarme bis saure Böden, oftmals mit Rohhumus­auflagen; in lichten Nadelwäldern und Gebüschforma­tionen der subalpinen Stufe, selten darunter oder höher ansteigend; Charakterart der Gesellschaft der rostblätt­rigen Alpenrose (Rhodo­dendro ferruginei-Vaccinietum).

 

 

 

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Abb. 517: Bestand von Rhododendron ferrugineum, rostblättrige Alpenrose. Graubünden, Alp Flix, 29.6.2002. Orig.

 

Rhododendron ferrugineum, rostblättrige Alpenrose

(Abb. 517) Pyr/Alp/Apen/Balk; auf silika­tischen oder entkalkt-ver­sauerten Bö­den der Zwergstrauch­regionen und lichter Bergwäl­der im subalpinen und alpinen Bereich, seltener darun­ter; Charak­terart der Gesellschaft der rostblättrigen Al­pen­rose (Rhododendro ferruginei-Vaccinie­tum).

Pilze: Wirt des mikrozyklischen (III) Rostes Puccinia rhododendri. – Gallen werden von Exobasidium rhododendri (Abb. 518) hervorgerufen.

 

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-20.5.17: Oberjoch-20.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Rhododendron ferrugineum Exobasidium rhododendriTübingen-13.6.2009.jpg

Abb. 518: Galläpfel hervorgerufen durch Exobasidium rhododendri auf Rhododendron ferrugineum, rostblättrige Alpenrose. TüBG, 13.6.2009. Orig.

 

 

 

Lärchen- und Zirbenwälder

 

 

​​ ECM-Klimaxwald im hochmontanen und subalpinen Bereichen

 

​​ im Unterwuchs häufig mit ausgedehnten Ericaceen-Beständen

 

● ​​ Pinus cembra kleinräumig und reliktär erhalten, äußerst schutzbedürftig

 

● ​​ Larix decidua als Nutzholzart bis in die Tieflagen angepflanzt