Saprobe Holzzersetzer der Auriculariales
Abb. 117: Auswahl von Arten der Auriculariales: a-c Exidia glandulosa auf Juglans regia, Walnußbaum, Tübingen, 11.10.2003; a Fruchtkörper, b Doliporus mit kontinuierlichen Parenthesomen, c Subhymenium und Hymenium mit Basidien in unerschiedlichen Entwicklungsstadien; d-g Auricularia mesenterica, Reichenhall, Saalachauen 14.10.2004; d Fruchtkörper, e Doliporus mit kontinuierlichen Parenthesomen, f Subhymenium und Hymenium mit Basidien in unerschiedlichen Entwicklungsstadien und Basidiosporen, Pfeil verweist auf die quers septierten Basidien; g Hyphenkontext der Huthaut und abstehende Hyphen der Hutoberseite; h-k Tremiscus helvelloides, Gallerttrichterling, Oberjoch 3.10.2004; h Fruchtkörper, i Subhymenium und Hymenium mit Basidien in unerschiedlichen Entwicklungsstadien und Basidiosporen, eine Spore keim mit einer Sekundärspores; j Fruchtkörperlängsschnitt, Pfeile verweisen auf die Hymenien tragenden Ausßenseiten; k Hyphenkontext der sterilen Hutoberseite; l-o Pseudohydnum gelatinosum, Zitterzahn, Burgwalden bei Augsburg, 18.8.1970; l, m Fruchtkörper, n Fruchtkörperrand Längsschnitt, o Hymenium mit subhymenialen Hyphen, Basidien in unterschiedlichen Entwicklungsstadien, Basidiosporen und deren Sekundärsporenbildung, Burgwalden bei Augsburg, 18.8.1970, Orig.
Abb. 118: Phallus impudicus, Stinkmorchel: a aufgeschnittenes Hexenei; b voll entwickelter Piz; c durch Fliegen abgeweidete Gleba; d, e REM-Aufnahmen von Hymenien und Basidien (e); f unterschiedliche Stadien der Basidienentwicklung und Basidiosporen; g Grenze zwischen Gleba und Peridie; h Längsschnitt eines reifen Fruchtkörpers. a Burgwalden 18.8.1970; b, c Tübingen, Schönbuch, 18.6.2002; f, h aus Oberwinkler (1977). Orig.
Pilze: Von mehreren Ahornarten ist der im Gebiet häufige Ahornmehltau Sawadaea bicornis (= Uncinula aceris) bekannt. Bemerkenswert ist, daß Acer platanoides weitgehend resistent ist und als Wirt für eine eigene Art, Sawadaea tulasnei dient. Diese wurde u.a. auch von Acer ginnala und Acer mono nachgewiesen (Hirose et al. 2005). In Berg- und Schluchtwäldern kann die Ahorn-Teerfleckenkrankheit, Rhytisma acerinum (Abb. 79g, h) bevorzugt auf dem Bergahorn auftreten. Auf den grünen Blättern wird das Konidienstadium ausgebildet, an den verwesenden Blättern entstehen im folgenden Jahr die Fruchtkörper. An abgefallenen Blättern mit Rhytisma vergesellschaftet kommt nicht selten der weiße Discomycet Lachnum rhytismatis vor. – Nach aussreichender Durchfeuchtung der Stämme fruktifiziert an der Ahornborke der dünnkrustige Basidiomycet Dendrothele grisea.
Zu den genannten Baumarten kommen gelegentlich noch Sträucher, wie die folgenden.
Abb. 119: Lonicera alpigena, Alpen-Heckenkirsche. Weißensee bei Pfronten,13.5.2012. Orig.
Lonicera, Geißblatt, Heckenkirsche
200 NgemZ; sommer- bis immergrüne Sträucher und rechtswindende Lianen mit meist einfachen und ganzrandigen Blättern; Blüten der Sträucher zu zweien achselständig, oft mit verwachsenen Fruchtknoten; Blüten der Lianen in 6blütigen Quirlen (zu dreien achselständig sitzend); Krone radiär, meist jedoch zygomorph, Röhre höcker- bis sackartig erweitert; bestäubt durch Insekten, bes. Bienen, Hummeln, Wespen; meist Vogelverbreitung; wenigsamige, meist giftige Beeren oder Doppelbeeren; häufig als Zierpflanzen verwendet; nach dem deutschen Arzt A. Lonicer (1528-86) benannt.
Die Abspaltung der Gattung innerhalb der Caprifoliaceae, Geißblattgewächse (Dipsacales, Kardenartige), wird in einem molekularen Chronogramm von Wang et al. (2015) für das Eocän bei ca. 40 Ma angegeben.
Ökologie von Lonicera, Geißblatt, Heckenkirsche
Tabelle 42: bevorzugte Standorte von Lonicera-Arten im Gebiet:
In Laubmischwäldern der unteren Höhenlagen L. xylosteum, rote Heckenkirsche
Im Tiefland in Uferbereichen, an Moorrändern, bis in alpine Gipfelzonen L. caerulea, blaue Heckenkirsche
In Laubmischwäldern, bis über die Waldgrenze reichend L. alpigena, Alpenheckenkirsche
Im Bergwald L. nigra, schwarze Heckenkirsche
Lonicera alpigena, Alpen-Heckenkirsche
(Abb. 119) M/SEu-Gbg; auf nährstoffreichen und zumeist kalkhaltigen, wechselfeuchten Böden in Berg- und Schluchtwäldern der mittleren und höheren Lagen, selten im Tiefland. Pilze: Nur auf Lonicera-Arten kommen die echten Mehltaue Microsphaera lonicerae und Microsphaera magnusii vor. – Haplontenwirte (0, I) für Puccinia festucae (II, III: Festuca).
Abb. 120: Aufrechter Blütenstand von Ribes alpinum, Alpenjohannisbeere. TüBG, 5.5.2006. Orig.
Ribes, Johannisbeere
ca. 150 Arten von Sträuchern, die in der nördlich gemäßigten Zone und bis in die Anden verbreitet sind. K5 C5 A5 selten 4, Hypanthium, G(2) unterständig, Beerenfrucht. Insektenbestäubung, Tierverbreitung; Nutz- und Ziersträucher. Grossulariaceae (Name Lat. grossus - dick), Johannisbeerengewächse, aus den gemeinsamen Vorfahren der Saxifragales, Steinbrechartige, vor ca. 15 Ma hervorgegangen (Ebersbach et al. 2017b).
Ribes alpinum, Alpenjohannisbeere
(Abb. 120) Eu/Sib; bevorzugt kalkhaltige Böden in Blockschutthalden, kommt aber auch in lockeren, lichten Bergwäldern (z.B. Fagion) der montanen und subalpinen Stufen vor.
Pilze: Der echte Mehltau Erysiphe grossulariae ist auf Ribes-Arten spezialisiert. Ursprünglich war der Stachelbeerenmehltau Podosphaera mors-uvae in Nordamerika heimisch. Inzwischen ist er auch in Europa und Asien verbreitet. Er ist ebenfalls auf Ribes-Arten begrenzt. Auch Phyllactinia guttata (unspezifisch?) wurde auf Ribes-Arten nachgewiesen.
Ökologie von Ribes, Johannisbeere, Stachelbeere
Tabelle 43: bevorzugte Standorte von Ribes-Arten im Gebiet:
In Auwäldern der Tieflagen R. rubrum, rote Johannisbeere
In Mischwäldern der Tieflagen R. uva-crispa, Stachelbeere
In Erlenbrüchen und Flachmooren der Tieflagen R. nigrum, schwarze Johannisbeere
Im Bergwald bis in die Grünerlen- und Latschenzone R. alpinum, Alpenjohannisbeere
Abb. 121: Teleutosporensäulen von Cronartium ribicola, Säulenrost der Johannisbeere, auf Ribes nigrum, schwarze Johannisbeere. Tübingen, Hagelloch, 15.8.2003. Orig.
Johannisbeeren sind die Dikaryontenwirte von Cronartium ribicola (Abb. 121, Johannisbeersäulenrost = Zirbelkiefern-Blasenrost = Weymouthskiefern-Blasenrost). Nach Anpflanzen der nordamerikanischen Weymouthskiefer (Strobe, Pinus strobus) ist in Europa ein neuer Wirt für den Blasenrost verfügbar geworden. Der Rost ist damit auch aus den natürlichen Arealen (Alpen, Sibirien) in die Anbaugebiete der Johannisbeeren ausgewandert, wo er zu außerordentlich starker Infektion der schwarzen Johannisbeere, Ribes nigrum, geführt hat.
Ribes-Arten dienen als Haplontenwirte für mehrere spezialisierte Melampsoren (Formenkreis Melampsora ribesii ∩ viminalis, bzw. Sammelart Melampsora epitea), deren Dikaryophasen auf Weiden gebildet werden. Die im Gebiet vorkommenden Arten können alle befallen werden von:
Melampsora ribesii ∩ purpureae (II, III: Salix purpurea),
Melampsora ribesii ∩ epitea (II, III: Salix appendiculata),
Melampsora ribesii ∩ viminalis (II, III: Salix viminalis).
Zum Formenkreis der Puccinia caricina (Puccinia ribesii ∩ caricis) zählen heteroecische Roste (Abb. 122), deren Dikaryontenwirte (II, III) Carex-Arten sind:
Puccinia magnusii (Carex acutiformis, riparia),
Puccinia pringsheimiana (Carex elata, gracilis, nigra),
Puccinia ribesii ∩ digitatae (Carex digitata, ornithopoda, Abb. 122),
Puccinia ribesii ∩ diversicoloris (Carex flacca),
Puccinia ribesii ∩ ferrugineae (Carex ferruginea),
Puccinia ribesii ∩ pendulae (Carex pendula),
Puccinia ribis-nigri ∩ acutae (Carex elata, gracilis),
Puccinia ribis-nigri ∩ lasiocarpae (Carex lasiocarpa),
Puccinia ribis-nigri ∩ paniculatae (Carex appropinquata, paniculata).
Ribes ist zusätzlich Wirt für den mikrozyklischen (III) Rostpilz Puccinia ribis.
Abb. 122: Aecidienlager des Rostpilzes Puccinia ribesii-digitatae auf Ribes alpinum, Alpenjohannisbeere. Tannheim, Vilsalpsee, 11.7.1995. Orig.
Charakteristische, begleitende Stauden in Laubmischwäldern
Equisetum, Schachtelhalm
Eigene Klasse mit einer Ordnung, einer Familie und einer Gattung, die 15 Arten ausdauernder, erdbewohnender Rhizomstauden enthält, die weltweit verbreitet sind. Gametophyten oberirdisch wachsend, dorsiventral, thallös-lappig, ergrünend, zumeist dioecisch; Archegonien auf der Thallusoberseite, Antheridien an der Thallusspitze. Sporophyt aufrecht, meist wirtelig verzweigt mit geraden Sproßabschnitten (Internodien) zwischen den Knoten und mit scheidigen Schuppenblättchen (mikrophyll). Assimilationsgewebe in Sproß und Zweigen.
Wurzelendophytische Pilze beschrieben Hodson et al. (2009).
Abb. 123: Equisetum arvense, Ackerschachtelhalm. TüBG, 15.5.2002. Orig.
Ökologie von Equisetum, Schachtelhalme
Tabelle 44: bevorzugte Standorte von Equisetum-Arten im Gebiet:
Vom seichten Wasser in Seen, über Ufer bis in Naßwiesen E. fluviatile, Teichschachtelhalm
In Gewässernähe oder an dauerfeuchten Standorten
An kalkreichen, kiesig-steinigen, offenen Standorten E. variegatum, bunter Schachtelhalm
In Feuchtwiesen und sumpfigen Vegetationen E. palustre, Sumpfschachtelhalm
In Wäldern
Ufergesellschaften von Fließgewässern E. hyemale, Winterschachtelhalm
An Feuchtstellen und Quellaustritten bis an Waldränder reichend E. telmateia, großer Schachtelhalm
In feuchten Misch- und Nadelwäldern E. sylvaticum, Waldschachtelhalm
Auf offenen Böden, an Ruderalstellen
In Randlangen von Wegen und Wiesen, agressiv in Äckern in Gärten E. arvense, Ackerschachtelhalm
Auf offenen, meist kiesigen Böden E. ramosissimum, ästiger Schachtelhalm
Sporangien ungestielt, sackförmig, an der Unterseite von schild- bis tischchenförmigen Sporophyllen angeordnet, diese zu ährig-kolbigen Sporophyllständen (Blüten) zusammengezogen. Sporen gleichgestaltet (isospor), mit bandartigen, hygroskopischen Anhängseln (Hapteren), die der Auflockerung der Sporenmasse und als Flugorgane dienen; sie sind Lichtkeimer, deren Keimfähigkeit auf wenige Tage begrenzt ist. Der Name ist aus dem Lateinischen hergeleitet (equus - Pferd, saeta - Borste) und verweist auf das borstige bis pferdeschwanzartige Aussehen mancher Arten.
Auf Schachtelhalmen kommen keine falschen und echten Mehltaupilze, sowie keine Rost- und Brandpilze vor.
Equisetum arvense, Ackerschachtelhalm
(Abb. 123) NgemZ; besonders in gestörten und offenen Vegetationen, daher ruderal in Äckern und manchmal auch in Wiesen häufig; als Eindringling in Anpflanzungen aggressiv und wegen tief reichender Rhizome schwer zu unterdrücken; von den Tieflagen bis in die subalpine Zone.
Equisetum hyemale, Winterschachtelhalm
(Abb. 124) NgemZ/MAm; feuchte Wälder, Gebüsche, Schläge; sehr bezeichnend für humusreiche Auwaldgesellschaften; auch als Bachbegleiter; von den Tieflagen bis in den subalpinen Bereich, stellenweise sehr häufig, aber über große Strecken völlig fehlend.
Abb. 124: Junger Sporophyllstand von Equisetum hyemale, Winterschachtelhalm. TüBG, 5.7.2002. Orig.
Abb. 125: Bestand von Equisetum telmateja, großer Schachtelhalm. Salzkammergut, Strobl, 27.6.2010. Orig.
Equisetum telmateia (maximum), großer Schachtelhalm, Zinnkraut
(Abb. 125) NgemZ; Quellflur- und Flachmoorbegleiter, basiphil; typisch für Waldsümpfe, Kalktuffgesellschaften und den Winkelseggen-Eschenwald (Carici remotae-Fraxinetum).
Filicales, Farne im engeren Sinn
Überwiegend und im Gebiet ausschließlich ausdauernde, terrestrische Kräuter (Stauden) mit kriechenden Rhizomen oder aufrechten Wurzelstöcken, in den Tropen und Subtropen auch Baumfarne, sehr selten jedoch im Wasser wachsende Arten. Blätter in den Knospen und jung eingerollt, mit meist spreuschuppigen Stielen und verzweigt-aderigen Spreiten (Wedel; megaphyll) und an diesen entstehenden Sporangien in Sporenhäufchen (Sori), zumeist von Blatthäutchen (Indusien) geschützt. Sporangien einzellschichtig (leptosporangiat), gestielt und mit je einem Ring stärker verdickter, einzellreihiger Zellen (Anulus) versehen, die beim Austrocknen durch Kohäsion ein Aufreißen des Sporangiums bewirken. Gametophyten thallös, winzig und meist herzförmig, mit Antheridien und Archegonien.
Asplenium, Streifenfarn
ca. 650 subkosm; kleine Farne mit kurzen Rhizomen, einzeln oder büschelig stehenden, meist gefiederten bis gabelig geteilten und wintergrünen Blättern; Blattstiele zumindest basal dunkel; Sori und Indusien länglich; Hauptgattung der Aspleniaceae.
Ökologie von Asplenium, Streifenfarne
Tabelle 45: bevorzugte Standorte von Asplenium-Arten im Gebiet:
An kalkhaltigen, felsig-steinigen, oft besonnten Substraten in allen Höhenlagen A. ruta-muraria, Mauerraute
An besonnten bis halbschattigen Felsen und Mauern A. trichomanes, braunstieliger Streifenfarn
An feuchten, beschatteten Kalkfelsen und Moderstümpfen A. viride, grünstieliger Streifenfarn
Selten in Felsspalten kalkfreier Gesteine A. septentrionale, nördlicher Streifenfarn
Asplenium ruta-muraria, Mauerraute
(Abb. 126) Eu/WAs/Him/O-NAm; häufiger Fels- und Mauerfarn von den Tieflagen bis in die alpine Region, häufig an exponierten und auch sonnigen Standorten; Charakterart der Kalkfels-Gesellschaften (Potentillion caulescentis), im besonderen der Mauerrauten-Gesellschaft (Asplenietum trichomano-rutae-murariae).
Abb. 126: Asplenium ruta-muraria, Mauerraute, von dem Rostpilz Milesina murariae befallen. Südtirol, Obervöls, 21.6.2012. Orig.
Asplenium trichomanes, braunstieliger Streifenfarn
(Abb. 127) subkosm; bevorzugt an halbschattigen Felsstandorten aller Höhenstufen.
Abb. 127: Wedelunterseite von Asplenium trichomanes, braunstieliger Streifenfarn, mit reifen Sporangien in streifenförmigen Sori. Marburg Botan. Garten, 22.4.2005. Orig.
Asplenium viride, grünstieliger Streifenfarn
(Abb. 128) NW-Af/Eu/ZAs/NAm/NW-Mex; bevorzugt schattige und wechselfeuchte Kalkfelsen und Gesteinsnischen; Charakterart der Kalkfels-Gesellschaften (Potentillion caulescentis), im besonderen der Blasenfarn-Gesellschaft (Asplenio-Cystopteridetum fragilis).
Abb. 128: Asplenium viride, grünstieliger Streifenfarn. Berchtesgaden, Klausbach bei Hintersee, 6.7.2013. Orig.
Athyrium, Frauenfarn
ca. 200 subkosm; Rhizomfarne mit trichterig angeordneten, doppelt gefiederten Wedeln; Blattstiel mit 2 abgeflachten Leitbündeln; Sori länglich bis rundlich, mit meist hinfälligen Indusien (Name: Griech. athyros - ohne Tür). Dryopteridaceae (auch Athyriaceae).
Abb. 129: Athyrium filix-femina, Waldfrauenfarn, längliche Sori an der Unterseite der Wedelfiederchen. Iseler bei Oberjoch, 19.7.1993. Orig.
Athyrium filix-femina, Waldfrauenfarn
(Abb. 129) NHem/SAm; Schatten- und Halbschattenfarn auf wechselfeuchten, zumeist humosen Böden von Laub-, Nadel- und Mischwäldern; von den Tieflagen bis in die alpine Stufe weit verbreitet und häufig.
Pilze: Keulige Gallen an Wedeln durch Synchytrium athyrii (Chytridiomycetes) bedingt. – Taphrina athyrii bewirkt reif helle, alt dunkle Blattflecken. – An alten Wedelbasen wächst bei feuchter Witterung oft herdenweise der winzige, rosa gefärbte Farnhelmling, Mycena pterigena.
Abb. 130: Unterseite des Wedels von Cystopteris fragilis, Blasenfarn. Iseler bei Oberjoch, 19.7.1993. Orig.
Ökologie von Cystopteris, Blasenfarne
Tabelle 46: bevorzugte Standorte von Cystoperis-Arten im Gebiet:
Verbreitet an steinigen Substraten in allen Höhenlagen C. fragilis, zerbrechlicher Blasenfarn
Kalkreiche, felsige Hochlagenwälder C. montana, Bergblasenfarn
In Kalkfelsspalten der alpinen Hochlagen C. alpina, Alpenblasenfarn
Cystopteris, Blasenfarn
12 subkosm; Erd- und Felsfarne mit überwiegend kleinen, kaum über 30-40 cm hohen, meist zarten und sommergrünen Wedeln; Sori rundlich, mit unterständigen Indusien (Name: Griech. kystis - Blase, ptéris - Farn). Woodsiaceae (auch Cystopteridaceae).
Pilze: Von dem Rostpilz Hyalopsora polypodii parasitiert (II, III). Die Haplophase ist unbekannt (s. Tabelle 3).
Cystopteris fragilis, Blasenfarn
(Abb. 130) subkosm; weitverbreiter, bodenvager Farn halbschattiger Waldstandorte von Tieflagen bis in die alpine Region; Charakterart der Blasenfarn-Gesellschaft (Asplenio-Cystopteridetum fragilis).
Cystopteris montana, Bergblasenfarn
(Abb. 131) zirkpol; kalkliebender Farn der montanen bis alpinen Fels- und Geröllfluren; Charakterart der Gebirgsblasenfarn-Gesellschaft (Cystopteridetum montanae).
Abb. 131: Oberseite des Wedels von Cystopteris montana, Bergblasenfarn. Inzell, Schmelz, 24.7.1997. Orig.
Dryopteris, Dornfarn, Wurmfarn
ca. 200 kosm; ausdauernde, sommergrüne Farne mit kurz aufsteigenden, spreuschuppigen Rhizomen, büschelig stehenden Wedeln mit ein- bis vierfach gefiederten Spreiten, freien Aderenden, runden Sori, nierenförmigen und zumeist ausdauernden Indusien (Tabelle 38). Dryopteridaceae.
Pilze: Selten werden die Blattflecken verursachenden Taphrina-Arten beobachtet: Taphrina filicina, Taphrina fusca, Taphrina vestergrenii (Tabelle 39). Bei Fruktifikation bildet Herpobasidium filicinum weiße Hymenien (Abb. 137). – Wurmfarne sind die Dikaryontenwirte von Milesina carpatica und Milesina kriegeriana (0, I jeweils Abies, s. Tabelle 3).
Taphrinomycotina, Narrentaschenerreger und Verwandte
Abb. 132: Ontogenie von Taphrina am Beispiel von Taphrina deformans, Erreger der Kräuselkrankheit des Pfirsichs. K! Karyogamie, R! Redukionsteilung. Weiteres im Text. Orig.
Taphrina, Taphrinaceae, steht in einer basalen Klasse und Ordnung der Ascomycota, Taphrinomycetes, Taphrinales (Abb. 24), in der auch die Protomycetaceae enthalten sind.
Taphrina-Arten sind Pflanzenparasiten, die auf Farnen und Bedecktsamern (Tabelle 48), wie die Erreger von Hexenbesen (Abb. #) und Narrentaschen (Abb. #) sowie der Kräuselkrankheit des Pfirsichs (Abb. #), vorkommen. Die Verteilung der Wirtsbindungen zeigt Präferenzen für Farne, Rosales, Fagales und Acer.
Interzellulär wachsende Hyphen (Abb. 132) sind dikaryotisch und bilden die Meiosporangien, Asci, an der Wirtsoberfläche. Ascosporen knospen bereits in den Asci Hefezellen ab. Hefen ernähren sich saprob. Nach Konjugation kompatibler Hefen entstehen dikaryotische, infektiöse Hyphen.
Ökologie von Dryopteris, Wurmfarne
Tabelle 47: bevorzugte Standorte von Dryopteris-Arten im Gebiet:
Weit verbreitet in unterschiedlichen Wäldern D. filix-mas, Wurmfarn
Weit verbreitet in unterschiedlichen Wäldern D. dilatata, breitblättriger Dornfarn
Schluchten-Mischwälder D. remota, entferntblättriger Wurmfarn
Hochmoore, Torfstiche, Birken- und Laubmischwälder D. carthusiana, Dornfarn
Erlenbruch, Weidengebüsch D. cristata, Kammfarn
Schluchten-Mischwälder D. remota, entferntblättriger Wurmfarn
Nadelmischwälder bis in die Latschenregion D. expansa, feingliedriger Dornfarn
Hochlagenmischwälder D. affinis, D. borreri, Goldschuppenfarn
Kalkblockhalden und Schotterfluren D. villarii, starrer Wurmfarn
Wirte von Taphrina
Tabelle 48: Auswahl von Taphrina-Arten mit Wirten:
Athyrium, Dryopteris T. athyrii
Dryopteris T. fusca, T. vestergrenii
Thelypteris palustris T. lutescens
Dryopteris, Phegopteris T. filicina
Polystichum lonchitis T. wettsteiniana
Betula T. betulae, T. betulina, T. carnea, T. nana
Alnus T. alni, T. epiphylla, T. sadebeckii, T. tosquinetii
Alnus alnobetula T. viridis
Carpinus T. carpini
Quercus T. caerulescens
Crataegus T. crataegi
Geum, Potentilla T. potentillae
Prunus T. pruni, T. wiesneri
Prunus domestica ssp. insititia T. insititiae
Prunus padus T. padi
Prunus persica T. deformans, Kräuselkrankheit
Prunus serotina T. farlowii
Sorbus torminalis T. sorbi
Ulmus T. ulmi
Acer campestris T. acericola
Acer platanoides T. acerina
Acer pseudoplatanus T. pseudoplatani
Populus T. johansonii, T. populina, T. rhizophora
Dryopteris affinis (D. borreri, D. pseudomas), Goldschuppenfarn
(Abb. 133) Makar/Eu/Iran, Sammelart feucht-schattiger Wälder montaner Lagen, besonders in Schluchtwäldern mit nährstoffreichen, kalkarmen Böden.
Abb. 133: Junge, aufrollende Wedel von Dryopteris affinis, Goldschuppenfarn. Russland, Kuban Botan. Garten, 13.5.2011. Orig.
Abb. 134: Unter- und Oberseite der Wedel von Dryopteris affinis, Goldschuppenfarn. TüBG, 4.10.2008. Orig.
Abb. 135: Dryopteris filix-mas, Wurmfarn, nierenförmige Sori an der Unterseite der Wedelfiederchen. TüBG, 5.5.2006. Orig.
Abb. 136: Blattflecken auf Dryopteris filix-mas verursacht durch Taphrina vestergrenii. Vogesen, 28.6.1985. Orig.
Dryopteris filix-mas, Wurmfarn
(Abb. 135) Schattenliebender Waldfarn, bis in die Hochstaudenflur vorkommend und gute Mineral- und Lehmböden bevorzugend; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia). Pilze: Wirt für Taphrina vestergrenii (Abb. 136) und den Rostpilz Milesina kriegeriana (Haplontenwirt: Abies alba). Bei Fruktifikation bildet Herpobasidium filicinum (Abb. 137) weißliche Hymenien auf der Blattunterseite.
Abb. 137: Sporulierende Basidien von Herpobasidium filicinum, durch eine Spaltöffnung von Dryopteris filix-mas austretend. Marktl am Inn, 22.6.1963, aus Oberwinkler and Bandoni (1987).
Abb. 138: Sori auf der Wedelunterseite von Dryopteris remota, entferntfiedriger Wurmfarn. TüBG, 4.10.2008. Orig.
Dryopteris remota, entferntfiedriger Wurmfarn
(Abb. 138) Eu/Türk/Kauk, bevorzugt Moderhumus feucht-schattiger Wälder und Schluchten, bis in subalpine Lagen.
Gymnocarpium , Eichenfarn
6 NgemZ/Him/Taiw/Neug; kleine, sommergrüne Erdfarne mit dünnen, kriechenden Rhizomen und voneinander entfernten, aufrechten Wedeln; Blattstiele 1.5-3 x länger als die im Umriß dreieckigen, doppelt gefiederten Blattspreiten; Sori ohne Indusien (Name: Griech. gymnos - nackt; carpós - Frucht). Woodsiaceae (Cystopteridaceae).
Pilze: Wirte für den Chytridiomyceten Synchytrium phegopteridis. – Im Tannenwald nicht selten von dem Rostpilz Hyalopsora aspidiotus (II, III; Haplontenwirt: Abies) befallen (Tabelle 3).
Gymnocarpium dryopteris, Eichenfarn
(Abb. 140) NgemZ; terrestrischer Schattenfarn der Wälder und in Felsgesellschaften; bevorzugt saure Böden, aber auch in entsprechenden Substraten über Kalk, in allen Höhenlagen.
Abb. 139: Mycena pterigena, Farnhelmling: a Fruchtkörper auf Stängel von Dryopteris filix-mas, Wurmfarn, Iseler, 9.1996, Orig. b-e Mikromorphologie: b Stielhyphen, Außenseite links; c Längsschnitt durch den Hut, Außenseite oben, Huttrama, Subhyymenium und Hymenium mit Basidien in unterschiedlichen Entwicklungsstadien; d Lamellenschneide mit warzigen Cheilocystiden; e Basidiosporen. b-e nach Rexer (1994).
Abb. 140: Fiedern des Wedels von Gymnocarpium dryopteris, Eichenfarn. Iseler, 19.7.1993. Orig.
Abb. 141: Standort von Gymnocarpium robertianum, Ruprechtsfarn. Iseler, 15.6.2002. Orig.
Gymnocarpium robertianum, Ruprechtsfarn
(Abb. 141). NgemZ; terrestrischer Halbschattenfarn von Kalk- und Dolomitgeröllhalden, sowie in Wäldern mit ähnlichen Substratbedingungen; Charakterart der Ruprechtsfarn-Steinflur (Gymnocarpietum robertiani).
Abb. 142: Sori auf der Wedelunterseite von Gymnocarpium robertianum, Ruprechtsfarn. Iseler, 20.7.1993. Orig.
Oreopteris, Lappenfarn
ca. 280 subkosm; terrestrische Farne mit gefiedert-fiederschnittigen Wedeln, Sori mit Indusien und netzig ornamentierten Sporen; Name: Griech. thelys - weiblich, pteris – Farn. Thelypteridaceae.
Abb. 143: Oreopteris limbosperma, Bergfarn. Iseler, 24.9.2008. Orig.
Oreopteris limbosperma, Bergfarn
(Abb. 143) O-NAm/gemEu/KlAs; Schatten- und Halbschattenfarn staudenreicher Wälder mit wechselfeuchten, nährstoffreichen, oft versauerten Böden; von den Tieflagen bis in die subalpine Stufe
Abb. 144: Phegopteris connectilis, Buchenfarn. Iseler, 15.6.2002. Orig.
Phegopteris, Buchenfarn
(Abb. 144) 3 NgemZ; ausdauernde Farne mit kriechenden Rhizomen und voneinander entfernt stehenden Wedeln, doppelt fiederschnittigen Wedelspreiten und an den Adern subterminal inserierten Sori; ohne oder mit unscheinbaren Indusien; Name: Griech. phegós - Eiche, ptéris - Farn. Thelypteridaceae.
Pilze: Dikaryontenwirt für den Rostpilz Uredinopsis filicina (Haplontenwirt: Abies, Tabelle 3).
Phegopteris connectilis (Thelypteris phegopteris), Buchenfarn
(Abb. 144) NgemZ; Schattenfarn krautreicher Laubwälder, seltener in Nadelmischwäldern; hauptsächlich in der kollin-montanen Stufe verbreitet, gelegentlich aber bis in die untere alpine Region aufsteigend.
Phyllitis, Hirschzunge
4 Eu/OAs; Rhizomfarne mit Spreuschuppen, ungeteilten, seltener fiederlappigen Wedeln und langen, streifenartigen, paarig genäherten Sori, alt ineinander fließend, mit Indusien; nah verwandt mit Asplenium und des öfteren in diese Gattung einbezogen; Name der Hirschzunge bei Dioskorides. Auch in Asplenium einbezogen. Aspleniaceae.
Phyllitis scolopendrium, Hirschzunge
(Abb. 145) Eu/OAs; Rhizomfarne mit Spreuschuppen, ungeteilten, seltener fiederlappigen Wedeln und langen, streifenartigen, paarig genäherten Sori, alt ineinander fließend, mit Indusien; nah verwandt mit Asplenium und des öfteren in diese Gattung einbezogen.
Pilze: Wirt für den Rostpilz Milesina scolopendrii (II, III; Haplontenwirt: Abies, Tabelle 3).
Abb. 145: Phyllitis scolopendrium, Hirschzunge, parallele Sorusstreifen im durchfallenden Licht des ungeteilten Wedels. Bad Reichenhall, 21.10.2013. Orig.
Polypodium, Tüpfelfarn
ca. 200; kleine bis große, epiphytische und terrestrische Farne mit ungeteilten bis fiedrigen Wedeln; systematisch heterogen. Gametophyten dünn thallos, herzförmig. Sporophyten mit kriechenden Stämmchen; Wedelspreiten sehr verschieden ausgebildet, ungeteilt bis einfach fiedrig; Sori zumeist rundlich (Tüpfelfarne); Sporangium mit vertikalem Anulus; Sporen oft bohnenförmig und dreifaltig (trilet). Der Name verweist auf die vielen Blattreste an den Stämmchen (Griech.: polys - viel, pódion - Füßchen).
Pilze: Ascomyceten: Glomerella polypodii, Mycosphaerella asperulata. – Wirt für den Rostpilz Milesina polypodii (II, III; Haplontenwirt: Abies, Tabelle 3).
Abb. 146: Wedelunterseite mit runden Sori von Polypodium vulgare, Tüpfelfarn. Iseler, 19.7.1993. Orig.
Polypodium vulgare, Engelsüß, Tüpfelfarn
(Abb. 146) subkosm; Erd- und Gesteinsfarn, oft auch Epiphyt in milden und luftfeuchten Lagen; von den Tieflagen bis in die subalpine, gelegentlich sogar alpine Stufe.
Polystichum, Schildfarn
ca. 200 subkosm; ausdauernde und teilweise immergrüne Bodenfarne mit kurz kriechenden Rhizomen, büschelig stehenden Blättern und 1-2fach fiedrigen Wedelspreiten; Fiedern und Fiederchen basal asymmetrisch; Sori rund, Indusien schildförmig; Name: Griech. polys - viel, stíchos – Reihe. Dryopteridaceae.
Polystichum aculeatum, gelappter Schildfarn
(Abb. 147) Eu/As/NAf/Kanar; Waldfarn schattiger bis halbschattiger, nährstoffreicher, aber durchaus steiniger Böden; von der kollinen bis zur alpinen Region; Charakterart von Schluchtwaldgesellschaften (Aceri pseudoplatani-Fraxinetum).
Pilze: Dikaryontenwirt (II, III) für die Rostpilze Milesina vogesiaca und Milesina whitei (Haplontenwirt: Abies, Tabelle 3).
Abb. 147: Polystichum aculeatum, gelappter Schildfarn mit rundlichen Sori auf der Unterseite der Wedelfiederchen. Iseler, 19.7.1993. Orig.
Ökologie von Polystichum, Schildfarne
Tabelle 49: bevorzugte Standorte von Polystichum-Arten, Schildfarne, im Gebiet:
Weit verbreitet von den Tieflagen bis über die Waldgrenze P. aculeatum, gelappter Schildfarn
Kalkarme Hochlagenwälder P. braunii, Brauns Schildfarn
Wasserzügige Kalkblockhalden und Schotterfluren P. lonchitis, Lanzenfarn
Polystichum braunii, Brauns Schildfarn
(Abb. 148) zirkpol; Schattenfarn montaner, nährstoffreicher Wälder, auch in die subalpinen Bereiche aufsteigend; Charakterart von Buchenlaubwäldern (Fagetalia), im besonderen von Schluchtwaldgesellschaften (Aceri pseudoplatani-Fraxinetum).
Pilze: Dikaryontenwirt (II, III) für den Rostpilz Milesina neoexigua (Haplontenwirt: Abies, Tabelle 3).
Abb. 148: Wedel von Polystichum braunii, Brauns Schildfarn, in Entfaltung. England, Wisley Bot. Garden, 19.4.2008. Orig.
Liliatae (Monocotyle), einkeimblättrige Pflanzen
Lilium, Lilie
ca.100 NgemZ; ausdauernde, giftige Zwiebelpflanzen mit vielblätterigen Stängeln; ein- bis mehrblütig; Blütenblätter 6, frei, abstehend bis zurückgekrümmt; Griffel lang, Narbe dreilappig; vielsamige Kapsel; Insektenbestäubung; Windverbreitung.
Pilze: Wirt für den autoecischen (0, I, III) Rostpilz Uromyces aecidiiformis, (Tabelle 50).
Lilium martagon, Türkenbund
(Abb. 149) M/O-Eu/Med; bevorzugt auf kalkhaltigen, wechselfeuchten Böden von Laubmisch- und Schluchtwäldern, sowie in grasigen Hängen aller Höhenstufen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Abb. 149: Blütenstand von Lilium martagon, Türkenbund. Bschiesser bei Oberjoch, 25.7.1979. Orig.
Wirte für Uromyces-Rostpilze auf Asparagales und Liliales und deren Rückbildungsformen
Tabelle 50: Wirte von Uromyces-Arten auf Asparagales und Liliales sowie ihre Entwicklungsgänge (vgl. Abb. 19),
Wirtsdaten nach Gäumann (1959):
Heteroecische Art: 0, I auf Asteraceae (Adenostyles, Homogyne)
II, III auf Veratrum U. veratri
Autoecische, mikrozyklische Arten auf Asteraceae
III auf Adenostyles spp. U. cacaliae
III auf Senecio doronicum (WAlp) U. devoluensis
Autoecische Arten auf Asparagales und Liliales
Eu-Typus (0, I, II, III, IV)
Auf Allium U. japonicus
Autopsis-Typus (0, I, III, IV)
Auf Erythronium U. erythronii
Auf Fritillaria, Lilium U. aecidiiformis
Hemi- bis Mikro-Typus (II, III, IV)
Auf Muscari botryoides, M. racemosus U. limbatus
Auf Muscari comosum U. muscari
Auf Scilla spp. U. scillarum
Mikro-Typus (III, IV)
Auf Colchicum U. colchici
Auf Gagea U. gageae
Auf Ornithogalum U. ornithogali
Abb. 150: Teil des Blütenstandes von Polygonatum multiflorum, vielblütige Weißwurz. Tübingen, Hagelloch, 15.5.2002. Orig.
Polygonatum, Salomonssiegel, Weißwurz
30 subkosm, bes. NHem; Stauden mit dicken, lang kriechenden Rhizomen (Name: Griech. polys - viel, gónatus - Knie, Kante; bezieht sich auf die Knoten des Rhizoms), zahlreichen Stängelblättern und blattachselständigen, hängenden Blüten; Tepalen teilweise röhrig verwachsen, mit eingeschlossenen Stamina; Beerenfrüchte; Insektenbestäubung (besonders Hummeln); Tierverbreitung; giftig. Asparagaceae, traditionell zu den Liliaceae gestellt.
Pilze: Haplontenwirt (0, II) von Puccinia digraphidis (II, III: Typhoides arundinacea) und Puccinia smilacearum ∩ festucae (II, III: Festuca sylvatica). – Der spezifische Brandpilz Urocystis miyabeana (Urocystis polygonati; Tabelle 63) verursacht kleinblasige Anschwellungen an Stängeln und Blättern.
Polygonatum multiflorum, vielblütige Weißwurz
(Abb. 150) Eu/Sib/OAs/NAm; auf kalkhaltigen, humosen Böden in Laubmischwäldern der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Ökologie von Polygonatum, Salomononssiegel, Weißwurz
Tabelle 51: bevorzugte Standorte von Polygonatum-Arten im Gebiet:
An sonnig-warmen, steinigen Standorten wie lichten Kiefern-Trockenwälder P. odoratum, Salomonssiegel
In Mischwäldern der mittleren und tieferen Höhenlagen P. multiflorum, vielblütige Weißwurz
In feuchteren Wäldern bis in die Grünerlen und Latschenzone P. verticillatum, quirlblättrige Weißwurz
Abb. 151: Teilblütenstand von Polygonatum verticillatum, quirlblättriges Salmonssiegel. Oberjoch, 2.6.2005. Orig.
Polygonatum verticillatum, quirlblättriges Salomonssiegel
(Abb. 151) Eu/KlAs/Kauk/Ural/Afg; auf wechselfeuchten, humos-nährstoffreichen Böden in halbschattigen Wäldern und Hochstaudenfluren der montanen und subalpinen Bereiche.
Streptopus, Knotenfuß
7 NgemZ; schattenliebende Rhizomstauden, mit beblätterten Stängeln und wechselständigen, sitzenden bis Stängelumgreifenden Blättern; Blüten blattachselständig, nickend, durch abgewinkelte Blütenstiele nickend (Name Griech.: streptos - gedreht, psch - Fuß), mit glockigem, basal verwachsenen Perianth; 3fächerige, vielsamige Beeren. Liliaceae.
Streptopus amplexifolius, stängelumfassender Knotenfuß
(Abb. 152) NgemZ; auf humosen, wechselfeuchten Böden in Schlucht- und Bergwäldern der montanen und subalpinen Stufen; Charakterart subalpiner Hochstaudenfluren (Adenostyletalia), aber auch zerstreut darunter.
Abb. 152: Streptopus amplexifolius, Knotenfuß. Iseler Nordhang, 14.6.2002. Orig.
Ökologie von Cephalanthera, Waldvögelein
Tabelle 52: bevorzugte Standorte von Cephalanthera-Arten im Gebiet:
An sonnig-warmen Stellen in offenen, grasigen Wäldern der tieferen Lagen C. rubra, rotes Waldvögelien
In schattigen Mischwäldern der mittleren und tieferen Höhenlagen C. damasonium, weißes Waldvögelein
In lichteren Wäldern und Gebüschlichtungen der Tieflagen C. longifolium, langblättriges Waldvögelein
Cephalanthera, Waldvögelein
ca. 15 NAf/Eu/As, 1 NW-NAm; ausdauernde Erdorchideen mit kurzen Rhizomen, beblätterten Stängeln, ährigen Blütenständen und aufrechten oder nach oben abstehenden Blüten (bei nah verwandten Epipactis-Arten lang gestielte, waagrecht abstehende bis hängende Blüten) mit zusammenneigenden Perianthblättern, kurzen bis fehlenden Spornen und je einem gestielt-kopfigem Staubblatt (Name: Griech. kephalé - Kopf, anthéra - Staubbeutel).
Cephalanthera damasonium, weißes Waldvögelein
(Abb. 153) NW-Af/Eu/WAs; häufig in wechselfeuchten, humosen bis rohhmusreichen, schattigen Nadel-, Laub- und Mischwälder der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart des Orchideen-Buchenwaldes (Cephalanthero-Fagetum).
Abb. 153: Cephalanthera damasonium, weißes Waldvögelein. Tübingen, Hagelloch, 7.6.2004. Orig.
Abb. 154: Cephalanthera longifolia, langblättriges Waldvögelein. Ramsau, Hirscheck, 12.6.2015. Orig.
Cephalanthera longifolia, langblättriges Waldvögelein
(Abb. 154) NAf/Eu/WAs/W-Sib; auf kalkhaltigen Böden sonniger Lagen, in der wärmeliebenden Kraut- und Grasschicht lockerer Gehölze und offener Wälder der kollinen und montanen Stufen; Charakterart sommergrüner Laubmischwälder (Querco-Fagetea).
Epipactis, Sitter, Stendelwurz
20-30 NHem/Moz; rhizombildende Erdorchideen mit gefalteten, spiralig bis zweireihig angeordneten, im Herbst absterbenden Stängelblättern; Blüten oft einseitswendig, abstehend bis hängend, spornlos, mit spreizenden bis becherig zusammenneigenden Kelch- und Kronblättern; mit einem griechischen Pflanzennamen benannt.
Ökologie von Epipactis, Stendelwurz
Tabelle 53: bevorzugte Standorte von Epipactis-Arten im Gebiet:
In Feuchtwiesen E. palustris, Sumpfstendelwurz
Auf kalkhaltigen Böden in lichten, grasigen Wäldern E. atrorubens, rotbraune Stendelwurz
In wärmebegünstigen Buchenmischwäldern der Tieflagen E. leptochila, schmallippige Stendelwurz
In Laub- und Mischwäldern, oft randlich, bis in die Latschenregion E. helleborine, breitblättrige Stendelwurz
Epipactis atrorubens, rotbraune Stendelwurz
(Abb. 153) Eu/W-Sib; bevorzugt kalkhaltige, steinige, humose Böden von Wäldern aller Höhenlagen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Abb. 155: Blüten von Epipactis atrorubens, rotbraune Stendelwurz. Oberjoch, Kematsried, 14.7.1993. Orig.
Epipogium, Widerbart
2 N/MEu/NAs/Him/Jap; bleiche, chlorophyllose Erdorchideen ohne Wurzeln und ohne grüne Blätter, aber mit korallig verzweigten, mykorrhizierten Rhizomen; Stängel aufrecht, creme, hell bräunlich, nach oben meist violett übertönt, beschuppt, mit terminalen, lockeren, wenigblütigen, traubigen Infloreszenzen; Blüten hängend, ohne gedrehte Fruchtknoten, daher Lippen und Sporne nach oben gerichtet (Name: Griech. epi - auf, pogon - Bart); Sepalen und seitliche Petalen linealisch, schräg abstehend; Lippe dreilappig.
Epipogium aphyllum, blattloser Widerbart
Eu/As; sehr selten, aber durchaus truppweise in rohhumusreichen Nadelwäldern und auch auf Moderholz in Laubmischwäldern der montanen bis subalpinen Zonen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Malaxis, Weichorchis
ca. 300 subkosm, bes. tropAs; terrestrische, seltener epilithische und epiphytische Orchideen mit weichen Blättern (Name: Griech. malassein - aufweichen) und knolligen, kriechenden Rhizomen; Infloreszenzen endständig, zumeist vielblütig; Blüten klein, nicht resupiniert; Sepalen und Petalen spreizend; Lippenrand oft gezähnt; Säule kurz.
Malaxis monophyllos, Einblattorchis
(Abb. 156, 157) Als Sammelart in der NgemZ weit verbreitete, aber sehr zerstreute, Schatten und Feuchtigkeit liebende, Gebirgswälder bevorzugende Orchidee.
Abb. 156, 157: Malaxis monophyllos, Einblattorchis. Oberjoch, Ornach, 18.7.1995. Orig.
Neottia, Nestwurz
10 Eu/N/ZAs; gelbbraune, chlorophyllose Erdorchideen mit kurzen Rhizomen und dickfleischigen, korallig-nestartig (Name: Griech. neóttia - Nest, Vogelnest) verzweigten, mykorrhizierten Wurzeln; Stängel aufrecht, mit braunen Schuppen; Infloreszenz traubig, mit duftenden, spornlosen Blüten; Perianth annähernd gleichblättrig; Lippe 2lappig, basal ausgesackt.
Abb. 158: Interaktionen von Neottia nidus-avis, Nestwurz (d, f, g, h) mit Sebacina incrustans (b, c, g, h) und diese mit Picea abies, Fichte (a, e). Die blauen Dreiecke symbolisieren Vergrößerungen der Objekte von der Spitze zur Breitseite. bh Hyphen, bb Basidien, bs Basidiosporen, eh Hartigsches Netz, gh Hyphen in Orchideenwurzelzellen, gz, hz, Orchideen-Zellkerne, hv verdaute Pilzzellen in der Orchideen-Wurzelle. 1 ECM-Interaktion, 2 ORM-Interaktion, 3 Abbau der Pilzhyphen in den Orchideenzellen. Die braune, gestrichelte Linie trennt „im Boden“ und „oberirdisch“. e nach Blasius et al. (1986), g, h nach Magnus (1900). Weiteres im Text. Orig.
Neottia nidus-avis, Nestwurz
(Abb. 158) Eu/W-Sib; häufig in schattigen Laubwäldern, besonders in der Buchenlaubstreu; gelegentlich auch an Gehölzrändern und in grasigen Vegetationen; von den Tieflagen bis in die subalpine Stufe; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia), im besonderen des Orchideen-Buchenwaldes (Cephalanthero-Fagetum), aber auch in Fichten-Mischwäldern verbreitet.
Das Interaktionsgefüge der heterotrophen Nestwurz ist in Abb. 158 dargestellt. Die chlorophylllose Orchidee (d, f) kann nicht assimilieren, benötigt daher organische Verbindungen von anderen Organismen. Erstaunlicherweise kam es in der Evolution der Heterotrophie bei Orchideen zu einer Sonderentwicklung der Orchideenmykorrhiza, ORM, mit den ebenfalls heterotrophen Pilzen (b, c, vgl. Anhänge Sebacinales 2004, 2013, 2014). Die benötigten organischen Nährstoffe erhalten sie über Ektomykorrhiza-Verbindungen, ECM, zu Bäumen (a, e; vgl. Ektomykorrhiza-Vegetationen und Abb. 7, 8). Erstaunlich sind die beiden zellulär und funktionell ganz verschiedenen Interaktionstypen mit Hartigschem Netz (eh) der ECM und intrazellulären Hyphen (gh, hv) der ORM.
Luzula, Hainsimse
65 subkosm; ausdauernde (selten einjährige bei nicht heimischen) Kräuter mit flachen und zumeist wimperig behaarten Blättern ohne Öhrchen und mit geschlossenen Blattscheiden; Fruchtknoten und Frucht einfächerig und dreisamig (Abb. 164); Name: Lat. lux, lucis - Licht; soll sich auf die Verwendung des Markes mancher Arten als Lampendocht beziehen. Juncaceae.
Pilze: Rostpilze mit Compositen-Luzula-Wirtswechsel, nackten Teleutolagern und festgestielten Teleutosporen können zum Formenkreis der Puccinia luzulae (P. littoralis, luzulae, luzulae-maximae, obscura) zusammengefaßt werden. Hainsimsen sind Dikaryontenwirte (II, III) für Puccinia obscura (0, I: Bellis perennis). – Dagegen leben Entorrhiza-Arten im Boden verborgen; sie verursachen dort Wurzelanschwellungen ihrer Wirtspflanzen. Ihre Hauptwirte sind Juncus-Arten. Sie werden neuerdings in eine eigne Abteilung, Entorrhizomycota, gestellt (Bauer et al. 2015; Abb. 161; s. Anlage Entorrhizomycota).
Ökologie von Luzula, Hainsimse
Tabelle 54: bevorzugte Standorte von Luzula-Arten im Gebiet:
Im Unterwuchs von Gehölzen
In allen Gehölzformationen L. pilosa, behaarte Hainsimse
Besonders in lichten Laubmischwäldern L. luzuloides, weißliche Hainsimse
Besonders in Fichtenwäldern L. luzulina, gelbliche Hainsimse
Von montanen über subalpine Wälder bis zu alpinen Matten L. sylvatica, Waldhainsimse
In Wiesen- und Mattenvegetationen
In Magerrasen und trockenen Weiden L. campestris, Feldhainsimse
In Halbtrockenrasen, Weiden und in Waldlichtungen L. multiflora, vielblütige Hainsimse
Auf kalkfreien Böden in Grasbeständen der alpinen und subalpinen Region L. nivea, weiße Hainsimse
In Randbereichen alpiner Moore L. sudetica, Sudetenhainsimse
In alpinen Bergwiesen L. alpina, Alpenhainsimse, L. rubella, rötliche Hainsimse, L. spicata, ährige Hainsimse
Auf kalkfreien alpinen Böden und Rasen L. alpinopilosa, braune Hainsimse
Abb. 159: Blütenstand von Luzula luzuloides, weißliche Hainsimse. MüBG, 5.1967. Orig.
Luzula luzuloides, weißliche Hainsimse
(Abb. 159) M/SEu; auf wechselfeuchten bis trockeneren Böden von Wiesen, Weiden und Matten, sowie von lichten, grasigen Laubmisch- und Nadelwäldern aller Höhenlagen, bevorzugt jedoch in den tieferen und mittleren Bereichen; Charakterart des Hainsimsen-Buchenwaldes (Luzulo luzuloidis-Fagetum).
Pilze: Wird von den Brandpilzen Stegocintractia luzulae und Urocystis luzulae (in Kapseln) befallen.
Luzula sylvatica, Wald-Hainsimse
(Abb. 160) Eu; auf wechselfeuchten, humosen Böden von Wäldern aller Höhenlagen, bevorzugt jedoch in den mittleren Bereichen.
Pilze: Wirt für den Rostpilz Puccinia luzulae-maximae (II, III; Haplophase unbekannt). – Von dem Brandpilz Ustilago luzulae (Sporen in den Kapseln) befallen. Wirt für Urocystis luzulae (Blattstreifenbrand) und Ustilago luzulae (in Kapseln).
Abb. 160: Junger Teilblütenstand von Luzula sylvatica, Wald-Hainsimse. Tirol, Hahntennjoch, 16.6.2012. Orig.