Auwälder und Ufervegetationen

Auwälder und Ufervegetationen

 

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-15.5.17: Oberjoch-15.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Wertach GS.jpg

 

Abb. 393: Wertach und Grüntensee an deren Ufersäumen Weiden und Erlen in Ektomykorrhiza-Vegetatio­nen wachsen. 5.8.2015. Google Satelliten­aufnahme.

 

 

Ektomykorrhiza-Klimaxvegetationen der Auen und Ufergesellschaften

 

Auch die dominierenden Gehölze der Auen und Ufergesellschaften, Arten der Weidengewächse, Salicaceae, und der Gattung Erle, Alnus, sind ektomykorrhiziert (Abb. 394).

 

Alnus, , Erle

ca. 35 NgemZ/And; meist feuchtig­keitslie­bende ECM-Gehölze der Gewässerufer und subalpiner bis alpiner Hangla­gen; sommergrüne Bäume und Sträu­cher mit einfachen, gezähn­­ten und wechselstän­digen Blät­tern; Frucht­stände ver­holzt, zapfenartig; mit einem lateini­schen Pflanzennamen benannt. Betulaceae, Fagales.

 

Alnus incana, Grauerle

(Abb. 394) Von Europa bis zum Kaukasus ver­breiteter Uferbaum kiesig-sandiger, kalkhaltiger und feuchter Böden; wichtige Auwaldart im kollin-montanen Bereich; Charakterart des Grauerlen-Auenwaldes (Alnetum incanae).

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Ökologie von Alnus, Erle

 

Tabelle 118: Alnus-Arten, Erlen und ihre bevorzugten Standorte:

Im Uferbereich von Fließgewässern A. incana, Grauerle

In Auwäldern und Waldsümpfen der Erlenbrüche in den Tieflagen A. glutinosa, Schwarzerle

In Hanglagen auf kalkarmen, sauren Böden, besonders der Hochlagen, selten tiefer A. alnobetula, Grünerle

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-7.6.16:  TüBG-7.6.16:Abb-11.5.16:Abb4 verkleinert-#.4.16:Alnus incana Hinterstein Ostrach-25.9.05.jpg

Abb. 394: Bestand von Alnus incana, Grauerle, an der Ostrach bei Hinterstein. 25.9.2005. Orig.

 

ECM-Wirte von Naucoria, Schnitzling

 

Tabelle 119: Auswahl von Naucoria-Arten (Alnicola), Schnitzling, bevorzugt auf Alnus:

SphagnumN. sphagneti, Torfmoosschnitzling

Sphagnum, BetulaN. fellea, Moorschnitzling

AlnusN. alnetorum, Erlenschnitzling

AlnusN. escharoides, gelbbrauner Erlenschnitzling

AlnusN. luteofibrillosa, gelbstreifiger Schnitzling

AlnusN. melinioides, honiggelber Sumpfschnitzling

AlnusN. scolecina, kahler Sumpfschnitzling

AlnusN. striatula, gestreifter Schnitzling

AlnusN. suavis, wohlriechender Sumpfschnitzling

BetulaN. bohemica, Birkenschnitzling

SalixN. cephalescens, Weidenschnitzling

SalixN. permixta, Weidenschnitzling

Salix alpin N. tantilla, kleiner Weidenschnitzling

 

 

Erlen le­ben in ob­li­gater Symbiose mit Frankien (Bakterien: Ac­tinomyceten, Abb. 395), die in Wur­zelknöllchen einge­schlossen sind, sowie mit Erlenschnitzlingen (Naucoria-Arten, Abb. 397) und diversen anderen spezifischen Pilzen, die Ektomykor­rhizen bilden, z.B.:

 

ECM-Mycobionten mit Alnus incana, Grauerle

 

Tabelle 120: ECM-Mycobionten mit Alnus incana, Grauerle:

Lactarius lilacinus lila Milchling, Abb. 396

Gyrodon lividus Erlengrübling

Cortinarius alnetorum Erlenschleierling

Cortinarius alneus

Cortinarius helvelloides

 

 

Abb. 395: Wurzeln von Alnus jorullensis, Andenerle, mit Frankia-Knöllchen. Loja, Ecuador, 23.7.2004. Orig.

 

 

 

Abb. 396: Lactarius lilacinus, lila Milchling, bei Alnus incana, Grauerle. Unterjoch, 2.10.1997. Orig.

 

 

 

Abb. 397: Naucoria escharoides, Erlenschnitzling, bei Alnus incana, Grauerle, Pfeiffermühle, 4.10.2004. Orig.

 

 

Abb. 398: Taphrina amentorum verursacht Narrentaschen-Hypertrophien an Fruchtkätzchen von Alnus incana, Grauerle. Wertach, Hühnermoos, 13.9.1984. Orig.

 

 

Parasitische und saprobe Pilze auf Alnus, Erlen

 

Der echte Mehltau Erysiphe pe­ni­cillata kommt nur auf Alnus-Ar­ten im Gesamtareal der Gattung vor. Erysi­phe vernalis ist von der Grau- und Grünerle aus Skan­dinavien be­kannt. Auch Phyllactinia guttata befällt Erlen.Häufig sind einzelne Zäpf­chen­schup­pen von der Erlen­nar­rentasche (Taphrina amen­torum, Abb. 398) befal­len; sie bewirkt ein unregelmäßig zungen­förmiges Auswachsen des Wirts­gewe­bes. – Auf abge­fallenen Erlenzäpfchen ist im Herbst Ciboria viridifusca, Erlen­zäpf­chen­be­cher­ling zu finden, und früh im Jahr kann sich auf Erlenkätzchen Ciboria amenta­cea, der Erlenkätz­chen­becher­ling, ​​ ent­wickeln. Bereits absterbende Äste können auf ihren Unter­seiten die roten Krusten der spezifischen Basidiomyceten Penio­phora erikssonii tragen.

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-8.5.17: Oberjoch-8.5.17:Abb Oberjoch zu verwenden:8. Ufervegetationen:Septobasidium carestianum Wertach-3.10.03b.jpg

 

Abb. 399: Septobasidium carestianum, Schildlausparasit auf Salix eleagnos, Lavendelweide. a junge, b voll entwickelter Fruchtkörper im Blockdiagramm: bs Schildlaus, bf Fruchtkörper; bh Hyphen des Subhymeniums, bb Basidien an der Oberfläche. Grüntensee bei Wertach, 3.10.2003. Orig.

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-4.8.17: Oberjoch-4.8.17:Abb Oberjoch verkleinert:Armillaria Rhizomorphe-18.10.03b.jpg

 

Abb. 400: Armillaria solidipes, dunkler Hallimasch, mit Rhizomorphen und Fruchtkörpern, auf Salix alba, Silberweide. Bad Reichenhall, Saalachauen, 18.10.2003. Orig.

 

Ökologie von Salix, Weiden

 

Tabelle 121: Salix-Arten, Weiden und ihre bevorzugten Standorte:

Auf nassen und häufig überfluteten Böden

​​ Auwälder der Tieflagen

 ​​ ​​​​ Überschwemmungsbereiche der Flußufer S. alba, Silberweide; S. fragilis, Bruchrweide

 ​​ ​​​​ In Ufernähe von Fließgewässern S. viminalis, Korbweide; S. triandra, Mandelweide

 ​​ ​​​​ Auf sandig-kiesigen Standorten S. daphnoides, Reifweide

​​ Auf kalkreichen Schotterflächen von Fließgewässern, besonders in Grauerlen-Auwäldern  S. eleagnos, Lavendelweide; S. myrsinifolia, schwärzende Weide; S. pupurea, Pupurweide

​​ Besonders auf Moorböden

 ​​​​ Auf sauren Böden torfig-mooriger Standorten S. aurita, Öhrchenweide; S. cinerea, Grauweide

 ​​​​ In Hoch- und Flachmooren S. repens, Kriechweide

 ​​​​ In Hochmooren S. myrtilloides, Heidelbeerweide

Böden wechselfeucht bis trocken

​​ Oft in Randgesellschaften, ruderale Standorte S. caprea, Salweide

​​ Besonders in Schluchtwäldern S. appendiculata, großblättrige Weide

​​ Montan bis subalpin

 ​​​​ In Kalk- und Dolomitfluren S. glabra, Glanzweide

 ​​​​ Auf mineralreichen, basischen bis sauren Böden S. hastata, Spießweide

Subalpine und alpine Standorte

 ​​​​ In Kalk- und Dolomitfluren S. waldsteiniana, Bäumchenweide

 ​​​​ Zwergstrauchgesellschaften in Matten, Rasen und Schneetälchen, auf Kalk und Dolomit   S. herbacea, Krautweide; S. reticulata, Netzweide; S. retusa, stumpfblättrige Weide;

S. serpyllifolia, quendelblättrige Weide

Zierbaum, wegen lang herabhängender Äste häufig kultiviert S. babylonica, Trauerweide

 

 

 

Abb. 401: Flammulina velutipes, Winterrübling: a Fruchtkörper an einer abgestorbenen Buche; b kommerzielle Enoki-Kultur. a Bad Reichenhall, Nonn, 13.10.2004; b Taiwan, Taichung, 24.3.1987. Orig.

 

Salix, Weide

ca. 300 NgemZ/SAm/Af; som­mer­grü­ne Bäume, Sträucher, Zwerg- und Spaliersträucher mit ein­schuppigen Knospen, einfachen, gestiel­­ten Blät­tern, mit oder ohne Stipeln; Blüten ohne Perianth, mit je 1-2 klei­nen Nektarien, in dichten, meist aufrech­ten Kätz­chen und durch Insekten bestäubt; Kätzchen­schup­pen ganz­ran­dig; A2, seltener 3-12; G(2), einfä­cherig, mit ei­ner basalen Samenanlage; man­che Arten schwer un­ter­scheidbar; Hybriden treten in Mischpo­pulationen häufig auf; einige Arten und Kultursorten als Ziergehöl­ze ver­wendet und weit verbreitet. Salicaceae, Malpighiales.

Pilze: Spezifi­sche Ektomykorrhizabildner, z.B.: Lec­ci­num salicicola, Weidenrau­fuß, Tri­cholo­ma cingula­tum, beringter Ritterling. – In luftfeuch­ten, dicht bestockten Weiden­auen findet sich gelegent­lich Septobasidium carestianum (Abb. 399), ein Heterobasidio­my­cet mit quer septier­ten Basidien. Dieser Pilz parasi­tiert auf Schildläusen, die bevorzugt auf Stämmen und Zweigen von Salix eleagnos und S. purpurea saugen (Anhang Septobasidium).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-8.5.17: Oberjoch-8.5.17:Abb Oberjoch zu verwenden:8. Ufervegetationen:Salix fragilis Cytidia salicina-27.9.2005.jpg

Abb. 402: Der auffällig rote Basidiomycet Cytidia salicina auf Salix fragilis. Grüntensee bei Wertach, 27.9.2005. Orig.

 

Wirte für die echten Mehltaupilze Uncinula adunca und Phyl­lactinia guttata. – Die Weidenrostpilze können bei Un­kennt­nis der Ha­plon­tenwir­te mit der Sammelbezeich­nung Me­lam­p­sora salicina zusam­mengefaßt werden.

 

Wei­den be­her­ber­gen eine Reihe hochspeziali­sier­ter Holzpilze, die in ei­ner Weiden­aue unübersehbar sind, z.B.: die spezi­fische Cytidia salicina (Abb. 236) oder das Wei­den bevorzugende Cor­ti­cium roseum und Exidia recisa , der Kreisel­drüsling, (Anhang Auriculariales). Häufig auf Wei­den und Erlen, aber auch auf andere Gehölze über­gehend, fin­det sich Dae­daleop­sis confra­gosa , die rötende Tramete.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-8.5.17: Oberjoch-8.5.17:Abb Oberjoch zu verwenden:8. Ufervegetationen:Salix appendiculata Landsberger Hütte-11.7.95.jpg

Abb. 403: Zweige von Salix appendiculata, großblättrige Weide, mit Fruchtständen. Landsberger Hütte bei Tannheim, 11.7.1995. Orig.

 

Salix appendiculata, großblättrige Weide (Abb. 403) Pyr/Alp/Apen/Balk; bevorzugt kalkhaltige, feucht-humose Bö­den der montan-subalpinen Gebirgslagen; Charakterart des Schluchtweiden-Gebü­sches (Salicetum appendicu­la­tae).

Pilze: Dikaryontenwirt von Melamp­sora abie­ti ca­pre­a­rum (0, I: Tanne), ​​ Me­lamp­sora caprearum (= Melampsora larici ca­prea­rum: 0, I: Larix), Melam­psora ribesii epitea (0, I: Ribes).

 

Salix caprea, Salweide

(Abb. 404) Eu/W/Z/OAs; häufig auf was­serzügigen bis wechselfeuchten Böden verschieden­ster, meist sekundärer und ruderaler Standorte, sowie an Waldschlägen und Gehölzrändern von den Tiefla­gen bis in die subalpine Stufe; Charakterart des Salweiden-Vor­waldes (Epilobio angustifolii-Salice­tum capreae).

Pilze: Dikaryon­tenwirt von Me­lampsora caprearum (= Me­lampsora larici caprea­rum: 0, I: Larix).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-8.5.17: Oberjoch-8.5.17:Abb Oberjoch zu verwenden:8. Ufervegetationen:Salix caprea Grüntensee-2.6.05b.jpg

Abb. 404: Blattunterseite von Salix caprea, Salweide. Grüntensee bei Wertach, 2.6.2005. Orig.

 

Koevolution von Melampsora

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-15.5.17: Oberjoch-15.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Melampsora Wirte.jpg

Abb. 405: Hauptschritte der Koevolution von Melamp­sora-Arten. In einer ersten heteroecischen Entwicklung erfolgte der Wirtswechsel zwischen Pinaceen (Abies, Larix, Pinus) in der Haplophase und den Salicaceae (Populus, Salix) als Dikaryophasenwirte. Auch als die Evolution zu weiteren Angiospermen-Wirten fortschritt, behielten die Salicaceen ihre Dikaryophasen-Funktion für heteroecische Melampsoren. Als kurzlebige, weitere Angiospermen als Wirte erobert werden konnte, mußte der Entwicklungsgang zu autoecisch verkürzt werden. Orig.

 

Salix eleagnos, Lavendelweide

(Abb. 406) Von Mittel- und Südeuropa bis Kleinasien verbreitet; auf kalkreichen Schot­terflächen, in Ufernähe von Gebirgs­bächen und -flüssen, sowie an steinig-sandigen Hän­gen aller Höhenlagen mit Ausnahme der alpi­nen Zone; Charakterart des Lavendelwei­den-Gebüsches (Salice­tum eleagni).

Pilze: Dikaryontenwirt von Melam­psora abieti ca­pre­a­rum (0, I: Tanne), Me­lamp­sora evonymi caprearum (0, I: Evonymus), Melampsora larici epitea (0, I: Larix).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-12.6.16:  TüBG Oberjo-12.6.16: TüBG Oberjoch aktuell-12.6.16: Oberjoch-12.6.16:Abb Oberjoch verkleinert:Salix elaeagnos Oberjoch-28.9.09.jpg

Abb. 406: Beblätterter Zweig von Salix elaeagnos, Lavendelweide, Oberjoch. 28.9.2009. Orig.

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-9.5.17: Oberjoch-9.5.17:Abb Oberjoch verkleinert:Salix fragilis-7.5.82.jpg

Abb. 407: Männliche Blüte von Salix fragilis, Bruchweide, mit zwei Staubblättern und einer basalen Nektardrüse. Tübingen, 7.5.1982, Orig.

 

Salix fragilis, Bruchweide

(Abb. 407) Eu/WAs; meist in Gewäs­sernähe der Tieflagen; Charakterart des Bruchweiden-Auenwaldes (Salice­tum fragilis). - Dika­ryontenwirt von Melamp­sora allii fragilis (0, I: Allium), Melamp­sora galanthi fragilis (0, I: Allium).

 

Macintosh HD:Users:Franz:Desktop:Daten: Manuskripte Publikationen-29.3.17: Oberjoch-30.3.17:Abb Oberjoch verkleinert:Salix nigricans-3.6.05cc.jpg

Abb. 408: Zweig mit Fruchtständen von Salix nigricans, schwärzende Weide. Oberjoch, 3.6.2005. Orig.

 

Salix nigricans, schwärzende Weide, Eu/Sib

(Abb. 408) An Gewässerufern, feuchten Hang­lagen, Wald- und Moorrändern von den Tieflagen bis in die submon­tane Zone; Charak­terart des Grauerlen-Auenwaldes (Alnetum incanae).

Pilze: Dikaryontenwirt von Me­lam­psora abieti ca­pre­a­rum (0, I: Abies), Melampsora larici epitea (0, I: Larix).