Auwälder und Ufervegetationen
Abb. 393: Wertach und Grüntensee an deren Ufersäumen Weiden und Erlen in Ektomykorrhiza-Vegetationen wachsen. 5.8.2015. Google Satellitenaufnahme.
Ektomykorrhiza-Klimaxvegetationen der Auen und Ufergesellschaften
Auch die dominierenden Gehölze der Auen und Ufergesellschaften, Arten der Weidengewächse, Salicaceae, und der Gattung Erle, Alnus, sind ektomykorrhiziert (Abb. 394).
Alnus, , Erle
ca. 35 NgemZ/And; meist feuchtigkeitsliebende ECM-Gehölze der Gewässerufer und subalpiner bis alpiner Hanglagen; sommergrüne Bäume und Sträucher mit einfachen, gezähnten und wechselständigen Blättern; Fruchtstände verholzt, zapfenartig; mit einem lateinischen Pflanzennamen benannt. Betulaceae, Fagales.
Alnus incana, Grauerle
(Abb. 394) Von Europa bis zum Kaukasus verbreiteter Uferbaum kiesig-sandiger, kalkhaltiger und feuchter Böden; wichtige Auwaldart im kollin-montanen Bereich; Charakterart des Grauerlen-Auenwaldes (Alnetum incanae).
Ökologie von Alnus, Erle
Tabelle 118: Alnus-Arten, Erlen und ihre bevorzugten Standorte:
Im Uferbereich von Fließgewässern A. incana, Grauerle
In Auwäldern und Waldsümpfen der Erlenbrüche in den Tieflagen A. glutinosa, Schwarzerle
In Hanglagen auf kalkarmen, sauren Böden, besonders der Hochlagen, selten tiefer A. alnobetula, Grünerle
Abb. 394: Bestand von Alnus incana, Grauerle, an der Ostrach bei Hinterstein. 25.9.2005. Orig.
ECM-Wirte von Naucoria, Schnitzling
Tabelle 119: Auswahl von Naucoria-Arten (Alnicola), Schnitzling, bevorzugt auf Alnus:
Sphagnum N. sphagneti, Torfmoosschnitzling
Sphagnum, Betula N. fellea, Moorschnitzling
Alnus N. alnetorum, Erlenschnitzling
Alnus N. escharoides, gelbbrauner Erlenschnitzling
Alnus N. luteofibrillosa, gelbstreifiger Schnitzling
Alnus N. melinioides, honiggelber Sumpfschnitzling
Alnus N. scolecina, kahler Sumpfschnitzling
Alnus N. striatula, gestreifter Schnitzling
Alnus N. suavis, wohlriechender Sumpfschnitzling
Betula N. bohemica, Birkenschnitzling
Salix N. cephalescens, Weidenschnitzling
Salix N. permixta, Weidenschnitzling
Salix alpin N. tantilla, kleiner Weidenschnitzling
Erlen leben in obligater Symbiose mit Frankien (Bakterien: Actinomyceten, Abb. 395), die in Wurzelknöllchen eingeschlossen sind, sowie mit Erlenschnitzlingen (Naucoria-Arten, Abb. 397) und diversen anderen spezifischen Pilzen, die Ektomykorrhizen bilden, z.B.:
ECM-Mycobionten mit Alnus incana, Grauerle
Tabelle 120: ECM-Mycobionten mit Alnus incana, Grauerle:
Lactarius lilacinus lila Milchling, Abb. 396
Gyrodon lividus Erlengrübling
Cortinarius alnetorum Erlenschleierling
Cortinarius alneus
Cortinarius helvelloides
Abb. 395: Wurzeln von Alnus jorullensis, Andenerle, mit Frankia-Knöllchen. Loja, Ecuador, 23.7.2004. Orig.
Abb. 396: Lactarius lilacinus, lila Milchling, bei Alnus incana, Grauerle. Unterjoch, 2.10.1997. Orig.
Abb. 397: Naucoria escharoides, Erlenschnitzling, bei Alnus incana, Grauerle, Pfeiffermühle, 4.10.2004. Orig.
Abb. 398: Taphrina amentorum verursacht Narrentaschen-Hypertrophien an Fruchtkätzchen von Alnus incana, Grauerle. Wertach, Hühnermoos, 13.9.1984. Orig.
Parasitische und saprobe Pilze auf Alnus, Erlen
Der echte Mehltau Erysiphe penicillata kommt nur auf Alnus-Arten im Gesamtareal der Gattung vor. Erysiphe vernalis ist von der Grau- und Grünerle aus Skandinavien bekannt. Auch Phyllactinia guttata befällt Erlen. – Häufig sind einzelne Zäpfchenschuppen von der Erlennarrentasche (Taphrina amentorum, Abb. 398) befallen; sie bewirkt ein unregelmäßig zungenförmiges Auswachsen des Wirtsgewebes. – Auf abgefallenen Erlenzäpfchen ist im Herbst Ciboria viridifusca, Erlenzäpfchenbecherling zu finden, und früh im Jahr kann sich auf Erlenkätzchen Ciboria amentacea, der Erlenkätzchenbecherling, entwickeln. Bereits absterbende Äste können auf ihren Unterseiten die roten Krusten der spezifischen Basidiomyceten Peniophora erikssonii tragen.
Abb. 399: Septobasidium carestianum, Schildlausparasit auf Salix eleagnos, Lavendelweide. a junge, b voll entwickelter Fruchtkörper im Blockdiagramm: bs Schildlaus, bf Fruchtkörper; bh Hyphen des Subhymeniums, bb Basidien an der Oberfläche. Grüntensee bei Wertach, 3.10.2003. Orig.
Abb. 400: Armillaria solidipes, dunkler Hallimasch, mit Rhizomorphen und Fruchtkörpern, auf Salix alba, Silberweide. Bad Reichenhall, Saalachauen, 18.10.2003. Orig.
Ökologie von Salix, Weiden
Tabelle 121: Salix-Arten, Weiden und ihre bevorzugten Standorte:
Auf nassen und häufig überfluteten Böden
Auwälder der Tieflagen
Überschwemmungsbereiche der Flußufer S. alba, Silberweide; S. fragilis, Bruchrweide
In Ufernähe von Fließgewässern S. viminalis, Korbweide; S. triandra, Mandelweide
Auf sandig-kiesigen Standorten S. daphnoides, Reifweide
Auf kalkreichen Schotterflächen von Fließgewässern, besonders in Grauerlen-Auwäldern S. eleagnos, Lavendelweide; S. myrsinifolia, schwärzende Weide; S. pupurea, Pupurweide
Besonders auf Moorböden
Auf sauren Böden torfig-mooriger Standorten S. aurita, Öhrchenweide; S. cinerea, Grauweide
In Hoch- und Flachmooren S. repens, Kriechweide
In Hochmooren S. myrtilloides, Heidelbeerweide
Böden wechselfeucht bis trocken
Oft in Randgesellschaften, ruderale Standorte S. caprea, Salweide
Besonders in Schluchtwäldern S. appendiculata, großblättrige Weide
Montan bis subalpin
In Kalk- und Dolomitfluren S. glabra, Glanzweide
Auf mineralreichen, basischen bis sauren Böden S. hastata, Spießweide
Subalpine und alpine Standorte
In Kalk- und Dolomitfluren S. waldsteiniana, Bäumchenweide
Zwergstrauchgesellschaften in Matten, Rasen und Schneetälchen, auf Kalk und Dolomit S. herbacea, Krautweide; S. reticulata, Netzweide; S. retusa, stumpfblättrige Weide;
S. serpyllifolia, quendelblättrige Weide
Zierbaum, wegen lang herabhängender Äste häufig kultiviert S. babylonica, Trauerweide
Abb. 401: Flammulina velutipes, Winterrübling: a Fruchtkörper an einer abgestorbenen Buche; b kommerzielle Enoki-Kultur. a Bad Reichenhall, Nonn, 13.10.2004; b Taiwan, Taichung, 24.3.1987. Orig.
Salix, Weide
ca. 300 NgemZ/SAm/Af; sommergrüne Bäume, Sträucher, Zwerg- und Spaliersträucher mit einschuppigen Knospen, einfachen, gestielten Blättern, mit oder ohne Stipeln; Blüten ohne Perianth, mit je 1-2 kleinen Nektarien, in dichten, meist aufrechten Kätzchen und durch Insekten bestäubt; Kätzchenschuppen ganzrandig; A2, seltener 3-12; G(2), einfächerig, mit einer basalen Samenanlage; manche Arten schwer unterscheidbar; Hybriden treten in Mischpopulationen häufig auf; einige Arten und Kultursorten als Ziergehölze verwendet und weit verbreitet. Salicaceae, Malpighiales.
Pilze: Spezifische Ektomykorrhizabildner, z.B.: Leccinum salicicola, Weidenraufuß, Tricholoma cingulatum, beringter Ritterling. – In luftfeuchten, dicht bestockten Weidenauen findet sich gelegentlich Septobasidium carestianum (Abb. 399), ein Heterobasidiomycet mit quer septierten Basidien. Dieser Pilz parasitiert auf Schildläusen, die bevorzugt auf Stämmen und Zweigen von Salix eleagnos und S. purpurea saugen (Anhang Septobasidium).
Abb. 402: Der auffällig rote Basidiomycet Cytidia salicina auf Salix fragilis. Grüntensee bei Wertach, 27.9.2005. Orig.
Wirte für die echten Mehltaupilze Uncinula adunca und Phyllactinia guttata. – Die Weidenrostpilze können bei Unkenntnis der Haplontenwirte mit der Sammelbezeichnung Melampsora salicina zusammengefaßt werden.
Weiden beherbergen eine Reihe hochspezialisierter Holzpilze, die in einer Weidenaue unübersehbar sind, z.B.: die spezifische Cytidia salicina (Abb. 236) oder das Weiden bevorzugende Corticium roseum und Exidia recisa , der Kreiseldrüsling, (Anhang Auriculariales). Häufig auf Weiden und Erlen, aber auch auf andere Gehölze übergehend, findet sich Daedaleopsis confragosa , die rötende Tramete.
Abb. 403: Zweige von Salix appendiculata, großblättrige Weide, mit Fruchtständen. Landsberger Hütte bei Tannheim, 11.7.1995. Orig.
Salix appendiculata, großblättrige Weide (Abb. 403) Pyr/Alp/Apen/Balk; bevorzugt kalkhaltige, feucht-humose Böden der montan-subalpinen Gebirgslagen; Charakterart des Schluchtweiden-Gebüsches (Salicetum appendiculatae).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora abieti ∩ caprearum (0, I: Tanne), Melampsora caprearum (= Melampsora larici ∩ caprearum: 0, I: Larix), Melampsora ribesii ∩ epitea (0, I: Ribes).
Salix caprea, Salweide
(Abb. 404) Eu/W/Z/OAs; häufig auf wasserzügigen bis wechselfeuchten Böden verschiedenster, meist sekundärer und ruderaler Standorte, sowie an Waldschlägen und Gehölzrändern von den Tieflagen bis in die subalpine Stufe; Charakterart des Salweiden-Vorwaldes (Epilobio angustifolii-Salicetum capreae).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora caprearum (= Melampsora larici ∩ caprearum: 0, I: Larix).
Abb. 404: Blattunterseite von Salix caprea, Salweide. Grüntensee bei Wertach, 2.6.2005. Orig.
Koevolution von Melampsora
Abb. 405: Hauptschritte der Koevolution von Melampsora-Arten. In einer ersten heteroecischen Entwicklung erfolgte der Wirtswechsel zwischen Pinaceen (Abies, Larix, Pinus) in der Haplophase und den Salicaceae (Populus, Salix) als Dikaryophasenwirte. Auch als die Evolution zu weiteren Angiospermen-Wirten fortschritt, behielten die Salicaceen ihre Dikaryophasen-Funktion für heteroecische Melampsoren. Als kurzlebige, weitere Angiospermen als Wirte erobert werden konnte, mußte der Entwicklungsgang zu autoecisch verkürzt werden. Orig.
Salix eleagnos, Lavendelweide
(Abb. 406) Von Mittel- und Südeuropa bis Kleinasien verbreitet; auf kalkreichen Schotterflächen, in Ufernähe von Gebirgsbächen und -flüssen, sowie an steinig-sandigen Hängen aller Höhenlagen mit Ausnahme der alpinen Zone; Charakterart des Lavendelweiden-Gebüsches (Salicetum eleagni).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora abieti ∩ caprearum (0, I: Tanne), Melampsora evonymi ∩ caprearum (0, I: Evonymus), Melampsora larici ∩ epitea (0, I: Larix).
Abb. 406: Beblätterter Zweig von Salix elaeagnos, Lavendelweide, Oberjoch. 28.9.2009. Orig.
Abb. 407: Männliche Blüte von Salix fragilis, Bruchweide, mit zwei Staubblättern und einer basalen Nektardrüse. Tübingen, 7.5.1982, Orig.
Salix fragilis, Bruchweide
(Abb. 407) Eu/WAs; meist in Gewässernähe der Tieflagen; Charakterart des Bruchweiden-Auenwaldes (Salicetum fragilis). - Dikaryontenwirt von Melampsora allii ∩ fragilis (0, I: Allium), Melampsora galanthi ∩ fragilis (0, I: Allium).
Abb. 408: Zweig mit Fruchtständen von Salix nigricans, schwärzende Weide. Oberjoch, 3.6.2005. Orig.
Salix nigricans, schwärzende Weide, Eu/Sib
(Abb. 408) An Gewässerufern, feuchten Hanglagen, Wald- und Moorrändern von den Tieflagen bis in die submontane Zone; Charakterart des Grauerlen-Auenwaldes (Alnetum incanae).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora abieti ∩ caprearum (0, I: Abies), Melampsora larici ∩ epitea (0, I: Larix).