Auwälder und Ufervegetationen
Abb. 393: Wertach und Grüntensee an deren Ufersäumen Weiden und Erlen in Ektomykorrhiza-Vegetationen wachsen. 5.8.2015. Google Satellitenaufnahme.
Ektomykorrhiza-Klimaxvegetationen der Auen und Ufergesellschaften
Auch die dominierenden Gehölze der Auen und Ufergesellschaften, Arten der Weidengewächse, Salicaceae, und der Gattung Erle, Alnus, sind ektomykorrhiziert (Abb. 394).
Alnus, , Erle
ca. 35 NgemZ/And; meist feuchtigkeitsliebende ECM-Gehölze der Gewässerufer und subalpiner bis alpiner Hanglagen; sommergrüne Bäume und Sträucher mit einfachen, gezähnten und wechselständigen Blättern; Fruchtstände verholzt, zapfenartig; mit einem lateinischen Pflanzennamen benannt. Betulaceae, Fagales.
Alnus incana, Grauerle
(Abb. 394) Von Europa bis zum Kaukasus verbreiteter Uferbaum kiesig-sandiger, kalkhaltiger und feuchter Böden; wichtige Auwaldart im kollin-montanen Bereich; Charakterart des Grauerlen-Auenwaldes (Alnetum incanae).
Ökologie von Alnus, Erle
Tabelle 118: Alnus-Arten, Erlen und ihre bevorzugten Standorte:
Im Uferbereich von Fließgewässern A. incana, Grauerle
In Auwäldern und Waldsümpfen der Erlenbrüche in den Tieflagen A. glutinosa, Schwarzerle
In Hanglagen auf kalkarmen, sauren Böden, besonders der Hochlagen, selten tiefer A. alnobetula, Grünerle
Abb. 394: Bestand von Alnus incana, Grauerle, an der Ostrach bei Hinterstein. 25.9.2005. Orig.
ECM-Wirte von Naucoria, Schnitzling
Tabelle 119: Auswahl von Naucoria-Arten (Alnicola), Schnitzling, bevorzugt auf Alnus:
Sphagnum N. sphagneti, Torfmoosschnitzling
Sphagnum, Betula N. fellea, Moorschnitzling
Alnus N. alnetorum, Erlenschnitzling
Alnus N. escharoides, gelbbrauner Erlenschnitzling
Alnus N. luteofibrillosa, gelbstreifiger Schnitzling
Alnus N. melinioides, honiggelber Sumpfschnitzling
Alnus N. scolecina, kahler Sumpfschnitzling
Alnus N. striatula, gestreifter Schnitzling
Alnus N. suavis, wohlriechender Sumpfschnitzling
Betula N. bohemica, Birkenschnitzling
Salix N. cephalescens, Weidenschnitzling
Salix N. permixta, Weidenschnitzling
Salix alpin N. tantilla, kleiner Weidenschnitzling
Erlen leben in obligater Symbiose mit Frankien (Bakterien: Actinomyceten, Abb. 395), die in Wurzelknöllchen eingeschlossen sind, sowie mit Erlenschnitzlingen (Naucoria-Arten, Abb. 397) und diversen anderen spezifischen Pilzen, die Ektomykorrhizen bilden, z.B.:
ECM-Mycobionten mit Alnus incana, Grauerle
Tabelle 120: ECM-Mycobionten mit Alnus incana, Grauerle:
Lactarius lilacinus lila Milchling, Abb. 396
Gyrodon lividus Erlengrübling
Cortinarius alnetorum Erlenschleierling
Cortinarius alneus
Cortinarius helvelloides
Abb. 395: Wurzeln von Alnus jorullensis, Andenerle, mit Frankia-Knöllchen. Loja, Ecuador, 23.7.2004. Orig.
Abb. 396: Lactarius lilacinus, lila Milchling, bei Alnus incana, Grauerle. Unterjoch, 2.10.1997. Orig.
Abb. 397: Naucoria escharoides, Erlenschnitzling, bei Alnus incana, Grauerle, Pfeiffermühle, 4.10.2004. Orig.
Abb. 398: Taphrina amentorum verursacht Narrentaschen-Hypertrophien an Fruchtkätzchen von Alnus incana, Grauerle. Wertach, Hühnermoos, 13.9.1984. Orig.
Parasitische und saprobe Pilze auf Alnus, Erlen
Der echte Mehltau Erysiphe penicillata kommt nur auf Alnus-Arten im Gesamtareal der Gattung vor. Erysiphe vernalis ist von der Grau- und Grünerle aus Skandinavien bekannt. Auch Phyllactinia guttata befällt Erlen. – Häufig sind einzelne Zäpfchenschuppen von der Erlennarrentasche (Taphrina amentorum, Abb. 398) befallen; sie bewirkt ein unregelmäßig zungenförmiges Auswachsen des Wirtsgewebes. – Auf abgefallenen Erlenzäpfchen ist im Herbst Ciboria viridifusca, Erlenzäpfchenbecherling zu finden, und früh im Jahr kann sich auf Erlenkätzchen Ciboria amentacea, der Erlenkätzchenbecherling, entwickeln. Bereits absterbende Äste können auf ihren Unterseiten die roten Krusten der spezifischen Basidiomyceten Peniophora erikssonii tragen.
Abb. 399: Septobasidium carestianum, Schildlausparasit auf Salix eleagnos, Lavendelweide. a junge, b voll entwickelter Fruchtkörper im Blockdiagramm: bs Schildlaus, bf Fruchtkörper; bh Hyphen des Subhymeniums, bb Basidien an der Oberfläche. Grüntensee bei Wertach, 3.10.2003. Orig.
Abb. 400: Armillaria solidipes, dunkler Hallimasch, mit Rhizomorphen und Fruchtkörpern, auf Salix alba, Silberweide. Bad Reichenhall, Saalachauen, 18.10.2003. Orig.
Ökologie von Salix, Weiden
Tabelle 121: Salix-Arten, Weiden und ihre bevorzugten Standorte:
Auf nassen und häufig überfluteten Böden
Auwälder der Tieflagen
Überschwemmungsbereiche der Flußufer S. alba, Silberweide; S. fragilis, Bruchrweide
In Ufernähe von Fließgewässern S. viminalis, Korbweide; S. triandra, Mandelweide
Auf sandig-kiesigen Standorten S. daphnoides, Reifweide
Auf kalkreichen Schotterflächen von Fließgewässern, besonders in Grauerlen-Auwäldern S. eleagnos, Lavendelweide; S. myrsinifolia, schwärzende Weide; S. pupurea, Pupurweide
Besonders auf Moorböden
Auf sauren Böden torfig-mooriger Standorten S. aurita, Öhrchenweide; S. cinerea, Grauweide
In Hoch- und Flachmooren S. repens, Kriechweide
In Hochmooren S. myrtilloides, Heidelbeerweide
Böden wechselfeucht bis trocken
Oft in Randgesellschaften, ruderale Standorte S. caprea, Salweide
Besonders in Schluchtwäldern S. appendiculata, großblättrige Weide
Montan bis subalpin
In Kalk- und Dolomitfluren S. glabra, Glanzweide
Auf mineralreichen, basischen bis sauren Böden S. hastata, Spießweide
Subalpine und alpine Standorte
In Kalk- und Dolomitfluren S. waldsteiniana, Bäumchenweide
Zwergstrauchgesellschaften in Matten, Rasen und Schneetälchen, auf Kalk und Dolomit S. herbacea, Krautweide; S. reticulata, Netzweide; S. retusa, stumpfblättrige Weide;
S. serpyllifolia, quendelblättrige Weide
Zierbaum, wegen lang herabhängender Äste häufig kultiviert S. babylonica, Trauerweide
Abb. 401: Flammulina velutipes, Winterrübling: a Fruchtkörper an einer abgestorbenen Buche; b kommerzielle Enoki-Kultur. a Bad Reichenhall, Nonn, 13.10.2004; b Taiwan, Taichung, 24.3.1987. Orig.
Salix, Weide
ca. 300 NgemZ/SAm/Af; sommergrüne Bäume, Sträucher, Zwerg- und Spaliersträucher mit einschuppigen Knospen, einfachen, gestielten Blättern, mit oder ohne Stipeln; Blüten ohne Perianth, mit je 1-2 kleinen Nektarien, in dichten, meist aufrechten Kätzchen und durch Insekten bestäubt; Kätzchenschuppen ganzrandig; A2, seltener 3-12; G(2), einfächerig, mit einer basalen Samenanlage; manche Arten schwer unterscheidbar; Hybriden treten in Mischpopulationen häufig auf; einige Arten und Kultursorten als Ziergehölze verwendet und weit verbreitet. Salicaceae, Malpighiales.
Pilze: Spezifische Ektomykorrhizabildner, z.B.: Leccinum salicicola, Weidenraufuß, Tricholoma cingulatum, beringter Ritterling. – In luftfeuchten, dicht bestockten Weidenauen findet sich gelegentlich Septobasidium carestianum (Abb. 399), ein Heterobasidiomycet mit quer septierten Basidien. Dieser Pilz parasitiert auf Schildläusen, die bevorzugt auf Stämmen und Zweigen von Salix eleagnos und S. purpurea saugen (Anhang Septobasidium).
Abb. 402: Der auffällig rote Basidiomycet Cytidia salicina auf Salix fragilis. Grüntensee bei Wertach, 27.9.2005. Orig.
Wirte für die echten Mehltaupilze Uncinula adunca und Phyllactinia guttata. – Die Weidenrostpilze können bei Unkenntnis der Haplontenwirte mit der Sammelbezeichnung Melampsora salicina zusammengefaßt werden.
Weiden beherbergen eine Reihe hochspezialisierter Holzpilze, die in einer Weidenaue unübersehbar sind, z.B.: die spezifische Cytidia salicina (Abb. 236) oder das Weiden bevorzugende Corticium roseum und Exidia recisa , der Kreiseldrüsling, (Anhang Auriculariales). Häufig auf Weiden und Erlen, aber auch auf andere Gehölze übergehend, findet sich Daedaleopsis confragosa , die rötende Tramete.
Abb. 403: Zweige von Salix appendiculata, großblättrige Weide, mit Fruchtständen. Landsberger Hütte bei Tannheim, 11.7.1995. Orig.
Salix appendiculata, großblättrige Weide (Abb. 403) Pyr/Alp/Apen/Balk; bevorzugt kalkhaltige, feucht-humose Böden der montan-subalpinen Gebirgslagen; Charakterart des Schluchtweiden-Gebüsches (Salicetum appendiculatae).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora abieti ∩ caprearum (0, I: Tanne), Melampsora caprearum (= Melampsora larici ∩ caprearum: 0, I: Larix), Melampsora ribesii ∩ epitea (0, I: Ribes).
Salix caprea, Salweide
(Abb. 404) Eu/W/Z/OAs; häufig auf wasserzügigen bis wechselfeuchten Böden verschiedenster, meist sekundärer und ruderaler Standorte, sowie an Waldschlägen und Gehölzrändern von den Tieflagen bis in die subalpine Stufe; Charakterart des Salweiden-Vorwaldes (Epilobio angustifolii-Salicetum capreae).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora caprearum (= Melampsora larici ∩ caprearum: 0, I: Larix).
Abb. 404: Blattunterseite von Salix caprea, Salweide. Grüntensee bei Wertach, 2.6.2005. Orig.
Koevolution von Melampsora
Abb. 405: Hauptschritte der Koevolution von Melampsora-Arten. In einer ersten heteroecischen Entwicklung erfolgte der Wirtswechsel zwischen Pinaceen (Abies, Larix, Pinus) in der Haplophase und den Salicaceae (Populus, Salix) als Dikaryophasenwirte. Auch als die Evolution zu weiteren Angiospermen-Wirten fortschritt, behielten die Salicaceen ihre Dikaryophasen-Funktion für heteroecische Melampsoren. Als kurzlebige, weitere Angiospermen als Wirte erobert werden konnte, mußte der Entwicklungsgang zu autoecisch verkürzt werden. Orig.
Salix eleagnos, Lavendelweide
(Abb. 406) Von Mittel- und Südeuropa bis Kleinasien verbreitet; auf kalkreichen Schotterflächen, in Ufernähe von Gebirgsbächen und -flüssen, sowie an steinig-sandigen Hängen aller Höhenlagen mit Ausnahme der alpinen Zone; Charakterart des Lavendelweiden-Gebüsches (Salicetum eleagni).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora abieti ∩ caprearum (0, I: Tanne), Melampsora evonymi ∩ caprearum (0, I: Evonymus), Melampsora larici ∩ epitea (0, I: Larix).
Abb. 406: Beblätterter Zweig von Salix elaeagnos, Lavendelweide, Oberjoch. 28.9.2009. Orig.
Abb. 407: Männliche Blüte von Salix fragilis, Bruchweide, mit zwei Staubblättern und einer basalen Nektardrüse. Tübingen, 7.5.1982, Orig.
Salix fragilis, Bruchweide
(Abb. 407) Eu/WAs; meist in Gewässernähe der Tieflagen; Charakterart des Bruchweiden-Auenwaldes (Salicetum fragilis). - Dikaryontenwirt von Melampsora allii ∩ fragilis (0, I: Allium), Melampsora galanthi ∩ fragilis (0, I: Allium).
Abb. 408: Zweig mit Fruchtständen von Salix nigricans, schwärzende Weide. Oberjoch, 3.6.2005. Orig.
Salix nigricans, schwärzende Weide, Eu/Sib
(Abb. 408) An Gewässerufern, feuchten Hanglagen, Wald- und Moorrändern von den Tieflagen bis in die submontane Zone; Charakterart des Grauerlen-Auenwaldes (Alnetum incanae).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora abieti ∩ caprearum (0, I: Abies), Melampsora larici ∩ epitea (0, I: Larix).
Abb 409: Fuscoporia torulosa (Phellinus torulosus) wächst bevorzugt an Weiden, wurde aber auch von weiteren Laubholzarten nachgewiesen. Der Hymeniumsausschnitt zeigt die typischen Hyphensysteme der Feuerschwämme und ihrer nächsten Verwandten mit einer Mischung von dünnwandigen generativen und dickwandigen Hyphen, welche die holzige Konsistenz verursachen.
Abb. 410: Kätzchenförmiger, junger, weiblicher Fruchtstand von Salix purpurea, Purpurweide, TüBG. 4.6.2005. Orig.
Salix purpurea, Purpurweide
(Abb. 410) Von Europa bis Nordafrika vorkommend; bevorzugt auf nassen, bzw. periodisch überschwemmten Böden in Ufernähe, auf meist kalkhaltigen Kies- und Schotterbänken gewässerbegleitender Gebüschvegetationen von den Tieflagen bis in die subalpine Stufe; Charakterart des Lavendelweiden-Gebüsches (Salicetum eleagni).
Pilze: Dikaryontenwirt von Melampsora abieti ∩ caprearum (0, I: Tanne), Melampsora larici ∩ epitea (0, I: Larix), Melampsora ribesii ∩ pupureae (0, I: Ribes).
Abb. 411: Beblätterter Zweig von Populus tremula, Zitterpappel. Grüntensee bei Wertach, 2.6.2005. Orig.
Populus, Espe, Pappel
ca. 35, NgemZ/NAf; sommergrüne und meist schnellwüchsige Bäume mit mehreren, harzigen Knospenschuppen, langgestielten, wechselständigen Blättern und hinfälligen Stipeln; Blüten vom Wind bestäubt, eingeschlechtig, zweihäusig verteilt, in hängenden Kätzchen; Kätzchenschuppen fransig bis gezähnt; Perianth einfach, becherig; Nektarien fehlend; A8-30, Antheren rot bis purpur; G(2), Kapsel mit vielen, schopfig behaarten Samen; einige Arten und Kulturformen als Ziergehölze verwendet; mit dem römischen Namen für Pappel benannt. Salicaceae, Malpighiales.
Pilze: Pappeln sind mit spezifischen Ektomykorrhizapilzen assoziiert, z.B.: Tricholoma populinum, Pappelritterling; Lactarius controversus, rosascheckiger Milchling. – Wirte für die echten Mehltaupilze Uncinula adunca und Phyllactinia guttata. – Die Pappelroste können bei Unkenntnis der Haplontenwirte mit der Sammelbezeichnung Melampsora populina zusammengefaßt werden. – Pappeln sind die bevorzugten Wirte von Phellinus tremulae, Espenfeuerschwamm..
Populus tremula, Espe, Zitterpappel
(Abb. 411) NAf/Eu/gemAs; auf wechselfeuchten Böden in Laubmischwäldern und als Pionier auf Lichtungen, Schlägen, an Waldrändern und in gestörten Vegetationen der tieferen und mittleren Höhenlagen.
Pilze: Spezifische Mykorrhizapartner: Leccinum aurantiacum, Kapuziner; Leccinum duriusculum, Pappelraufuß. – Weit verbreitet ist der Erreger der Pappelblattdelle, Taphrina populina. Selten gefunden wurde dagegen die Pappelkätzchen-Narrentasche, Taphrina johansonii, die durch hypertrophierendes Wachstum von Einzelfrüchten entsteht. – Dikaryontenwirt der Rostpilze Melampsora larici ∩ tremulae (0, I: Larix), Melampsora magnusiana (0, I: Chelidonium, Corydalis, Abb. 425), Melampsora pinitorqua (0, I: Pinus sylvestris), Melampsora rostrupii (II, III: Mercurialis perennis).
In diesen Gesellschaften wachsen weitere Gehölzarten, die allerdings trockenere Standorte bevorzugen.
Corylus avellana, Haselnuß
(Abb. 412) Eu/Kauk; häufige Art sonniger Waldränder und Lichtungen, auch im Unterholz lockerer Bestände; meidet Dauerschatten dichter Bestände; häufig in Hecken und an Wegrändern gepflanzt; bevorzugt humose Böden, gedeiht aber auch an steinigen Standorten über Kalk und Silikat; von der kollinen bis in die montane Stufe; typisch für Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion). Betulaceae, Fagales.
Abb. 412: Männliche Kätzchen von Corylus avellana, Haselstrauch. Tübingen, 11.3.1984. Orig.
Abb. 413: Polyporus, Stielporling: a Polyporus umbellatus, Eichhase, hat ein knolliges Sklerotium und ästig verzweigte Stiele mit endständigen Hüten; b-d Polyporus alveolaris, Wabenstielporling, c Ausschnitt der Porenwand mit dickwandigen Tranahyphen, Hymenium und zapfenartiger Auswuchs; d Hyphen der Huthaut; e Polyporus badius; f-h Lentinus crinitus, f Fruchtkörper, g Fruchtkörperlängsschnitt, h Ausschnitt einer Lamelle mit Subhymenium, zapfenartigem Auswuchs und Hymenium. a Tübingen, Schönbuch, 15.7.1997; e Tübingen, Schönbuch, 1.10.1986; b Tirol, Vahrn, v. Höhnel 1905; f-h Venezuela, Canaima, 1.4.1969, nach Oberwinkler (1977).
Abb. 414: Der echte Mehltau Phyllactinia guttata mit unterschiedlich alten Fruchtkörpern, auf Corylus avellana, Haselstrauch. Der rote Pfeil verweist auf die klebrige Substanz, die von den Bürstenzellen an der Oberseite der Kleistothezien abgeschieden wird. Vgl. Abb. 25-27. Tübingen, 10.1983. Orig.
Der Haselstrauch ist bevorzugt mit einigen Ektomykorrhizapilzen assoziiert, z.B. Lactarius fuliginosus, rußfarbener Milchling und Lactarius pyrogalus, beißender Milchling (Abb. 415). Corylus ist der Typuswirt des echten Mehltaus Phyllactinia guttata (Abb. 414).
Auwälder und Ufervegetationen sind häufig durch dicht stehende Gehölze mit vielen abgestorbenen Ästen und Stämmen bestens geeignete Lebensräume für saprobe Pilze, darunter Porlinge und Blätterpilze.
Arten der Gattung Polyporus, Stielporling (Abb. 413), allesamt Weißfäuleerreger, sind an solchen Standorten vertreten.
Abb. 415: Milchender Lactarius pyrogalus, beißender Milchling bei Corylus avellana, Haselnuß. Schönbuch bei Tübingen, 11.8.2007. Orig.
In der kalten Jahreszeit fruktifiziert Polyporus brumalis, der Winterporling, während ab dem Frühjahr Polyporus lepideus, der Maiporling erscheint, der im Sommer durch Polyporus ciliatus, den Wimperporling, abgelöst wird.
Polyporus alveolaris, Wabenstielporling, wächst in den Auwäldern bevorzugt an Fraxinus excelsior, Esche.
Der mächtige, verzweigtstämmige und vielhütige Polyporus umbellatus, Eichhase, bricht aus einem unterirdischen Überdauerungsorgan, dem Sklerotium, hervor (Abb. 413a). Dieses Merkmal besitzt auch die Typusart der Gattung, Polyporus tuberaster.
Dunkel bis schwarz gefärbte Stielbasen sind bei mehreren Arten ausgeprägt, so bei Polyporus melanopus, schwarzstieliger Porling oder auch bei der größten Art der Gattung, Polyporus squamosus, schuppiger Porling.
Abb. 416: Trametes versicolor, Schmetterlingsporling: a konsolenförmiger Hut; b Längsschnitt durch einen Hut mit nach unten gerichteten Poren; c zelluläre Konstruktion einer Porenwand mit trimitscher Trama, Hymenium und Basidiosporen: d Huttrama mit dickwandigen, langgestreckten Hyphen und kurz-verzweigten Bindehyphen; e vom Hut nach oben abstehende Hyphen. Tübingen, Schönbuch, 6.10.1984. Orig.
Trametes-Arten
Tabelle 122: Trametes-Arten:
T. gibbosa Buckeltramete
T. hirsuta striegelige Tramete
T. pubescens samtige Tramete
T. suaveolens Anistramete
T. versicolor Schmetterlingstramete
Trametes versicolor zählt zu den häufigen Weißfäuleerregern in Laubmischwäldern. Der zähledrige und langlebige Trametes versicolor, Schmetterlingsporling (Abb. 416), besiedelt besonders gerne Stubben aber auch am Boden liegende Äste der Buche. Das trimitische Hyphensystem bewirkt die zähe Konsistenz und damit die ausdauernde Lebensweise des Pilzes.
Alle in Tabelle 122 gelisteten Arten sind Laubholzbewohner, die zwar Buchenholz häufig besiedeln, aber auch andere Hölzer abbauen können. Trametes suaveolens, Anistramete, bevorzugt Salix, Weide, kann aber auch auf Populus, Pappel, übergehen.
Abb. 417: Marasmius rotula, Kragenschwindling: a, b Fruchtkörper an Laubholzästchen; c Teillängschnitt des Hutes mit Kragen (Collar); d Teillängsschnitt des Stiels, Außenseite links; e Lamellenschneide mit Cheilocystiden; f Subhymenium und Hymenium mit Basidien und Basidiosporen; e Schnitt durch die Hutdeckschicht mit terminalen Zellen, die den Cheilocystiden entsprechen. Augsburg, zwischen Straßberg und Burgwalden, 27.8.1970. Orig
Marasmius rotula, Kragenschwindling (Abb. 417) ist die Typusart der Gattung Marasmius, Schwindling, die sich durch einen Kragen, Collar, der Lamellen um den Stielansatz am Hut, auszeichnet (Abb-417c). Die meisten Arten der Gattung haben einen zähen, dehnbaren Stiel, der durch eng gelagerte und fest aneinander haftende Hyphen bedingt ist (Abb. 417d). Eingetrocknete Fruchtkörper können im allgemeinen bei Befeuchten wieder aufleben.
Marasmius oreades, Nelkenschwindling, ist ein Wiesenpilz ohne Collar, der oft schon im Mai in auffälligen Gruppen fruktifiziert.
Marasmiellus ramealis, Ästchenschwindling, (Abb. 418) ist ein häufiger und weit verbreiteter, kleiner Blätterpilz, der gesellig auf dünnen Ästchen wächst. Er wird aus Laub- und Nadelwäldern Europas, Asiens und Nordamerikas angegeben. Nach gängiger Auffassung ist die Gattung mit 250, weltweit verbreiteten Species, sehr artenreich.
Abb. 418: Marasmiellus ramealis, Ästchenschwindling, auf Fagus sylvatica, Buche. Tübingen, Schönbuch, 20.7.1997. Orig.
Abb. 419: Crepidotus mollis, gallertfleichiges Stummelfüßchen: a Fruchtkörper von der Unterseite mit Blick auf die Lamellen; b Fruchtkörperlängsschnitt; c Seitenansicht des Fruchtkörpers von vorne; d abstehende Stielhyphen; f Hyphen der Huthaut; e gelatinöse Huttrama; g Ausschnitt aus Subhymenium und Hymenium mit Basidien; h Lamellenschneide mit Cheilocystiden; i Basidiosporen. a, b, d-i Bad Reichenhall, Saalachauen, 4.11.1962, c 13.10.04;. Orig.
Crepidotus mollis, gallertfleischiges Stummelfüßchen (Abb. 419), ist als Typusart nicht repäsentativ für die Gattung und die Familie der Crepidotaceae, weil die Tramakonsistenz ungewöhnlich ist. Die gymnocarpen Fruchtkörper wachsen saprotroph, überwiegend auf Holz, aber auch auf krautigen Pflanzenteilen und sind überwiegend seitlich kurz gestielt. Basidiosporen sind zumeist schwach dickwandig, apikal kaum erkennbar dünner und membranär bräunlich pigmentiert. In Laubmischwäldern ist der Pilz weit verbreitet. Er soll gelegentlich auch auf Nadelholz wachsen. Crepidotus-Arten werden als weltweit verbreitet angegeben.
Arbuskulär mykorrhizierte Gehölze der Auwälder
Euonymus, Spindelstrauch
ca. 180 NgemZ, 1 NAf, 1 Mada, 1 Aus; Bäume, Sträucher und Wurzelkletterer; meist mit gegenständigen, seltener wechselständigen Blättern und 4-5zähligen Blüten; Blütenboden mit breitem Diskus, in den die Staubblätter eingesenkt sind; fleischige Kapsel gefächert, mit 1-2 Samenanlagen pro Fach; Samen giftig, vollständig in fleischige Arilli eingeschlossen; Insektenbestäubung; Vogelverbreitung; einige Arten als Ziergehölze verwendet. Celastraceae, Celastrales.
Pilze: Der echte Mehltau Microsphaera euonymi kommt nur auf Euonymus-Arten vor. Wirte für Phyllactinia guttata; (Sammelart). - Der wirtswechselnde Rost Melampsora evonymi ∩ caprearum (0, I: Euonymus) hat Weiden als Dikaryontenwirte (II, III: Salix aurita, cinerea, eleagnos).
Abb. 420: Blüten von Euonymus europaeus, Pfaffenhütchen. Oberjoch, 11.6.2006. Orig.
Euonymus europaeus, Pfaffenhütchen
(Abb. 420). Eu/WAs/W-Sib; auf wechselfeuchten bis trockenen Böden in lichten Gehölzen und an Waldrändern der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Hecken und Gebüsche (Prunetalia).
Abb. 421: Zweig mit Blättern und Blüten von Euonymus latifolius, breitblättriges Pfaffenhütchen. Weißensee bei Pfronten, 13.5.2012. Orig.
Euonymus latifolius, breitblättriges Pfaffenhütchen
(Abb. 421) NAf/SEu/S-MEu/KlAs/Iran; auf wechselfeuchten Böden in Laubmischwäldern von den Tieflagen bis in die subalpine Stufe; typisch für Lindenmischwälder (Aceri-Tilietum).
Prunus, Kirsche, Pflaume, Zwetschge etc.
ca. 400 NgemZ/And/S-Bras/Neug; meist sommer-, seltener immergrüne Bäume und Sträucher mit einfachen, meist gesägten Blättern; an der Spreitenbasis oft mit 2 Drüsenhöckern (extraflorale Nektarien); Blüten meist an Kurztrieben in verschiedenartigen Blütenständen oder einzeln, häufig vor oder mit den Blättern entwickelt; Steinfrüchte; Insektenbestäubung, Bienenweide, Vogelverbreitung; Gattung mit vielen Nutz- und Zierarten, sowie Kulturformen; mit dem römischen Namen benannt. Rosaceae, Rosales.
Abb. 422: Taphrina padi auf Prunus padus, Traubenkirsche. Bad Reichenhall, Karlstein, 17.5.2013. Orig.
Pilze: Der echte Mehltau Podosphaera tridactyla parasitiert nur Prunus-Arten; Podosphaera clandestina kommt auf diversen Rosaceen vor. – Der Rosenmehltau, Sphaerotheca pannosa kommt auch auf einigen Prunus-Arten (P. armeniaca, dulcis, laurocerasus) vor. Weit verbreitet auf Rosaceen-Wirten (u.a. Agrimonia, Alchemilla, Aphanes, Aruncus, Comarum, Fragaria, Geum, Potentilla, Rubus, Sibbaldia) incl. Prunus, ist Sphaerotheca aphanis. Uncinula prunastri ist nur von Prunus-Wirten bekannt. – Gegendeweise sind Blätter der Zwetschge, aber auch anderer Prunus-Arten so stark mit dem Zwetschgenrost (Tranzschelia pruni-spinosae; Haplontenwirte: Anemone, Hepatica) infiziert, daß die Früchte bei der Ernte durch Massen von abfallenden Teleutosporen braunschwarz bepudert werden. Prunus-Arten sind die Dikaryontenwirte des Fichtenzapfenschuppenrostes (Thekopsora areolata; 0, I: Picea).
Ökologie von Prunus, Kirsche, Schlehe
Tabelle 123: Prunus-Arten, Kirschen und Verwandte und ihre bevorzugten Standorte:
In Auwäldern, selten bis in die Krummholzzone P. padus, Traubenkirsche
In Laubmischwäldern der unteren Höhenlagen P. avium, Süßkirsche
An wärmebegünstigten Waldrändern und in Hecken der Tieflagen P. spinosa, Schlehe
Prunus padus, Traubenkirsche Eu/NAs/Kor/Jap; auf feuchten bis nassen, nährstoffreichen Böden der Auwälder; Fluß- und Bachbegleiter der Niederungen; Charakterart des Traubenkirschen-Eschenwaldes (Pruno padi-Fraxinetum excelsioris). - Früchte werden durch Taphrina padi (Abb. 256). deformiert. Die Traubenkirsche soll auch ein Wirt für die Dikaryophase von Ochropsora sorbi (Abb. 46) sein.
Cornus, Hartriegel
ca. 40 NgemZ; sommergrüne Sträucher und Bäume mit einfachen, ganzrandigen, meist gegenständigen, selten wechselständigen Blättern; Blüten klein, 4zählig, in Trugdolden; Steinfrüchte; wichtige Ziergehölze. Cornaceae, Cornales.
Abb. 423: Teilblütenstand von Cornus sanguinea, blutroter Hartriegel. Oberjoch,11.6.2006. Orig.
Cornus sanguinea, blutroter Hartriegel, (Abb. 423) Eu/Kurd; bevorzugt auf trockeneren Böden sonniger Lagen von Gehölzrändern, in Hecken und an Böschungen der tieferen und mittleren Lagen; Charakterart des Schneeball-Hartriegel-Gebüsches (Viburno lantanae-Cornetum sanguineae).
Pilze: Der echte Mehltau Erysiphe tortilis kommt nur auf Arten der Gattung Cornus vor. Phyllactinia guttata (Sammelart auf vielen dikotylen Gehölzen) befällt auch Cornus-Arten.
Daphne mezereum, Seidelbast
(Abb. 424) Eu/Kauk/Sib/Altai; auf nährstoffreichen und zumeist kalkhaltigen Böden, bevorzugt in Laubmischwäldern, seltener in Nadelwäldern aller Höhenstufen; Charakterart der Buchenlaubwälder (Fagetalia).
Aus dem Botanischen Garten Moskau ist auf Daphne mezereum Microsphaera gorlenkoi beschrieben worden. - Von Daphne-Arten sind keine falschen Mehltaupilze und keine Rost- und Brandpilze bekannt. Thymelaeaceae, Malvales.
Abb. 424: Blühender Zweig von Daphne mezereum, Seidelbast. Bad Reichenhall, 8.4.2006. Orig.
Fraxinus, Esche
ca. 65 NHem; fast ausnahmslos sommergrüne Bäume, selten Sträucher mit überwiegend gefiederten, gegenständigen Blättern; Blüten zwittrig oder eingeschlechtig, 4zählig und 4kreisig; K unscheinbar bis fehlend, C meist 4, frei bis verwachsen oder fehlend; A2; einsamige Flügelnüsse; Name: Griech. phraxis - Spaltung (das Holz ist leicht spaltbar). Oleaceae, Lamiales.
Pilze: Die Esche ist mit dem Eschenmilchling (Lactarius fraxineus) assoziiert, ECM ist aber nicht bekannt. – Das Eschentriebsterben wird durch den Ascomyceten Hymenoscyphus pseudoalbidus verursacht. Der Eschenmehltau, Phyllactinia fraxini, ist auf Arten der Gattungen Frauxinus und Syringa begrenzt. - Seltener Haplontenwirt (0, I) von Puccinia obtusata (II, III: Phragmites).
Abb. 425: Zwittrige Blüten von Fraxinus excelsior, Esche. TüBG, 13.5.1986. Orig.
Fraxinus excelsior, Esche
(Abb. 425) Eu/NAs; auf nährstoff- und basenreichen, feuchten Böden, besonders an sickernassen Standorten von Au-, Hang- und Schluchtwäldern der Tieflagen, seltener im montanen Bereich; bestimmte Standortsrassen auch auf trockeneren, kalkreichen Böden; typisch für den Bergahorn-Eschen-Schluchtwald (Aceri pseudoplatani-Fraxinetum); Windbestäubung und Windverbreitung.
Abb. 426: Aecidienlager (I) von Melampsora magnusiana auf Corydalis bulbosa. Welfenschloß bei Herzberg, 14.5.2010. Orig.
Sambucus, Holunder
etwa 40 Arten von Sträuchern und kleinen Bäumen, seltener Stauden, die subkosmopolitisch (mit großen Lücken) verbreitet sind. Zweige mit vollem Mark. Blätter unpaarig gefiedert, gegenständig. Blüten 5-zählig, zwittrig, radiär; K(5) C(5) A5 G(5-3) unterständig, mit je 1 Samenanlage, Steinfrüchte; Insektenbestäubung (Pollenblumen); Vogelverbreitung;. Mit giftigen (S.ebulus) und eßbaren (S.nigra) Arten. Benennung mit einem römischen Pflanzennamen (möglicherweise vom Griech. sámbyx - rot, herzuleiten). Systematik: einzige Gattung der Sambucaceae Familie der Dipsacales (Kardenartige Gewächse). Mit den Caprifoliaceae nah verwandte Familie und meist nicht von dieser getrennt; durch fiedrige Blätter und extrorse Antheren unterschieden. Sambucaceae, Dipsacales.
Pilze: Phyllactinia guttata (Sammelart mit breitem Wirtsspektrum) wird auch für Sambucus angegeben. – Auf abgestorbenen Zweigen wachsen die Ascomyceten Diaporthe circumscripta und Dothidea sambuci.
Ökologie von Sambucus, Holunder
Tabelle 124: Sambucus-Arten, Holunder und seine bevorzugten Standorte:
An Waldrändern und in Siedlungsbereichen S. nigra, schwarzer Holunder
In lichten, felsig-steinigen Gebirgswäldern S. racemosa, Traubenholunder
An stickstoffreichen, feuchteren Orten in Randgesellschaften und gestörten Vegetationen S. ebulus, Attich
Sambucus nigra, schwarzer Holunder
(Abb. 427) Eu/NAf/WAs/W-Sib; auf wechselfeuchten, nährstoffreichen Böden in Waldrandgesellschaften und in Gehölzlichtungen der kollinen und montanen Regionen; oft als Nutzgehölz gepflanzt und sekundär verwildert; Charakterart des Gebüsches vom Schwarzen Holunder (Sambucetum nigrae).
Pilze: Der echte Mehltau Erysiphe vanbruntiana ist nur von Sambucus-Arten bekannt. Die europäische Sippe wird zu Erysiphe vanbruntiana var. sambuci-racemosae gestellt, die mit Erysiphe sambucicola identisch ist. Der Parasit ist von Asien über Osteuropa in jüngster Zeit nach Mittel- und Westeuropa vorgedrungen. – In Mittel- und Nordeuropa ist der schwarze Holunder der fast ausschließliche Wirt vom Judasohrpilz, Auricularia auricula-judae. Auch der weiße Krustenpilz, Hyphodontia sambuci, kommt bevorzugt auf diesem Wirt, besonders an bodennahen Teilen alter Stämme vor.
Abb. 427: Blüten von Sambucus nigra, schwarzer Hollunder. Tübingen, 18.6.2006. Orig.
Krautige Arten der Auwälder
Leucojum, Knotenblume
8 Port/MEu/Krim/Arm; Zwiebelstauden mit linealischen Blättern, blattlosen Infloreszenzstängeln und einzelnen bis mehreren, nickenden Blüten; Perianth weiß (Name: Griech. leukos - weiß, íon - violett, Veilchen) gleichförmig, glockig, ohne Krönchen, Röhre fehlend oder sehr kurz; Insekten- und Selbstbestäubung; beliebte Frühjahrszierpflanzen. Amaryllidaceae, Asparagales.
Pilze: Haplontenwirte (0, I) von Puccinia schmidtiana (II, III: Typhoides arundiacea). - Pustelförmige Anschwellungen der Blätter können durch den Brandpilz Urocystis leucoji hervorgerufen werden.
Leucojum vernum, Märzenbecher
(Abb. 428) Pyr/MEu/M-Ital/Rum; wechselfeuchte bis feuchte, tiefgründig-humose, nährstoffreich-lehmige Böden von Laubmischgehölzen und Wiesen der kollinen und montanen Stufe.
Abb. 428: Innenansicht der Blüte von Leucojum vernum, Märzenbecher. Bad Reichenhall, 8.4.2006. Orig.
Abb. 429: Paris quadrifolia, Einbeere. TüBG, 6.5.2006. Orig.
Paris, Einbeere
ca. 20 Eu/As; kahle, schattenliebende, giftige Rhizomstauden der Wälder mit einfachen Stängeln, Blattquirle aus meist 4-8 Blättern und Einzelblüten; K4-6 grünlich, C4-6 gelblich, grünlich oder braun; A6-10; G(4-5), entwickelt sich zu beerenartiger Kapsel; nach dem trojanischen Königssohn PARIS benannt. Melanthiaceae, Liliales.
Pilze: Anschwellungen in Stängeln und Blättern können durch den Brandpilz Urocystis paridis hervorgerufen werden. - Gilt als Haplontenwirt (0, II) von Puccinia digraphidis (II, III: Typhoides arundinacea) und Puccinia smilacearum ∩ festucae (II, III: Festuca sylvatica).
Paris quadrifolia, Einbeere
(Abb. 429) Eu/Kauk/Sib; auf humosen Böden von Laubmischwäldern der tieferen und mittleren Höhenlagen, gelegentlich auch im subalpinen Bereich.
Abb. 430: Ausschnitt des Blütenstandes von Listera ovata, großes Zweiblatt. Iseler, 19.7.1995. Orig.
Listera, Zweiblatt
25 NgemZ; terrestrische Orchideen mit kurzen Rhizomen und 2, nahezu gegenständigen, sitzenden Stängelblättern; Infloreszenz locker traubig; Perianthblätter weitgehend gleich, spreizend bis zusammenneigend; Lippe lang (2-3 x länger als Perianthblätter) und schmal, tief zweispaltig, in Mittelrinne Nektar sezernierend; Sporn fehlend; mit den chlorophyllosen Neottia-Arten näher verwandt; nach dem englischen Arzt und Naturforscher Martin Lister (1638-1712) benannt. Nach molekularen Daten in die Gattung Neottia eingegliedert. Orchidaceae, Orchidales (Asparagales).
Pilze: Haplontenwirt (0, I) von Melmpsora repentis (II, III: Salix) und von Puccinia orchidearum ∩ phalaridis (II, III: Typhoides arundinacea).
Listera ovata, großes Zweiblatt
(Abb. 430) Eu/WAs; häufig in feuchten Wiesen und Staudengesellschaften aller Höhenstufen.
Abb. 431: Blütenstand von Carex alba, weiße Segge, mit aufgeblühten weiblichen Blüten (unten) und darüber mit abstehenden Staubblättern der männlichen Blüten. TüBG, 21.4.2006. Orig.
Abb. 432: Brandsporenlager von Anthracoidea caricis-albae in den Früchten von Carex alba. Weißenbach am Lech bei Reutte, 20.7.2000. Orig.
Carex alba, weiße Segge
(Abb. 431) Eu/O-Sib; auf kalkhaltigen, steinig-humosen, trockenen Böden lichter Wälder der kollinen, montanen und subalpinen Stufe; Charakterart des Schneeheide-Kiefernwaldes (Erico-Pinion). - Wirt von Puccinia circumalpina (II, III; Haplontenwirte unbekannt). Gelegentlich schwach von Puccinia caricis-montanae (Haplontenwirte: Centaurea cyanus, jacea, montana, scabiosa) und Puccinia dioicae (Haplontenwirte: Cirsium eriophorum, oleraceum, palustre, rivulare, spinosissimum, tuberosum) befallen und oft nur Uredos ausbildend. – Früchte können von dem Brandpilz Anthracoidea caricis-albae (Abb. 432) befallen werden.
Abb. 433: Blütenstände von Carex pendula, Hängesegge. TüBG, 20.5.2005. Orig.
Carex pendula, Hängesegge
(Abb. 433) Azo/Made/NAf/S/W/OEu/WAs/ Kauk; auf durchnäßten und wasserzügigen, lehmig-schweren Böden von Senken, Quellhorizonten und Gewässerrändern in Laubmischwäldern der unteren und mittleren Höhenlagen; Charakterart des Winkelseggen-Eschenwaldes (Carici remotae-Fraxinetum). –
Pilze: Dikaryontenwirt von Puccinia petasiti ∩ pendulae (Haplontenwirte: Petasites ssp., Tussilago) und von Puccinia ribesii ∩ pendulae (Haplontenwirte: Ribes spp.). – Als Ovarienbrand kann Farysia thuemenii auftreten. – Von Blättern ist der dünn-krustige, äußerst unscheinbare Basidiomycet Acanthobasidium delicatum (Abb. 434) bekannt.
Carex remota, Winkelsegge
(Abb. 435) Eu/As; bevorzugt auf kalkarmen, feuchten bis nassen, lehmig-humosen Böden schattiger Standorte in Laubmischwäldern und Gehölzrandgesellschaften der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart des Winkelseggen-Eschenwaldes (Carici remotae-Fraxinetum). – Früchte können gelegentlich von Anthracoidea inclusa und Blätter von Schizonella melanogramma befallen werden.
Abb. 434: Pleurobasidien von Acanthobasidium delicatum. Basidienentwicklung und Basidiosporen, drei Sporen mit aufgelöstem Ornament. Nach Oberwinkler (1964), verändert.
Abb. 435: Fruchtstände von Carex remota, Winkelsegge. Steinenberg bei Tübingen, 1.7.2009. Orig.
Abb. 436: Scirpus sylvaticus, Waldsimse. Völs am Schlern, 18.6.2012. Orig.
Abb. 437: Der hochspezialisierte Blattparasit Kriegeria eriophori, Basidiomycetes, auf Scirpus sylvaticus, Waldsimse: a Schnitt duch ein Blatt der Waldsimse mit einer vom Parasiten besiedelten Atemhöhle; b Haustorium in einer Wirtszelle; c Hyphenseptum mit mehreren einfach Septen, transmissionsmikroskopische Aufnahme; d Basidien wachsen durch die Stomaöffnung nach außen; e sackförmige Probasidien; f abgeschnürte und zum Teil sporulierende Basiein; g Basidiosporen mit Sekundärsporen oder mit Hefen keimend; h tetraradiate Hefeknospung. Aus Oberwinkler (2017).
Scirpus (incl. Schoenoplectus), Simse
ca. 100, subkosm; meist grasartige Stauden mit dreikantigen und dreizeilig beblätterten Stängeln; Infloreszenz endständig, verzweigt, vielährig, von blattartigen Hochblättern umgeben; Ähren mehrblütig; Blüten zwittrig, mit 6-1 braunen, rückwärts gezähnten Perigonborsten; A3, G(3); die Gattungsabgrenzung wird sehr unterschiedlich gehandhabt, z.B. werden öfters Bolboschoenus, Holoschoenus, Isolepis und Trichophorum in die Gattung Scirpus s.l. (dann ca. 200 Arten) miteinbezogen; der Name geht auf eine alte lateinische Bezeichnung für Binse zurück. Cyperaceae, Juncales.
Scirpus sylvaticus, Waldsimse
(Abb. 436) Eu/OAs; auf nährstoffreichen, zumeist lehmigen und feuchten bis nassen Böden in halbschattigen Mischwäldern, in Waldverlichtungen und an feuchten Gehölzrändern, überwiegend bestandbildend; meist in den tieferen und mittleren Höhenlagen, selten in den subalpinen Bereich aufsteigend; Charakterart der Waldbinsenwiese (Scirpetum sylvatici). - Wirt für den auricularioiden Blattparasiten Kriegeria eriophori, der trotz intensiver Suche im Gebiet noch nicht gefunden werden konnte (Abb. 437).
Brachypodium sylvaticum, Waldzwenke
(Abb. 438) NAf/Eu/As/Jap; bevorzugt kalkhaltige Böden in wechselfeuchten bis wasserzügigen, halbschattigen bis schattigen Laubwäldern der tiefen und mittleren Höhenlagen. Poaceae, Poales.
Pilze: Der Blatt-Streifenbrand Ustilago striiformis, kommt auf vielen Süßgräsern unterschiedlichster Gattungen vor.
Abb. 438: Blühendes Brachypodium sylvaticum, Waldzwenke. Hochschwarzeck bei Ramsau, 11.8.2008. Orig.
Bromus, Trespe
ca. 150 überw. NgemZ, auch SgemZ und tropGbg; einjährige und ausdauernde Gräser mit meist behaarten Blattscheiden und in Knospenlage gerollten Spreiten; Infloreszenz ein- oder allseitswendig, rispig, aber auch traubig; Ährchen vielblütig und groß, zumeist über 1.5 cm lang; Hüllspelzen ungleich, obere länger als die untere; Deckspelzen über die Hüllspelzen hinausragend, nicht gekielt, zumeist begrannt; Narben unterhalb der Spitze des Fruchtknotens inseriert; die meisten einjährigen Arten nicht heimisch, aber eingebürgert; Name: Griech. bromós - Hafer, Windhafer. Poaceae, Poales.
Pilze: Wirte für den Grasmehltau Blumeria graminis. – Dikaryontenwirte (II, III) für die heteroecischen Roste Puccinia alternans (0, I; Thalictrum), Puccinia symphyti ∩ bromorum (0, I: Boraginaceen, bes. Pulmonaria, Symphytum).
Abb. 439: Blütenstand mit hängenden Ährchen von Bromus ramosus, verzweigte Waldtrespe. Tübingen, 1.7.2009. Orig.
Bromus ramosus, verzweigte Waldtrespe, (Abb. 439) Eu/NAf/gemAs; auf lockeren, wechselfeuchten Böden in Laub-, Misch- und Nadelwäldern der tieferen und mittleren Höhenlagen.
Pilze: Kann vom Streifenbrand Ustilago striiformis befallen werden.
Ökologie von Bromus, Trespe
Tabelle 125: Bromus-Arten, Trespen und ihre bevorzugten Standorte:
Auf trockeneren Böden von Äckern, Kulturflächen und an Ruderalstellen
B. arvensis, Ackertrespe; B. commutatus, veränderte Trespe; B. secalinus, Roggentrespe
Besonders ruderal B. inermis, unbegrannte Trespe; B. sterilis, taube Trespe; B. tectorum, Dachtrespe
Auf kalkhaltigen Böden in Trockenrasen und besonnten Magerwiesen B. erectus, aufrechte Trespe
In Fettwiesen und auf nährstoffreichen Böden B. hordeaceus, weiche Trespe
In Laubmischwäldern auf wechselfeuchten Böden B. benekeni, raue Waldtrespe; B. ramosus, verzweigte Trespe
Abb. 440: Teilblütenstand von Festuca gigantea, Riesenschwingel, mit Claviceps purpurea, Mutterkorn. Großgmain bei Salzburg, 14.8.2008. Orig.
Festuca gigantea, Riesenschwingel
(Abb. 440) Eu/NAf/WAs; auf nährstoffreichen, humosen, stau- bis sickernassen Böden von Laubmischwäldern, besonders in Auwaldgesellschaften der tieferen und mittleren Höhenlagen. Poaceae, Poales. Wirt für den Brandpilz Ustilago hypodytes.
Abb. 441: Teil des Blütenstandes von Poa trivialis, Rispengras. TüBG, 20.5.2005. Orig.
Poa, Rispengras
ca. 500 subkosm; zumeist ausdauernde, aber auch einige einjährige Rispengräser mit überwiegend flachen, selten borstigen Blättern; Blattspitzen häufig kapuzenförmig zusammengezogen; Hüll- und Deckspelzen und damit auch die Ährchen auffällig stark gekielt, aber nicht begrannt; bei mehreren Arten wachsen die Spelzen der Ährchen vegetativ zu Jungpflanzen aus ("Viviparie"). Poaceae, Poales.
Pilze: Wirte für den Grasmehltau Blumeria graminis. - Dikaryontenwirt (II, III) von Puccinia petasiti ∩ pulchellae (0, I: Petasites)und Puccinia thalictri ∩ poarum (0, I: Thalictrum).
Poa trivialis, Rispengras
(Abb. 441) NAf/Eu/WAs; auf nährstoffreichen, wechselfeuchten Böden, häufig in Fettwiesen, an Gehölzrändern, in Waldlichtungen von den Tieflagen bis in die subalpine Stufe.
Pilze: Dikaryontenwirt (II, III) von Puccinia poarum (0, I: Tussilago), Uromyces poae (0, I: Ranunculus). – Wirt für die Brandpilze Entyloma irregulare, Urocystis poae, Ustilago striiformis.
Aconitum, Eisenhut
ca. 100 NgemZ; aufrechte Stauden mit schmal-rispigen Blütenständen und auffällig gefärbten, helmartigen Blüten, daher als ausdauernde Zierpflanzen häufig verwendet; Rachenblumen durch Hummeln bestäubt; Samen beim Trocknen der Bälge ausgestreut, durch Wind und Tiere verbreitet; die Pflanzen enthalten äußerst giftige Diterpenalkaloide; Name: Griech. akóniton - an Felsen wachsende (Gift)pflanze. Ranunculaceae, Ranunculales.
Pilze: Wirte für den echten Mehltau Erysiphe ranunculi– Aconitum-Arten können von dem Brandpilz Urocystis irregularis befallen werden.
Ökologie von Aconitum, Eisenhut
Tabelle 126: Aconitum-Arten, Eisenhut und seine bevorzugten Standorte:
Besonders in Auengesellschaften A. napellus, blauer Eisenhut; A. variegatum, bunter Eisenhut
Von Mischwäldern bis in die alpine Stufe A. lycoctonum, gelber Eisenhut
Besonders in subalpinen Hochstaudenfluren A. paniculatum, rispiger Eisenhut
Aconitum napellus, blauer Eisenhut
(Abb. 442) MEu/Alp/Karp/Swe; auf feuchteren Böden von Weiden und Hochstaudenfluren der montanen bis alpinen Stufen; Charakterart der Grauerlenaue (Alnetum incanae).
Pilze: Wirt für den falschen Mehltau Plasmopara pygmaea. – Haplontenwirt von Puccinia aconiti ∩ rubrae (II, III: Festuca nigricans, violacea).
Abb. 442: Blütenstände von Aconitum napellus, blauer Eisenhut. Oberjoch, 23.6.2002. Orig.
Ranunculus aconitifolius, eisenhutblättriger Hahnenfuß
(Abb. 443) M/SEu/W-Ruß; auf nährstoffreichen, feuchten bis nassen Böden der Uferbereiche von Gewässern, in Feuchtwiesen, aber auch in lichteren Wäldern der montanen bis subalpinen Lagen; Charakterart der Quellstaudenflur (Chaerophyllo-Ranunculetum aconitifolii). Ranunculaceae, Ranunculales.
Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Peronospora alpicola befallen. – Wirt für den echten Mehltau Erysiphe aquilegiae. – Auf vorjährigen, faulenden Stängeln kann sich der Hahnenfuß-Sklerotienbecherling (Botryotinia ranunculi) entwickeln. – Haplontenwirt (0, I) von Puccinia magnusiana (II, III: Phragmites), Uromyces dactylidis (II, III: Dactylis). – Pusteln an Blättern ruft der Brand Urocystis ranunculi-auricomi hervor.
Abb. 443: Wiese beim Berghaus Iseler mit Ranunculus aconitifolius, eisenhutblättriger Hahnenfuß. Iseler, 13.6.2002. Orig.
Chelidonium, Schöllkraut
1; aufrechte Rhizomstaude mit orangegelbem Milchsaft, fiedrigen Blättern, verzweigten und behaarten Stängeln, radiären, zwittrigen, gelben Blüten und schotenartigen, zweiklappigen Kapseln; Name: Griech. chelidón - Schwalbe (bezieht sich auf die ungefähre Blütezeit).
Abb. 444: Bestand von Chelidonium majus, Schöllkraut. TüBG, 28.5.2000. Orig.
Chelidonium majus, Schöllkraut
(Abb. 444) Eu/Med/As; auf nährstoffreichen und feuchten Böden in Ruderal- oder Gebüschvegetationen der kollinen und montanen Stufen; Charakterart der Knoblauchrauken-Gesellschaften (Alliarion); Stickstoffzeiger; giftig; Volksheilmittel gegen Warzen; Insektenbestäubung, Ameisenvereitung. Papaveraceae, Ranunculales.
Pilze: Haplontenwirt (0,I) für Melampsora magnusiana
Ökologie von Geum, Nelkenwurz
Tabelle 127: Geum-Arten, Nelkenwurzen und ihre bevorzugten Standorte:
In kollinen bis montanen Höhenlagen
In Auengesellschaften und Naßwiesen G. rivale, Bachnelkenwurz
Besonders in Randgesellschaften von Gehölzen, Wiesen und gestörten Stellen G. urbanum, Nelkenwurz
In subalpinen und alpinen Höhenlagen
In Matten- und Zwergstrauchgesellschaften G. montanum, Bergnelkenwurz
In alpinen, silikatischen, wasserzügigen Schutthalden G. reptans, kriechende Nelkenwurz
Geum, Nelkenwurz
ca. 50 gemZ subkosm, wenige arkt; Stauden mit ungleich fiedrigen Blättern und 5zähligen, gelben oder roten Blüten mit Außenkelchen und flachen Blütenböden, die Nektar abscheiden (Insektenbestäubung); Stamina und Karpelle zahlreich, mit ausdauernden und federig behaarten, oft auch hakigen Griffeln (Tierverbreitung); Karpelle einsamig, Samen verwachsen mit den Fruchtwänden (Achänen) mit einem römischen Pflanzennamen benannt. Rosaceae, Rosales.
Pilze: Wirte für den falschen Mehltaupilz Peronospora gei. Der echte Mehltaupilz Sphaerotheca aphanis, verbreitet auf mehreren Rosaceen, befällt auch Geum-Arten.
Abb. 445: Geum rivale, Bachnelkenwurz. TüBG, 1.5.2006. Orig.
Geum rivale, Bachnelkenwurz
(Abb. 445) NHem; bevorzugt basenreiche Böden halbschattiger, feuchter Standorte in Naßwiesen und Auenwäldern kolliner und montaner Bereiche; typisch für die Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion).
Geum urbanum, Nelkenwurz,
(Abb. 446) Eu/NAf/W/ZAs; häufig in Laubwald-, Hecken- und Strauchgesellschaften, aber auch an stark anthropogen beeinflußten Standorten der niederen bis mittleren Höhenlagen über humosen bis stickstoffreichen und feuchten Böden; charakteristisch für die Knoblauchrauken-Gesellschaften (Alliarion); Insekten- und Selbstbestäubung;
Abb. 446: Geum urbanum, Nelkenwurz, blühend und fruchtend. TüBG, 28.5.2000. Orig.
Urtica, Brennessel
ca. 50 temp/subtrop; ein- und mehrjährige Kräuter mit meist 4kantigen Stängeln, Brennhaaren und gegenständigen, gestielten Blättern mit Nebenblättern; Blüten eingeschlechtig, 4zählig; Perigon grünlich; Nußfrüchte; Windbestäubung und Windverbreitung. Urticaceae, Rosales.
Pilze: Urtica- wie Pilea-Arten werden von dem echten, für diese Wirte spezifischen Mehltaupilz Erysiphe urticae parasitiert. – Haplontenwirte für Puccinia iridis (II, III: Iris incl. Schwertlilien) und den äußerst komplexen
Formenkreis von Puccinia urticata (Puccinia urticae ∩ caricis)
Tabelle 128: Formenkreis von Puccinia urticata:
Puccinia urticae ∩ acutae II, III: Carex elata, gracilis
Puccinia urticae ∩ acutiformis II, III: Carex acutiformis
Puccinia urticae ∩ flaccae II, III: Carex flacca
Puccinia urticae ∩ frigidae II, III: Carex frigida
Puccinia urticae ∩ hirtae II, III: Carex hirta
Puccinia urticae ∩ inflatae II, III: Carex rostrata
Puccinia urticae ∩ pallescentis II, III: Carex brachystachys, ferruginea, pallescens
Puccinia urticae ∩ paniceae II, III: Carex panicea
Puccinia urticae ∩ umbrosae II, III: Carex umbrosa
Puccinia urticae ∩ vesicariae II, III: Carex vesicaria
Urtica dioica, Brennnessel
(Abb. 447) NAf/Eu/N/Z/OAs; auf stickstoffreichen, offenen Böden sekundärer Standorte aller Höhenlagen. - Wird von dem falschen Mehltau Pseudoperonospora urticae befallen.
Abb. 447: Blühende Urtica dioica, Brennnessel. Tübingen, Steinenberg, 1.7.2009. Orig.
Geranium, Storchschnabel
ca. 400 gemZ; einjährige, zumeist aber ausdauernde Kräuter, mehrere basal verholzend, mit handförmig geteilten Blättern und meist 2blütigen, terminalen Infloreszenzästen; Blüten radiär, 5zählig; Insekten- und Selbstbestäubung; Schnäbel der Teilfrüchte nach oben aufrollend, damit die Samen aktiv verbreitend, zumeist aber an der Spitze verbunden bleibend; mehrere Arten als Zierstauden verwendet. Geraniales, Geraniaceae.
Pilze: Zwei falsche Mehltaue sind von Storchnabelarten bekannt: Peronospora conglomerata (G. columbinum, dissectum, pusillum, pyrenaicum, robertianum) und Plasmopara pusilla (G. molle, palustre, pratense, sylvaticum). – Die echten Mehltaue Erysiphe geraniacearum und Podosphaera fugax sind nur von Geranium-Arten bekannt. – Puccinien mit Geranium-Polygonaceen-Wirtswechsel und deren Rückbildungsformen können zum Formenkreis der Puccinia polygoni (P. morthieri, pedunculata, polygoni, polygoni-amphibii) zusammengefaßt werden. – Geranium-Arten sind Wirte für den autoecischen (0, I, II, III) Rost Uromyces geranii (Uromyces kabatianus).
Ökologie von Geranium, Storchnabel
Tabelle 129: Geranium-Arten, Storchschnäbel und ihre bevorzugten Standorte:
In Äckern und ruderalen Gesellschaften
Auf offenen, barbeiteten Böden G. dissectum, schlitzblättriger S.; G. molle, weicher Storchschnabel
In Magerwiesen und Ruderalvegetationen G. columbinum, Taubenstorchschnabel
Auf stickstoffhaltigen Böden gestörter Stellen G. pusillum, kleiner Storchschnabel
An gestörten Stellen in allen Höhenlagen G. pyrenaicum, Pyrenäenstorchschnabel
In Wiesen
In Naßwiesen und Gräben G. palustre, Sumpfstorchschnabel
In der Umgebung von Fließgewässern G. phaeum, brauner Storchschnabel
In Fettwiesen und an Sekundärstandorten G. pratense, Wiesenstorchschnabel
An besonnten, wärmebgünstigten Standorten G. sanguineum, blutroter Storchschnabel
In Wäldern und an Sekundärstandorten
Von lichten Gehölzen und Waldrändern bis in Hochstaudenfluren G. sylvaticum, Waldstorchschnabel
Von schattigen Waldstandorten zu sekundären Schotterplätzen G. robertianum, Ruprechtskraut
Abb. 448: Geranium robertianum, Ruprechtskraut. Bad Reichenhall, 1.8.2007. Orig.
Geranium robertianum, Ruprechtskraut
(Abb. 448) NAf/Eu/As/O-NAm; auf nährstoffreichen, feuchten, wie auch kargen und trockenen Böden, in schattigen Wäldern und an exponierten sonnigen Lagen, häufig in der Schotterflur kolliner und montaner Bereiche; Charakterart der Weidenröschen-Ruprechtskraut-Gesellschaft (Epilobio-Geranietum).
Pilze: Schwarze, punktförmige Pseudothecien auf lebenden Blättern, durch Coleroa robertiani (Abb. 449) gebildet.
Abb. 449: Coleroa robertiani auf einem Blatt von Geranium robertianum, Ruprechtskraut. Bad Reichenhall, 8.7.1995. Orig.
Circaea, Hexenkraut
ca. 10 NgemZ/arkt; Stauden mit Rhizomen oder Ausläufern und gestielten, herzförmig bis ovalen, gegenständigen Blättern und endständigen Trauben-Infloreszenzen; Blüten klein, 2zählig, weiß bis rosa, mit kurzen Hypanthien; Sepalen abfallend; Petalen zweilappig oder gekerbt; 2 seitliche Stamina; G(2) unterständig; 1-2samige Schließfrucht, mit Hakenborsten besetzt (Klettverbreitung); besonders von Dipteren bestäubt, aber auch kleistogam und selbstbestäubend; nach der Zauberin Circe aus der griechischen Mythologie benannt. Onagraceae, Myrtales.
Pilze: Circaea-Arten werden von dem spezifischen echten Mehltau Erysiphe circaeae befallen. – Dikaryontenwirte von Pucciniastrum circaeae (0, I: Abies). Wirte für den leptozyklischen (III) Rost Puccinia circaeae.
Abb. 450: Ausschnitt aus dem Blüten- und Fruchtstand von Circaea lutetiana, Hexenkraut. Tübingen, 3.7.2002. Orig.
Circaea lutetiana, Hexenkraut
(Abb. 450) Eu/NAf/As; auf humosen, tonig-lehmigen Böden an halbschattigen und häufig gestörten Randlagen-Standorten von Laub- und Nadelmischwäldern, besonders in Fluß- und Bachauen der tiefen und mittleren Höhenstufen; typisch für Hartholzauenwälder (Alno-Ulmion).
Pilze: Haplontenwirt (0, I) für Puccinia circaeae ∩ caricis (II, III: Carex, z.B. C. elata, gracilis, nigra).
Epilobium angustifolium, schmalblättriges Weidenröschen
(Abb. 451) Makar/Eu/As/NAM/Grönl; bevorzugt auf nährstoffreicheren und durchaus auch kalkärmeren Böden stark beeinflußter und gestörter Vegetationen, wie z.B. Schlagflächen, Verlichtungen, Wegränder, Ruderalgesellschaften, auch in Ufer- und Hochstaudenfluren, von den Tieflagen bis in die subalpine Region; charakteristisch für Schlagfluren (Epilobietalia angustifolii). Onagraceae, Myrtales.
Pilze: Dikaryontenwirt für Pucciniastrum epilobii s.str. (= Pucciniastrum abieti ∩ chamaenerii; 0, I: Abies). Wirt für den mikrozyklischen (III) Rost Puccinia gigantea, der in der Subarktis weit verbreitet ist und für die Alpen nur aus dem Wallis nachgewiesen wurde. Wirt für den autoecischen (0, I, II, III) Rost Puccinia pulverulenta.
Abb. 451: Epilobium angustifolium, schmalblättriges Weidenröschen. Sulzemoos bei Dachau, 7.1975. Orig.
Lysimachia, Gilbweiderich
ca. 110 NgemZ/subtrop; Stauden mit einfachen, gegenständigen oder quirligen, selten wechselständigen Blättern; Blüten blattachselständig oder in endständigen Rispen, radiär, 5zählig, gelb oder weiß; Kapsel halbkugelig, 5klappig öffnend, vielsamig; Pollenblume, besonders durch Bienen bestäubt, aber auch Selbstbestäuber; anscheinend nach Lysimachos (ca. 300 v. Chr.), König von Thrakien, benannt. Primulaceae, Ericales.
Abb. 452: Lysimachia nemorum, Haingilbweiderich. Entringen bei Tübingen, 5.6.2010. Orig.
Lysimachia nemorum, Haingilbweiderich
(Abb. 452) W/MEu/Jug/Siz/Kauk; bevorzugt auf kalkarmen bis versauerten, feuchten, lehmigen bis humosen Böden schattiger Wald- und Gebüschstandorte der tieferen und mittleren Höhenlagen.
Alliaria, Lauchkraut
2 NAf/Eu/WAs/Him; zweijährige, aufrechte Pflanzen mit Lauchgeruch (beim Reiben), weißen Blüten und Schoten; Insekten- und Selbstbestäubung; Name von der lateinischen Benennung für Lauch (allium) abgeleitet. Brassicaceae, Brassicales.
Pilze: Wirt für den echten Mehltau Erysiphe cruciferarum.
Abb. 453: Blühende Alliaria petiolata, Knoblauchsrauke. Oberjoch, 3.6.2005. Orig.
Alliaria petiolaris (officinalis), Knoblauchrauke
(Abb. 453) NAf/Eu/Him; auf wechselfeuchten bis schattig-feuchten, stickstoffreichen Böden unter Gebüschen, in Laubmischgehölzen und an Waldrändern der Ebenen und mittleren Höhenlagen.
Abb. 454: Der Brandpilz Microbotryum silenes-dioicae in den Antheren von Silene dioica, rote Lichtnelke. Iseler, 27.6.2008. Orig.
Silene (incl. Heliosperma, Melandrium), Leimkraut
ca. 400 NHem/Af; ein- oder mehrjährige Kräuter, seltener Halb- und Zwergsträucher mit kräftigen, z.T. rübenförmigen Wurzeln, teilweise klebrigen Stängeln (Name: Griech. síalon - Speichel, bzw. nach Silen, dem Begleiter von Bacchus, der immer mit Geifer bedeckt gewesen sein soll) einfachen Blättern und zwittrigen bis eingeschlechtigen Blüten; Sepalen verwachsen; Petalen genagelt, oft mit Nebenkrone (Krönchen); A5+5 G(3-5); Fruchtknoten gestielt (mit Karpophor); Kapsel nur basal partiell gefächert, 6-10zähnig öffnend; Samen abgeflacht, rundlich bis nierenförmig; bevorzugt durch Nachtfalter bestäubt; mehrere Arten als Zierpflanzen verwendet. Caryophyllaceae, Caryophyllales.
Pilze: Silenen werden vom echten Mehltau Erysiphe buhrii befallen. – Wirte für den Caryophyllaceen-spezifischen, leptozyklischen (III) Rostpilz Puccinia arenariae und für die ebenfalls autoecische (II, III), auf diversen Silene-Arten (welchen?) vorkommende Puccinia behenis.
Silene dioica, (Melandrium rubrum), rote Lichtnelke
(Abb. 454) NW-Af/Eu/ZAs; auf nährstoffreichen, wechselfeuchten bis feuchten Böden von Wiesen, Fettwiesen, Hochstaudenfluren, Gehölzrändern und Ufergesellschaften aller Höhenlagen, alpin jedoch selten.
Pilze: Wirt für den Antherenbrand Microbotryum silenes-dioicae (Abb. 454) und den Blütenbrand Sorosporium saponariae.
Abb. 455: Blüte von Stellaria nemorum, Waldsternmiere. Iseler, 27.6.2008. Orig.
Stellaria, Sternmiere
ca. 100 subkosm; ein- oder mehrjährige, überwiegend zarte Kräuter mit einfachen, zugespitzten Blättern und wenigblütigen, trugdoldigen Infloreszenzen; Blüten zwittrig, 5zählig; Sepalen frei, Petalen weiß, ausgerandet bis tief geteilt und dadurch sternförmig erscheinend (Name: Lat. stella - Stern), manchmal reduziert bis fehlend; A3-5-10 G(3); Kapsel 6klappig öffnend; Samen kugelig-nierenförmig; Insekten- und Selbstbestäubung. Caryophyllaceae, Caryophyllales.
Pilze: Dikaryontenwirte (II, III) von Melampsorella caryophyllacearum (0, I: Abies). Wirte für den Caryophyllaceen-spezifischen, leptozyklischen (III) Rost Puccinia arenariae (Abb. 456). – Die Samenanlagen können von dem Brandpilz Ustilago duriaeana (auch auf Arenaria und Cerastium) befallen werden. Es entwickeln sich dann in den Kapseln die Sporenlager.
Abb. 456: Teleutosporenlager von Puccinia arenariae auf der Blattunterseite von Stellaria nemorum, Waldsternmiere. Pfeiffermühle bei Jungholz, 1.10.1996. Orig.
Stellaria nemorum, Waldsternmiere
(Abb. 455) Eu/Kauk; auf nährstoffreichen, feuchten, nicht selten kalkarmen Böden in Wäldern, Hochstauden- und Lägerfluren der mittleren und höheren Lagen; Charakterart des Schwarzerlen-Saumwaldes (Stellario-Alnetum glutinosae).
Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Peronospora alsinearum befallen.
Impatiens, Balsamine, Rühr-mich-nicht-an, Springkraut
ca. 600 bes. altw, 6 N/MAm; einjährige und ausdauernde Kräuter mit dickfleischigen, weichen Stängeln, stark zygomorphen und gespornten Blüten; Insekten- und Selbstbestäubung; Kapselfrüchte mit Springmechanismen, worauf sich der Name bezieht (Lat.: impatiens - empfindlich, ungeduldig). Balsaminaceae, Ericales.
Pilze: Wirte für den echten Mehltau Sphaerotheca balsaminae. – Wirte für den autoecischen (I, II, III) Rost Puccinia komarovii, der Mitte des 19. Jh. nach Europa einwanderte. Der Kiefernrinden-Blasenrost, Cronartium flaccidum (0, I: Pinus; II, III: Gentiana asclepiadea, Vincetoxicum hirundinaria, aber auch auf "exotischen" Wirten, wie z.B. Impatiens, Paeonia, Tropaeolum) ist gebietsweise häufig und durch die Teleutosporensäulen auf den Dikaryontenwirten leicht nachweisbar.
Abb. 457: Impatiens noli-tangere, Springkraut. Großgmain bei Salzburg, 14.8.2008. Orig.
Impatiens noli-tangere, Springkraut
(Abb. 457) Eu/As/Alas/Wash; auf nährstoffreichen und feuchten Böden in Wäldern und Gebüschen; bevorzugt in Senken und Gräben, entlang von Wegen in den tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Hartholzauenwälder (Alno-Ulmion).
Pilze: Keimlinge können von dem falschen Mehltau Plasmopara obducens befallen werden. – Dikaryontenwirt (II, III) von Puccinia impatientis (0, I: Adoxa).
Galium sylvaticum, Waldlabkraut
MEu; auf wechselfeuchten und nährstoffreichen Böden in halbschattigen Lagen von Laubmischwäldern und Gehölzrändern der kollinen und montanen Bereiche; Charakterart der Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion). Pilze: Wird vom falschen Mehltau Peronospora silvatica befallen. – Dikaryontenwirt von Thekopsora galii (= Pucciniastrum guttatum; Haplophase unbekannt). Wirt für den mikrozyklischen (III) Rostpilz Puccinia galii-verni (Puccinia valantiae). Rubiaceae, Gentianales.
Veronica chamaedrys, Gamanderehrenpreis
(Abb. 458) Eu/As; auf wechselfeuchten und zumeist nährstoffreichen Böden in Wiesen und Weiden, an Gehölzrändern und in lichten Wäldern aller Höhenstufen. Plantaginaceae, Lamiales.
Pilze: Wird vom falschen Mehltau Peronospora agrestis befallen.
Abb. 458: Blütenstand von Veronica chamaedrys, Gamanderehrenpreis. Wertach, 2.6.2005. Orig.
Scrophularia, Braunwurz
ca. 300, NHem/neotrop; Stauden mit 4kantigen Stängeln und gegenständigen Blättern; Blüten 5zählig, in den Achseln von Hochblättern, zumeist terminale Rispen bildend; Kelch 5lappig; Kronröhre annähernd kugelig angeschwollen, mit 5 kleinen Kronzipfeln, die beiden oberen basal verbunden; 4 Stamina fertil, ein medianes oberes als schuppenförmiges Staminodium umgebildet oder völlig reduziert; Kapsel fachspaltig, mit vielen kleinen, warzigen Samen; durch Insekten, bevorzugt Wespen, bestäubt; Windverbreitung. Plantaginaceae, Lamiales.
Pilze: Wirte für den falschen Mehltau Peronospora sordida. – Können von dem polyphagen echten Mehltaupilz Erysiphe orontii (= Erysiphe polyphaga) und von Sphaerotheca fusca befallen werden. – Wirte für den autoecischen (0, Ia, Ib, III) Rostpilz Uromyces scrophulariae.
Abb. 459: Teil des Blüten- und Fruchtstandes von Scrophularia nodosa, knotige Braunwurz. Völs am Schlern, 20.6.2012. Orig.
Scrophularia nodosa, knotige Braunwurz
(Abb. 459) Eu/As/Neuf; auf feuchten, nährstoffreichen, häufig humosen, kalkarmen bis versauerten Böden lichter Gehölze, Wald- und Wegränder, von den Niederungen bis in die subalpine Stufe.
Salvia, Salbei
500-700 subkosm; Sträucher, Halbsträucher, ausdauernde und einjährige Kräuter; pro Blüte mit 2 fertilen Staubblättern; Insektenbestäubung; zumeist Klebverbreitung;; mehrere Arten als beliebte Zierpflanzen geschätzt; der Name ist vom Lateinischen salvus - gesund, salvare - heilen, abgeleitet und verweist auf die Heilwirkung einiger Arten. Lamiaceae, Lamiales.
Pilze: Werden von den echten Mehltaupilzen Erysiphe galeopsidis und Erysiphe biocellata befallen.
Abb. 460: Salvia glutinosa, klebriger Salbei. Iseler, 22.9.2010. Orig.
Salvia glutinosa, klebriger Salbei
(Abb. 460) Eu/SW-As; auf nährstoffreichen, zumeist kalkhaltigen und wechselfeuchten Böden halbschattiger Waldstandorte und in Staudengesellschaften montaner Lagen, gelegentlich tiefer, seltener höher aufsteigend. Pilze: Wirt für den spezifischen, mikrozyklischen (III) Rostpilz Puccinia salviae.
Abb. 461: Stachys sylvatica, Waldziest. Bad Reichenhall, 8.6.2003. Orig.
Stachys, Ziest
ca. 200 subkosm, excl. Aus/Neus; einjährige und ausdauernde Kräuter mit aufrechten Stängeln und terminal gehäuften, quirligen Teilblütenständen (Name: Griech. stachys - Ähre), ohne basale Blattrosetten (Unterschied zu Betonica); Kelch röhrig bis glockig, Krone 2lippig, Oberlippe gebogen bis gerade; A4, äußere Stamina oft nach außen spreizend; Antherenhälften deutlich divergierend; Klausen 3kantig; Insekten- und Selbstbestäubung; einige Arten als Zierpflanzen verwendet. Lamiaceae, Lamiales.
Pilze: Werden vom echten Mehltaupilz Erysiphe galeopsidis befallen.
Stachys sylvatica, Waldziest
(Abb. 461) Eu/ZAs; auf nährstoffreichen und zumeist stickstoffhaltigen, feuchten Böden von Laubmischwäldern der kollinen und montanen Stufe.
Lycopus, Wolfstrapp
ca. 15 NgemZ; Rhizomstauden mit Ausläufern, aufrechten Stängeln, gezähnten bis fiederschnittigen Blättern (Name: Griech. lykos - Wolf, psch, podos - Fuß) und kleinen Blüten in dichten, blattachselständigen Quirlen; Kelche glockig, Kronen kurzröhrig, Kronzipfel annähernd radiär; 2 divergierende Staubblätter, die Krone überragend; Klausen 4kantig, oben gestutzt; Insektenbestäubung, Fliegenblumen; Verbreitung oft durch Wasservögel. Lamiaceae, Lamiales.
Pilze: Wirt für den echten Mehltau Erysiphe biocellata.
Abb. 462: Lycopus europaeus, europäischer Wolfstrapp. Pieskowa Skałe, Polen, 25.7.2012. Orig.
Lycopus europaeus, europäischer Wolfstrapp
(Abb. 462) Eu/As; auf nährstoffreichen, durchnäßten, gelegentlich überschwemmten Böden; Nässezeiger; in Senken von Waldlichtungen, Gräben, Gewässerrändern und Verlandungsgesellschaften der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Röhrichte und Großseggensümpfe (Phragmitetalia).
Lathraea, Schuppenwurz
7 gem Eu/Aus; krautige, chlorophyllose Parasiten auf den Wurzeln von Gehölzen mit Rhizomen, dicken Wurzeln, die auf den Wirtswurzeln ansitzen und weißlichen Schuppenblättern; Blüten einzeln in den Schuppenachseln; Rachenblüten mit 4zähnigen Kelchen und 2lippigen Kronen; Nektarium an der Basis des Fruchtknotens; Frucht 2klappig öffnend; besonders von Hummeln bestäubt, aber auch Selbstbestäubung; der Name, aus dem Griechischen (lathraios - heimlich, verborgen) abgeleitet, bezieht sich auf die im Boden ablaufende Entwicklung der Pflanzen, die sich erst bei der Blüte oberirdisch entfalten. Orobanchaceae, Lamiales.
Ohne falsche und echte Mehltaue, sowie ohne Brand- und Rostpilze.
Abb. 463: Lathraea squamaria, Schuppenwurz. Kärnten, Pobersach bei Greifenburg, 9.4.2007. Orig.
Lathraea squamaria, Schuppenwurz
(Abb. 463) Eu/WAs/Him, an Laubgehölz-Wurzeln die Wasserleitungsbahnen (Xylem), aber nicht das Phloem parasitierend; Entwicklung der Pflanzen frühzeitig im Jahr, da Zucker im Wasserstrom nur im Frühjahr vorhanden; Charakterart sommergrüner Laubmischwälder (Querco-Fagetea).
Solanum, Nachtschatten
ca. 1500 subkosm, bes. trop; oft dornige Kräuter, Sträucher und Bäume mit wechselständigen Blättern und 5zähligen Blüten; Krone kurzröhrig mit radiär spreizenden Petalenzipfeln, weiß, blau bis purpur; A5 am Kronengrund inseriert; Filamente kurz, Antheren lang, meist konisch zusammenneigend, mit apikalen Poren öffnend; G(2), selten (3-4), gefächert; vielsamige Beerenfrüchte; wichtige Nutzpflanzengattung; mehrere Arten auch als Zierpflanzen verwendet. Solanaceae, Solanales.
Pilze: Solanum-Arten können vom polyphagen echten Mehltaupilz Erysiphe orontii (= Erysiphe polyphaga) befallen werden.
Abb. 464: Solanum dulcamara, Bittersüß. Frankreich, Haute-Savoie, Sixt Fer à Cheval, 26.7.2000. Orig.
Solanum dulcamara, Bittersüß
(Abb. 464) NAf/Eu/OAs; auf feuchten und nährstoffreichen Böden in halbschattigen Lagen von Laubmischwäldern, bevorzugt in Auwäldern und im Ufergebüsch der Ebenen und mittleren Höhenlagen; giftig;
Aegopodium, Geißfuß
7 Eu/gemAs; sommergrüne Kleinstauden mit wuchernden Rhizomen, fußförmig geteilten Blättern (Name: Griech. aix, aigos - Ziege, podion - Füßchen), zusammengesetzten Dolden und weißen Blüten; Hüllen und Hüllchen fehlend; Früchte leicht abgeflacht; Insektenbestäubung. Apiaceae, Apiales.
Pilze: Von dem falschen Mehltau Plasmopara aegopodii werden weiße Rasen von Konidienträgern an Blattunterseiten gebildet. – Erysiphe heraclei verursacht mehlige, nicht begrenzte Überzüge auf den Blattoberseiten. – Häufig auf Stängeln, Blattstielen und gelegentlich auch Spreiten bildet Protomyces macrosporus seine Dauersporen-Pusteln aus. – Spezifisch ist der Rostpilz Puccinia aegopodii (III).
Abb. 465: Bestand von blühendem Aegopodium podagaria, Geißfuß. Tübingen, 18.6.2002. Orig.
Aegopodium podagraria, Giersch
(Abb. 465) Eu/KlAs/Kauk/Sib; in nährstoffreichen Böden von Saumgesellschaften, wie Waldränder, Gräben, Gärten der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart des Brennessel-Giersch-Saumes (Urtico-Aegopodietum).
Anthriscus, Kerbel
12 Eu/As; meist Stauden mit 2/4fach fiederschnittigen Blättern, zusammengesetzten Dolden und länglichen, glatten Früchten; Insektenbestäubung; Name: Griech. anthérix, anthérikon - Halm (soll sich auf die Griffel beziehen). Apiaceae, Apiales.
Pilze: Wirte für den Umbelliferen-Mehltau Erysiphe heraclei.
Anthriscus sylvestris, Kerbel
(Abb. 466) Eu/Z/OAs; häufig auf nährstoffreichen und gedüngten Böden von Fettwiesen (Charakterart der Arrhenatheretalia) der Tieflagen und Berglagen.
Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Plasmopara chaerophylli befallen. – Wirt für den autoecischen (0, I, II, III) Rost Puccinia chaerophylli. Aus Südtirol mit dem spezifischen, mikrozyklischen (III) Rost Puccinia dolomitica bekannt.
Abb. 466: Teilfruchtstand von Anthriscus sylvestris, Kerbel. Tübingen, 8.6.1984. Orig.
Astrantia, Sterndolde
ca. 10 Pyr/M/S/SO-Eu/KlAs/Kauk; aufrechte, ästige Stauden mit lang gestielten Grundblättern und Dolden, die von zahlreichen, strahligen, weißlich bis rosa gefärbten Hüllblättern scheinblütenartig umgeben werden; Insektenbestäubung; Name: Griech. astér, asterós - Stern. Apiaceae, Apiales.
Pilze: An braunen Blattflecken fruktifiziert Leptotrochila astrantiae mit Apothecien. – Wirt für den mikrozyklischen (III) Rost Puccinia astrantiae.
Astrantia major, große Sterndolde
(Abb. 467) M/O/SO-Eu/Kauk; bevorzugt auf nährstoffreichen und kalkhaltigen Böden in Wiesen und lichten Wäldern der Berglagen.
Abb. 467: Blütenstand von Astrantia major, große Sterndolde. TüBG, 1.6.2002. Orig.
Adoxa, Moschuskraut
1 NgemZ, 2 W-Chi; krautige, ausdauernde, rhizmobildende Pflanzen, Blätter dreizählig bis dreischnittig, basal und ein gegenständiges Paar am Stängel. 5-(7) radiäre, zwittrige Blüten in einem endständigen, würfeligen Blütenstand. Endständige Blüte meist 4-zählig, seitliche Blüten meist 5-zählig. Petalen verwachsen, Antheren tief gespalten, Fruchtknoten halbunterständig, Steinfrucht mehrsamig; Fliegen- und Selbstbestäubung. Name vom Griechischen (adoxos - unscheinbar) abgeleitet. Einzige Gattung der Adoxaceae, Dipsacales.
Pilze: Wirt für die autoecischen Roste Puccinia adoxae (III) und Puccinia albescens (0, I, II, III) und für die heteroecische Puccinia impatientis (= Puccinia noli-tangeris, 0, I; Dikaryophase: Impatiens). – Kann von dem Brandpilz Melanotaenium adoxae befallen werden.
Abb. 468: Blühende Pflanze und Blütenstand von Adoxa moschatellina, Moschuskraut. MüBG, 10.4.1968. Orig.
Adoxa moschatellina, Moschuskraut
(Abb. 468) Eu/NAs/NAm; auf humosen, feuchten und oft auch kalkhaltigen Böden in Auen- und Schluchtwäldern, gelegentlich auch in Hochstaudenfluren aller Höhenzonen, außer der alpinen Stufe; Charakterart sommergrüner Laubmischwälder (Querco-Fagetea).
Abb. 469: Ausschnitt aus dem Blütenstand von Sambucus ebulus, Attich. Bad Reichenhall, 30.7.2002. Orig.
Sambucus ebulus, Attich
(Abb. 469) NAf/Eu/WAs; besonders auf nährstoff- und zumeist auch stickstoffreichen, feuchten Böden von Gehölzrändern der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Zwergholunder-Gesellschaft (Sambucetum ebuli). Sambucaceae, Dipsacales.
Campanula, Glockenblume
ca. 300 NgemZ; überwiegend ausdauernde, selten ein- oder zweijährige Kräuter mit protandrischen, glockenförmigen (lateinisch: campanula - Glöckchen), blauen bis rosa, selten weißen Blüten; Insektenbestäubung; Pollen wird an den Griffelhaaren abgelagert; nach der Blütenöffnung verwelken die Antheren und der Pollen kann vom Griffel abgesammelt werden; mehrere als Zierpflanzen verwendete Arten und Hybriden. Campanulaceae, Asterales.
Pilze: Gelbliche Gallen werden durch den Chytridiomyceten Synchytrium vulgatum hervorgerufen. – In Vergesellschaftung mit Kiefern können alle Campanula-Arten von Coleosporium campanulae (II, III; Haplontenwirte: Pinus). Mikrozyklische Roste des Formenkreises Puccinia campanulae (C. campanulae-scheuchzeri, C. rytzii) kommen nur auf Arten dieser Gattung vor. Ihre nackten Teleutolager werden oft unscheinbar an der Stängelbasis gebildet und die Teleutosporen fallen ab.
Campanula trachelium, Nesselglockenblume
(Abb. 470) Eu/N-Af/As/NAm; auf nährstoffreichen, wechselfeuchten Böden halbschattiger bis schattiger Gehölze und an Waldrändern der tieferen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Eichen-Hainbuchenwälder (Carpinion).
Ökologie von Campanula, Glockenblumen
Tabelle 130: Campanula-Arten, Glockenblumen und ihre bevorzugten Standorte:
Wiesen, Weiden und Randgesellschaften
In nährstoffreichen, wechselfeuchten Standorten C. patula, Wiesenglockenblume; C. rapunculoides, Ackerlockenblume
Auf trockenen, zumeist kalkhaltigen Böden C. glomerata, Knäuelglockenblume; C. persicifolia, pfirsichblättrige Glockenblume
Steinig-felsige, offene Standorte
Kalkreiche Gesteinsfluren aller Höhenlagen C. cochleariifolia, Zwergglockenblume
Trockene, nährstoffarme felsige Stellen, Randgesellschaften C. rotundifolia, rundblättrige Glockenblume
Waldpflanzen oder an Waldrändern und in angrenzenden Gesellschaften
Feuchthumose, nährstoffreiche Böden in schattigernLagen C. trachelium, Nesselglockenblume; C. latifolia, breiblättrige Glockenblume
Subalpine und alpine Standorte
Kalkreiche Gesteinsfluren C. cochleariifolia, Zwergglockenblume
Wechselfeuchte Wiesen und Mäder mit oft oberflächlich versauerten Böden C. barbata, bärtige Glockenblume; C. scheuchzeri, Scheuchzers Glockenblume
Wechselfeuchte bis trockene, kalkhaltige Böden sonniger Lagen C. thyrsoides, Straßglockenblume
Abb. 470: Blütensstand von Campanula trachelium, Nesselglockenblume. Bad Reichenhall, 16.7.2006. Orig.
Carduus, Distel
ca. 120 Kanar/NAf/OAf/Eu/As; einjährige oder ausdauernde Disteln mit einfachen bis fiederspaltigen, wechselständigen, stachelrandigen Blättern; Köpfchen einzeln oder zu mehreren terminal; Hüllblättchen mehrreihig, schmal und stachelspitzig; Infloreszenzboden dicht spreuschuppig; nur zwittrige Röhrenblüten; Antheren geschwänzt; Pappushaare einfach, gezähnt, aber nicht fiederig (Gegensatz zu Cirsium-Arten), mehrreihig, basal verwachsen, abfallend; Insektenbestäubung; Windverbreitung; häufig in wärmeren Gebieten, besonders als Pionierarten in Ruderalgesellschaften. Asteraceae, Asterales.
Pilze: Wirte für den echten Mehltau Erysiphe cichoriacearum. – Werden vom autoecischen (0, II, III) Rostpilz Puccinia carduorum befallen. – Der Brandpilz Bauhinus cardui entwickelt sich in Blüten und bildet in den Köpfchen Sporenlager.
Ökologie von Carduus, Distel
Tabelle 131: Carduus-Arten, Distel und ihre bevorzugten Standorte:
In offenen und ruderalen Gesellschaften
Auf nährstoffreichen, trockenen Böden C. acanthoides, Akanthusdistel
Auf kalkhaltigen Böden sonnig-warmer Lagen C. nutans, nickende Distel
In Staudenfluren
Auf feuchteren Böden von Ufergesellschaften und Gehölzrändern C. crispus, krause Distel
In gewässernahen Standorten und Hochstaudenfluren C. personata, Bergdistel
In subalpinen und alpinen Matten und Rasan C. defloratus, Alpenistel
Carduus crispus, krause Distel
Eu/Sib; auf feuchteren und nährstoffreichen Böden von Staudenfluren, Gehölzrändern, Ufergesellschaften und Ruderalstellen der tieferen und mittlerern Höhenlagen. - Wird von dem falschen Mehltau Bremia lactucae befallen.
Cirsium, Kratzdistel
250-300 NHem; einjährige und ausdauernde Disteln mit einfachen bis fiederspaltigen, stachelrandigen und wechselständigen Blättern; Köpfchen einzeln, zu mehreren oder in gedrängten Gesamtinfloreszenzen; alle Blüten röhrig, zwittrig oder weiblich; Insektenbestäubung; Windverbreitung; von Carduus-Arten durch mehrreihige, fiederige Pappusstrahlen unterschieden; mit einem altgriechischen Pflanzennamen belegt.
Pilze: Der echte Mehltau Erysiphe mayorii kommt nur auf Cirsium-Arten (C. arvense, C. helenioides, C. palustre, C. vulgare) vor; dagegen haben Erysiphe cichoriacearum und Sphaerotheca fusca ein weites Wirtsspektrum. – Rostpilze mit Cirsium-Carex-Wirtswechsel und deren Rückbildungsformen können zum Formenkreis der Puccinia dioicae (P. cnici-oleracei, dioicae, caricis-frigidae, cirsii ∩ sempervirentis) zusammengefaßt werden. Kratzdisteln sind Wirte für den autoecischen (0, II, III) Rost Puccinia laschii. – In den Köpfchen kann der Brandpilz Thecaphora traillii Sporenlager entwickeln.
Ökologie von Cirsium, Kratzdistel
Tabelle 132: Cirsium-Arten, Kratzdistel und ihre bevorzugten Standorte:
In offenen und ruderalen Gesellschaften
Auf kalkhaltigen, trockenen Böden sonniger Magerwiesen C. acaule, stängellose Kratzdistel
Auf stickstoffreichen Böden sonnig-warmer Lagen C. eriophorum, Wollkratzdistel
Auf nähr- und stickstoffreichen Ruderalflächen C. vulgare, Kratzdistel
Auf nährstoffreichen, vernachlässigten Ackerflächen und ruderal C. arvense, Ackerkratzdistel
Auf feuchten bis nassen Böden
Auf feuchten bis trockenen Magerrasen und Streuwiesen C. tuberosum, knollige Kratzdistel
In Feuchtwiesen und Hochstaudenfluren der subalpinen Region C. helenioides, verschiedenblättrige Kratzdistel
In Naß- und Sumpfwiesen
Auf nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden von Wiesen und Auwäldern C. oleraceum, Kohlkratzdistel
In Feuchtwiesen, Sümpfen und Mooren C. palustre, Sumpfkratzdistel; C. rivulare, Bachkratzdistel
In nährstoffreichen (sub)alpinen Wiesen-, Weiden-, Geröll- und Lägerfluren C. spinosissimum, Alpenkratzdistel
Cirsium oleraceum, Kohlkratzdistel
(Abb. 466, 467) Auf nassen, nährstoffreichen und kalkhaltigen Böden von Naß- und Sumpfwiesen, Gräben und Ufern aller Höhenlagen außer der alpinen Stufe; Charakterart der Kohldistelwiese (Angelico sylvestris-Cirsietum oleracei). Wird von den falschen Mehltauen Albugo tragopogonis (Weißrost) und Bremia lactucae befallen.
Pilze: Haplontenwirt (0, I) von Puccinia dioicae (II, III: Carex davalliana, dioica), sowie Wirt des leptozyklischen (III) Rostes Puccinia cnici-oleracei und des Brandpilzes Thecaphora traillii.
Abb. 466: Cirisium oleraceum, Kohlkratzdistel. Tübingen, Hagelloch, 23.7.2008. Orig.
Abb. 467: Cirisium oleraceum x C. rivulare, Kohlkratzdistel x Bachkratzdistel. Oberjoch, Iseler, 17.7.1999. Orig.
Abb. 468: Cirsium palustre, Sumpfkratzdistel. Oberjoch, Iseler, 23.7.1979. Orig.
Cirsium palustre, Sumpfkratzdistel
(Abb. 468) Eu/As; auf nassen und meist nährstoffreichen Böden von Feuchtwiesen (Molinietalia), Quellhorizonten, Sümpfen und Mooren; von den Niederungen bis in die subalpine Stufe.
Pilze: Wird von den falschen Mehltaupilzen Albugo tragopogonis, Weißrost, und Bremia lactucae befallen. – Haplontenwirt (0, I) von Puccinia dioicae (II, III: Carex davalliana, dioica), sowie Wirt des Brandpilzes Thecaphora traillii.
Cirsium rivulare (C. salisburgense), Bachkratzdistel
(Abb. 469) M/O/SO-Eu/Ruß; auf durchnäßten bis anmoorigen, meist jeoch nährstoffreichen Böden von Naßwiesen, Sümpfen, Hangmooren und Ufervegetationen der kollinen, montanen und subalpinen Lagen; Charakterart der Bachdistelwiese (Cirsietum rivularis).
Pilze: Wird vom falschen Mehltau Albugo tragopogonis, Weißrost, befallen. – Haplontenwirt (0, I) von Puccinia caricis-frigidae (II, III: Carex frigida, fuliginosa?) und Puccinia dioicae (II, III: Carex davalliana, dioica).
Abb. 469: Cirsium rivulare, Bachkratzdistel. Oberjoch, Iseler, 5.7.2010. Orig.
Abb. 470: Cirsium tuberosum, knollige Kratzdistel. Oberallgäu, Weißensee, 13.5.2012. Orig.
Cirsium tuberosum, knollige Kratzdistel
(Abb. 470) Auf nassen, oft auch kalkhaltigen Böden von Feuchtwiesen, Flachmooren und Quellhorizonten; von den Niederungen bis in den subalpinen Bereich.
Pilze: Haplontenwirt (0, I) von Puccinia dioicae (II, III: Carex davalliana, dioica).
Eupatorium, Wasserdost
38 O-NAm/As/Eu (im weiteren Sinne ca. 500 bes. neotrop); Stauden mit gegenständigen Blättern und wenigblütigen Köpfchen in doldigen Rispen; Hüllen zylindrisch, mit dachziegelartig angeordneten Hüllblättern; Köpfchenboden flach, ohne Spreublätter; Blüten zwittrig; Kronen röhrig, rötlich bis blau; Achänen 5kantig mit weißborstigen Pappi; Insektenbestäubung; Windverbreitung; möglicherweise nach König Mithridates Eupator (+ 63 v.Chr.) benannt, der den Wasserdost gegen Leberleiden verwendet haben soll. Asteraceae, Asterales.
Pilze: Wird von dem falschen Mehltau Plasmopara halstedii befallen. – Wirte für die echten Mehltaue Erysiphe cichoriacearum und Sphaerotheca fusca.
Abb. 471: Teil des Blütenstandes von Eupatorium cannabinum, Wasserhanf, mit einzelnen, wenigblütigen Köpfchen. Bad Reichenhall, 16.7.2006, Orig.
Eupatorium cannabinum, Wasserhanf
(Abb. 471) Eu/NAf/WAs/W-Sib; auf feuchten bis nassen, lehmigen, meist kalkhaltigen Böden in Wäldern, an Waldrändern, Ufern und in halbschattigen Naßwiesen der niederen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Wasserdost-Hochstaudenflur (Eupatorietum cannabini).
Lapsana, Rainkohl
9 Eu/As; Stauden mit aufrechten, beblätterten und vielköpfigen Stängeln; Blätter einfach bis buchtig eingeschnitten; Hüllblätter 2reihig; Körbchen ohne Spreublätter, nur mit hellgelben, vormittags geöffneten Zungenblüten.
Abb. 472: Teilblütenstand von Lapsana communis, Rainkohl. TüBG, 17.8.1992. Orig.
Insektenbestäubung; Achänen spindelig, ohne Pappi; mit einem griechischen Pflanzennamen benannt. Asteraceae, Asterales.
Pilze: Wird von dem spezifischen falschen Mehltau Bremia lampsanae befallen. – Die weit verbreiteten echten Mehltaue Erysiphe cichoriacearum und Sphaerotheca fusca gehen auch auf Lapsana über. – Wirt für den autoecischen (0, I, II, III) Rost Puccinia lapsanae und die heteroecischen Roste Coleosporium sonchi (0, I: Pinus; II, III: Cicerbita, Lapsana, Lactuca, Mycelis, Sonchus) und Puccinia opizii (0, I; Dikaryophase auf Carex muricata s.l.).
Lapsana communis, Rainkohl
(Abb. 472) Eu/NAf/WAs, NO-NAm eingeb; häufig in halbschattigen, mäßig feuchten, nährstoffreichen, gestörten Vegetationen von Auwäldern, Wald- und Gebüschrändern, Schutt- und Ruderalplätzen, Äckern und Gärten der tiefen und mittleren Höhenlagen; Charakterart der Knoblauchrauken-Gesellschaft (Alliarion).
Auwälder und Ufervegetationen
● dynamische Vegetationseinheiten in nicht bewaldeten und sporadisch überfluteteten Teilen
● hoher ECM-Arten Anteil in temporären Schlußgesellschaften
● durch Regulierung von Fließgewässern im Artenbestand massiv beeinflußt